Kapitel 16-

Er fuhr sich durch die Haare. „Na was wohl?"

„Immer noch diese Dana?"

„Leider." Er verzog das Gesicht und verschränkte die Arme wieder vor der Brust.

Anna legte einen Arm um ihn. „Das ist auch eine Bitch, die hat dann ja bei uns gesessen."

„Bitch ist noch untertrieben."

„Niklas sagte ihr hattet etwas miteinander?"

„Kann man so nennen. Obwohl für sie ging es ja nur um Sex."

„Autsch!" Anna legte tröstend den Kopf an seine Schulter.

Paul ließ die Schultern sinken. „Hätte ich mir auch denken können. So persönliche Fragen hat sie nie gestellt und war immer ziemlich schnell weg."

„Dann sind wir wohl zwei unglückliche Seelen." Anna lachte auf und löste sich von ihm um ihm spielerisch auf den Oberarm zu boxen.

„Hat sich das nicht deinem Ex geklärt?"

„Kann man so nennen. Er glaubt jetzt jeden Falls, dass wir zusammen sind."

„Sind wir nicht?" Ein freches Grinsen schlich sich auf Pauls Lippen.

Anna musste kichern und hob den Kopf von seiner Schulter. „Ach Schatz, wie konnte ich das nur vergessen!"

„Ich kotze gleich!"

„Wieso denn, Liebling? Immer tust du so als wärst du allergisch gegen Romantik." Anna grinste von einem Ohr zum Anderen.

Paul legte den Kopf in den Nacken und blickte in den Sternenhimmel über ihnen. So klar hatte er die Sterne schon lange nicht mehr gesehen. „Vielleicht bin ich das ja. Vielleicht wollte Dana mich deswegen nicht."

„Dana wollte ich nicht, weil sie blöd ist." Anna lehnte sich ebenfalls zurück und die Schaukel schwang leicht hin und her.

Paul seufzte und wollte den Mund auf machen, aber Anna ließ ihn nicht zu Wort kommen.

„Paulchen, sag was du willst, aber diese Frau ist eine Ausgeburt des Bösen und ich möchte dich beglückwünschen heute nicht schwach geworden zu sein. So eine hast du doch gar nicht nötig. Auf Partys hast du ja nie Probleme wen zu finden."

„Das ist was anderes. Ich dachte echt- keine Ahnung was ich dachte, aber Dana war für mich immer das nonplus Ultra. Es gab nie wirklich eine Andere für mich von Bedeutung. Diese Partyaufrisse waren bloß Trostpflaster."

Anna legte einen Arm um ihn und zog seinen Kopf auf ihre Schulter. „Warum hast du bloß dein Herz an so eine dumme Kuh gehängt? Gab es nichts nettes?"

„Nee, glaube nicht. Wir waren sechzehn, lebten für denselben Sport und war ja am Anfang auch schön. Was soll das auch heißen? Was nettes. Definiere nett."

Anna musste kichern. „Na sowas wie Leah?"

„Du meinst, außer ihren Problemen total langweilig und eigentlich ständig verunsichert? Nee, lass mal!"

„Komm die beiden sind so langweilig. Das hat sich gesucht und gefunden."

„Hast du Niklas Ex mitbekommen?"

„Ja, leider. Absolut komische Trulla."

„Ich sag's dir! Und anstrengend! Die hat so ein Drama gemacht, als wir mal beim Krafttraining länger am Club geblieben sind, weil wir mit Bene noch die vorangegangene Trainingswoche auswerten mussten. Kann man sich auch nicht ausdenken, lacht sich einen Sportler an und heult dann rum wenn er keine Zeit hat, weil er Training hat."

„Gut, dann ist Leah absolut ein Upgrade."

„Auch wenn ich am Anfang kein Fan war, muss ich sagen passt einfach besser. Manchmal bin ich schon etwas neidisch. Ich meine die kümmert sich, alleine wie sie gestern noch Elektrolyte runtergebracht hat. Aber dann denke ich mir auch wieder so nee. Die sind so spießig."

Anna nickte. „Oh ja! An denen ist nichts spannend. Das ist so ein Paar, da weiß man einfach was als nächstes kommt. Die machen beide ihren Abschluss, ziehen in irgendeine Vorstadt, heiraten, kaufen einen Hund und haben mindestens zwei Kinder. Spannender wird es nicht."

„Oh mein Gott! Ich sehe es quasi bildlich vor mir!" Paul fuhr sich mit den Händen übers Gesicht und lachte. „Golden Retriever!"

„Nee, komm da sind sie dann doch etwas mehr Rock nRoll. Ich sage es wird ein Cocker Spaniel."

„Auf jeden Fall spießig!"

„Darauf kannst du dich verwetten!"

„So lange sie glücklich sind. Ich weiß nur ich werde in derselben Gegend mein Glück versuchen."

„Warum das denn?"

„Wir rudern immer noch Doppel. Wo Niklas hingeht, gehe ich auch hin."

Anna knuffte ihn in die Seite. „Euch gibt es wohl nur im Doppelpack. Pass auf dass Leah nicht eifersüchtig wird."

„Lustig! Anna, wirklich!"

„Ich meine ja nur. Ist doch bestimmt nicht immer einfach, oder?"

Paul zuckte mit den Schultern. „Wir sind ein Team seit wir vierzehn Jahre alt waren. Wir gehen seit zehn Jahren fast jeden Schritt zusammen. Da kannst du ausrechnen wie leicht das ist."

„Nee, lass mal. Auf Mathe habe ich gerade keinen Bock!"

„Auch Unistress?"

„Geht eigentlich. Nur mal wieder so eine Phase in der ich keine wirkliche Lust hab. Ich muss noch ein Designprojekt abgeben und irgendwie fehlt die Inspiration."

„Kreativität lässt sich kontrolliert triggern. Gibt es etwas was du immer machst, wenn du kreativ arbeitest?"

Anna verspannte sich und schob ihn von sich um ihn verwirr anzusehen. „Paulchen, seit wann gibst du sinnvolles von dir?"

„Mein Leben lang?"

„Das war das Klügste was ich bisher von dir gehört habe."

Paul seufzte. „Unsere Gespräche sind auch selten tiefsinnig."

„Du hast mehr Tiefgang, als ein Ruderboot? Ich fresse einen Besen." Pha! Dann sollte sie schon mal nach einem suchen!

„Ich werde dich dran erinnern. Hab gehört wenn man Besen kleinschneidet und mit Salz serviert sind sie sogar genießbar:"

Anna boxte ihn wieder gegen die Schulter. „Spinner!"

Paul lachte nur und schwang sich von der Schaukel, die darufhin etwas heftiger hin und her schwankte. „Gute Nacht, Spinnerin. Wir sehen uns morgen. Ich versuche jetzt noch mal zu schlafen."

„Gute Nacht, du Arsch!"

Immer noch grinsend öffnete Paul die Eingangstür und schlüpfte in den Flur. William schlief immer noch auf dem Stuhl im Flur und zuckte nicht mal zusammen als Paul an ihm vorbei schlich.

Auch wenn es nur kurz gewesen war, hatte es gut getan mal mit allen draußen zu sitzen und vor allem das Gespräch mit Anna hatte ihm etwas die Augen geöffnet. Sie sollten öfter reden. So unähnlich waren sie sich nicht.

Kaum dass er durch seine Zimmertür war ließ er sich auf das schmale Bett fallen. Das zweite Bett im Raum war natürlich leer. William hatte sich neben ihm einquartiert um ein Auge auf ihn zu haben. Erst hatte er sich ein Zimmer mit Niklas teilen wollen, aber dann war William eingeschritten und hatte beschlossen, dass Niklas das Einzelzimmer bekam. Unfair!

Wobei so hatte Paul auch fast ein Einzelzimmer. Er sollte wohl mal William wecken und dann selbst ins Bett gehen. Es würde falsch anfühlen den Trainer die ganze Nacht auf dem Flur schalfen zu lassen. 

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