Kapitel 12- Frühstück
Paul streckte sich und gähnte.
„Wie wärs mal mit Schlafen?", zog Niklas ihn grinsend auf und griff nach seinem Wasserglas.
„Bäh. Du hast mich um sechs aus dem Bett geschmissen, zum Laufen gehen. Leah, nimm ihn bitte heute Abend mit in dein Bett, dann kommt er vielleicht nicht auf so dumme Ideen."
Leah lief sichtlich rot an.
„Paulchen, hier sind Kinder. Gehörst du gefühlt auch dazu, aber du bist so acht Jahre älter als die pubertierenden Jungs hier." Anna sah von ihrem Brötchen auf. „Was isst du da eigentlich?"
„Frag Niklas." Paul schenkte ihm einen genervten Blick und schob sich widerwillig einen Löffel dieser lauwarmen Matsche in den Mund.
„Niki?"
„Haferbrei mit Erdbeeren und Himbeeren. Da sich unser Superheld hier ja seinen Magen so verletzt hat."
„Hab...", wollte Paul gerade protestieren, da schnitt Leah ihm das Wort ab.
„Klingt nicht so schlimm."
„Paul, stellt sich auch mal wieder an." Anna seufzte und biss in ihr Brötchen. Das hätte
Paul viel lieber. Ein Brötchen mit etwas von dem Krabbensalat, der ihn nur so vom Büfett anlächelte.
„Ich weiß auch nicht, wie mir das helfen soll. Wer hat dir das überhaupt aufgetragen?" Paul ließ seinen Löffel platschend in den Haferbrei fallen.
Niklas rollte mit den Augen und stellte sein Glas zurück auf den Tisch. „Der Schleim im Hafer hilft deiner Magenschleimhaut sich nach dem ganzen Kotzen der letzten Tage zu regenerieren und das Vitamin C aus den Beeren hilft dir, das Eisen aus den Haferflocken zu verwerten. Dank deiner Schwester und deiner Mutter."
„Scheiß Schwester die Arzt wird, scheißt Ernährungsberaterin Mutter.", grummelte Paul und schob sich tatsächlich den zweiten Löffel in den Mund. „Und was wenn ich das auch auskotze?"
„Paul, wir sind alle am Essen. Muss das sein?" Anna ließ ihr Messer auf ihren Teller fallen.
„Schon gut."
„Warum habt ihr nur beide so schlechte Laune. Gestern war die Stimmung zwischen euch doch echt gut?" Leah sah verwirrt zwischen Paul und Niklas hin und her.
„Kinkski und seine feministischen Teufel kommen uns heute besuchen." Alleine bei dem Gedanken an Bene, Franka und leider auch Dana sank Pauls Laune nur noch mehr gen Keller.
Leah sah verwirrt zu Niklas.
„Bene, Dana und Franka."
„Oh. Anna machen wir irgendetwas schönes?"
„Nichts da! Ihr rudert vorher! Wir müssen hier alle leiden" beschloss Niklas kurzerhand und erntete einen tödlichen Blick von beiden Mädchen. „Ihr dürft es euch aussuchen. Einer oder Doppel."
„Doppel, du Spinner!" Anna hatte jetzt anscheinend auch schlechte Laune, obwohl sie noch vor zehn Minuten von den gestrigen Fotos geschwärmt hatte.
Leah zuckte bloß mit den Schultern und biss in eine der Erdbeeren, die sie sich nur so auf den Teller gehäuft hatte.
„Los kommt, noch zehn!" Niklas Stimme hörte man deutlich über die ganze Strecke, obwohl er auf dem Fahrrad nebenher fuhr.
Paul stand mit hängenden Schultern auf dem Steg und sah den Mädels dabei zu, wie sie sich abrackerten. Kraftvoll war davon nichts. Alles erinnerte eher an den verzweifelten Versuch nicht abzusaufen und auch ja Niklas Tempo mitzuhalten. Er sollte echt weniger radfahren. Kurz hatte Paul etwas Mitleid.
„Leah, konzentrier dich! Das kannst du besser! Anna, Rücken grade."
Da hatte es sich mit dem Mitleid und Paul empfand fast so etwas wie Schadenfreude.
„Wo ist Niklas?", ertönte es da hinter ihm. Diese Grabesstimme gehörte eindeutig seinem persönlichen Schrecken. Bene.
„Trainiert die Mädels da, ist aber so gut wie hier."
„Mhm", machte Bene und sein missfallender Blick zeigte deutlich, dass er von Niklas Bemühungen nicht viel hielt. „Sind beide nichts."
„Runder noch nicht lange. Die eins seit zwei Jahren und die zwei seit einem halben Jahr."
„Heißt nichts. Habe schon Bessere gesehen."
Hatte Paul auch, aber sie waren nun mal keine Wettkampfruderinnen und schlugen sich dafür ganz okay. Bene war einfach nur ein Arsch.
„Ist Niklas auch da?" Dana Stimme ließ ihm einen Schauer über den Rücken laufen und wie elektrisierte seinen Blick auf dem Boot halten.
„Trainiert, diese Anfänger da." Konnte man auch freundlicher sagen, aber was hatte er von Bene erwartet.
„Oh, seine kleine Novizin. Die hat sich aber gemacht!" Na wenigstens Dana hatte ein freundliches Wort übrig.
„Finde ich auch und die Andere braucht nur mal etwas Techniktraining, dann geht die auch fit." Franka war also auch da. Seine liebste Kampflesbe, die eigentlich keine war. Aber Franka hatte einfach so einen Vibe.
„Mhm," machte Bene wieder unzufrieden. „Ich hoffe ihr habt trainiert Jungs. Die Mädels sind in Bestform."
Wer wenn nicht Dana und Franka. Die klebten aneinander und sahen ihr Krafttraining bestimmt als feministisches Kampftraining. Dabei konnte Dana auch anders sein. Richtig lieb und auch sanft sein.
Bevor er noch wehmütig werden konnte, musste er einem Skull ausweichen, des gerade anlandenden Doppels.
„Sorry!" Leah sah ihn aus großen Augen an und war etwas rot im Gesicht.
Paul ging ganz gentlemanlike in die Knie und hielt das Boot fest, während die Mädels ihre Skulls ausschraubten.
„Uh, da ist ja unser Romeo", hörte er Dana rufen.
„Dana, halt einfach die Klappe. Du kannst so nett sein, wenn du willst. Warum gibst du dir nicht mehr Mühe." Niklas schmiss sein Fahrrad geräuschvoll in das hohe Gras neben der Gastro des Ruderclubs.
„Ich fand mich witzig."
„Lacht hier irgendwer?"
„Ihr habt ja auch alle keinen Humor."
Niklas stöhnte genervt auf. „Paul, hebst du das Doppel eben mit raus. Ums sauber machen können die Mädels sich auch alleine kümmern."
„Süß tragt ihr den Süßen jetzt das Boot hinterher. Wo bekomme ich so einen Service?" Franka hatte jetzt also auch etwas zu fressen gefunden. Aasgeier. Alle beide!
Kaum dass Niklas neben ihm stand, hoben sie routiniert das Doppel aus dem Wasser und trugen es zu den Auflegern unweit vom Steg vor dem Bootshaus.
„Danke." Leah lächelte ihn freundlich an und blieb dann vor Niklas stehen. „Lass dich nicht ärgern, ja?"
Paul rollte mit den Augen, als Leah Niklas küsste. Konnten die sowas nicht auf ihre Zeit zu zweit verschieben?
Anna nickte ihm zu. „Verstehe ich auch nicht! Danke fürs Hinterhertragen."
„Wo sind die Umkleiden?", flötete da Dana hinter ihnen.
„Wenn du uns einen Moment gibst, dann nehmen wir euch mit. Die Jungs entladen euch doch bestimmt gerne euer Boot, sobald unseres weg ist." Paul könnte Anna für diese Idee töten und auch Niklas sah alles andere als erfreut aus.
„Klar." Franka strahlte natürlich über das ganze Gesicht. Dumme Schnepfen. „Was macht eigentlich Amelie? Hab sie schon lange nicht mehr auf Wettkampf gesehen."
„Hat aufgehört." Über seine Schwester wollte Paul, nachdem er ihren Geburtstag ruiniert hatte und sie seitdem alle seine Nachrichten ignorierte nicht wirklich reden.
„Schade. Sie war ja die Einzige aus eurer Familie, die was drauf hat", stichelte Dana sofort mit einem verführerischen Lächeln. Wie er diese Lippen hasste, die immer so süß schmeckten und ihn dumme Sachen sagen ließen, wenn sie ihm zu nahe kamen.
Das Training war der Horror. Nur mit Ach und Krach hatten sie sich gegen die beiden Hexen behaupten können und dabei beinahe unmenschliche Kraft aufgebracht, um auch ja immer schneller als sie zu sein. Niemals würde sie sich diese Blöße geben.
Das Boot war aus dem Wasser. Die Kinder machten sich fertig, um mit William eine Trainingseinheit zu starten, und durch das Gewusel kam Dana auf ihn zu.
Wortlos ließ sie sich neben ihn auf die Bank vor dem Bootshaus fallen und zog die Beine an, die nun in weiteren schwarzen Sportshorts steckten. „Bist du sauer?"
„Sollte ich?"
„Nö, deswegen frage ich ja."
„Ist Franka nicht bei dir?"
„Sitzt bei Niklas und seiner kleinen Novizin. Diese Anna, ist auch dabei. Die hasst mich, glaube ich."
„Kann ich gar nicht nachvollziehen."
„Ach Pauli." Ihre Stimme strich zärtlich über etwas tief in seinem Inneren. „Wollen wir vielleicht woanders reden?"
„Keine Ahnung." Bitte, schrie diese Stimme in ihm. Er wollte mit ihr woanders hin. Sie in seinen Armen halten und in ihrem Geruch nach Orangen und Sandelholz versinken. Gott, er vermisste sie und es schmerzte, ihn gerade nicht alleine mit ihr zu sein. Sein Verstand sagte, aber er dürfe nicht gehen, sonst würde er nur wieder etwas Dummes machen.
„Komm." Dana stand auf und hielt ihm die Hand hin.
Er zögerte.
„Nun, komm schon, Pauli." Sie strich sich mit der freien Hand die langen blonden Haare nach hinten. „Ich beiße auch nur, wenn du das willst." Ihr Lächeln passte nicht zu dem, was sie da gerade gesagt hatte. Es war zu süß.
Tief atmete er ein und ergriff ihre Hand.
Immer noch zuckersüß lächelnd zog sie ihn hinter sich her zu einem kleinen Wäldchen hinter dem Ruderclub. „Du wirst es nicht bereuen."
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