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eighteen years ago:

Gelangweilt liege ich auf der Wiese und schaue den bunten Blättern dabei zu, wie sie durch die Luft geweht werden. Sie scheinen mit dem Wind zu tanzen.

Fast wie die Schmetterlinge im Sommer.

Mittlerweile ist es schon zu kalt für sie, die meisten bereiten sich vermutlich schon auf den Winter vor und können mich deswegen nicht mehr besuchen kommen. Aber ich weiß, dass ich sie im Frühling wieder sehen werde, also ist das okay.

Ich starre weiter in den Himmel. Es regnet bestimmt bald, der Himmel ist mit dicken, dunklen Wolken verhangen.

Wenn Oma mich hier sehen könnte, würde sie bestimmt mit mir schimpfen. Sie macht sich immer Sorgen, dass ich krank werden könnte. Und ich muss sagen, der Boden ist wirklich sehr kalt, aber ich trage Jins dicken Mantel und der hat Zauberkräfte. Mit dem kann ich gar nicht krank werden.

Er ist mir ein bisschen zu groß... Okay ein bisschen ist ziemlich untertrieben, aber er ist so schön bequem und er richt nach meiner Familie. Jin ist er sowieso schon seit Jahren zu klein und er hat mir versprochen, dass ich ihn bekomme sobald er mir passt.

Bis dahin hängt er bei Oma und Opa im Schrank, weil Papa nicht unnötig viele Klamotten bei uns Zuhause haben möchte. Er regt sich schon regelmäßig über Jins Chaos auf, deshalb haben wir beide einen Teil unserer Sachen bei Oma und Opa einquartiert.

Ich übernachte sowieso regelmäßig hier wenn Papa auf Geschäftsreise ist und Jin länger arbeiten muss. Und auch tagsüber bin ich meistens hier. Unser Chauffeur fährt mich mittlerweile schon ohne zu fragen direkt zu Oma und Opa. Zum Glück wohnen sie nicht so weit von uns entfernt. Unser Haus ist im selben kleinen Vorort von Daegu, nur auf der jeweils anderen Seite, mit dem Auto dauert es nur etwa 10 Minuten.

Ein Blatt flattert direkt über mir und ich strecke meine Hand danach aus, als hinter mir eine Stimme erklingt.

"Hey Kleiner, steh mal lieber auf bevor du dich erkältest."

Überrascht setze ich mich hin und drehe mich zu der Stimme um.

Ein Junge steht im Nachbargarten auf der anderen Seite des Zauns und schaut mich an. Er trägt eine dunkle Jeans und eine schwarze Lederjacke über einem gestreiften Pulli und eigentlich sieht es eher aus, als würde er bald krank werden, wenn er noch länger hier draußen bleibt. Die Jacke sieht immerhin nicht sehr warm aus.

Unter seiner dunklen Mütze ragen bunte Haarsträhnen hervor. Mintgrün. Meine Lieblingsfarbe.

Ich wusste bis heute nicht, dass man solche Haare haben kann. Aber ich finde es unglaublich schön. Ich möchte auch so schöne Haare haben, wie der Junge.

Er ist bestimmt ein paar Jahre älter als ich, aber er sieht gar nicht so viel größer aus. Trotzdem wirkt er schon viel... erwachsener und reifer.
Seine Gesichtszüge sind weich, freundlich, obwohl er irgendwie sehr kalt schaut und seine Stirn runzelt. Aber davon lasse ich mich nicht verunsichern, ich schaue ihn weiter neugierig an.

Ich bin mir sicher, dass sein Lächeln wunderschön ist. Manchen Leuten sieht man das einfach an. Aber er scheint wohl niemand zu sein, der viel lacht.

Vielleicht kann ich ihn ja zum Lachen bringen.

Bestimmt würde er lächelnd ganz anders aussehen. Nicht so abweisend und verschlossen. Aber immerhin hat er mich von sich aus angesprochen, das heißt doch schonmal was. Bestimmt ist mein erster Eindruck von ihm falsch.

Jin sagt, man solle Menschen nie auf den ersten Blick beurteilen. Man könne nicht auf Anhieb sehen, was eine Person ausmacht und der erste Eindruck kann häufig täuschen.

Ich versuche, mich von dem Gesichtsausdruck des Jungen nicht beeinflussen zu lassen, aber ich kann nicht leugnen, dass mich sein ausdrucksloser Blick ziemlich einschüchtert.

"Hast du vor, mich noch länger anzustarren?", dringt in diesem Moment wieder die tiefe, raue Stimme des Jungen an mein Ohr.

"Dann steht wenigstens auf."

Mit diesen Worten dreht er sich um und geht auf das Nachbarhaus zu.

Will er einfach so gehen? Wir haben uns doch gerade erst kennen gelernt! Ich muss doch mehr von ihm wissen, damit ich herausfinden kann, was ihn ausmacht. Ich muss mehr von ihm sehen als nur den kalten Blick. Ich will unvoreingenommen sein.

"Hey warte mal."

Er dreht sich überrascht zu mir um und zieht lässig seine Augenbraue hoch.

"Was ist Kleiner?"

Irgendwie mag ich, dass er mich so nennt. Es ist ein bisschen so wie Jin, wenn er mich Baby nennt. Ich fühle mich beschützt. Obwohl die Stimme des Jungen ein wenig abfällig klingt. Aber er meint das bestimmt nicht so.

Ich erhebe mich langsam und klopfe Jins Mantel sauber. Dann kuschel ich mich enger in den viel zu großen Stoff und frage zögerlich: "Hast du Lust, was mit mir zu machen? Wir könnten auf den Spielplatz gehen."

Ist das ein ganz ganz kleines Lächeln auf seinem Gesicht?

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