Kapitel 9
"Easier" - Jacob Lee
https://youtu.be/izETQDFPQZc
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Gut gelaunt betätigte ich die Klingel neben Taes Namen.
"Ja?", drang seine raue Stimme kurz darauf aus der Fernsprechanlage.
Ihr bloßer Klang sorgte dafür, dass meine Vorfreude sich noch mehr steigerte.
"Pizzaservice~", säuselte ich scherzhaft.
Als kurz darauf das Surren der Eingangstür erklang, öffnete ich diese.
Kaum schlossen die Türen des Fahrstuhls sich vor meinen Augen, spürte ich das inzwischen angenehm vertraute Kribbeln in meiner Magengegend.
Seit meinem letzten Besuch bei Tae waren inzwischen etwa drei Wochen vergangen.
In diesen drei Wochen war es spürbar gewesen, wie sehr Tae sich anfangs zurückgehalten hatte.
Nachdem ich ihm bestätigt hatte, dass er nach Belieben Termine bei mir machen durfte, hatte er mich pro Woche mindestens zweimal zu sich bestellt.
Nicht wie zuvor spontan, sondern immer bereits zu Beginn der Woche.
Auch wenn ich nicht wusste, was Tae arbeitete, hatte ich so ein Gefühl, dass er immer dann anrief, wenn er seinen Dienstplan erhalten hatte.
Natürlich hatte ich nichts gegen die bessere Planbarkeit.
Ganz davon abgesehen, dass ich mich sehr regelmäßig dabei erwischte, wie sehr ich mich auf die Termine bei dem Dunkelhaarigen freute.
Das große Apartment...
Das nach Lavendel duftende Bett mit Lichterkette...
Der traumhafte Ausblick im Schlafzimmer...
Es fühlte sich an, wie eine glitzernde Traumwelt, wenn ich bei Tae war.
Eine Traumwelt, die eine unfassbar entspannende Wirkung auf mich entfaltete.
Die letzten Male hatte ich mich beherrschen müssen, nach der Gute Nacht Geschichte nicht selbst einzuschlafen.
Besonders wenn der Tag im Café anstrengend gewesen war, wirkte Tae fast schon verführerisch, wie er in seinem Bett lag.
Ruhig...friedlich...
Kuschelig.
Ich war sehr stolz auf meine Widerstandskräfte.
Auch wenn es durchaus vorkam, war es nicht unbedingt üblich, bei Kunden zu übernachten.
Wenn nicht ausdrücklich danach verlangt und ein entsprechender Aufschlag gezahlt wurde, waren wir eigentlich dazu angehalten, es aus Sicherheitsgründen nicht zu tun.
Nicht, dass diese mich bei Tae besonders tangierten...
Ich wusste, dass er nicht gefährlich war.
Ebenso, dass er das zwischen uns nicht missinterpretierte.
Trotzdem hatte er mich bisher nie darum gebeten, bei ihm zu übernachten.
So wie er versuchte, meine Grenzen zu achten, hatte ich fest vor, es auch bei ihm zu tun.
Entsprechend würde ich weiterhin mein Bestes geben, meinem Schlafbedürfnis zu widerstehen.
Ganz egal wie schwer er es mir manchmal machte...
Auf Taes Etage angekommen, zuckten meine Mundwinkel ganz von alleine nach oben.
Wie immer, wenn ich aus dem Fahrstuhl trat, stand die betreffende Wohnungstür bereits offen.
Im Türrahmen dieser wunderschöne Mensch...
Ich war jedes Mal, wenn ich herkam, aufs Neue überrascht.
Als wäre mein Gehirn nicht in der Lage, sich ein paar Tage lang zu merken, wie umwerfend Tae aussah.
Noch mehr, weil die dunklen Schatten unter seinen Augen sich in den letzten Wochen immer mehr zurückgezogen hatten.
Je öfter ich hier war, desto schwächer wurden sie.
Mir selbst zuliebe hinterfragte ich die Massen an Glücksgefühlen nicht, die diese Tatsache in mir auslöste.
"Hey~", begrüßte ich den Dunkelhaarigen, als ich bei ihm angekommen war.
Dieser kicherte.
"Du weißt, dass der Pizza-Witz nicht lustiger wird, je öfter du ihn machst?", fragte er, während er zur Seite trat, um mir Platz zu machen.
Ich grinste.
"Nicht?", wollte ich amüsiert wissen.
"Und ich dachte, ich wäre etwas großem auf der Spur~", säuselte ich, während ich eintrat.
Mein Herz machte einen kleinen Sprung, als Taes Lachen hinter mir erklang.
Ich mochte es, ihm dieses Geräusch zu entlocken.
"Der großen Erkenntnis, wie man Leuten Lust auf Pizza macht?", trieb er den Spaß etwas weiter, während er mir hinterher lief.
Ganz selbstverständlich steuerten wir zuerst die Küche an.
Belustigt zuckten meine Schultern.
In den letzten Wochen war Taes Humor immer mehr zum Vorschein gekommen.
Eine Seite von ihm, die sich nicht ständig stotternd entschuldigte.
Eine lockere Seite.
Sie gefiel mir...
"Ich bin sicher, Marketing-Firmen würden ein Vermögen dafür zahlen.", scherzte ich, während ich mich auf einen der Barhocker an der Kücheninsel sinken ließ.
Seit es einmal vorgekommen war, hatte Tae angefangen, immer Tee vorzubereiten, wenn ich vorbei kam.
Er sagte, es half ihm beim Schlafen.
Unausgesprochen war uns wohl auch beiden klar, dass es ihn einfach glücklich machte, seine Tee-Leidenschaft an jemandem ausleben zu können.
Bei jedem anderen Kunden würden solche Anwandlungen mich dazu bringen, zurückzurudern.
Nicht jedoch bei dem Menschen, der darauf bestanden hatte, mich fürs Vorlesen zu vergüten.
Die Alarmsirenen in meinem Kopf waren seit diesem Gespräch vollständig verstummt.
"Was gibt es heute?", fragte ich deshalb, als Tae mir meine Tasse zuschob.
Bis eben hatte er noch so süß gelacht...
Anschließend hatten seine Augen mich einen Moment lang angeglitzert, bevor ihm wieder eingefallen zu sein schien, warum wir in der Küche waren.
Wie immer, wenn ich Interesse bekundete, glänzten die Seelenspiegel meines Gegenübers gleich noch mehr.
Ohne dass es einer weiteren Bitte bedurft hätte, holte er die Verpackung von dem Tee hervor und fing an, mir etwas über die enthaltenen Kräuter zu erzählen.
Er hatte sich endlich an eine Sorte herangetraut, die Schmetterlingserbsen-Blüten enthielt.
Ich staunte nicht schlecht, als er mich darauf hinwies, dass der Tee in meiner Tasse tatsächlich blau wurde.
Nicht mal im Café verkauften wir solche ausgefallenen Sorten.
Selbstverständlich enthielt der Tee auch eine Note Lavendel.
Tae schien fest an dessen schlaffördernde Wirkung zu glauben.
Ich konnte das Gewächs schon gar nicht mehr riechen, ohne an ihn zu denken.
Mit einem Lächeln auf den Lippen hörte ich Tae bei seinen Schwärmereien zu.
Natürlich bestätigte ich, dass blauer Tee ziemlich cool war.
Davon abgesehen freute ich mich, dass es so einfach war, Gespräche mit Tae zu führen, die nichts mit dem Privatleben zu tun hatten.
Smalltalk mit Kunden aufzubauen, wenn man sie nicht nach ihrem Tag fragen konnte, war manchmal etwas schwierig.
So wie Tae sich bei unserem ersten Aufeinandertreffen benommen hatte, hatte ich nicht erwartet, dass es ausgerechnet mit ihm zu unkompliziert sein würde.
So leicht.
Doch tatsächlich war es so...
Je öfter ich bei ihm war, desto wolkiger fühlte unser Umgang sich an.
"Bist du langsam müde?", fragte ich, nachdem ich beobachtet hatte, dass Taes Augenlider während unseres Gesprächs mehrfach nach unten geklappt waren.
Er schien sich schwer wach halten zu können.
Etwas erschöpft nickte mein Gegenüber.
"Auf der Arbeit war viel los...", versuchte er mir seinen Zustand kurz zu erklären.
Ich lächelte ein wenig.
"Wir können hoch gehen, wenn du möchtest.", sagte ich, während ich Tae zeigte, dass meine Tasse inzwischen leer war.
"Sonst komme ich wieder nicht zum Vorlesen.", fügte ich zwinkernd hinzu.
Tatsächlich war es in den letzten Wochen mehr als einmal vorgekommen, dass Tae einfach eingeschlafen war, sobald er sich an mich gekuschelt hatte.
Ich deutete es als Zeichen seiner Erschöpfung.
Gleichzeitig freute ich mich, dass ich ihm genug Entspannung schenken konnte, um seinen Ausruh-Bedürfnissen nachzugeben.
So fertig, wie er meistens von der Arbeit wirkte, wollte ich mir gar nicht vorstellen, dass er eigentlich Schlafprobleme hatte.
Wenn ich da war, schien es ihm so leicht zu fallen...
Ich traute mich nicht, zu fragen, wie es an den anderen Tagen war.
So sehr, wie ich mich freute, wenn Tae schlafen konnte, war es wahrscheinlich besser, es nicht zu wissen...
Mein Gegenüber schmunzelte über meinen Kommentar, bevor ihm ein kleines Gähnen entfuhr.
"Ich kann doch nichts dafür, wenn deine bloße Anwesenheit einschläfernd wirkt.", scherzte er.
Dabei lag ein durch und durch süßes Lächeln auf seinen Lippen.
Ich kicherte über diese Kreuzung aus einem Kompliment und einer Beleidigung.
Anschließend nickte ich in Richtung der Treppe.
Dass Tae diesem wortlosen Signal einfach folgte, ließ meine Mundwinkel noch weiter nach oben zucken.
Ich mochte, wie locker es jetzt zwischen uns war.
Wie schön es sich anfühlte...
Oben angekommen bog Tae direkt ins Badezimmer ab, während ich schonmal ins Schlafzimmer ging.
Ich spürte einen Hauch Ruhe in meinem Herzen, als ich den gewohnten Anblick vorfand.
Das goldene Licht, das sowohl von der Lichterkette, als auch durch die Pariser Skyline in den Raum drang...
Lavendel...
Taes Schlafbereich strahlte pure Gemütlichkeit aus.
Ganz von selbst schlich sich ein kleines Lächeln auf meine Lippen, als ich auf dem Bett Platz nahm.
Während ich auf Tae wartete, griff ich mir den Wälzer, der inzwischen immer schon auf seinem Nachttisch lag.
Da ich "schlau" genug gewesen war, Lupins Fälle nicht der Reihe nach vorzulesen, musste ich inzwischen immer eine Weile suchen, um einen zu finden, den ich noch nicht kannte.
Tae war es nach wie vor egal, was ich auswählte.
Viel mehr schien er sich zu freuen, dass er meine Begeisterung für diese Geschichten hatte wecken können.
Als ich ihm letzte Woche gestanden hatte, dass ich, nachdem er eingeschlafen war, noch eine Stunde länger geblieben war, weil der Fall so spannend gewesen war, hatten seine Augen förmlich angefangen zu funkeln.
Er hatte es überhaupt nicht schlimm gefunden, dass jemand, über den er eigentlich kaum etwas wusste, so lange bei ihm gewesen war, obwohl er bereits geschlafen hatte.
Meinem Vorsatz, nicht auch einfach einzuschlafen, wenn ich hier, war damit wenig geholfen gewesen.
"Fertig?", wollte ich mit weicher Stimme wissen, als ein bettfertiges Schlafbündel vor mir stand.
Tae nickte nur, bevor er zu mir ins Bett geklettert kam.
Inzwischen dachte er sich nicht mehr allzu viel dabei, wenn unsere Körper sich ausversehen berührten.
Ebenso wenig, wenn er an mich heranrückte.
Während er früher nur meine Hand genommen hatte, schmiegte er sich inzwischen fast vollständig an mich.
Dabei seufzte er so befreit...
Vor etwa drei Treffen hatte ich einfach angefangen, meinen Arm um ihn zu legen.
Auch wenn das Lesen dadurch schwerer wurde, hatte es sich richtig angefühlt.
Immerhin war es offensichtlich, wie gern Tae kuschelte.
Dass Körperkontakt ihm beim Schlafen half.
Ich fühlte so eine seltsame Entspannung, wenn ich dafür sorgen konnte, dass er sich wohl fühlte.
Ebenso, wenn sein Geruch in meine Nase drang...
Tae war nicht der einzige, der es genoss.
"Wie wäre es heute mit "Acht Glockenschläge"?", versicherte ich mich trotzdem bezüglich meiner Auswahl.
Mit bereits geschlossenen Augen lächelte Tae.
"Klingt gut...", murmelte er ruhig, während er seinen Kopf an meinen Oberkörper kuschelte.
Seine Hand fand den Weg zu meinem Pullover.
Vorsichtig griff sie sich ein wenig in dem Stoff fest.
Ein Hauch glücklicher Überforderung machte sich in mir breit, als ich bemerkte, dass Tae auch tief einatmete.
Anschließend entspannte seine Haltung sich noch mehr.
Sekundenlang versank ich in der Erkenntnis, wie liebenswert mein Gegenüber auf mich wirkte, bevor ich es schaffte, diese beiseite zu schieben.
"Na dann...", damit Tae wenigstens noch ein bisschen von seiner Gute Nacht Geschichte hatte, richtete ich meine Aufmerksamkeit auf die geschriebenen Wörter vor mir.
Geistesabwesend strichen meine Fingerspitzen durch Taes Haarsträhnen, während ich vorlas.
Eine weitere neue Angewohnheit.
Drei Wochen mit Tae hatten ausgereicht, um neue Entwicklungen nicht mehr als solche anzusehen.
Sie passierten einfach....
Fühlten sich so natürlich an, dass sie augenblicklich zur Gewohnheit wurden.
Alles mit Tae fühlte sich natürlich an.
Unser Umgang.
Seine Nähe.
So sehr, dass ich manchmal vergaß, dass es Grenzen gab.
Klar gekennzeichnete Grenzen.
Grenzen, die ich...
Lächelnd betrachtete ich Taes schlafendes Gesicht.
...nicht übertreten sollte.
Hello hello ^^
Willkommen zu (nach?) einem neuen Kapitel x3
Idk, wie man das ordentlich formuliert xD
Hach jaaa....
Sind die beiden nicht ✨cozy✨?
Please let me know, wie das Kapitel euch gefallen hat <3
Jetzt haben wir sogar schon den ersten größeren Zeitsprung geschafft und sind noch nichtmal bei 10 Kapiteln.
Und das erste (wirklich winzige) Drama ist auch schon around the corner x3
Idk, ob euch das aufgefallen ist...
Aber ich denke das Pacing in dieser Story ist etwas schneller, als ich es sonst hab.
Das liegt daran, dass die Geschichte als eher kurz geplant ist.
Eher kurz heißt bei mir aber auch nur "unter 100 Kapitel", weil ich in der Regel keinerlei Kontrolle darüber hab, wie viele Kapitel sich noch einsneaken.
Also kein Grund zur Sorge, wir sind noch ganz am Anfang.
Aber nur, damit ihr es schonmal gehört habt, falls euch das mit dem Tempo irgendwie aufgefallen sein sollte ^^
(Meine Interminable-Leser lachen mich inzwsichen wahrscheinlich aus, wenn ich davon rede, dass Geschichten "kurz" geplant sind - aber just shut up, okay? xD)
Dann uhm...
Wisst ihr, actually ist diese Geschichte viel anstrengender, als ich dachte.
Anfangs war ich so: "Ja pff. Cutes Vorlesen. Pls."
Aber ich merk es jetzt, weil ich schon seit Ewigkeiten im 10. Kapitel festhänge...
Dadurch dass die beiden eine Geschäftsbeziehung haben und es aus Kookies Perspektive ist, ist es actually super schwierig, seine gefühle zu blicken und vor allem in Worte zu fassen...
Mein Kopf raucht ^^"
Falls ihr ein bisschen positive Energie übrig habt, könnt ihr mir die gern fürs nächste Kapitel rüberschicken xD
Und das war genug Gerede ^^
Ich hoffe das Kapitel konnte euren Tag ein wenig verschönern <3
Habt noch einen schönen Tag und fühlt euch gedrückt ^^🧁
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