#3
Ein energisches Piepen liess mich wieder hochschrecken. Es schien gnadenlos auf meinen Kopf einzuhämmern und mir wieder unter die Nase zu reiben, dass die Kopfschmerzen immer noch da waren.
Genervt machte ich den nervtötenden Ton aus und goss das überschüssige Wasser ab.
Mit der einen Hand die leeren Nudeln essend, mit der anderen Palle schreibend sass ich auf dem Stuhl.
Wir machten gerade eine Zeit ab für das morgige Marioparty-Video.
Er konnte vor 22:00 nicht, weil er gerade noch im UFO wäre und danach den Vlog zu Ende schneiden müsste. Also blieb mir nichts anderes übrig, als mich ihm anzupassen und zu dem Vorschlag, gleich nach GTA V mit Maudado und Zombey, auch noch Marioparty aufzunehmen.
Ich hoffte nur, dass mein Kopf diesmal mitspielte...
Unser Gespräch driftete, wie immer eigentlich, zu einem absurden Thema über, sodass wir uns schlussendlich darüber gestritten hatten, ob der Toaster eine Erfindung von Aliens oder Donald Trumps Urururgrossvater war.
Ich musste schmunzeln. Nur mit Palle konnte ich so einen Crap schreiben.
Nachdem wir uns dann endlich darauf geeinigt haben, dass Donalds Urururgrossvater ein Alien war, und somit beide recht hatten, legte ich das Handy beiseite.
17:47. Ich hatte noch mehr als genug Zeit.
Beinahe automatisch nahm ich meinen Laptop und entsperrte ihn.
Ich könnte ein Video auf YouTube schauen. Hatte Zombey nicht sogar ein neues Miitopia-Video hochgeladen?
Die Trendseite öffnete sich.
Augenrollend las ich den Titel des ersten Videos.
Waren diese für-200€-an-den-Arsch-fassen Videos immer noch nicht vorbei?!
Seufzend scrollte ich weiter.
Palle war in den Trends! Nice. Seine Videos schienen gut anzukommen, bei diesen Klicks...
Fast hätte ich es vergessen. Fast hätte ich draufgeklickt.
Aber die Privatsphäre meiner derzeit einzigen Freunden musste ich akzeptieren.
Das war auf alle Fälle das, was ich mir einredete. Der eigentliche Grund war viel egoistischer: ich hatte Angst. Ich hatte Angst davor, Dinge zu erfahren. Dinge, die ich nicht wissen sollte, Dinge, die unsere Freundschaft zerstören würden.
Ein Blick und ein blöder Gedanke und 6 Jahre Freundschaft dahin. Einfach weg. Puff.
Nein. Ich konnte kein Video von Palle schauen. So gern ich es auch wollte, ich konnte nicht.
In den Meisten war ich ja sowieso dabei...
Völlig vergessen was ich ursprünglich auf YouTube wollte, klappte ich den Laptop wieder zu und versank tiefer in meiner Matratze.
Mein Blick schweifte durch mein Zimmer.
Irgendetwas störte mich hier. Und es waren nicht die Paar Kleider am Boden oder die staubige Kommode.
Ansonsten war es ziemlich aufgeräumt.
Schon ewig hatte ich mein Zimmer so eingerichtet. Ich war kein grosser Fan von Veränderung. Warum musste man etwas ändern? Es funktionierte doch auch so?
Aber irgendetwas störte mich.
Energisch stand ich auf und drehte mich im Kreis.
Was störte?!
Ich begann Schränke, Kommode und Bett umher zuschieben.
Stellte alles um, bis ich schlussendlich einigermassen zufrieden in meinem 'neuen' Zimmer stand.
Nur etwas war noch immer am selben Ort.
Ein schweres, Rotes Tuch überdeckte es. Ich wollte es nicht sehen, aber wegwerfen konnte ich es genauso wenig.
Unsicher stand ich davor. Das Tuch fest in meiner Hand umklammert.
Sollte ich?
Ein Neuanfang?
Ich schloss meine Augen.
Neuanfang.
Mit einem Ruck enthüllte ich den Gegenstand und liess das Tuch auf den Boden fallen.
Liess meine Deckung fallen. Versteckte mich nicht mehr.
Ich wollte mich nicht mehr verstecken.
Entschlossen öffnete ich meine Augen.
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