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Becky

Es war die zweite Nacht in Folge, die Niall in meiner Haus, in meinem Bett verbracht hatte und so langsam freundete ich mich wirklich mit dem Gedanken an, dies öfter zu erleben.

"Was machen wir heute?", fragte Niall, als wir am frühen Morgen die Treppe herunter trampelten, auf dem Weg in die Küche und auf der Suche nach Essen. Sollte ich ihm sagen, dass ich mich mit Harry traf? Würde das komisch rüberkommen? Ich meine, es war kein Date, aber es wäre trotzdem komisch, wenn er wüsste, dass ich etwas mit seinem besten Freund unternehmen würde. Nachher dachte er noch, dass ich was mit Harry am Laufen hatte.

"Ich treff mich heute mit einem Freund, das steht schon länger fest, tut mir leid.", ich lächelte ihn kurz entschuldigend an und öffnete danach seinem Blick ausweichend den Kühlschrank. Ich hörte Niall seufzen, doch das Treffen mit Harry konnte und ehrlich gesagt wollte ich jetzt auch nicht mehr absagen, so leid es mir auch für Niall tat.

"Schon gut, ich hab heute Nachmittag sowieso ein Meeting mit dem Management, wir hätten also eh nicht so viel Zeit gehabt.", erzählte er mir dann und nahm zwei Tassen aus dem Küchenschrank. Ich allerdings hatte eine böse Vorahnung, worüber es bei diesem Treffen gehen könnte.

"Meinst du, sie wollen mit dir über uns beide reden?", äußerte ich interessiert meine Vermutung. Nialls dunkles  Nicken trug nicht wirklich dazu bei, mich zu beruhigen, im Gegenteil. Mit nachdenklichem Gesichtsausdruck lehnte ich mich an die Küchentheke und stellte die Milchpackung neben mir ab.

"Hey. Mach dir keine Sorgen.", beruhigend lächelnd stellte Niall sich vor mich und legte seine Hände auf meiner Hüfte ab. "Mach ich mir aber. Was ist, wenn sie nicht wollen, dass wir uns weiterhin treffen? Ich weiß doch, wie sowas läuft." Ich rieb mir mit den Händen übers Gesicht und sah Niall danach verzweifelt an.

"Keiner kann mich davon abhalten, dich weiterhin zu treffen. Wenn sie mich von dir fernhalten wollen  kriegen sie ernsthafte Probleme mit mir." Er sah ein wenig wütend aus, während er das sagte, weswegen ich beruhigend meine Hände auf seinen Schultern ablegte. "Du bedeutest mir viel.", sagte ich leise und schenkte ihm ein kleines Lächeln.

Seine klaren, blauen Augen starrten in meine und da war es wieder. Dieses Kribbeln im Bauch, dieses Ziehen, was mich beinahe um den Verstand brachte. Seine Augen sahen so tief in meine, als würde er direkt in meine Seele sehen, so kitschig es auch klang.

Ich hätte es nicht für möglich gehalten, aber in dieser kurzen Zeit war Niall mir wirklich ans Herz gewachsen und ich hoffte natürlich, dass es ihm mit mir ähnlich ging.

Später am Tag drückte ich die Tür des Kaffeine auf und sah Harry bereits an einem Tisch in einer der hinteren Ecken sitzen. Es war ein regnerischer Tag, meiner Meinung nach perfekt für einen heißen Mokka.

"Becky, hallo!", begrüßte Harry mich lächelnd und stand von seinem Stuhl auf, als ich  schließlich vor seinem Tisch zum Stehen kam. "Hallo.", begrüßte ich ihn ebenfalls lächelnd und erwiederte die kurze Umarmung, dann folgte ich seiner einladenden Geste und ließ mich auf den gepolsterten Stuhl fallen.

Nachdem wir uns beide einen Kaffee und etwas Kleines zu Essen bestellt hatten, bemerkte ich plötzlich, wie Harry mich aufmerksam musterte. Fragend zog ich die Augenbrauen hoch und sah ihn ebenfalls an. "Wie geht's dir?", fragte er schließlich und irgendwie überraschte mich diese Frage. Wann war das letzte mal, dass mich jemand so etwas gefragt hatte?

"Gut, dir?", fragte ich höflich und beobachtete, wie sich ein breites Grinsen auf Harry's Lippen breitmachte, welches seine Grübchen zum Vorschein brachte. Seine langen Haare waren heute in einen Dutt gebunden, was ihm ausgesprochen gut stand, wie ich fand. Wie immer waren die ersten Knöpfe seines bunt gemusterten Hemdes offen gelassen, was mir einen guten Blick auf seine ausgeprägten Brustmuskeln gewährte.

Doch es beeindruckte mich nicht. Anders als Niall's Muskeln, die ich am liebsten den ganzen Tag berühren würde, lösten Harry's Muskeln nichts bei mir aus. Harry Styles, der feuchte Traum einer jeden Frau in meinem Alter löste rein gar nichts bei mir aus, selbst wenn er wortwörtlich zum Greifen nahe war.

Mein Blick blieb unbeeindruckt, während ich Harry wieder in die Augen sah und irgendwie verwirrte es mich, aber sein Grinsen wurde noch breiter. "Du magst Niall sehr, oder?" Diese plötzliche und direkte Frage warf mich kurz aus dem Konzept. Klar, ich hatte mir gedacht, dass Niall seinen Freunden von mir erzählt hatte, aber das er mich so direkt darauf ansprechen würde hätte ich nicht erwartet.

"Also ja." Dann grinste Harry und lehnte sich herausfordernd die Arme verschränkend in seinem Stuhl zurück. "Wieso fragst du mich das, Harry?"

Sein Blick wurde schlagartig wieder ernst, was mich etwas verwirrte, doch ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen. Er lehnte sich wieder vor und stützte seine Arme genau so wie ich, auf dem Tisch ab. "Ich muss einfach wissen, ob du gut genug für Niall bist."

Eine wirklich offene Antwort, die meine Augenbrauen in die Höhe schießen ließ. Ich wollte grade etwas erwiedern, als der Kellner kam und uns unsere Bestellung brachte. Wir bedankten uns und warteten, bis er wieder weg war, bevor wir mit unserem Gespräch fortfuhren.

"Du bist ziemlich offen." Ich sah ihn grinsend an und rührte meinen Kaffee um und sofort verzogen sich seine lächerlich pinken Lippen ebenfalls zu einem Lächeln. "Nun, ich mag Niall sehr.", brachte ich schließlich nach einer kurzen Pause hervor und sah Harry dabei direkt in die Augen. "Er mag dich auch sehr.", lautete seine ehrliche Antwort und sofort kam es mir absurd vor, mit ihm darüber zu reden. Ich war 20 Jahre alt, ich konnte meine Beziehung ganz gut alleine managen.

Meine Gedanken schweiften nun zu dem blonden Iren ab, der mir in letzter Zeit gehörig den Kopf verdreht hatte. Noch nie, wirklich nie, hatte ich solche Gefühle wenn ein Mann mich berührte, es war irgendwie komisch, aber gleichzeitig auch unglaublich aufregend.

Eine Zeit lang unterhielten Harry  und ich uns über belanglose Dinge, bis er sich entschuldigte, da er auf die Toilette musste. Versunken starrte ich in meinen Kaffee, bis mich ein kurzes, helles Klingeln aus meinen Gedanken warf.

Es war Harrys Handy, welches er achtlos auf dem Tisch liegen gelassen hatte. Ich weiß, normalerweise tat man so etwas eigentlich nicht, doch irgendwie war ich schrecklich neugierig darauf, was der berühmte Sänger für Nachrichten versandte und vor allem mit wem.

Also schnappte ich mir das Handy. Doch runzelte dann verwundert die Stirn, als ich Taylors Namen auf dem Display sah. Sie hatte mir nie erzählt, dass sie noch Kontakt mit ihrem Ex hatte. Nun noch neugieriger geworden öffnete ich die eingegange SMS. Zum Glück hatte Harry keinen Code, weswegen dies problemlos ging.

Finde herraus, was sie für ihn fühlt, es wird Zeit, dass die beiden den nächsten Schritt wagen. T.

Ich war absolut verwirrt über den Inhalt dieser SMS. Meinte Taylor etwa mich und Niall? Ich wollte grade hochscrollen und den Chat der beiden durchlesen, als ich hörte, wie die Toilettentür zuging. Rasch sperrte ich das Handy und legte es auf seinen eigentlichen Platz, grade rechtzeitig, als Harry um die Ecke bog.

Den restlichen Nachmittag lang konnte ich dann an nichts anderes denken, als an diese komische SMS von Taylor. "Becky, Niall ist mein bester Freund und ich muss wirklich wissen, ob du es ernst mit ihm meinst. Er hat sich noch nie wirklich auf eine Frau eingelassen und ich will nicht, dass du direkt eine schlechte Erfahrungen für ihn sein wirst.", erklärte Harry mir dann plötzlich irgendwann, nachdem er kurz auf sein Handy geschaut hatte. Und da wusste ich, dass es in der SMS wirklich um Niall und mich ging. Was sollte das denn jetzt bedeuten?

Ich schwieg erstmal, wusste nicht, was ich nun sagen sollte. Irgendwie wollte ich es Harry nicht sagen, ich hatte das Gefühl, dass ich ihn einfach noch nicht gut genug kannte. "Niall ist die erste Person seit langem, für die ich eine große Zuneigung empfinde, ich würde ihn deswegen gar nicht verletzen können.", gab ich schließlich wage von mir und das war nicht mal gelogen. Verstehend nickte Harry und ich war froh, dass er das Thema danach nicht weiter ausführte. Grade noch mal gut gegangen.

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