30
Becky
Ein paar Minuten lang standen wir einfach nur so da, bis plötzlich leise die Tür aufging. "Hey-" Langsam hob ich meinen Kopf und drehte ihn in Richtung Tür. Es war Niall der uns erst verwirrt und dann geschockt ansah, als er Louis schluchzen hörte. Ein schiefes Lächeln warf ich ihm zu, hoffte, er verstand was los war, dann forderte ich ihn mit einer leichten Kopfbewegung auf, uns wieder alleine zu lassen, was er auch sofort mit einem verständnissvollem Lächeln tat. Louis schien seinen besten Freund nicht gehört zu haben, war zu vertieft seine leisen Schluchzer zu verstecken. "Willst du es mir erzählen?", fragte ich sanft, nachdem er nach wenigen Sekunden still geworden war. Ich hörte ein kleines Grummeln und kurz danach vergrub er sein Gesicht noch tiefer in meinem Nacken. Fast hätte ich geschmunzelt, da er sich wie ein trauriges Kind verhielt und das wirklich süß war, doch bei seinem vorherigen Schluchzern blutete mir fast das Herz.
"Du musst nicht, wenn du nicht willst. Aber wenn du es nicht tust, kann ich dir auch nicht helfen.", meinte ich sanft, doch er seufzte nur und bließ mir dabei seinen heißen Atem in den Nacken. Schweigen. Ich machte mir langsam Sorgen, denn Louis und ich kannten uns kaum und trotzdem lag er weinend in meinen Armen. "Es ist wegen Harry.", gab er dann leise murmelnd zu. So leise, dass ich es beinah nicht gehört hatte. Ich war jedoch nicht einmal überrascht, dass es um Harry ging, schließlich hatte ich da schon so meine Vermutung gehabt. Denn so wie er eben über Harry und Kendall gesprochen hatte, schien es nicht, als wäre er besonders glücklich darüber. Ich blieb ruhig, wartete geduldig bis Louis weitersprach, denn ich wollte ihn auf keinen Fall drängen.
"Und wegen Kendall." Trotz seiner zittrigen Stimme sprach er ihren Namen so verächtlich aus, wie er nur konnte. "Du magst sie nicht, hm?" "Ich hasse sie! Sie nimmt mir meinen Hazza weg!", brummte er mit kindischem Ton und ich hörte ihm an, dass es ihn wirklich bekümmerte.
"Louis?"
"Hm?"
"Das was du für Harry empfindest.", begann ich und spürte sofort, wie er sich verkrampfte und dann ruckartig von mir abließ. Ich fuhr trotzdem fort. "Das ist mehr als einfach Freundschaft, oder?" Vorsichtig sah ich ihn an und sofort verfinsterte sich sein Blick. "Natürlich nicht! Ich bin nicht schwul! So etwas ist widerlich!", fauchte er, wischte sich dann trotzig die Tränen aus dem Gesicht, bevor er dann ohne Vorwarnung aus der Küche stürmte. Ich wusste es. Ich glaubte ihm nicht, denn erst begann er sich mir anzuvertrauen, doch sobald ich Wind von seinen Gefühlen bekam, blockte er ab. Er vertraute mir nicht genug, was völlig in Ordnung war, doch trotzdem beschloss ich, dies zu ändern. Ich wollte ihm wirklich helfen.
"Wann wird Harry zurück sein?", fragte ich, als ich zurück ins Wohnzimmer kam und Louis nicht zu sehen war. "Keine Ahnung. Wahrscheinlich sobald Kendall ihn langweilt.", antwortete Liam und checkte dabei die Uhrzeit auf seinem Handy. "Das wird ziemlich schnell passieren.", war Louis' Stimme in einem unglaublich verächtlichen Ton zu hören. Alle drehten ihm den Kopf zu. Er war grade erst ins Wohnzimmer gekommen und hatte anscheinend nur den letzten Satz aufgeschnappt. Stumm ließ er sich wieder aufs Sofa fallen, keiner sagte ein Wort. Seine Augen waren vom Weinen leicht gerötet, doch glücklicher Weise sprach ihn niemand darauf an. Einzig Sophia warf ihm einen unauffälligen, traurigen Blick zu. Vielleicht wusste sie ja etwas, was ich nicht wusste. Ob ich sie mal auf Louis ansprechen sollte? Oder lieber darauf warten, dass er sich mir öffnet? Ehrlich gesagt wusste ich es gerade nicht und musste mich sowieso erst einmal um meine eigenen Probleme kümmern.
"Also, Taylor wird in zwei Wochen wieder hier sein.", informierte ich alle, um auf das eigentliche Thema des Treffens zurückzuführen und gleichzeitig auch von Louis abzulenken. Ich sah Niall nachdenklich die Stirn runzeln, bevor er nachdenklich meinte: "Bis dahin ist Harry hoffentlich auch wieder da." Ich nickte und dachte bereits darüber nach, wie wir uns den beiden stellen konnten. "Wollt ihr sie denn alleine darauf ansprechen, oder sollen wir dabei sein?", fragte Liam dann und sah mich aufmerksam an. Ich war erstaunt, dass er sich so für Nialls und meine Probleme interessierte. Und dankbar. Das machte es ein klein wenig leichter. "Ich habe keine Ahnung. Was meinst du?", richtete ich mich an Niall, fand, dass er ruhig entscheiden konnte. "Ich finde, wir sollten es alleine tun. Dann fühlen sie sich nicht so ausgeliefert." Und natürlich hatte er Recht. Deswegen war es mir ja auch immer wichtig, was er dachte. "Das wär vermutlich besser.", stimmte auch Liam zu und damit war das Krisengespräch schließlich beendet.
Als wir etwa eine halbe Stunde später wieder alleine waren, hatte ich endlich einmal richtig Zeit über Louis nachzudenken. Ich machte mir Sorgen um ihn. So wie er auf meine vorsichtige Nachfrage, nach Gefühlen für Harry reagiert hatte, konnte er anscheinend noch nicht mit ihnen umgehen, falls es sie überhaupt gab, was ich stark vermutete. "Worüber denkst du nach?", fragte Niall mich, als er ins Wohnzimmer kam und mir eine Tasse Früchtetee reichte. Dankbar lächelte ich ihm zu und umschloss die warme Tasse, die angenehm meine Hände wärmte. "Über Louis.", gab ich seufzend zu. "Weißt du irgendetwas, was ihn und Harry betrifft?" Sein Gesichtsausdruck veränderte sich nicht und zum ersten Mal konnte ich nicht sagen, was gerade in ihm vorging. Er räusperte sich, bevor er sprach: "Ich hab keine Ahnung." Dann nahm er hastig einen Schluck seines Tees, bevor er zischend die Tasse abstellte, da er sich die Zunge verbrannt hatte. Ich kicherte. "Na dann.", seufzte ich, ging nicht weiter auf seine etwas merkwürdige Reaktion ein und lehnte mich stattdessen an meinen Freund, der sofort einen Arm um mich schlang. "Das ist Louis' Angelegenheit, du solltest dir nicht deinen hübschen Kopf darüber zerbrechen.", meinte er und wieder einmal hatte er Recht. Louis tat mir trotzdem leid.
"Wir müssen denn gleich los. Der Termin mit unserem Anwalt ist in etwas mehr als einer Stunde.", durchbrach Niall nach einer Weile angenehmen Schweigens und Teetrinkens die Stille. Und ich war bereit, machte mir zwar Sorgen, aber ich war bereit für unsere Beziehung zu kämpfen. Ich hatte keine Lust mehr auf die ganzen Probleme. Es war wirklich Zeit, etwas zu unternehmen. Also zogen wir uns um, machten uns frisch und setzten uns schließlich in Nialls Range Rover. Wir trafen uns in der Kanzlei von seinem Anwalt und ehrlich gesagt war ich etwas aufgeregt. Ich hatte nie wirklich etwas am Hut mit Rechtskram und kannte mich eigentlich gar nicht aus, aber ich vertraute dem Anwalt, denn Niall vertraute ihm und das genügte mir. "Wir sind da.", riss mich Niall etwa eine Stunde später aus den Gedanken und ich warf einen Blick aus dem Fenster. Es war ein modernes Hochhaus und mich bekam eine leichte Gänsehaut, bei dem Gedanken an unsere Zukunft. Ich hoffte wirklich, für Niall und mich würde überhaupt eine Zukunft als Paar bestehen, denn ohne ihn, wäre ich definitiv aufgeschmissen.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top