Kapitel 7

P.O.V. Kate

Meinem Kopf auf meinen Händen abgestützt, gebe ich alle Mühe, nicht im Englischunterricht einzuschlafen.

Der Lehrer macht die ganze Sache nicht besser, weil dieser den Stoff total langweilig rüber bringt.

Meine Gedanken schweifen immer wieder ab, ich habe kein Bock mehr, aufzupassen. Schlafen, dass will ich, und am Besten länger, als 2 Stunden am Stück.

Der Tag gestern ist ganz nett gewesen, obwohl Paula mich nicht mehr beachtet hat. Ich habe den Kerl noch nicht angerufen, weil ich gestern einfach keine Lust mehr dazu gehabt habe.

Ich habe mich nur noch in mein Bett geschmissen, damit ich schlafen konnte. Aber der Schlaf hielt nicht lange an, denn mein Albtraum machte mir zu schaffen und ließ mich nur 2 Stunden später hochschrecken.

Ich habe zwar einen zweiten Versuch gestartet, doch nach einer weiteren Stunde, und einen weiteren Albtraum, habe ich meine Hoffnung, auf ein bisschen Schlaf, fallen gelassen und vertrieb mir die Zeit mit einem Buch.

Und nun sitze ich hier. Knapp vorm Einschlafen, kurz vorm Ohnmächtig werden.

Ich muss irgendwie länger schlafen können. Aber wie?

In der Psychiatrie habe die immer gemeint, dass ich mit der Vergangenheit abschließen müsse, aber das ist leichter gesagt als getan.

Die Klingel ertönt und ich gehe so schnell mich meine müden Beine tragen können aus dem Raum.

"Kate, Kate!", schreit eine mir bekannte Stimme quer über den Flur.

Jane.

Ich habe keine Kraft, um mit ihr zu reden, weshalb ich schnell weiter gehe, raus auf dem Schulhof.

Ich renne auf die andere Seite und springe über einen Zaun. Dann laufe ich am Schulgebäude entlang, damit ich mich irgendwo niederlassen kann und dann entdecke ich eine Leiter, die bis nach oben führt.

Ich stelle sicher, dass meine Tasche eine gute Position an meiner Schulter hat, und steige dann die Leiter herauf.

Oben angekommen, gehe ich über das Schuldach und gucke zum Schulhof herunter. Ich beobachte die Schüler eine Weile lang, bis ich mich hinsetze.

Dann stelle ich meine Tasche hinter mich hin und benutze diese als Kopfkissen.

Ich will nur ein Nickerchen halten, eine Stunde, nicht länger.

Und während ich vor mich hin döse, und kurz vorm Einschlafen bin, bemerke ich eine Hand auf meiner Wange.

Ich reiße die Augen auf und setze mich gerade hin. Ich blicke zur Seite und erkenne den Lockenkopf.

"Was willst du hier?", gebe ich bissig von mir. Ich habe fast geschlafen und er wagt es, mich zu stören und mich sogar anzufassen.

Hat er etwa nicht gemerkt, dass ich nichts von ihm halte?

Er schaut mich belustigt an, und macht seinen Mund auf: "Die eigentliche Frage ist, was du hier machst. Ich bin normalerweise hier oben."

Perplex starre ich ihn an.

"Und deshalb darfst du meine Wange berühren, oder wie habe ich das zu verstehen?"

Ein leises Lachen kommt über seine Lippen.

Was ist daran so witzig? Ich habe ein Recht wütend zu sein, und nur weil er sich immer hier herumtreibt, hat er nicht das Recht, das Schuldach für sich zu beanspruchen.

"Du hast so schön ausgesehen, da konnte ich nicht anders. Entschuldige, dass ich dich geweckt habe.", meint er mit einem süffisanten Lächeln in der Fresse.

Ich kann ihn einfach nicht leiden.

Und dann kommt er mir noch damit an, dass ich ja so schön ausgesehen hätte.
Außerdem gibt es keine Entschuldigung dafür, dass er mich geweckt hat, denn Schlaf habe ich momentan am nötigsten.

"Ist das etwa der Ort, an dem du all die Mädels bringst, damit sie dich an sich ranlassen?", frage ich nach, obwohl ich die Antwort schon kenne.

Ich will einfach nur noch schlafen, aber nein, er muss meine Pläne durchkreuzen und jetzt führe ich schon wieder ein Gespräch mit ihm.

Der Wind weht über das Dach und ich macht meinen Mantel zu. Als er noch nicht da war, habe ich die Kälte noch ignorieren können.

"Nein, das machen sie so oder so. Ich bin hier immer alleine, wenn ich kein Bock auf Schule habe, so wie du."

Bei seiner ersten Aussage, kann ich nicht anders, als mein Gesicht zu verziehen. Ich weiß gar nicht, dass man so selbstverliebt sein kann.

Und dass er sich mit mir vergleicht, macht die Sache nur noch schlimmer. Meine Laune hat sich drastisch ins Schlechtere gewandelt und er scheint Gefallen an der Situation zu finden.

"Du bist ganz schön selbstverliebt. Wieso?" Ich kann nicht anders, als nachzufragen, denn irgendwie bin ich auch neugierig, wie man nur so respektlos Frauen gegenüber sein kann.

"Liegt wohl in meiner Natur. Und wieso bist du so abweisend?", stellt er mir eine Gegenfrage.

"Ich bin nicht abweisend. Immerhin lasse ich es zu, dass du mit mir reden kannst.", erkläre ich ihm finster mit.

Wie kann er nur so etwas behaupten?

"Doch, das bist du. Und, frech, launisch, zickig, aufmüpfig, geheimnisvoll, miesepetrig, feindselig und besserwisserisch auch." Er zieht beide Augenbrauen nach oben und lässt sich nicht mehr von seiner Behauptung abbringen.

Mit manchen der gesagten Eigenschaften hat er zwar recht, aber zickig und besserwisserisch bin ich nicht.

"Vielleicht bin ich das, aber du bist arrogant, abgehoben, angeberisch, respektlos, dumm, arschig, aufdringlich und auch besserwisserisch!", bringe ich nun meine Liste über seine schlechten Eigenschaften heraus.

Und bei ihm gibt es definitiv nur schlechte. Er lächelt einfach nur und findet diese Szene hier auf dem Dach, lustig.

"Ich finde mich eher makellos, nett, männlich und machtbewusst."

Nun bin ich dran mit lachen. Das ist nicht sein Ernst.

"Wenn du so nett wärst, dann hätten Diana und Olivia gestern nicht so ein Drama um dich gemacht.", halte ich ihm entgegen.

Wie gut, dass Jana mich gestern über die drei Aufgeklärt hat.

So eine Freundschaft hat also doch ihre Vorteile.

"Du kennst die Beiden?", hakt er nach.

Wer kennt sie denn bitte nicht? Heute ist erst mein zweiter Tag auf der neuen Schule und ich wurde schon von ihnen Verfolgt.

Kein besonders guter Start, wenn ich so darüber nachdenke. Ich will mich eigentlich im Dunklen halten und mein eigenes Ding, ohne irgendwelche Vorfälle, durchziehen. Doch nun sitze ich mit der männlichen Bitch auf dem Schuldach und rede mit ihm, über seine Frauengeschichten.

"Sie haben mich gestern verfolgt und mir gedroht, mich von dir fernzuhalten.", gebe ich ihm zur Kenntnis und kann nicht glauben, dass ich ihm das wirklich gesagt habe.

"Oh, das hat ja gut geklappt mir dem Fernhalten.", gibt er belustigt zurück.

Ja das hat es. Aber mich trifft nicht die Schuld, Harry ist hier hergekommen. Außerdem bin ich sowieso nicht scharf darauf gewesen, wieder ein Gespräch mit ihm anzufangen.

"Geh einfach zu Diana und fang mit ihr eine Beziehung an.", schlage ich ihm vor, ich befehle es ihm eher.

Er verzieht das Gesicht. Er scheint Diana genauso toll zu finden, wie ich. Mal abgesehen davon, dass er schon mit ihr geschlafen hat.

"Ich geh doch keine Beziehung mit so einer ein.", gibt er zu und streckt die Zunge raus.

"Bah!", fügt er noch hinzu und schüttelt seinen Kopf hin und her. Seine Haare bewegen sich dabei und nachdem er dies beendet hat, schleicht sich wieder ein Lächeln auf seinen Lippen, dabei bilden sich Grübchen, die ich zuvor noch nicht bei ihm gesehen habe.

Ich berühre sein linkes Grübchen und wir fangen beide an loszuprusten. Wir können uns nicht mehr vor Lachen halten.

Doch dann fällt mir ein, wer mir gegenüber sitzt, und ich verstumme, er gleich hinterher.

"Außerdem bist du zu verkrampft. Schon einmal daran gedacht loszulassen?", erkundigt er sich.

Ich habe damals immer losgelassen und es ist alles auf ein Chaos hinaus gelaufen, weshalb ich nur schlechte Erfahrungen mit "loslassen" gemacht habe.

Ich will nicht, dass sich alles Wiederholt, wovon ich eigentlich geflohen bin und bin deshalb so verkrampft.

Es ist besser so, für alle.

Es hat sie eine Falte zwischen meinen Augenbrauen gebildet und bei ihm auch. Er scheint mich dabei zu beobachten, was ich tue und wie ich reagieren werde, so wie ich es immer bei anderen tu.

"Normalerweise kann ich immer in die Seele eines Menschen reingucken und ich weiß auch immer was er ungefähr denkt und fühlt. Warum kann ich das bei dir nicht?", will er wissen, doch es scheint mehr eine Frage an ihn selbst zu sein, als an mich.

Schon viele haben das zu mir gesagt.

"Hast du keine Gefühle?"

"Wo ist deine Seele?"

"Wieso lässt du das nicht zu?"

"Hast du Angst?"

"Warum hast du diese Mauer aufgebaut?"

Das sind die häufigsten Fragen gewesen, doch das schlimme ist, dass ich sie nie beantworten habe.

Auch jetzt nicht. Ich weiß nicht, warum ich so bin, denn ich bin einfach so.


Es lag nun einmal in meiner Natur.

"Normalerweise schlafen die Mädchen auch immer mit dir, gleich bei der ersten Begegnung.", führe ich das Gespräch weiter.

Erst scheint er nicht zu verstehen, was ich meine, doch dann fängt er wieder an zu lächeln.

Seine Grübchen kommen wieder zum Vorschein und ich fange auch an, zu lächeln, ungewollt.

Oder auch gewollt.

Ich bin verwirrt und als er aufsteht und einfach heruntergeht, ohne ein Wort zu sagen, verstehe ich die Welt nicht mehr.



Hey Leute,
falls ihr das Buch gut findet, würde ich mich echt freuen, wenn ihr es weiterempfehlen würdet.
Über Votes und Kommis würde ich mich echt richtig doll freuen.

Fühlt euch gedrückt

Hannah xxx



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