Kapitel 20

P.O.V. Kate


Die kühle Luft weht in mein Gesicht, aber ich friere nicht. Das liegt wahrscheinlich daran, dass ich wieder meine übliche Mauer um mich aufgebaut habe.

Aber habe ich sie denn überhaupt davor abgebaut?

Die Straßen sind leer, nicht einmal Autos fahren in diesen Teil Londons um diese Uhrzeit.

01:38 Uhr. Das sagt jedenfalls mein Handy.

Es verrät mir auch, dass es mittlerweile nur noch kühle 2°C sind, doch für Anfang Februar, ist das schon warm.

Ich bleibe stehen und schaue in einem Pub rein. An der Bar sitzen viele Männer, welche höchstwahrscheinlich von ihren Frauen, oder den allgemeinen Stress geflohen sind. Die Meisten sind schon hackedicht und fallen fast vom Hocker herunter und die, die noch bei Sinnen sind, stehen hinter dem Tresen und schenken die Getränke aus.

Ich bewege mich langsam auf das Lokal zu.

Wie gerne, würde ich jetzt etwas Alkohol trinken.

Auch wenn ich jetzt danach lechze, weiß ich, dass ich danach sauer auf mich selbst sein würde.

Dann würde ich versuchen nach Hause zu gehen, und falls ich es bis dahin noch schaffen sollte, würde ich vor meiner Tante weinend niederknien. Bei dem Versuch, einen richtigen Satz zustande zu bringen, würde ich mehr als failen, und nur scheiße würde aus meinem Mund kommen, den man nicht einmal verstehen würde.

Außerdem würde ich meiner Cousine damit zeigen, wie schwach ich eigentlich bin, dass ich den Alkohol immer und immer wieder verfalle und nichts daraus lerne.

Ein Stich durchfährt meinen Körper. Meine Cousine denkt sowieso schon schlecht von mir, also kann es gar nicht schlimmer werden.

Vor allem nach eben nicht.

Was hat sie bloß gehabt? Sie hätte sich besser ausdrücken sollen, ich kann ja schließlich nicht in ihre Gedanken blicken!

Ich lehne mich kurz gegen das Fenster des Pups, stoße mich dann davon weg und gehe meinen Weg fort.

Ich habe kurz Schwäche gezeigt, dass darf mir nicht noch einmal passieren, dafür habe ich bisher zu viel getan.

Oder eher meine Tante hat sehr viel für mich getan.

Meine Tante. Ein Dankeschön ist schon lange überfällig, doch bis gerade, habe ich kaum an sie gedacht.

Ich bin ein hoffnungsloser Fall. Aber immerhin, weiß ich selber, wie es um mich steht und ich akzeptiere es auch.

Ich biege links ab und finde mich in einer dunklen Gasse wieder. Ganz hinten kann ich eine Tür erkennen, mit der Aufschrift "Nur für Angestellte". Außerdem höre ich lautes Gelächter aus dieser Tür, obwohl ich mindestens 25 Meter von ihr entfernt stehe.

Ich kann mir vorstellen, dass diese Tür in einen Club, oder eine weitere Bar führt.

Kurz kommt mir in den Sinn, diesen Club auszumachen, und selber reinzugehen, um abzuschalten. Doch wie schon bei dem Pub davor, entscheide ich mich dagegen.

Stattdessen lehne ich mich gegen die kühle Mauer hinter mir und schließe für einen kurzen Moment meine Augen.

Ich nehme wahr wie die Tür aufgeht, jemand rausstolpert und in meine Richtung kommt, doch Beachtung schenke ich ihm keine.

Und ich hoffe auch für ihn, dass er mir keine schenkt und einfach an mir vorbeiläuft.

Ich blende wieder die Geräusche aus, die er beim Gehen verursacht, und konzentriere mich auf meinen Herzschlag und meine Gedanken, die gerade wie hundert Babys herumschreien.

Keinen meiner Gedanken kann ich ruhig stellen. Ganz im Gegenteil - sie werden nur immer lauter. Langsam bekomme ich es mit Kopfschmerzen zu tun, weshalb ich mir meine Schläfen reibe.

Es hilft nicht. Seufzend lasse ich meine Hände wieder fallen und lehne meinen Kopf nach hinten, um in den Himmel zu schauen. Doch dank der auch Nachts hell beleuchteten Stadt, kann man keine Sterne erkennen.

Plötzlich werde ich an der Hüfte berührt und am Hals entlang geküsst. Der Mann vor mir murmelt etwas, doch ich bin noch so im Schockzustand, dass ich mich nicht regen kann, geschweige denn irgendetwas richtig höre.

Erst als mein Mantel geöffnet wird und er mir unter mein Pullover greift, komme ich wieder zu mir.

Erst schubse ich ihn von mir weg und dann befördere ich meinen Fuß in sein Bauch. Er krümmt sich und ein schmerzerfülltes Geräusch entweicht seinen Mund.

Ich versuche das Gesicht des Mannes zu erkennen, doch da es hier einfach zu dunkel ist, gelingt mir dies nicht.

Aus der Richtung, aus der ich gekommen bin, entdecke ich eine Straßenlampe und zu der will ich jetzt diesen Mann irgendwie hinbefördern, damit ich sein Gesicht sehen und ihn zur Rede stellen kann.

Mit schnellen Schritten eile ich auf ihn zu. Er wagt es seinen Blick zu heben und schon landet mein Fuß in seiner Fresse und er stolpert nach hinten. Doch bevor er nach hinten umkippt, hält er sich noch rechtzeitig an der Wand fest.

Seine Aufmerksamkeit liegt nun auf seiner wahrscheinlich gebrochenen Nase, die er mit einer Hand festhält, und das nutze ich aus.

Den Tritt, den ich auch bei Louis damals angewendet habe, wiederholte ich nun bei ihm. Erst liegt er noch mit dem Bauch auf dem Boden, doch als er bemerkt, dass ich zu ihm schreite, dreht er sich auf den Rücken um und versucht davon zu krabbeln, genau in die Richtung der Straßenlaterne, die nur noch wenige Meter von uns entfernt steht.

Den Blick auf den Boden gesenkt, gehe ich langsam voran und erst, als ich mich auch im Licht befinde, hebe ich meinen Blick.

"Harry?!"

"Kate?!"

Verdutzt schauen wir uns an. Aus Harrys Nase läuft ein aus Blut bestehender Wasserfall. Auch er merkt es und versucht das Blut wegzuwischen, doch es kommt immer wieder mehr nach.

Ich krame aus meiner Manteltasche eine Taschentücherpackung und gehe langsam auf ihn zu.

Wenn er jetzt angst vor mir hat, dann würde ich ihn voll und ganz verstehen.

Vor ihm gehe ich in die Hocke und reiche ihn dann die Packung. Nickend nimmt er diese an und versucht auch schon ein Taschentuch rauszuziehen. Sein Blick ist dabei die ganze Zeit auf mich gerichtet, weshalb er es nicht schafft.

Er hat blutrot unterlaufende Augen und stinkt nach Bier. Nach langem rumfummeln (Bitte hier nicht zweideutig denken) zieht er gleich 2 Taschentücher raus und hält sie an die betroffene Stelle.

"Wieso hast du mich begrapscht?", stelle ich nun die Frage, die mir schon die ganze Zeit im Kopf rumspukt.

Unser Blickkontakt ist sehr intensiv, fast zu intensiv, doch ich will nicht diejenige sein, die als Erstes wegschaut.

"Ich dachte, dass du eine Schlampe bist.", murmelt er unter den Taschentüchern. Sein Augen geben mir zu verstehen, dass er die Wahrheit gesagt hat.

Und dann fängt er an zu Lachen. Die Situation hier ist alles andere als lustig.

"Warum bist du so betrunken?", frage ich. Ich will wissen, warum er sich, nachdem wir in der Karaokebar gewesen sind, so vollgesoffen hat.

"Weil ich Alkohol getrunken habe." Er lacht noch lauter und hält sich anscheinend für einen Komiker, der den Witz des Jahres gebracht hat.

Er versucht aufzustehen, doch schafft es nicht.

Ich rolle mit den Augen und helfe ihn daraufhin. Er versucht gerade zu stehen und hält sich immer noch an mir fest.

Sein Atem gefällt mir gar nicht, da er mich an meinen eigenen aus damals erinnert. Ich schüttele angewidert meinem Kopf und starte erneut einen Versuch.

"Nein, ich meine, warum hast du überhaupt getrunken? Was hat dich dazu bewegt?", verdeutliche ich meine schon zuvor gestellte Frage.

Er kommt noch einen Schritt näher, nimmt die Hand von meiner Schulter und streicht mir über meine Wange. Ich unterbreche sein Gestreichele und schlage seine Hand weg.

Sein Blick wird wieder ernst und die Falter auf seiner Stirn erscheint wieder.

"Du. Du hast mich dazu bewegt."



Hey Leute,
dieses Buch hat über 300 read und mehr als 100 Votes *-* ICH LIEBE EUCH! <3

Und ich habe eine gute Nachricht, denn mein Zeugnis ist doch nicht so scheiße, wie ich angenommen habe und deshalb ist meine Mum nur halb ausgerastet. Deshalb will ich feste Updatetermine festlegen :D Es kommen auf jeden Fall immer am Mittwoch und Sonntag neue Kapitel raus und wenn ich es schaffe, dann auch am Freitag, aber das kann ich nicht garantieren.

Das ist ein Cover von der Lieben Shirisamira und ich finde, dass es echt der Hammer ist *-*

Fühlt euch gedrückt

Hannah xxx









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