16 • Vergangenheit

Joleen Cuervo

Köln

Mittlerweile war wieder eine Woche vergangen und wir waren auf dem Weg nach Köln.

Ich hatte tatsächlich viel an meinem Blog gearbeitet und zusammen mit Pascal an einem Tourvideo was nach der Tour online gehen sollte. Dafür saßen wir vor den Konzerten oft zusammen und schauten was man von dem gesammelten Material verwenden könnte. Dies beanspruchte mehr Arbeit als wir dachten. Zunächst gingen wir die Videos durch die er gemacht hatte und das waren pro Stadt einige.

Danach gingen wir meine geschossenen Bilder durch, welche sich zum Posten eigneten und welche ich den Jungs zukommen lassen sollte. Da waren auch echt lustige dabei. Zum Beispiel wie Alex und Maxwell wieder diskutierten und Jonas dann dazwischen musste, während John lachend im Hintergrund stand deswegen.

All dies war unglaublich viel Arbeit und wir waren immer noch nicht fertig. Zumal die Tour auch noch nicht zu Ende war.

Im Tourbus herrschte gute Laune. Es lief laute Musik, die John über einen tragbaren großen Bluetoothlautsprecher laufen ließ.

Einzig Raphael hatte schlechte Laune. Jedoch konnte ich nicht herausfinden warum dies der Fall war und welcher Grund dahinter steckte. Er blockte ab wenn ich ihn fragte. Dementsprechend sprachen wir wenig miteinander.

Als wir in ankamen, checkten wir im Hotel ein. Es war eins welches direkt am Rheinufer lag und schon sehr luxuriös von außen aussah.

Ebenso sah das innere des Hotels aus. Und wieder mal fielen die Jungs sowie ich hier völlig auf. In Jogginghose betraten wir alle das Hotel. Die Blicke der anderen Menschen waren amüsant mit anzusehen. Nerven tat es mich trotzdem irgendwo.

Nachdem wir unsere Koffer auf die Zimmer gebracht hatten, gingen die Jungs und ich gemeinsam in die Innenstadt.

Sie wollten unbedingt einen bestimmten Laden einen Besuch abstatten, denn dieser gehörte dem Produzenten der immer die Musikvideos der Jungs machte.

Ich folgte ihnen in das kleine Geschäft, welches ziemlich gut besucht war. Die Fans bekamen sich kaum ein und fragten nach Fotos und Autogrammen. Natürlich nahm sich jeder die Zeit dafür.

Hier gab es, so wie ich beurteilen konnte, Merch. Ich entdeckte auch welchen der Jungs. Von wem die anderen Sachen waren, wusste ich nicht.

Ich hatte mich abseits hingestellt und beobachtete mit Pascal etwas das Geschehen. In meinem Blickfeld hatte ich Raf der gerade von zwei typischen Fangirls belagert wurde.

Er hatte sein typisches Gesicht drauf, um seine schlechte Laune zu verbergen. Das konnte er fantastisch. Das wusste ich mittlerweile. Kurz fragte ich mich warum er nicht Schauspieler wurde. Könnte er bestimmt auch gut. Oder Musicaldarsteller. Da könnte er sogar noch bei singen.

Um diese dann doch ziemlich komischen und absurden Gedanken los zu werden, schüttelte ich kurz kaum merklich den Kopf. Über was dachte ich hier nach?

"Weißt du vielleicht warum Raphael schlechte Laune hat?", fragte ich so möglichst beiläufig wie es ging, den Fotografen neben mir.

"Ne keine Ahnung, wirklich nicht Jo.", beantwortete er meine Frage und hielt mit seiner Kamera einige Momente hier im Laden fest.

Ich nahm es so hin.

Neben uns tauchte ein Mann mit weißer Cap und dunklen Bart auf. Ebenso trug er dunkle lässige Klamotten.

"Hey Pascal.", begrüßte dieser Mann Pascal und die beiden klatschten ein.

"Und du bist?", fragend sah dieser Mann mich mit dunklen Augen an.

"Das ist Joleen.", stellte mich Pascal netterweise vor.

"Die Tourfotografin von diesen Idioten.", beendete ich den Satz leicht lachend.

"Freut mich dich kennenzulernen. Ich bin Shaho. Dem dieser Laden hier gehört."

"Und die besten Musikvideos macht.", Maxwell gesellte sich zu uns und grinste. Er wirkte ausgelassen.

"Da muss ich ihm recht geben.", Pascal nickte.

"Ich muss zugeben, dass ich dazu nicht vieles sagen kann. Habe nicht viele Videos von euch gesehen. Aber das was ich sah, war gut.", lautete meine Antwort.

"Natürlich war das gut. Sind ja auch unsere Videos.", grinste Maxwell.

"Da bist du dir aber ziemlich sicher."

"Und wie. Dich werden wir noch vom Gegenteil überzeugen. Glaub mal.", mit diesen Worten ging er zurück zu Alex der gerade mit einem Jungen ein Foto machte, welches von Maxwell prompt gefotobombt wurde. Alle Beteiligten mussten daraufhin lachen.

Vor der Show fand noch wie gewohnt der Soundcheck statt. Ich war etwas baff wie riesig diese Arena war. Schließlich stand ich noch nie in dieser Perspektive des Künstlers hier. Nur als Zuschauer einmal auf den Zuschauerrängen.

Ich stand neben Pascal und Anton, diese lehnten an mehren dieser typischen schwarzen Equipmentboxen. Die noch am Rande auf der Bühne standen. Nach und nach wurden diese Weggeräumt.

"Krass wie groß diese Halle ist.", bemerkte ich und schoss mit meiner Kamera ein Foto von der leeren Halle.

"Wahnsinn, oder?", sagte auch Anton.

"Warst du schon mal hier?", fragte Pascal mich dann.

"Ja aber als Zuschauer. Mein Bruder hat mal Karten gewonnen für eine Sängerin aus den USA. Da hatte er mich mitgenommen gehabt."

Noch ganz genau, erinnerte ich mich an diesen Tag vor ein paar Jahren zurück. Diego hatte mich damit überrascht, dass wir spontan nach Köln fahren würden. Er wusste ganz genau das ich diese Sängerin schon lange hörte und auch feierte und mich deshalb besonders freuen würde, sie mal live zu sehen. Zumal ihre Konzerte immer in Windeseile ausverkauft waren.

Mir zu liebe hatte er also bei einem Gewinnspiel im Internet dran teilgenommen und tatsächlich gewonnen gehabt. Dass er das für mich getan hatte, rechnete ich ihm hoch an. Bis heute. Zu mal mein Bruder nicht gern diese Sängerin hörte.

Dementsprechend glücklich und aufgeregt war ich, als wir hier in dieser Halle ankamen. Außerdem stelle sich dann noch heraus das wir spezielle Sitzplätze hatten in so einer Box wie sich das nannte. Da saßen maximal vier Leute drin.

So wusste ich wie die Atmosphäre in dieser Halle sein konnte, wenn der oder die Künstler auf der Bühne standen.

Als der Einlass begann, rannten die Fans wieder ohne auf die Securitys zu hören, dass man nicht rennen darf. Ebenso amüsant war es wieder mal diese Fans dabei gemeinsam mit Pascal zu beobachten.

Beim Beginn des Konzertes, waren die Fans unglaublich laut. Ich würde behaupten dass es die lauteteste war bis jetzt. Ebenso war es ja schließlich auch die größte Arena Deutschlands.

Während der Show wurde es dann fast doppelt so laut und es war eine unglaubliche Atmosphäre. Wie auch die Stimmung. Die Fans sangen alles wieder komplett mit und feierten es richtig als John und Maxwell durch den Graben liefen.

Ich achtete tatsächlich etwas mehr auf Raphael. Dieser blühte regelrecht auf dort oben auf der Bühne. Von dieser schlechten Laune keine Spur mehr. Es wirkte fast so, als sei er ein anderer Mensch. Wie auch die anderen der Jungs. Gute Laune war wohl das Motto. Denn sonst wäre die Show ja nichts.

Gegen Ende der Show ließ sich Maxwell mit einer Luftmatratze über das Publikum tragen. Dabei zog er sich sein Shirt aus und warf es in die Menge. Ein paar Mädels prügelten sich regelrecht darum, wer das Shirt behalten dürfte.

Die Show endete mit tosenden Applaus. Diese Halle bebte förmlich immer noch.

Nur langsam ließ es nach, als wir uns auf dem Weg zum Backstagebereich machten.

Als ich den Raum betrat, lief ich regelrecht in Raphael hinein.

"Whoopa. Du musst mich nicht umrennen.", er grinste mich an.

"War nicht meine Absicht.", ich schaute zu ihm. Wir beide standen hier im Türrahmen. Ich ging einen Schritt zur Seite damit er durch konnte. Denn anscheinend wollte er zu seinem Bereich und eben duschen. Er hatte immer noch sein weißes und verschwitztes Paris Trikot an, welches er auf der Bühne trug.

Auf dem Flur war niemand denn dieser kam mir etwas näher.

"Sehen wir uns heute Abend, Tiger?", fragend sah mich mein Gegenüber an.

"Hm... weiß ja nicht wie deine Laune ist.", antwortete ich neutral. Versuchte mir nichts anmerken zu lassen das ich seine Nähe kaum ertragen konnte. Somit drängte ich mich an ihm vorbei und ging zu den anderen um etwas mit zu feiern.

Gegen späten Abend, machte ich mich auf dem Weg ins Hotel. Denn ich war müde. Natürlich ließ man mich nicht alleine zurück fahren. Raphael bot gleichgültig an, mich zu begleiten.

Da ich nicht wirklich nein sagen konnte, ließ ich es zu das er gemeinsam mit mir zurück zum Hotel fuhr. Dort befanden sich ein paar Gäste immer noch in der Lobby ebenso an der Bar. Man hörte von dort etwas lauteres Stimmengewirr.

Allerdings machte ich mich auf den direkten Weg zu meinem Zimmer.

Vor meiner Zimmertür, griff Raphael nach meinem Handgelenk und zog mich an sich. Etwas überrascht schaute ich zu ihm.

"Entschuldige wie ich heute zu dir war. Das war nicht fair.", er strich mir eine lose Haarsträhne, die sich aus meinem Zopf gelöst hatte, hinter mein Ohr. Ich seufzte und bekam bei dieser Geste wieder Gänsehaut.

"Ist schon gut. Trotzdem fand ich das blöd.", gestand ich.

"Lass mich das wieder gut machen.", flüsterte er fast schon an meinem Ohr und küsste die Stelle dahinter. Diesmal seufzte ich genüsslich auf und schloss meine Augen.

Eigentlich sollte ich nein sagen. Jedoch fiel mir das unglaublich schwer weswegen ich nickte und wir kurze Zeit später wieder in seinem Hotelzimmer und in seinem Bett landeten.

Danach lagen wir gemeinsam noch im Bett und ich zeichnete etwas Gedankenverloren mit dem Finger manche der Tattoos an seinem Arm entlang. Wir waren beide hellwach. Obwohl es bestimmt schon drei Uhr nachts war. Der Mond schien ins Hotelzimmer, da die Vorhänge nicht richtig geschlossen waren.

"Für was steht eigentlich dein Tiger?", fragte Raphael in die Stille hinein mit seiner etwas raueren Stimme.

Ich hielt in meiner Bewegung inne. Überlegte ob ich ihm das erzählen sollte.

"Es ist etwas sehr persönliches.", antwortete ich zögernd.

Raf musste mein Zögern merken, denn er zog mich etwas mehr zu sich.

"Du musst es mir nicht erzählen, wenn du es nicht willst, Tiger.", versicherte er mir.

"Woher weiß ich das ich dir vertrauen kann?", murmelte ich.

"Hab ich bisher jemanden von unserer Affäre erzählt oder dich anderweitig angelogen? Ich erzähle nichts ohne dein Einverständnis. Glaub mir sowas würde ich niemals tun.", prüfend blickte er zu mir. Ich lag mittlerweile seitlich in seinem Arm. Er hatte diesen um mich geschlungen.

Er hatte recht. Denn schließlich hatte er bis jetzt nichts getan, was meine Zweifel bestärkte. Trotzdem blieb dieser kleine Funke an Misstrauen übrig.

Dennoch beschloss ich ihm etwas darüber zu erzählen.

"Als Diego starb, gab mir mein Vater dafür die Schuld an seinem Tod. Vorallem da ich ja unbedingt zu dieser Party wollte und mein Bruder mich abholen sollte. Dadurch das wir ein sehr gutes Verhältnis zueinander hatten, fiel mir es sehr schwer diesen Tod und den dazugehörigen Verlust zu verkraften. Dann kamen noch die Anschuldigungen meines Vaters hinzu.", begann ich zu erzählen. Raphael hörte mir zu und strich mir nur über den Rücken. Dies gab mir irgendwo halt und Kraft überhaupt weiter zu zu erzählen.

"Diese wurden immer schlimmer. Irgendwann trank ich abends immer wieder mal ein Glas Wein. Aus einem wurden irgdnwann zwei. Und aus dem Wein wurde eben was anderes. Etwas stärkeres. Ebenso wie aus einem Glas immer mehrere wurden. Und das auf längerem Zeitraum. Irgendwann entwickelte ich tatsächlich eine Alkoholsucht...", ich sprach leise. Über dieses Thema redete ich nicht gern. Schließlich war es eine unglaublich schwere Zeit.

"Deshalb trinkst du nie. Sondern immer deine Cola zum Beispiel wie in dem Club, in dem ich dich angerempelt hatte.", schlussfolgerte der Mann neben mir.

"Ja genau deswegen... Auf jeden Fall wurde es immer schlimmer. Vorallem abends, wenn ich alleine war, kamen die Gedanken und somit irgendwo auch der selbsthass. Ich glaubte langsam aber sicher die Worte meines Vaters. Dass ich wirklich an dem Tod Mitschuld trug. Das es meinetwegen passiert ist. So griff ich immer öfter zur Flasche. Zu der Zeit habe ich in einem Café gearbeitet und ich bin auch irgendwann dort nicht mehr erschienen zur Arbeit. Genauso hatte ich kaum noch Freunde um mich herum.Es wurde alles immer schlimmer...", ich schluckte und erinnerte mich gut an diese Zeit.

"Es zog sich über einige Monate mit der Sucht. Am Ende wurden die Beschuldigungen von meinem Vater so schlimm das ich es nicht mehr aushielt. Vorallem kamen jetzt noch welche dazu wie zum Beispiel, warum ich so erbärmlich sei und trinken würde. Ich würde so es ja nie zu etwas schaffen. Dies saß. Es wurde so unaushalbar, sodass ich mich anfing selbst zu verletzen...", ich murmelte das. Es fiel mir schwer das auszusprechen. Nur jetzt war es raus. Allerdings ließ ich einen Teil bewusst aus. Nämlich den schlimmsten. Das konnte ich jetzt nicht erzählen.

"Der Tiger verdeckt die ganzen kleinen Narben. Man sieht sie nur wenn man genau hinsieht... Das ist die Geschichte dahinter. Außerdem waren Tiger die Lieblingstiere meines Bruders und sie sind in meinen Augen auch sehr willensstark. Weswegen ich mir diesen ausgewählt hatte, um die Narben zu verdecken. Dies habe ich nach den zwei Therapien machen lassen. Diese halfen mir wirklich sehr. Auch wenn dies auch eine schwierige Zeit für mich war. So lernte ich mit allem umzugehen und vorallem von dem widerlichen Zeug was sich Alkohol nennt wegzukommen. Auch wenn's hart war", beendete ich die Erzählungen und atmete tief durch.

Raf neben mir hatte mir aufmerksam zugehört. Er hatte mich nicht unterbrochen.

"Wow. Das ist eine heftige Geschichte... Allerdings finde ich es unverschämt wie dein Vater, der eigenen Tochter die Schuld gibt an den Tod seines anderen Kindes. Du konntest nichts dafür, Jo. Es war ein verdammter Unfall und diese passieren leider oft. Also bitte gib dir nicht weiter die Schuld daran. Ich finde es erstaunlich wie du das alles dem Anschein nach gemeisterst hast. Dafür hast du meinen vollsten Respekt. Und in meinen Augen widerspiegelst du den Tiger. Du gibst anscheinend nie auf.", er zog mich näher an sich.

"Ich weiß heute das ich keine wirkliche Mitschuld habe. Allerdings manchmal kommen noch Zweifel... Aber dies passiert selten, also keine Angst und das mit dem Alkohol ist eh Geschichte. Auch wenn's am Anfang schwer war und heute jede Flasche und jeder Tropfen eine theoretische Gefahr des Rückfalls darstellt."

"Bist du es je geworden?", fragte er sanft. Ich merkte das er nicht unbedingt nachboren wollte.

"Was? Rückfällig? Nein. Tatsächlich nie. Trotz das oft viel Alkohol um mich herum ist. Man sehe euren Backstagebereich. Da wimmelt es eigentlich nur so von Gefahrenquellen. Aber ich habe mir auch geschworen, dass ich nie wieder zur Flasche greife. Diego auch zur Liebe. Er hätte nicht gewollt das sowas passiert.", erzählte ich.

Raphael nickte.

"Danke das du mir das anvertraut hast. Aber Merk dir eins, wenn was ist  du kannst immer mit mir reden. Hörst du?", eindringlich schaute er mich an.

"Verstanden. Danke das du mir zugehört hast und nicht gleich abgehauen bist.", ich schaute ihm leicht lächelnd in die dunklen Augen die ich dank des Mondscheins gut erkennen konnte. Sonst sah man nur seine Silhouette. Trotzdem erkannte ich das ihm auch seine dunklen Haare etwas wirr im Gesicht hingen. Das ließ ihn nur heißer aussehen.

"Warum sollte ich abhauen Tiger? Du wirst mich nicht so leicht los.", jetzt grinste er sachte.

"Das war fast schon kitschig Raphael.", ich musste leicht lachen.

"Genau das wollte ich hören."

"Bitte was? Das du kitschig bist?", verwirrt sah ich ihn an.

"Nein Tiger. Ich meine dein Lachen.", mit diesen Wörtern überbrückte er den kleinen Abstand zwischen uns und küsste mich.

Ich lächelte in den Kuss hinein und genoss ihn...

Hellooooo

Da ist das neue Kapitel und Joleen erzählt aus ihrer Vergangenheit allerdings scheint sie noch nicht alles erzählt zu haben

Was hat sie bloß verschwiegen?

Hoffe das Kapitel hat euch gefallen

Bis bald 🖤

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