Wer, wenn nicht wir Teil II

Triggerwarnung! Dieses Kapitel enthält einvernehmlichen, sexuellen Kontext. Wer so etwas nicht lesen kann/möchte, kann die Stelle überspringen.

03. April 1822
Bahamas, Kurs Richtung Florida

„if I hear my name, I will run your way
It's my desire that you feed
You know just what I need
You got power, you got power
You got power over me"

"Du hast mir nie von Briefen erzählt, die du ..." Er hielt inne, sah die Last der Schuld auf ihren Schultern, die sie fast zu erdrücken drohte. Sein Verstand wollte sich einer neuen Welle des Zorns hingeben und all den Frust und die Furcht hinaus lassen, die sich angestaut hatten. Wieder hatte sie sich über seine Befehle hinweggesetzt. Wieder hatte sie entgegen seiner Voraussicht gehandelt und ihr aller Leben aufs Spiel gesetzt, indem sie seinem Wort nicht folgte. Doch seinem Körper fehlte die Kraft. Er kniete vor ihr nieder, nahm ihr Gesicht in seine Hände, sodass sie ihn ansehen musste. "Wann war das Anne?", fragte er mit einer trügerischen Sanftheit.

„Als ... als wir in Spanien die Syphilis Erkankten abgeliefert haben ..."
Ihr Atem schlug sich warm auf seiner Haut nieder. Ihre Tränen benetzten seine Finger. Sein Blick verfing sich im Sturm ihrer Augen. "Irgendwelche weiteren Geheimnisse, die du mir hier und jetzt anvertrauen willst?"

„Nein." Die Antwort glich mehr einem leichten Windhauch.
„Bereust du es?" Ihre Lippen kamen sich so nahe, dass sie sich beinahe berührten. Sein Daumen strich zärtlich das Nass auf ihren Wangen beiseite.
"Ja."

"Dann lass mich dir ein Geheimnis über eine Sache verraten, die ich bereut habe", flüsterte er auf ihre Lippen. Er sprach so leise, dass er fürchtete, dass seine Worte ihre Ohren nicht erreichen würden, aber er hatte nicht genug Mut, um dem Gesagten eine festere Gestalt zu verleihen. "In den tiefsten, dunkelsten Stunden habe ich mich so sehr nach deiner Berührung gesehnt, dass ich dich vor mir gesehen habe. Ich konnte dich riechen, fühlen und schmecken und doch warst du nicht echt. Du warst nur eine Fantasie." Er hielt inne, zwang sich schließlich weiterzusprechen. "Es war, als wärest du bei mir gewesen. An meiner Seite. Aber da war noch mehr. Du warst nicht allein. Du hast unser Kind im Arm gehalten. Da war Licht, Lachen und da war Liebe." Er wagte kaum ihr in die Augen zu sehen und so senkte er den Blick und legte seine Stirn an ihre. "Anne, ich wünsche mir vom Grunde meines Herzens, dass diese Fantasie Wirklichkeit wird. Ich wünsche mir, dass du mein Kind unter deinem Herzen trägst. Ich bereue, diesen Wunsch nicht eher mit dir geteilt zu haben."

Sie starrte ihn an. So lange, dass er schon fürchtete, sie würde ihm ins Gesicht schleudern, wie beschissen naiv sein Wunsch war. Aber dann fragte sie leise: „Zürnst du mir nicht wegen der Briefe?"

Seine Miene blieb hart und ausdruckslos als er antwortete. „Doch, Anne. Aber ich will und kann heute keinen Streit mehr mit dir führen, weil du dich nicht an meine Regeln hältst und meine Befehle missachtest. Ich werde deinen Freigeist nicht bändigen können. Niemand kann das. Du wirst immer tun, was du willst und was du für richtig hältst. So ist es doch, oder?"

Er hielt den Atem an. Als ihre Stimme erneut erklang, durchfuhr ihn ein warmes Schaudern. „Ich ... ich hatte ähnliche Gedanken. Als ich Ocean gesehen habe, da wünschte ich mir nichts mehr als dass auch wir Eltern werden." Ein erschöpftes, dennoch glückliches Lächeln schlich sich auf ihre zitternden Lippen. „Lass es uns versuchen, wenn die Sache mit Nassau vorüber ist."

Das freudige Flackern des Glücks über ihr Zugeständnis erlosch binnen eines Augenblicks, in dem Moment, als ihre letzten Worte zwischen ihnen verklangen. "Nein, Anne. Ich habe den verfluchten Gott des Todes an meinen Fersen. Ich will nicht warten. Ich kann nicht länger warten. Verstehst du das?" Ohne eine Antwort abzuwarten, vereinte er seine Lippen mit ihren. Ihr Geschmack legte sich auf seine Zunge und er trank von ihr. Durstig, als wäre sie das einzige Wasser, das ihn vor dem sicheren Tod bewahren konnte.

Er hatte erwartet, dass sie sich ihm sogleich hingeben würde. Stattdessen schob sie ihn mit der Hand fort, zurück in die kniende Position vor ihr. „Du wirst warten müssen. Ich will nicht, dass unsere einstigen Befürchtungen aus Ratnagiri Wirklichkeit werden."

Der Verlust ihrer Berührung auf seiner Haut schmerzte ihn mehr als jeder einzelne Peitschenhieb auf seinem Rücken.
"Willst du mich so lange von dir fernhalten?" Er gab sich selbst eine Antwort auf seine Frage und schüttelte er den Kopf. "Du wirst mich jetzt nicht betteln lassen!" Ein drohendes Knurren schlich sich in seine Stimme.

„Fein ..." Ihr Widerstand bröckelte so schnell, wie sie ihn errichtet hatte. Er fragte sich, was sie dazu bewegte, ihre Meinung so schnell zu ändern, doch da biss sie sich auf die Unterlippe und erschauerte, als er seine Finger ihren Hals hinunter in Richtung ihres Dekolletés bewegte. Ein finsteres Lächeln umspielte seine Lippen, als er begriff, dass sie es genauso sehr wollte wie er. Dass sie ihn genauso sehr wollte wie er sie.

Er wollte keine Sekunde mehr verlieren, ihr die Kleider vom Leib reißen, doch da zögerte sie erneut. „Aber bevor wir in sinnlicher Leidenschaft versinken ...", keuchte sie und hielt seine Hände fest. „ ... du hast da noch etwas, das mir gehört und ich wüsste es gerne wieder in meinem Besitz."

Es kostete ihn all seine verbliebene Kraft, doch er schaffte es innezuhalten, bis er begriff, wovon sie sprach. "Deine Kette..." Er schlug die Augen nieder. "Oh Anne, ich ..." Er unterbrach sich. Er wusste um die Bedeutung, die das Schmuckstück für sie hatte. "Ich habe sie aufbewahrt, so gut ich konnte. Hier." Er legte eine Hand über sein Herz, an die Stelle, an der das Schmuckstück in der Innentasche seines Mantels geruht hatte. "Aber als Davies mir die Kleidung vom Körper geschnitten hat und dann ..." Er sprach nicht aus, was geschehen war. Er hatte keinen weiteren Gedanken daran verschwendet, sobald er in ihren Armen aufgewacht war. Vielleicht hatte das Silber zu dem Zeitpunkt bereits mit der Guardian am Grunde des Ozeans gelegen. Vielleicht war sie zu einem anderen Zeitpunkt herausgefallen, er wusste es nicht. "Ich habe sie nicht mehr. Es tut mir leid."

Erst vermochte er nicht zu deuten, ob sie traurig oder wütend war. Doch dann lächelte sie plötzlich, nahm sein Gesicht in beide Hände und drückte ihm einen Kuss auf. „Ist nicht schlimm", hauchte sie, sobald ihre Lippen sich voneinander lösten. „Ich glaube Jonah hat recht mit dem, was er über die Kette zu wissen glaubt. Am Ende findet sie ihren Weg wieder zu mir zurück. Selbst, wenn sie auf dem Grund des Meeres liegt. Ich bin mir sicher, irgendwann trage ich sie erneut um meinen Hals."

Er lächelte schwach, war es doch ein Ding der Unmöglichkeit etwas derart Kleines von Grund des Meeres zu bergen. "Aber falls nicht, versprich mir, dass du mich dir ein neues Schmuckstück schenken lässt. Eines, das du unserem Kind überlassen kannst, um deine Tradition weiterzuführen."

Der Ausdruck der Freude auf ihrem Gesicht wurde noch heller. Ihre Augen strahlten förmlich. „Ich habe da auch schon eine Idee. Erinnerst du dich an unseren Ausflug in die Grabstätte auf den Kap Verden?"

Er nickte. "Natürlich."

„Während ich dort auf dich gewartet habe, als du in die Tiefen getaucht bist, um den versteckten Eingang zu finden, habe ich eine Glasscherbe zwischen den Felsen gefunden und sie eingesteckt. Sie sollte eine Erinnerung an diesen wunderbaren Tag sein. Wenn wir wieder in Nassau sind, dann finde jemanden finden, der eine Kette daraus macht."

Erleichterung durchströmte ihn. "Das klingt wundervoll. Ich kann nicht anders, als die diesen Wunsch zu erfüllen." Die liebevolle Vorfreude in ihrem Blick brachte sein Herz zum Tanzen. Seine Hände umfassten ihr Hinterteil und er hob sie auf, während sich ihre schlanken Beine um seine Hüften verschränkten. Ihre Zungen verwoben sich in einem leidenschaftlichen Kuss, während er sie mit dem Rücken gegen die Wand drückte. Ihre kühlen Finger gruben sich in sein Haar, umwandelten bewusst die Verletzung an seiner Schläfe und strichen verführerisch sanft über seine Kopfhaut, seinen Hals und seinen Nacken hinab, bis zu seinen Schultern.

Ein Schaudern jagte über seine Haut und seine Erregung wölbte sich in seiner Hose, als er von ihr abließ, um ihr Worte auf die Lippen zu küssen. "Himmel, Anne, du bist schöner, als ich dich in meinen Träumen gesehen habe."

Gemächlich löste er den Knoten, der den Bund ihrer Hose an Ort und Stelle hielt und seine Hand glitt ohne sein Zutun zwischen ihre warmen Schenkel. Eine erhitzte Feuchtigkeit empfing seine Finger.
Sein Fokus sog sich an dem hauchzarten Rosa ihrer leicht geöffneten Lippen fest, dem anmutigen Schatten, den ihre Wimpern auf ihre weichen Wangen malte. Ihre Lider flatterten lustvoll. Ihr offenes Haar fiel ihr lang und ungebändigt über die Schultern und ihre Kehle formte ein tiefes und erregtes Summen, als er begann ihre Weichheit mit seinen Fingerspitzen zu erkunden. Sie wölbte sich ihm entgegen, verzehrte sich mit jeder seiner geübten Bewegungen mehr nach seiner Berührung und stöhnte empört auf, als er seine Hand der Wärme ihrer Schenkel im letzten Augenblick entzog.

"Nein, Anne..."

Verflucht. Auch wenn er müde war, gebrochen, verletzt und am Ende seiner Kräfte. Zum Henker, er war wütend. Wütend, dass Cherleton nicht länger an Bord verweilte und in seiner Abwesenheit versucht hatte, ihm ein Messer in den Rücken zu rammen. Dass Anne den Mann so lange vor ihm in Schutz genommen hatte. Und dass sie sich über seine Anordnungen hinweg gesetzt und Briefe geschrieben hatte, die die beschissene Marine offenbar direkt auf seine Spur führten. Für einen kurzen Moment überkam ihn das Verlangen, sie für all diese Dinge büßen zu lassen. Auf eine sehr körperliche Weise.

Er hob seine Hand, die noch immer von der Nässe ihrer Scham überzogen war und fuhr mit Zeige- und Mittelfinger über ihre leicht geöffneten Lippen. Die Spitze ihrer Zunge schnellte hervor, berührte seine Fingerspitzen und während sie ihn mit ihren berauschten Blicken gefangen hielt, umfasste ihre Hand die seine, um sie an Ort und Stelle zu halten. Ihm entfuhr ein heiseres Keuchen, während sie seine beiden Finger mit ihren Lippen umschloss und zärtlich daran zu saugen begann. Wie ein süßes Versprechen.

"Zur Hölle, Anne!", entfuhr es ihm. "Ich will dich. Hier und Jetzt." Ein schelmisches Lächeln hob ihre Mundwinkel an und er fühlte, wie sich ihre andere Hand am Bund seiner Hose zu schaffen machte. Das Kleidungsstück rutschte von seinen Hüften. Ein Stöhnen legte sich um seine Worte, wie ihre Hand sich weich an seine steinharte Erektion schmiegte.
"Ich werde ein paar dünne Leinen nehmen und deinem Körper Knoten zeigen, die deine Finger noch nie geknüpft haben. Dann werde ich dich an meine Koje binden und immer wieder und wieder in dir versinken, bis ein jeder Matrose der Searose deine lustvollen Schreie vernimmt und die Sonne am östlichen Horizont wieder hervorkommt!"

Ihre Hand bewegte sich schneller, der Sturm in ihren Augen hielt seinen Blick weiterhin gefangen, als würde sie ihn in einer wortlosen Herausforderung provozieren. Sein Innerstes zuckte und wand sich, begierig darauf, all die aufgestaute Liebe unter ihrer Berührung herauszulassen und doch...
"Hör auf."
Sie gehorchte ihm nicht.

Entschlossen umfasste er ihr Handgelenk und riss ihre Finger von sich weg, was ihr einen frustrierten Laut entlockte. "Hör! Auf!"

"Dann tu es doch!", schleuderte sie ihm entgegen.

Eine weitere Aufforderung brauchte er nicht. Grob hob er sie erneut auf seine Hüften, um sie durch die schmale Tür zu tragen, die die Hauptkajüte von ihrem Schlafgemach trennte, um sie dort auf die Kissen sinken zu lassen.
Ihr vertrauter Geruch, der hier drinnen vorherrschte, raubte ihm die Sinne und Schwindel ergriff von ihm Besitz, bis er auf ihr zum Liegen kam und ihre Hände rechts und links auf der Höhe ihres Kopfes in die weißen Laken drückte.

Er wollte nicht länger warten. Er konnte nicht. Ihre heiße Mitte umfing ihn und es gab keinen einzigen Gedanken mehr in seinem leeren und gleichsam überfüllten Kopf, als sie.

Seine überreizten Sinne flatterten zu ihren Nägeln, die sich gewaltsam in das Bettzeug krallten. Zu ihren steifen Brustwarzen, die sich unter ihrem Hemd aufrichteten, bis er ihr das störende Stück Stoff vom Körper riss. Zu dem schwarzen See ihrer Augen, der sich vor Verlangen verdunkelte. Zu ihren geöffneten Lippen, die unter seinen Stößen ergebene Laute der Lust von sich gaben, die ihn weiter und weiter trieben. Ihr Körper erbebte unter den Wellen ihres Orgasmus', als er an ihr Innerstes stieß und ließ sich ihn über den Kamm seines eigenen Höhepunktes gleiten.

Sein Herzschlag donnerte lebendig durch sein Empfinden. Er legte seinen Kopf auf ihrer Brust ab, um dem ihren zu lauschen. Ihre Finger legten sich wie von selbst auf sein Haupt, fuhren damit fort, seinen Nacken und seinen Haaransatz entlangzustreichen. Ihr Atem kühlte den Schweiß auf seiner Stirn, der sich mit dem auf ihrer Haut vermischte.
Er schloss die Augen und entschwand.

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