Dreimal verfluchte Ratte
03. April 1822
Atlantik
„Gift in den Händen eines Weisen ist ein Heilmittel, ein Heilmittel in den Händen des Toren ist Gift."
~ Giacomo Girolamo Cassanova
Seit sie begonnen hatten auf das Schiff zu feuern, hatte es kaum einen Verletzten gegeben, der sich zu ihr hinunter in ihre medizinischen Räumlichkeiten begeben hatte. Jemand hatte sich den Knöchel verstaucht, als er auf den nassen Planken ausgerutscht war. Ein paar andere hatten Prellungen und Fleischwunden davongetragen, die sie bereits versorgt hatte.
Zufrieden betrachtete sie den Vorrat frischer Leinenverbände, abgekochten Wassers, Nadel und Faden, sowie ein paar anderer nützlicher Dinge, die ihr bei der Versorgung der Verwundeten behilflich sein würden. Der scharfe Geruch von Alkohol und Jod schwängerte die Luft und vertrieb den allgegenwärtigen, rußigen Gestank des Schießpulvers. Warmes Sonnenlicht drang durch die Fenster, die Felicité am Morgen noch frisch geputzt hatte, sodass der Raum ausreichend beleuchtet sein würde.
Mary hatte die Anwesenheit der Französin von der ersten Sekunde an zu schätzen gewusst. Sie war schlau, hatte klar gesetzte Prioritäten und besaß ein gigantisches Wissen über Kräuter und Pflanzenheilkunde. Und sie wusste, wer sie war, ganz im Gegensatz zu dem anderen Mädchen: Anne Bonny.
Mary verstand, dass ihr Herz beinahe zersprungen war. Dass ihr der Verlust eines geliebten Menschen den Boden unter den Füßen weggezogen hatte. Mehrmals. Aber Mary hatte auch gesehen, was sich während Calicos Abwesenheit getan hatte. Es hatte keine zwei Wochen gedauert und aus dem Mädchen war eine Frau geworden, die seinen Platz eingenommen hatte und einhundertfünfzig Männer in einen Kampf führte. Und jene folgten ihr, ohne ihren Ruf oder ihren Befehl nur einen Augenblick infrage zu stellen.
Die feinen Härchen auf ihren Unterarmen richteten sich auf, als Mary an den Moment zurückdachte, der keine Stunde zurücklag. Der Moment, in dem Anne den Befehl zum Angriff gegeben hatte. Himmel, wenn sie Jack denn lebend aus dem brennenden Wrack bargen, musste sich der Mann auf neue Gegebenheiten gefasst machen, wenn er an Deck der Searose zurückkehrte. Zumindest wünschte Mary sich das.
Sie konnte Calico gut leiden, das stand außer Zweifel. Er mochte fortschrittlicher in seinem Denken sein als manch anderer. Sie war ihm überaus dankbar, dass er sie aus Indien mitgenommen hatte und ihr den erfolglosen Versuch des Kaperbriefes nicht länger nachtrug. Und doch würde er nicht reichen, um die Welt ins Wanken zu bringen. Tief in ihrem Herzen brannte der Wunsch danach, den Herren der Erde ihre unumstößlich erscheinende Macht zu entreißen. Damit meinte sie nicht Männern wie Jack, nein. Sie dachte an ihren Ehemann. Sie dachte an all die Regenten armer Länder, die allesamt aus alten, weißen, reichen Herren bestanden.
Und Anne konnte es. Sie brauchte lediglich ein paar Schubser in die richtige Richtung.
Um Jack tat es ihr leid. In mancher Hinsicht teilte er, genauso wie ein jeder Pirat, das Schicksal einer von der Gesellschaft geächteten Person, die über so gut wie keine Rechte verfügte, es sei denn, er nahm sich, was ihm zustand. Gleich denen einer Frau ohne Familie, Kind oder Ehemann. Allerdings war sie sich sicher, dass Jack wusste, dass sein Ende in Stein gemeißelt war, seit er seinen unheiligen Fuß auf die Searose gesetzt und sich als ihr Käpt'n aufgeschwungen hatte.
Dennoch. Mary wünschte Annes geschundenem Herz, dass ihr Vorhaben von Erfolg gekrönt sein würde.
Sie stemmte die Hände in die Hüften, als über ihrem Kopf das Geräusch tobenden Jubels losbrach. Ein Lächeln hob ihre Mundwinkel an. Das war ein gutes Zeichen. Vorsorglich tauchte sie ihre Hände in Essigwasser und lauschte dem Geräusch von Stiefeln über ihrem Kopf, Schritte, die sich den Weg einige Stufen hinunterbahnten und schließlich eine ganze Traube an Menschen, die sich durch die offene Tür in ihre Gemächer drängte.
Allem voran Jack. Er hustete röchelnd und rieb sich mit dem, was von seinem Ärmel übrig war, den Rotz aus dem Gesicht. Erleichterung flutete ihr Herz. Es gelang ihr, einen neutralen Ausdruck auf ihren Zügen zu wahren, obwohl sie den Schatten des Todes in seinem Antlitz schweben sah. Seine Haut war bleich und unter seinen Augen lagen dunkle Ringe. Rotes Blut lief in Schlieren aus einer Wunde an seiner Schläfe hinab und mischte sich mit dem Salzwasser, das aus seiner zerrissenen Kleidung tropfte. Er sah nicht danach aus, als besäße er ausreichend Kraft, um noch zwei weitere Schritte zu tun und doch stand er aufrecht und bedachte sie mit einem auffordernden Blick.
"Read!" Seine Stimme klang atemlos.
Sie schenkte ihm ein wohlwollendes Lächeln, das sie tatsächlich ernst meinte. "Käptn?"
"Ich habe Arbeit für Sie mitgebracht."
"Das sehe ich." Sie wies auf eine leere Pritsche zu ihrer Linken. "Setzen Sie sich."
Für einen Augenblick schwankte er. Anne und die Ratte griffen unter seine Arme und halfen ihm die restlichen drei Schritte bis zur gewiesenen Sitzgelegenheit zu machen, auf der er sich erschöpft niederließ. Anne wich nicht von seiner Seite, wohingegen die Ratte Mary umgehend Platz machte und die zitternden Hände in den Hosentaschen vergrub.
"Vergreif dich nicht an meinem Hochprozentigen!", fuhr sie ihn an und er senkte den Blick. Er sah selber nicht besonders gut aus, aber sie würde später auf ihn zurückkommen. Immerhin schwebte Scarlet abgesehen von seinem ausgeprägten Alkoholismus und der hartnäckigen Grippe in keiner lebensbedrohlichen Gefahr.
Sofort eilte ein Matrose samt Dietrich und einiger weiterer filigranen Werkzeuge herbei. "Sie erlauben, Sir?" Er kniete vor ihrem Käpt'n nieder und machte sich daran, die Schlösser an seinen Handgelenken zu öffnen. Das erste fiel bereits nach zwei Minuten zu Boden.
Mary reichte Jack ein Glas mit goldenem Whisky, das er mit seiner freien Hand ergriff und in einem Zug leerte, ehe er genüsslich die Augen schloss. Ein heiserer Fluch entglitt seinen Lippen und Mary begann sich mit Jod und Ethanol bewaffnet, der Wundversorgung seiner Schläfe zu widmen. Zischend sog er die Luft zwischen den Zähnen ein, als sie die Stelle mit einem alkoholgetränkten Leinen sauber tupfte.
Unmittelbar fiel ihr Blick auf seinen Rücken. Sie musste schlucken. Die Flagge der Searose und die beiden gekreuzten Säbel aus schwarzer Tinte auf seinen Schulterblättern wurden von blutigen Striemen durchzogen. Einige waren so tief, dass die Wundränder auseinander klaffen. Beherzt griff sie nach Nadel und Faden. Sie würde zuerst die Wunde an seiner Schläfe und dann den Rest seiner Haut wieder zusammensetzen. Mit geübten Bewegungen hielt sie die Nadel in die Flamme einer Kerze und vollführte den ersten Stich. Unter ihren Fingern spürte sie, wie Jacks Kiefermuskulatur sich anspannte. Er warf ihr einen vorwurfsvollen Blick zu.
"Verflucht, Read! Das tut scheiße weh! Bei Cherleton waren Sie auch nicht so geizig mit Schmerzmitteln!"
Mary sah, wie Anne unangenehm schluckte. Es schien Jack bisher nicht aufgefallen zu sein, dass der hellblonde Quartiermeister nicht an Ort und Stelle verweilte.
Jonahs tiefes Raunen unterbrach sie jedoch in der Antwort, die sie ihm hatte geben wollen.
"Bevor du dich wie der Rest der Mannschaft zur Feier deiner Befreiung mit irgendwelchen Destillaten ins Jenseits schießt, sollten wir ein paar Dinge besprechen."
Jacks Blick richtete sich finster auf den Steuermann und er hob Mary in einer provokativen Geste sein Glas entgegen. Am liebsten hätte sie ihm das Gefäß aus der Hand geschlagen. Jonah hatte recht. Sie ignorierte die nonverbale Aufforderung und setzte stattdessen den letzten Stich nahe seiner Augenbraue. Als sein stummer Befehl weiterhin missachtet wurde, ließ er das Trinkgefäß wieder sinken.
"Aye? Welche denn?"
"Du musst einen Kurs bestimmen. Wir sollten nicht in der Nähe eines brennenden Wracks herumdümpeln, dessen Feuer so ansteckend ist, wie eine Grippe. Außerdem gibt es Entwicklungen, von denen du wissen musst!"
Mary beobachtete, wie der Käpt'n die Augen zu Schlitzen verengte, während sie dazu ansetze, sich den Verletzungen auf seinem Rücken zu widmen. Das zweite Eisen, das um sein Handgelenk gelegen hatte, öffnete sich in diesem Moment und der Matrose entfernte sich eilig. Zur Hölle, sie würde sich im Anschluss auch die geschundene Haut an seinen Handgelenken ansehen und eine Salbe darauf auftragen. Sie erinnerte sich, dass Felicité von Hamamelis und Arnika gesprochen hatte.
"Schiffe brennen? War es nicht so, Jonah? Hol tief Luft, bevor du tauchst, hast du zu mir gesagt! Hast du das gemeint?" Ein Hustenanfall schüttelte ihn, bewegte Mary zum Innehalten und sie sah zu, wie Jacks anklagender Tonfall Jonah die Lippen aufeinander pressen ließ. Abwehrend hob Jack die Hände. "Ich habe keine verfluchte Ahnung, wo auf dem beschissenen Ozean wir uns befinden! Ich weiß nicht mal, welchen Tag wir haben!" Er hustete abermals und machte eine Geste, die die Gesamtheit aller Anwesenden zu umfassen schien. "Versteht mich nicht falsch, ich bin euch unendlich dankbar, dass ihr den Schoner der Bastarde in Schutt und Asche verwandelt habt, aber ich habe die letzten zwei Wochen in einem feuchten Rattenloch verbracht, und nichts weiter als Maisbrei, verschimmeltes Brot und abgestandenes Wasser zu mir genommen!" Demonstrativ hielt er Jonah sein leeres Glas entgegen. "Regelt ihr das mit dem Kurs!"
Entschlossen nahm Mary ihm das Glas aus den kalten Fingern. "Whisky ist nichts, was Ihnen dabei helfen wird, einer Lungenentzündung vorzubeugen, Calico! Ich werde Ihnen Tee und Suppe empfehlen, wenn Sie ..."
"Zum Henker, Read!", unterbrach er sie. „Halten Sie die Klappe und drehen Sie mir wenigstens eine Zigarette!'
Mary registrierte, wie Anne dazu ansetzen wollte zu sprechen, als die Kräuterhexe just in diesem Moment lautstark einen großen, kupfernen Topf auf einer der aufgeräumten Arbeitsflächen abstellte. Sie war so sehr in ihre Arbeit und die Unterhaltung vertieft gewesen, dass sie deren Eintreten gar nicht mitbekommen hatte. Felicité wandte sich um und lächelte so selbstbewusst, als würde sie genießen, dass sich in diesem Augenblick die Aufmerksamkeit eines jeden auf sie richtete. Fast so, als hätte sie es beabsichtigt.
"Soupe!", verkündete sie freudestrahlend in ihrem niedlichen, französischen Akzent. "Für die Hungrigen unter euch!"
Die Stille wurde von Jacks fassungslosen Worten unterbrochen. "Was tut diese Frau auf meinem Schiff?"
Anne übernahm es, Jack eine Antwort zu liefern. „Diese Frau hat maßgeblich dazu beigetragen, dass wir dich wiedergefunden haben."
Felicité drängte sich weiter in das Bild hinein, postierte sich direkt vor Jack und stemmte ihre dünnen Arme dabei in ihre Hüften. „Oui, so ist es. Und ich freue mich darüber, dass ich euch noch länger begleiten werde. Die Abmachung ist noch nicht erfüllt. Ich habe nicht gefunden, was ich gesucht habe."
Ausnahmsweise kicherte sie nicht, sondern erweckte einen seltsam ernsten Eindruck. „Oder besser gesagt, wen ich gesucht habe. Mein alter Freund war nicht auf dem Schiff."
Mary registrierte, wie Jack zweifelnd die Augenbrauen hob. Mit einem Tonfall, der ebenso anklagend wie hilfesuchend klang, wandte er sich an Anne. "Wovon, zum Henker, redet sie?"
„Wir haben einen Handel geschlossen. Sie gab uns die Informationen, die wir brauchten, um dich zu finden und im Gegenzug nahmen wir sie mit uns, damit sie eine offene Rechnung mit einem Mitglied der Marine begleichen kann", erwiderte Anne mit fester Stimme.
Mary sah ihr an, dass sie diese Entscheidung keineswegs bereute, obwohl Felicité schlussendlich dafür verantwortlich gewesen war, dass Jack und sie beinahe ein feuchtes Grab im Meer gefunden hatten. Und dabei wusste Mary nicht mal, welche Opfer ihr riskantes Manöver noch gefordert haben mochte.
„Und mein alter Freund war nicht auf dem Schiff", wiederholte Felicité. „Also ist euer Teil der Abmachung noch nicht erfüllt."
Ungehalten atmete Jack aus. Seine Körperhaltung änderte sich. Als würde er sich selber wieder daran erinnern, dass er Käpt'n einer Crew war und sich in seine alte Rolle zurückzwingen musste. "Hören Sie zu, Lady", begann er an Felicité gerichtet. "Die Marine besteht aus einem Haufen gewissenloser, nach Ruhm und Ehre gierender Arschlöcher, die ihre eigene Mutter für eine Auszeichnung ans Messer liefern würden. Ich weiß das und Sie wissen das offenbar genauso gut wie ein jeder von uns. Aber die Zeit, in der wir Sie über die sieben Weltmeere segeln, um eine persönliche Rechnung zu begleichen, ist verflucht noch mal nicht jetzt! Die Marine plant einen Anschlag auf Nassau, um die Piraterie ein für alle Mal von dieser Erde zu tilgen. Blackbeard muss davon erfahren, damit er sein Volk sammeln und darauf vorbereiten kann." Noch ehe Felicité etwas antworten konnte, fügte er hinzu. "Sie mögen eine Abmachung mit Mitgliedern meiner Mannschaft haben, aber die haben Sie nicht mit mir!" Er machte eine Pause, in der er seine gezielte Aufmerksamkeit auf Jonah richtete. "Wir nehmen Kurs auf Nassau! Sag das dem diensthabenden Steuermann!"
Mary beobachtete Jacks Freund dabei, wie er dem Befehl bereits nachkommen wollte. Doch noch ehe er die Tür erreichte, hallte der liebliche französische Akzent widersprechend durch das Arztzimmer. „Wir nehmen den Kurs, den ich vorgebe."
Die angespannte Stille, die von ihrem Käpt'n ausging, richtete sich mit einem Mal geballt auf die Französin. Sie war nicht länger dankbar und versöhnlich, sondern ... wütend.
"Was denken Sie, wer Sie sind, hm?"
„Ich bin der einzige Mensch auf diesem Schiff, der es vermag Ihr geliebtes Haustier zu retten, Calico Jack." Für die Dauer einiger Herzschläge breitete sich eine drückende Ruhe in dem mit einem Mal viel zu engen Raum aus.
"Was zum ..."Mary hörte Jacks Tonfall an, dass er nicht verstand und auch ihr war die Bedeutung der Worte zuerst schleierhaft. Blackbeard hatte Anne einst als Jacks Haustier bezeichnet, aber Mary konnte sich nicht vorstellen, wovor Felicíté Anne zu retten gedachte. Mit einem unguten Gefühl sah sie von ihrer Arbeit an seinem Rücken auf und fixierte die Kräuterfrau für einige Augenblicke, doch jene hielt ihren Blick eisern mit Jacks verflochten.
Ein Scheppern erklang und als Mary den Kopf wandte, sah sie Ben, wie er sich vergeblich versuchte an einem Koffer mit Operationsbesteck festzuhalten. Sein Versuch scheiterte kläglich und er fiel der Länge nach zu Boden, wo er reglos liegen blieb.
"Dreimal verfluchte Ratte!", entfuhr es ihr aufgebracht. Hastig erhob sie sich, wischte ihre blutigen Finger an ihrer Schürze ab und eilte an Bens Seite, wo sie sich rasch niederließ. Seine Atmung ging flach und stoßweise. "Ich habe dir gesagt, du sollst die Finger von meinem Alkohol lassen, während du ..." Sie stockte.
Auf den Wangen der Ratte hatte sich ein rötlicher Schimmer ausgebreitet und als sie Ihren Finger an seinen Hals legte, um den Puls zu fühlen, schlug sein Herz dermaßen schnell in seiner Brust, dass sie glaubte, es müsste gleich durch seine Rippen brechen. Irritiert runzelte sie die Stirn. Etwas fehlte. Der immerzu nach Alkohol stinkende Atem. Mit routinierten Bewegungen hob sie ein Augenlid an. Die Pupille darunter war so stark geweitet, dass das schmutzige Grün seiner Iriden zu einem dünnen Kranz zusammengeschrumpft war.
Fassungslos sah sie zu der Frau auf, die sie bisher für eine zuverlässige und gutherzige Verbündete gehalten hatte. "Was hast du ihm gegeben?"
„Das, meine Liebe, bleibt mein Geheimnis, bis die Abmachung erfüllt ist", säuselte Felicité und betrachtete den bewusstlosen Mann ungerührt.
Anne sprang auf. „Egal was du ihm gegeben hast, du wirst ihm das Gegenmittel verabreichen! Jetzt sofort!"
„Aber, aber", schnurrte die Französin und wandte Anne den Blick zu. „Es ist nicht an euch in dieser Situation irgendwelche Forderungen zu stellen. Ich werde ihm etwas geben, das seinen Körper entgiftet, sobald ich gefunden habe, wen ich suche. Und bevor ihr nun auf irgendwelche dummen Ideen kommt, möchte ich euch sagen, dass euch jedwede Foltermethoden nichts bringen werden. Ich habe das Schlimmste durchlebt, das ein Mensch nur durchleben kann. Spart euch das also lieber, denn ihr spielt gegen die Zeit. Eurer Ratte bleiben nur noch wenige Tage, bis ich die Wirkung nicht mehr umkehren kann. Er wird Blut spucken, halluzinieren und irgendwann wird sein Herz aufhören zu schlagen. Das Ganze wird nicht friedlich vonstattengehen. Ich rate euch daher einfach zu tun, was ich verlange. Dann ist euer Ben bald wieder der Alte."
Mary schenkte dem Bewusstlosen einen letzten prüfenden Blick und erhob sich, um sich vor Felicité aufzubauen. "Ich hätte dich nie mit ihm allein lassen sollen!", fauchte sie. "Der Hippokratische Eid verbietet es, Menschen in jedweder Art und Weise Schaden zuzufügen. Wie konnte ich nur so dumm sein und annehmen, dass du an ihn gebunden bist!" Sie verschränkte die Arme vor der Brust und widerstand der Versuchung vor ihr auf den Boden zu spucken nur knapp. "Ich hätte dich ..."
"Read!" Noch ehe sie weiter schimpfen oder die Französin zu einer Antwort ansetzen konnte, drang Jacks matte Stimme durch den Raum. Mary schenkte Felicité einen letzten, vor verletzter Wut funkelnden Blick und wandte sich dem Käpt'n zu. "Aye?"
"Gibt es eine Möglichkeit, dass Sie durch ein paar Nachforschungen auf das Gift und das entsprechende Gegenmittel schließen können, wenn wir das Gepäck der Dame beschlagnahmen?"
An Felicités überheblichen Lächeln zupfte eine Spur des Wahnsinns, als sie Ihren Fokus wieder auf sie richtete. Die Frau würde genügend Fallen gestellt haben, in die sie hinein tappen und Ben damit mehr Schaden zufügen würden.
"Die Wahrscheinlichkeit, dass mir das gelingt, ist außerordentlich gering", gab sie schließlich zu. "Es ist wahr, es gibt für nahezu jedes Gift ein entsprechendes Antidot, aber ist es nicht das passende, ist es für den Körper ebenso verheerend, wie das ursprüngliche Toxin selbst."
Ein Kichern sprang über die Lippen der Französin. Eines, das sie verhöhnte und ihr gleichzeitig sagte, dass sie richtig lag.
Jacks Seufzen durchdrang die gespannte Stille.
"Also Lady, wie lautet Ihr Ziel?"
„Florida, Mr. Calico", entgegnete Felicité mit einem selbstgefälligen Lächeln.
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