Kapitel 4
Ich musterte die Frau vor mir. Als ich in dem Raum gekommen war, hatte sie nichts gesagt. Sowie jetzt auch.
Stillschweigend saßen wir uns gegenüber und sahen uns an. Auf Fesseln hatte man bei der Asin verzichtet. Sie war keine Gefangene. Doch wenn sie Ärger machen würde oder mich sogar angriff, würde sofort Lewis in den Raum stürmen und sich darum kümmern. Und dann wäre auch ganz schnell die Frage geklärt, ob sie feindselig war.
,,Da Sie ja nicht anfangen wollen zu reden, werde ich beginnen“, eröffnete ich das Gespräch, ohne sie aus den Augen zu lassen.
Gelangweilt lehnte sie sich auf dem Stuhl zurück und erwiderte mit einer Handgeste, dass ich anfangen konnte.
,,Meine Name ist Sarah Gordon und ich werde Ihnen einige Fragen stellen und an Ihrer Stelle würde ich sie wahrheitsgemäß beantworten“, sagte ich und die Asin nickte kurz. ,,Sie sind eine Asin und kommen aus Asgard.“
,,Frage oder Feststellung?“
,,Eine Frage“, entgegnete ich genervt.
,,Ja“, teilte sie mir knapp mit.
Gott! Wenn das jetzt immer so weiter geht, dauert es ja noch Stunden.
,,Sie heißen unter den Menschen Lya Cooper und sind, oder eher gesagt,waren, Journalistin.“
,,Yup.“
Ich seufzte genervt auf und schmiss die Blätter vor mir auf den Tisch, so dass sie noch ein Stück weit in die Mitte rutschten. ,,Wie es scheint, haben Sie genau so wenig Lust auf das hier, wie ich. Also können Sie jetzt nicht einfach sagen, ob Sie feindlich gesinnt gegenüber uns Menschen sind oder nicht? Wie lange sind Sie schon hier? Und was wollen Sie hier eigentlich?“
,,Natürlich könnte ich das.“ , sie lächelte mich provokant an, ,,aber, ob ich es werde, ist eine andere Sache.“
,,Dann kann ich Sie auch einfach in eine Zelle stecken und in ein Gefängnis verfrachten, wo sie kein Tageslicht mehr sehen und dort ihre verdammte Unsterblichkeit verbringen können“, entgegnete ich trocken.
„Glauben Sie wirklich mich bedrohen zu können? Ich lebe seit mehr als eintausend Jahren auf der Erde – weshalb es auch so lustig ist, dass ihre ach so tolle Organisation es erst jetzt mitbekommt. Denken Sie ein paar Jahre Gefängnis würden mich interessieren? Auch wenn ich nicht glaube, dass es überhaupt dazu kommen würde.“
Mit ernster Miene sah ich sie an. Doch als ich zu einer Antwort ansetzen wollte, lehnte sich Lya Cooper nach vorne und sagte mit fester Stimme und einem Funkeln in ihren Augen: ,,Und jetzt mal ganz ehrlich: Wieso sollte ich etwas gegen die Menschen tun? Ich lebe hier doch selber.“
,,Geht doch“, sagte ich mürrisch und zog mir die Akte heran. Auf der zweiten Seite stand etwas über Ihre Wohnung, dass sie zwangsgeräumt worden war und Ihre Sachen versteigert wurden. Ich wandte mich wieder an Lya. ,,Ich hoffe, dass sich keine außerirdischen Gegenstände in Ihrer Wohnung befunden haben, bevor sie ausgeräumt wurde.“
Lyas Lippen verzogen sich zu einem schmalen Strich. ,,Was wäre, wenn?“
,,Dann hätten wir ein Problem.“ Ich sah Cooper tief in die Augen. Sie hielt den Blick stand, seufzte jedoch auf.
,,Ja, ich hatte paar außerirdische Gegenstände in meiner Wohnung – schließlich habe ich dort gelebt.“
Sie betonte außerirdische so deutlich, um mir bewusst zu machen, dass sie dieses Wort lachhaft fand.
,,Waren nur ein paar Waffen und Relikte-“
,,Waffen?“, unterbrach ich sie entsetzt. ,,Wissen Sie, was diese in den falschen Händen anrichten können?“
Lya rollte mit den Augen, lehnte sich im Stuhl zurück und verschränkte die Arme.
,,Ich habe keine Lust, dass wieder irgendwelche Idioten Gott spielen wollen“, murmelte ich, jedoch nicht so leise, wie ich gedacht hatte, denn die Asin warf mir einen fragenden Blick zu. ,,Ist egal“, winkte ich ab.
,,Ich geh' mir meine Sachen einfach demnächst abholen, war nur zu faul dafür die letzten Monate. Mein Vermieter hat mir die Daten hinterlassen, wo sie hingebracht wurden.“ Die Asin zuckte gleichgültig mit den Schultern.
,,Das hoffe ich für Sie. Und nicht erst demnächst, sondern sofort – es ist wichtig, diese Dinge von den Menschen fernzuhalten. Wenn-“ Plötzlich hörte ich ein Klopfen an der Tür.
Das ist doch nicht deren Ernst?, dachte ich sauer und drehte mich zu Tür. Wissen sie etwa nicht, dass man bei einem Verhör nicht stört.
Die Tür wurde geöffnet und Lewis betrat den Raum.
,,Es gibt ein kleines Problem, die Gegenstände zurückzubekommen. Ich glaube, dass müsst ihr euch selbst ansehen“, sagte er und eilte auch schon wieder davon. ,,Die Asin auch“, hörte wir ihn noch schreien, dann verschwand er auch schon in einem anderen Raum. Die Asin und ich folgten Lewis in den Überwachungsraum und er zeigte uns seine Entdeckung bezüglich der Firma. Es stellte sich heraus, dass die Firma eigentlich nur eine Fassade war. Insgeheim verkauften sie außerirdische Objekte an die Reichen und Sammler, die sehr viel Geld besaßen.
Die ganze Mission verlief ganz anders, als ich erwartet hatte – und zwar nicht unbedingt positiv.
,,Woher wissen Sie das alles?“, erkundigte sich Anderson bei Cooper.
,,Ich habe ebenfalls Recherche betrieben“, entgegnete Cooper mit einem kühlen Unterton.
„Das heißt also, wir müssen diese Auktion invadieren und uns so die Gegenstände zurück beschaffen“, fasste Lewis zusammen.
„Nein, nicht ihr. Ich“, sagte die Asin und warf Lewis einen mahnenden Blick zu. ,,Ich will nicht, dass jemand von Ihnen in der Sache rumpfuscht, ich habe bereits alles geplant.“
Ich lachte auf. ,, Als ob wir zu lassen würden, dass eine Asin eine Mission leitet. Was wollen Sie machen? In das Auktionshaus reinstürmen und ihre Sachen wieder an sich nehmen?“ Ich warf der Asin einen verständnislosen Blick zu. ,,Überlassen Sie das strategische Planen einer Mission uns“, entgegnete ich und an meinem Unterton konnte man erkennen, dass ich keine Widerrede duldete.
Die Asin sah mich eine Zeit lang an, so als würde sie mir widersprechen wollen, doch schließlich erschien nur ein belustigtes Grinsen in ihrem Gesicht. Sie lief zu einem freien Stuhl und lehnte sich auf diesem zurück, dann sah sie uns abwartend an.
,,Was machen wir jetzt? Einfach so in diese Auktionen hereinspazieren und sie beschlagnahmen? S.H.I.E.L.D. muss immer noch im Dunkeln arbeiten“, erinnerte uns Will und sah uns nacheinander fragend an. ,,Nach der Sache in Washington ist es zu riskant, wieder an die Öffentlichkeit zu treten.“
„Also klauen wir sie einfach?“, sagte Lewis mit einem fragenden Unterton.
,,Genau das werden wir tun.“ Anderson warf mir ein vielsagendes Lächeln zu. ,,Oder besser gesagt - ihr beide.“ Sie deutete mit einer Geste auf die Asin und mich.
,,Warte.“ Überrascht zeigte ich auf Lya Cooper und dann auf mich. ,,Wir beide? Warum?“
,,Mit der einfachen Antwort - sie weiß, wie ihre Sachen aussehen. Und Sie, weil Sie schon Erfahrung mit der Zusammenarbeit von Asen besitzen. Außerdem wenn wir alle gehen würden, würde es zu viel Verdacht erregen.“
Ich wollte widersprechen, dass ich lieber alleine gehen würde, als je wieder mit einer Asin zusammenzuarbeiten, doch kam ich nicht dazu.
,,Die werdet ihr brauchen“, hörte ich Agent Summers sagen und ich drehte mich zu ihm um. Er stand an der Tür, in der Hand zwei Kleidersäcke haltend. ,,Nicht meckern – was anderes ging auf die Schnelle nicht“, warnte er uns vor und gab jeweils der Asin und mir einen der Kleidersäcke. Lya Cooper öffnete ihren und zog ein dunkelgrünes Kleid heraus.
,,Eigentlich ganz hübsch“, meinte sie und steckte es wieder zurück.
,,Und das habe ich auch noch für euch.“ Er holte zwei Ausweise aus seiner Tasche.
Die Asin musterte ihren Ausweis fraglich. ,,Und warum brauchen wir die jetzt?“
,,Weil man nie seinen echten Namen verwendet, wenn man undercover ist“, erwiderte Lewis und tippte weiter auf der Tastatur herum. ,,Die Veranstaltung beginnt um 20 Uhr. Zum Glück benötigt man für den Eintritt keine spezielle Einladung. Man muss nur davon wissen undnachweisen können, dass man Geld besitzt.“
,,Ihr seid das erste Mal hier, nicht wahr, Ms West und Ms Black?“, fragte der Mann uns mit einem freundlichen Lächeln und gab mir meinen Ausweis wieder zurück.
Glücklicherweise hatten die gefälschten Ausweise funktioniert.
Ich setzte wieder mein gespieltes Lächeln auf und erwiderte freundlich: ,,Es gibt für jedes Mal ein erstes Mal. Nicht wahr?“
,,Da haben Sie recht, Ms. West.“ Er musterte uns von oben bis unten, dann lächelte er schief und wandte sich ab. ,,Wenn Sie mir bitte folgen würden.“
Die Asin und ich folgten dem Mann. Ich musterte ihn und stellte fest, dass der Mann viel zu dürr und klein war, um eine wirkliche Bedrohung im Kampf darzustellen – wenn es dazu kommen sollte.
,,Seit wann interessieren Sie sich für das Außerirdische?“, fragte er neugierig, während er uns immer weiter ins Innere des Gebäudes führte.
,,Seit einer gefühlten Ewigkeit“, sagte Lya Cooper und ich warf ihr daraufhin einen verärgerten Blick zu. Vor der Mission hatte ich ihr ausdrücklich gesagt, dass sie mir das Reden überlassen sollte - außer es handelte sich um einen dringenden Notfall. Entweder sah sie meinen Blick nicht oder ignorierte ihn, denn sie ignorierte ein weiteres Mal meine Anweisung. ,,Was haben Sie denn heute zu bieten?“
,,Oh, unsere Auswahl ist enorm. Sie reicht von den kleinsten Artefakten bis zu großen Waffen. Besonders heute sind einige schöne Stücke dabei, dass werden sie sehen“, säuselte der Mann.
Nach einiger Zeit erreichten wir eine mit Mustern verzierte Edelholztür.
,,Sie können sich jetzt unsere Ausstellung selbst anschauen. Aber bedenken Sie: Nicht alle Gegenstände sind ausgestellt. Manche werden erst bei der Auktion gezeigt. Dort werden sie unsere speziellen Stücke sehen.“ Er rieb seinen Daumen gegen seinen Zeige und Mittelfinger. ,,Mit dem nötigen Kleingeld werden sie heute garantiert fündig.“ Er grinste breit und zwinkerte uns zu. ,,Ich wünsche erfolgreichen Abend.“ Seine Stimme hörte sich zum Schluss wie ein Gesang an. Er öffnete uns die Tür und wie betraten den Raum.
,,Komischer Kerl“, murmelte Cooper.
Ich erwiderte darauf nichts und ließ meinen Blick durch den großen Raum schweifen. Eine Treppe führte zu einer weiteren Etage. Von der Decke hingen riesige Glaskronleuchter, die wie kleine Diamanten schimmerten.
Butler liefen mit Tabletts, auf denen sich entweder Sekt oder kleine Snacks befanden, zwischen den Gästen umher. Zudem gab es eine Bar in einer Ecke, an denen andere Getränke, als Sekt serviert wurde.
Die außerirdischen Objekte wurden alle in einzelne Vitrinen ausgestellt, vor welchen Schilder standen, auf denen geschrieben stand, um welchen Gegenstand es sich handelte.
Es gab noch einen weiteren Korridor, welcher von zwei Security-Männern bewacht wurde. Die restlichen Security-Männer standen an den Notausgängen. Die Wachen waren groß, muskulös und breitschultrig. Sie trugen jeweils eine Schusswaffe und einen Taser – mehr nicht. Sie standen still an den Türen und starrten mit wachsamen Augen die reichen Besucher an.
,,Lewis?“, fragte ich leise in meinen Kommunikator.
,,Jap, was gibt' s?“, hörte ich ihn am anderen Ende der Leitung sagen.
,,Wo führt dieser Durchgang hin? Er ist im Erdgeschoss.“
,,Hinter der bewachten Tür in der linken Ecke des Raumes sollte es zu einem Lagerraum gehen. Wenn die Gegenstände der Asin sich nicht im Ausstellungsraum befinden, sollten sie dort anfinden.“
,,Dann mal los“, sagte ich. Wir mischten uns unter die Menschen und liefen an einer Vitrine mit einer riesigen Halskette vorbei.
,,Wer kauft so etwas Hässliches? Das ist eindeutig von der Erde“, meinte die Asin angewidert, als sie ein Schmuckstück in einer Vitrine näher betrachtete.
,,Wenn es nicht Ihnen gehört, ist es mir egal, wie es aussieht und ob es außerirdisch ist“, entgegnete ich kühl und ging geradewegs an Cooper vorbei.
Ich hatte es so satt mit Asen zu arbeiten, denn alles was mit Asen, Asgard oder Halbgöttern war, bedeutete Probleme. Und zwar immer.
Ich sah mich wieder um.
Sie hatte was von Waffen erzählt, aber ich sehe hier nirgends welche.
Das Einzige, was sich hier befand, waren Schmuck, Vasen und irgendwelche Sachen, die ich nicht identifizieren konnte.
Ein Butler kam mit einigen Sektgläsern vorbei und bot uns welchen an. Ich dankte ab, doch nahm sich Cooper ein Glas.
,,Was ist?“, fragte sie genervt, als sie meinen Blick sah. ,,Ich habe Durst.“ Ohne abzusetzen trank sie den Sekt aus.
So unprofessionell.
Wir liefen noch einige Zeit durch den Raum, doch fanden wir keine Anzeichen auf die Sachen der Asin.
,,Was machen wir jetzt? Keine meiner Sachen sind in diesem Raum – das heißt, sie werden bei der Auktion angeboten“, sagte die Asin und nahm einen weiteren Schluck von ihrem Drink.
Wir hatten uns an die Bar gesetzt, um nicht so sehr aufzufallen. Es war ein Wunder, dass wir nicht schon längst aufgeflogen waren, da Cooper durch das Gebäude halb gerannt war, um ihre Waffen wieder zu finden.
,,Wir gehen in den Lagerraum“, meinte ich leise, aber bestimmt, und stand vom Barhocker auf. Cooper tat es mir gleich und wir liefen auf die zwei Wachen zu, welche den Durchgang bewachten.
,,Sie können hier nicht durch, Miss“, sagte der eine Mann und legte sogleich seine Hand an seine Waffe.
,,Ach kommen Sie, Sie sehen aus wie nette Männer, wir wollen uns doch nur die Auktionsgegenstände ansehen – das werden Sie doch nicht zwei netten Frauen wie uns verbieten.“
Die Bodyguards wechselten Blicke aus, als einer der Männer den Mund öffnete, um etwas zu sagen, schlug Lya der Wache schon in den Bauch.
Wenigstens hat sie ihren Fehler bemerkt. , dachte ich grimmig.
Ich wich dem Schlag der zweiten Wache aus, ehe ich ihn dann niederschlug.
Aus dem Augenwinkel sah ich, wie die Asin auf auf den Mann zu rannte, welchen sie geschlagen hatte, während ich den Taser des anderen ergriff. Er hatte kaum eine Gelegenheit meinem Schlag mit seiner Waffe auszuweichen, da fiel er bereits bewusstlos zu Boden. Ich sah zu Cooper, die ihren Wachmann ebenfalls außer Gefecht gesetzt hatte. Ich blickte über meine Schulter und konnte die anderen Secruity-Männer erkennen, welche sich durch die Menschenmasse drängten, um uns aufzuhalten.
,,Toller Plan“, sagte ich sarkastisch und deutete auf die Männer. ,,Beim nächsten Mal, seien Sie gefälligst unauffälliger!“, zischte ich die Asin an und griff mir die Schusswaffe des bewusstlosen Mannes und wir liefen den Korridor entlang, der zum Lagerraum führte.
,,Mein Plan ist besser als Ihrer. Jetzt spielen wir nach meinen Regeln“, entgegnete die Asin nur.
Wir erreichten eine passwortgeschützte Tür, die uns den Weg zum Lagerraum versperrte. Neben der Tür befand sich ein Pad, auf denen Ziffern abgebildet waren. Ich wandte mich wieder dem Raum zu - die Männer näherten sich uns.
,,Lewis? Kannst du vielleicht die Tür hacken? Und zwar schnell?“, fragte ich, doch schob mich Cooper zur Seite und schlug mit der bloßen Faust auf das Pad drauf. Ich hörte das metallische Klicken der Metalltür. ,,Okay, hat sich erledigt.“
Wir betraten den Raum und verbarrikadierten gleich die Tür, so dass die Männer uns nicht folgen konnten.
,,Super! Die Mission hätte nicht besser verlaufen können. Ich hoffe, Sie finden Ihre Sachen schnell und hoffentlich sind sie auch hier, denn unsere Tarnung ist – Dank Ihnen - aufgeflogen.“
Ich sah zu Cooper, die eine der Holzkisten öffnete, welche noch nicht im Lager eingeordnet wurde. Nach wenigen Augenblicken fischte sie ein goldenes Schwert heraus und weitere .
,,War das alles?“, fragte ich sie.
,,Ich würde mich an eurer Stelle nicht ruckartig bewegen“, vernahm ich eine männliche Stimme hinter mir.
Cooper und ich drehten uns um. An der Tür standen die Secruity-Männer. Anscheinend hatten sie um Verstärkung gerufen, denn es befanden sich noch weitere Männer im Raum, welche alle auf uns mit einer Schusswaffe zielend.
,,Legt eure Waffen hin und niemand kommt zu Schaden“, rief uns der eine zu.
,,Eher nicht“, sagte Cooper und rannte schon mit der erhobenem Schwert auf die Gruppe zu.
Ich hätte eine andere Taktik angewendet, aber na ja, manchmal war blind draufschlagen auch gut.
Die Asin kam keine zwei Schritte weit, da wurde schon auf sie geschossen. Doch waren die Pistolen nicht mit Kugeln geladen, sondern mit Pfeilen, die mit einem Betäubungsmittel benetzt waren.
,,Glaubt ihr, mich hält so ein Ding auf?“, fragte sie und zog sich den Pfeil aus der Brust, klirrend fiel er zu Boden, und Cooper griff einen der Männer an.
Sogleich eröffneten der Rest der Gruppe wieder das Feuer. Dieses Mal traf aber nicht nur ein Pfeil sein Ziel, sondern alle. Cooper fiel ins Taumeln, dann fiel sie zu Boden.
,,Ein paar mehr davon wohl aber schon“, hörte ich sie benommen murmeln. Ich wollte ihr gerade zur Hilfe eilen, als ich kühles Metall an meinem Hinterkopf spürte.
Verdammt.
,,Ich würde mich jetzt wirklich nicht bewegen, Liebes“, sagte der Mann und nahm mir meine Pistole aus der Hand.
,,Sarah? Ist alles gut bei euch?“, hörte ich Lewis unruhig durch meinen Kommunikator sagen.
,,Sie ist außergewöhnlich stark“, sagte einer der Männer und betrachtete Lya nachdenklich. ,,Was machen wir mit ihr?“
,,Wir bringen sie zum Boss“, antwortete ihm der Mann hinter mir und packte mich grob am Arm. ,,Du kommst natürlich auch mit.“
Man brachte uns in einem Raum, in welchem man uns auf Stühlen fesselte. Lya Cooper war immer noch bewusstlos.
Ich fragte mich, was in den Pfeilen gewesen war, dass es einen Asen ausschalten konnte. Die Tür wurde geöffnet und ein Mann mit silbergrauem Haar betrat den Raum. Er lief direkt auf mich zu – ohne Cooper eines Blickes zu würdigen. Er stoppte erst, als ich seinen Atem schon auf meinem Gesicht spüren konnte, und eindringlich sah mir in die Augen.
,,Hat jemand ihr schon das Kommunikationsgerät abgenommen?“, fragte er in den Raum, ohne seinen Blick von mir abzuwenden. Er bekam ein einstimmiges Nein zurück.
,,Dann mache ich es eben“, erwiderte er und nahm mir meinen Kommunikator weg. ,,Wenn Sie ein Team in das Gebäude schicken, um ihre Agents zu retten, werden wir sie erschießen – bevor Sie uns überhaupt erreichen“, sprach er in das Gerät, bevor er es auf den Boden schmiss und zertrat.
,,Jetzt können wir uns wenigstens ungestört unterhalten, nicht wahr, Sarah?“, fragte er und lächelte mich an.
Woher kannte er meinen Namen?
,,Es ist schön Sie wiederzusehen. Befanden wir uns nicht schon einmal genau in genau der selben Situation?“ Er steckte seine Hände in die Hosentasche und lehnte sich zurück. Ein amüsiertes, aber auch dunkles Lächeln, zierte seine Lippen.
,,Ich weiß nicht, was Sie mit wiedersehen meinen.“ Ich hatte diesen Mann eindeutig noch nie in meinem Leben gesehen.
,,Ach, Sarah. Wollen wir wirklich dieses Spiel spielen? Mein Name ist Mike Roberts. Natürlich, kennen Sie mich -“ Er lachte auf, als er meinen verwirrten Blick sah. ,,Ich habe mich schon gewundert, als ich Sie hier heute gesehen habe. Sie sind ja kein bisschen gealtert. Doch frage ich mich: Was hat Hydra mit Ihnen gemacht haben, dass Sie sich nicht einmal an mich erinnern.“
Mein Blick wanderte zu Cooper. Ich hoffte, sie war noch bewusstlos, denn ich hatte keine Lust, der Asin die Sache mit Hydra zu erklären.
,,Na ja, ist jetzt auch nicht so wichtig. Mich interessiert viel mehr diese Frau hier.“ Er musterte die Asin. ,,Lya Cooper. Nicht nur im Besitzt seltener Artefakte, sondern selbst noch ein Alien. Eine Asin um genau zu sein, nicht wahr? Deswegen auch ihre Stärke. Bemerkenswert. Ich frage mich, wie viel sie uns einbringen wird. Sie ist bestimmt eine Menge Geld wert.“
Der Mann lachte noch einmal auf, dann lief er auch schon Richtung Tür. ,,Nehmt die Asin mit.“, er deutete auf mich, ,,und lasst sie hier. Sie würde uns nur Ärger einbringen.“
Er warf wir mir noch ein höhnisches Lächeln zu, bevor er aus dem Raum verschwand. Zwei Wachen nahmen der Asin die Fesseln ab, um sie vom Stuhl zu befreien.
Jetzt wäre der perfekte Augenblick aufzuwachen, schoss es mir durch den Kopf und ich zog so fest an meinen Fesseln, wie ich konnte.
,,Cooper, wach auf!“, schrie ich ihr entgegen, doch zeigte sie keine Reaktion.
,,Ich denke, das wird sie erst einmal nicht tun können“, sagte einer der Männer und packte die Asin am Oberarm. Der andere Mann trat hinter mich und begutachtete noch einmal meine Fesseln, um sicherzugehen, dass ich mich nicht befreien konnte.
,,Sie ist eine Hydra-Agentin, oder? Ich glaube, dann zieh ich die mal lieber fester. Nur zur Sicherheit, dass Sie uns nicht folgen können.“
Die Männer trugen die bewusstlose Asin davon. Wenn sie den Raum verließen, würde man sie wahrscheinlich nie wieder sehen.
Lewis würde ausrasten, wenn er erfuhr, dass ich sie verloren hätte und nicht auf sie aufpassen konnte. Und Coulson erst! Wenn sie es überhaupt je erfahren würden...
,,Verdammt, Cooper! Wachen Sie auf!“
Ein kurzer Hoffnungsschimmer durchfuhr mich, als ich sah, dass sie kurz ihre Augen öffnete, doch sogleich fielen sie wieder zu. Das Betäubungsmittel verlor allmählich seine Wirkung.
Ich versuchte mich wieder von meinen Fesseln zu befreien, doch erreichte ich nichts, weswegen ich noch einen letzten Versuch startete. ,,Lya! Wach auf!“
,,Was...“, meinte Cooper träge. Auf einmal wurde sie hellwach - wahrscheinlich weil sie den Griff an ihren Armen spürte.
,,Oh.“ Die Augen des Mannes weiteten sich, als sich die Asin von ihm losriss. Einen Augenblick später wurde der Mann gegen die Wand geworfen, an der er benommen herabsank. Der andere Mann hatte es irgendwie geschafft an Cooper vorbei zu rennen.
,,Sie sind ja ein toller Agent.“ Cooper kam kopfschüttelnd auf mich zu und trat hinter mich um die Fesseln zu lösen. ,,Ich dachte, Agents können sich leicht aus solchen Situationen befreien.“ Sie schmiss das Seil weg und ich stand vom Stuhl auf. ,,Auf Sie trifft es anscheinend nicht zu.“ Daraufhin warf ich ihr einen bösen Blick zu.
,,Vielleicht sollte ich Sie daran erinnern, dass Sie zuerst kampfunfähig waren.“ Ich sah sie an. ,,Und ich dachte, Asen wären bessere Kämpfer. Aber anscheinend stimmt dies auch nicht, da sie nicht die erste Asin sind, die mir beim Kämpfen nur im Weg steht“, konterte ich und lief an ihr vorbei. ,,Wollen wir jetzt Ihre Sachen zurückholen, oder nicht?“
Cooper nickte zustimmend und wir rannten den Korridor entlang. Als wir gerade um eine Ecke bogen, standen dort die Männer und Mike Roberts, welche ihre Waffen auf uns richteten.
,,Verdammt!“, entfuhr es Cooper.
Sie sind nur paar Schritte entfernt. Ich könnte einem einfach die Waffe abnehmen und...
,,Erschießt sie“, erklang der Befehl von Roberts und ich tat, worüber ich gerade nachgedacht hatte. Roberts lief den Gang weiter.
Wir mussten diese Männer schnell überwältigen, sonst hatte wir keine Gelegenheit, Coopers Besitztümer wiederzubekommen. Knapp konnte ich gerade den Schüssen ausweichen – vielleicht lag es auch daran, dass die meisten eher auf die Asin schossen statt auf mich.
Mir huschte ein Lächeln über die Lippen.
Doch einmal etwas Positives, eine Asin im Kampf zu haben.
Ich erreichte den ersten Mann und in wenigen Augenschlägen hatte ich ihm seine Waffe entwendet. Ich schoss auf den Mann vor mir. Dieses Mal waren die Pistolen nicht mit Betäubungsmitteln versehen, sondern mit richtigen Kugeln gefüllt. Ich schoss jeweils auf zwei Männer und mit schmerzerfüllten Gesichtern brachen sie zu Boden.
Ich sah zu Cooper. Vor ihr lagen ebenfalls die Männer. Ohne zu zögern, rannten wir weiter. Wir erreichten Roberts am Ende des Korridors, als er gerade die Tür öffnen zu versuchen. Er hielt einen Aktenkoffer in seiner Hand . Wahrscheinlich befanden sich darin Coopers Waffen.
,,Bleiben Sie stehen, außer Sie wollen eine Kugel im Kopf haben“, sagte ich und richtete meine Waffe auf ihn.
,,Dies glaube ich wohl kaum“, erwiderte er und in diesem Moment warf er den Koffer auf mich, wodurch ich für einen Augenblick abgelenkt war, so dass er Zeit hatte, die Tür zu öffnen und hindurch zu schlüpfen. Er verbarrikadierte die Tür mit irgendeinem Gegenstand, denn wir konnten sie nicht öffnen.
,,Glauben Sie nicht, dass ich Sie und Ihre Artefakte vergesse, Miss Cooper! Ich werde, Ihnen so lange hinterherjagen, bis ich Sie habe. Und ich werde Sie überall finden“, hörten wir ihn von der anderen Seite der Tür rufen.
Cooper rüttelte wütend an der Tür, doch als sie immer noch nicht nachgab, trat sie die Tür auf.
Wir konnten gerade noch sehen, wie ein schwarzes Auto davon fuhr.
Roberts war uns entwischt.
Abgeschnitten von meinen Leuten und völlig planlos liefen Lya und ich die Straße herunter, weg von dem Auktionshaus. Roberts war uns entwischt, ein Mann, an den ich mich nicht erinnerte – obwohl ich es sollte. Doch wenigstens hatten wir Lyas Waffen und Ausrüstung in Gewahrsam genommen, was bedeutete, dass eine Bedrohung weniger in fremden Händen war.
Mir fiel auf, dass wir den Plan nicht weitergedacht hatten. Ja, nun hatten wir Lyas Waffen, aber was nun? Was würde mit der Asin geschehen?
Ich war mir nicht sicher, ob S.H.I.E.L.D. sie laufen lassen würde; immerhin war sie nicht wie Enna, die unter der Obhut eines Milliardärs stand.
„Ich glaube, Sie sollten sich eine neue Bleibe suchen“, meinte ich an die Asin neben mir gewandt. „S.H.I.E.L.D. wird Sie mit Sicherheit in den Index eintragen, und das bedeutet, dass Sie von nun an nicht mehr ohne Überwachung durch diese Welt spazieren können.“
„Keine Sorge“, sagte Cooper, „ich weiß, wie man sich bedeckt hält. Ich lebe seit Hunderten von Jahren auf Midgard und mich hat niemand entdeckt.“
„Nun hat man Sie aber entdeckt“, entgegnete ich, „und glauben Sie mir – S.H.I.E.L.D. findet immer einen Weg.“
Die Frau lachte. „Wirklich süß, dass Sie sich so um mich sorgen, aber wie gesagt, ich komme gut alleine zurecht.“
Ich schwieg. Wenn mich die Jahre bei S.H.I.E.L.D. und Hydra Eines gelehrt hatten, dann war es, dass diese beiden Organisationen immer alles herausfanden. Man war nirgends sicher vor denen. Doch Lya Cooper war keine leicht zu überzeugende Frau – zumindest nicht mit einfachen Mitteln.
,,Bringen Sie sie einfach so weit weg wie möglich“, sagte ich dem Mann vor mir und überreichte ihm das Geld.
Ein grimmiges Lächeln erschien auf seinem alten Gesicht. Ich traf mich mit einem meiner alten Kontakte hinter einer alten Lagerhalle. Nach der Mission hatten Lewis und die anderen mich und Lya gefunden, und bevor ich Coulson den Einsatzbericht geben wollte, wollte ich für Klarheit sorgen.
,,Natürlich. Ich werde mein Bestes geben“, erwiderte er und fuhr mit seinem Wagen davon.
Da Lya Cooper nicht freiwillig verschwinden wollte, musste ich etwas nachhelfen – zu ihrem Guten und zum Guten der Welt, denn nach der Sache mit Loki konnten die Menschen darauf verzichten, einen weiteren Außerirdischen aus Asgard inmitten New Yorks zu haben. Ich würde es einfach einen „unglücklichen Zwischenfall“ nennen, wenn jemand nach ihr fragen würde.
Mir wurde wieder klar, dass ich nie mehr mit Asen oder Halb-Asen zusammenarbeiten wollte. Zudem schwirrten mir jetzt noch mehr Fragen im Kopf als zuvor. Roberts hatte mich erkannt und ich hätte schwören können, dass ich ihn noch nie in meinem Leben gesehen hätte. Jedoch war ich über sechzig Jahre bei Hydra gewesen und ich konnte mich gerade so an die letzten vier erinnern.
Ich beschloss nach Informationen über Roberts zu suchen, wenn ich wieder in der Basis war. Ich hatte es satt, so wenig über meine Zeit bei Hydra zu wissen, und ich hoffte, dass auch Luna irgendetwas finden würde, um meine Suche etwas zu erleichtern.
~4388 Wörter
Was haltet ihr so von Lya und Sarah? Findet ihr, dass sie ein gutes Team abgeben?
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top