Kapitel 25
Zum Glück war am nächsten Tag noch Wochenende, denn weder ich noch Tine hatten großartig Lust auf Schule. Wir hatten die Zeit bis zum späten Nachmittag einfach nur auf der Couch verbracht, geredet, gegessen und für eine Weile hatte Tine sogar Arbeiten korrigiert und ich hatte ihr dabei zugesehen. Es war so entspannend gewesen dem ruhigen Atem von Tine, dem Durchblättern der Arbeiten und dem kratzenden Geräusch von ihrem Füller auf Papier zuzuhören, dass ich fast eingeschlafen wäre. Mein Kopf hatte auf ihrer Schulter geruht und als sie sich aufgesetzt hatte, war er auf das Sofa gefallen, was der Grund war, warum ich aus meinem Dämmerzustand aufschreckte.
"Hast du geschlafen?", lachte sie und ich sah sie ertappt an.
"Ähm ... nein?", versuchte ich mich herauszureden, aber sie wusste, dass ich fast abgedriftet wäre.
Sie zog eine Augenbraue in die Höhe und atmete hörbar tief durch.
"Willst du vielleicht etwas anderes machen? Ich will dich nicht so sehr langweilen, dass du gleich einschläfst", fragte sie mich und schien ein wenig beleidigt zu sein.
"Nein, passt schon. Ich werde schnell ins Bad gehen", lehnte ich ihren Vorschlag ab und stand auf, bevor ich aus der Tür verschwand.
Auf dem Weg zum Waschbecken, bei dem ich rechts gehen musste, weil der Raum ungefähr dieselbe Form wie der Flur hatte, bloß breiter, kam ich wie immer an der Badewanne vorbei. Sie stand an derselben Wand wie die Dusche, bloß in der anderen Ecke. Seitdem ich bei Tine wohnte, hatte ich nie mitbekommen, dass eine von uns sie jemals benutzt hatte. Es lag sogar eine dünne Schicht Staub auf ihr.
"Tine?"
Ich war zurück ins Wohnzimmer gegangen, ohne mein Vorhaben, mein Gesicht zu waschen, umzusetzen, und stand zwischen Fernseher und Couchtisch.
"Ja?"
"Hast du die Badewanne eigentlich mal benutzt? Ich kann mich nämlich nicht daran erinnern, dass ich oder du jemals darin gebadet haben", fragte ich sie und sie sah zu mir auf.
"Als ich noch mit Matthias zusammen war, haben wir nach den Tagen, an denen wir viel Sport gemacht haben, zusammen warm gebadet, weil das gegen Muskelkater hilft. Seitdem eigentlich nicht mehr. Ich finde Duschen praktischer, es geht schneller und spart Wasser", erklärte sie mir und mir erschienen plötzlich irgendwelche Szenen, in denen sie mit ihrem Ex-Verlobten in der Badewanne saß.
"Oh okay", meinte ich bloß und wollte gerade kehrtmachen, als sie wieder das Wort ergriff.
"Eigentlich sollte ich sie langsam mal wieder benutzen. Hast du vielleicht Lust?"
Darauf hatte ich gewartet und ich wandte mich wieder zu ihr. Sie sah mich erwartungsvoll an, obwohl sie wahrscheinlich genau wusste, dass ich es angesprochen hatte, weil ich mit ihr baden gehen wollte.
"Ja klar", lächelte ich und ging wieder ins Bad, um endlich mein Gesicht abzuwaschen.
Nebenbei durchsuchte ich einen ihrer Badezimmerschränke, in dem ich verschiedene Shampoos, Duschgele, Putzmittel, diverse Pflegeprodukte und sogar Badezusätze fand. Es gab ein paar Öl- und Schaumbäder und auch Badebomben. Die Wahl wollte ich aber Tine lassen, weil es mir eigentlich ziemlich egal war.
"Ab wann hättest du denn Lust?", fragte sie mich plötzlich.
Ich drehte mich ertappt um, obwohl ich gerade die Schränke durchwühlt hatte, die inzwischen ja uns beiden gehörten und nicht mehr nur ihr. Sie stand im Türrahmen und sah mich an.
"Wenn du fertig mit deinen Arbeiten bist", lächelte ich.
"Dann hast du ja Glück, weil das genau jetzt ist."
Ich ging auf sie zu und gab ihr einen Kuss, den sie glücklich erwiderte.
"Such dir einfach etwas aus, mir ist egal, was du ins Wasser tust", bot ich ihr an und sie nickte einfach nur.
"Ich bereite einfach alles vor und du wartest im Schlafzimmer."
Überrascht lächelte ich bloß und ging, wie sie es mir gesagt hatte, ins Schlafzimmer. Dort setzte ich mich aufs Bett und lauschte ein wenig. Ich hörte, dass die Badezimmertür geschlossen und die Wanne eingelassen wurde. Ungeduldig stand ich auf und überlegte, ob ich mich schon irgendwie ausziehen sollte. Letzten Endes stand ich nur noch in Unterwäsche gekleidet herum und legte meine Kleidung ordentlich zusammen.
Plötzlich hörte ich wieder eine Tür, die aber kurz danach wieder geschlossen wurde. Ich fragte mich, was sie alles machte, dass sie so viel herumlaufen musste. Mit meinen Gedanken malte ich mir die schönsten Szenarien aus. Rosenblätter, teurer Champagner, riesige Schaumberge und Kerzenständer aus Silber prägten die Bilder in meinem Kopf. Natürlich hatte Tine nichts davon zur Hand, aber die Vorstellung war schön.
"Elea?", fragte Tine laut und ich hätte sie fast nicht gehört, weil ich in meinen Gedanken versunken war.
"Ja?"
"Du kannst herkommen", gab sie mir Bescheid und ich ging sofort aufgeregt zum Bad.
Als ich die halb geöffnete Tür, sachte aufstieß, erstreckte sich vor mir eine Szene, die viel besser war als in meinen Vorstellungen. Auf dem breiten Rand der Badewanne waren einige Teelichter platziert, die die einzige Lichtquellen im ganzen Raum waren. Außerdem hatte sie zwei Gläser mit Rotwein zwischen den Kerzen platziert. Aber das, was es besser als meine Vorstellung machte, war nichts von alledem, sondern Tine, die in schwarzer Spitzenunterwäsche vor mir stand und mich schmunzelnd betrachtete.
"Das ist wunderschön", brachte ich gerade noch so heraus.
"Danke", lächelte Tine.
Ich schloss die Tür hinter mir und sie kam auf mich zu, um mich an sich zu ziehen. Eine ihrer Hände legten sich in meinen Nacken, um mich näher an sich zu drücken, und die andere auf meinen unteren Rücken. Ich vergrub eine in ihren Haaren und die andere platzierte ich an ihrer Taille, wo ich über ihre erhitzte Haut strich. Mein Atem wurde schneller, als sie meinen Hals fester umschloss. Ich schluckte schwer und unterdrückte ein erregtes Keuchen.
"Wir sollten vielleicht langsam ins Wasser, sonst wird es kalt", raunte sie gegen meine Lippen.
"Okay", hauchte ich und ließ meine Hände wieder zu mir wandern, was sie mir gleichtat.
Als ich mich auszog, lagen meine Blicke nur auf ihrem Körper, den sie langsam entkleidete. Sie wusste, dass sie mich damit quälte, aber ich ließ mir nichts anmerken. Ich stand als Erste von uns beiden nackt da und wartete, bis sie ebenfalls so weit war, aber nicht, ohne sie genau zu betrachten.
Sie stieg nach einem prüfenden Blick zuerst in die Badewanne, die bis oben hin mit Schaum gefüllt war, sodass man das Wasser gar nicht sah. Sie lehnte sich gegen den Rand und legte den Kopf hinter sich ab. Ich zögerte zuerst, bis ich vorsichtig zu ihr stieg, um ihr nicht aus Versehen wehzutun. Sie beobachtete jede meiner Bewegungen durch den schmalen Schlitz zwischen ihren Lidern. Ich setzte mich zwischen ihre Beine, die sie daraufhin leicht anwinkelte, sodass sich ihre Knie an meine Taille schmiegten. Meinen Rücken legte ich auf ihren Oberkörper und meinen Kopf platzierte ich auf ihrer linken Schulter. Zum Glück hatte sie keine Kerzen am Kopfende platziert, sonst wären unsere Haare in der Gefahr gewesen, Feuer zu fangen oder zu verschmoren.
Das Wasser war angenehm warm - beinahe heiß - und roch leicht nach Rosen. Es ging mir bis knapp unter die Brüste und der Schaum bedeckte mich bis zu den Schlüsselbeinen. Die warmen Dampfschwaden ließen zum Glück nicht zu, dass mir kalt wurde.
Tine seufzte zufrieden, legte ihre Arme um meinen Bauch und verschränkte ihre Finger miteinander. Ich schloss die Augen und genoss ihren Körper an meinem.
"Ich frage mich, wie ich die letzten Jahre ohne das ausgekommen bin", murmelte sie genießerisch.
"Ich auch. Ich gehe zwar selten Baden, aber ab und zu tut es wirklich sehr gut."
"Wir müssen das unbedingt öfter machen", meinte sie und ich musste lächeln.
"Ja unbedingt", stimmte ich ihr zu.
Ich ließ meine Hand zu ihrem Bein wandern und meine Finger leicht über ihre Haut gleiten. Sie zuckte kurz zusammen, entspannte sich dann aber wieder und löste ebenfalls eine Hand von meinem Bauch, um über meinen Oberkörper zu streicheln. Sie zeichnete mit ihren Fingerspitzen sich windende Linien auf meine Haut. Trotz des warmen Wassers breitete sich eine Gänsehaut auf meinem Körper aus und sie lachte kurz.
"Ist dir kalt?", fragte sie belustigt.
Ich antwortete ihr nicht, sondern drehte mich auf den Bauch, wobei das Wasser bedrohlich hoch schwappte. Meine Hände legten sich um ihren Nacken und ich zog mich zu ihr nach oben. Unsere Brüste rieben sich leicht aneinander, was uns ein erregtes Keuchen entlockte. Ich lag immer noch zwischen ihren Beinen und spürte, dass sie ihr Becken mit ein wenig Druck gegen meines presste. Meine Lippen legten sich auf ihre und ich spürte während unseres Kusses, wie groß ihr Verlangen nach mehr war.
"Hatten wir nicht irgendwo Wein?", fragte ich gegen ihre leicht geöffneten Lippen.
Sie nickte leicht und griff hinter sich. Ein Glas kam zum Vorschein und sie reichte es mir, bevor sie sich ihres nahm und es mir auffordernd entgegenhielt. Ich stieß sachte mit dem Rand dagegen und erzeugte damit ein leichtes Klirren. Ein Schluck reichte mir fürs Erste und ich stellte es wieder hinter ihr auf dem Badewannenrand ab. Sie tat es mir gleich und legte kurz danach wieder ihre Lippen auf meine. Ich liebte das Gefühl von kribbelnder Haut, berauschendem Glück und dem erregten Ziehen zwischen meinen Beinen so sehr.
Trotzdem wollte ich heute nicht weiter gehen und löste unseren Kuss, um meinen Kopf ebenfalls auf dem Badewannenrand zu platzieren. Für eine lange Zeit herrschte Stille und ich hörte nur das Platzen der kleinen Schaumblasen, das sich wie ein leises Knistern anhörte, und unseren ruhigen Atem.
Mit der Zeit hatten wir unseren Wein ausgetrunken, das Badewasser war nur noch unangenehm lauwarm und der Schaum war verschwunden. Mein Magen knurrte, als ich mich ein wenig auf Tine bewegte.
"Wir sollten langsam aus dem Wasser", lachte sie.
"Denke ich auch. Bis gerade habe ich gar nicht gemerkt, wie hungrig ich bin", murmelte ich und rutschte von ihr runter.
Sie setzte sich ebenfalls auf und gab mir einen kurzen Kuss auf den Mundwinkel, bevor sie vorsichtig aufstand, um nicht auszurutschen. Ich stieg nach ihr aus der Wanne und sie hielt schon zwei Tücher in der Hand, von denen sie mir eines gab. Es hatte ungefähr dieselbe Farbe wie die grünen Streifen an den Wänden. Eine Gänsehaut zierte meinen ganzen Körper und ich wickelte das Handtuch um mich, um mich vor der Kälte zu schützen.
"Was möchtest du eigentlich essen?", fragte sie nebenbei und ich sah sie an.
Ich hatte keine Ahnung. Es war ungefähr halb acht, also wollte ich auch nichts sonderlich Aufwendiges.
"Was haben wir da?"
"Müsste ich nachschauen." Sie zuckte mit den Schultern und trocknete sich ein wenig schneller ab.
"Darf ich mitkochen?", fragte ich sie und sie sah mich überrascht an.
"Gerne", stimmte sie meinem Vorschlag zu und ich freute mich.
Ich fühlte mich oft ein wenig schlecht, weil sie immer kochte, obwohl ich wusste, dass es ihr nichts ausmachte und sie es sogar mochte. Trotzdem wollte ich ihr helfen, vielleicht war es sogar ganz lustig.
Kurze Zeit später standen wir in der Küche und durchsuchten unsere Vorratsschränke und den Kühlschrank nach Dingen ab, die wir machen konnten. Mehr Möglichkeiten hatten wir auch nicht, denn es war Sonntag, alle Geschäfte hatten zu und wir wollten auch nicht unbedingt essen gehen.
"Wie wäre es, wenn wir einfach die restlichen Paprikas, Kartoffeln, Zucchinis, Karotten - und Zwiebeln sollte ich auch noch da haben - schneiden und in den Ofen schieben?"
"Klingt gut", meinte ich und holte schon mal Schneidebretter, Messer und ein Backblech, das ich mit Backpapier auslegte.
Tine platzierte das Gemüse vor uns und ich ließ den Ofen erhitzen. Erst jetzt bemerkte ich wirklich, wie viel Hunger ich gehabt hatte. Während des Schneidens schob ich mir immer mal wieder ein Stück Karotte oder Paprika in den Mund und Tine sah mich empört an.
"Also, wenn du so weiter machst, dann haben wir am Ende nichts mehr für den Ofen übrig", lachte sie und ich sah sie gespielt beleidigt an, bevor ich mich wieder der Zwiebel zuwandte, die mir Tränen in die Augen trieb.
Als wir endlich alles in passende Stücke geschnitten hatten und das Gemüse in den Ofen schieben konnten, waren wir jedoch noch nicht fertig. Zumindest ich nicht.
"Hast du noch irgendwas als Nachspeise da?", fragte ich sie.
"Es sollte in dem Schrank da drüben noch irgendwo Pulver für Schokoladenpudding da sein. Der wäre dann eigentlich rechtzeitig fertig", meinte sie.
Ich suchte in besagtem Schrank, in dem wir auch Dinge zum Backen und Gewürze lagerten. Irgendwann fand ich auch das Pulver hinter einem Behälter mit Gemüsebrühe. Es war zum Glück nicht abgelaufen, so wie ich es bei meinen Eltern gekannt hatte. Wir hatten so viele Sachen gehabt, die wir jahrelang nicht gekocht hatten, dass sie meistens schon ein ganzes Jahr abgelaufen waren, wenn wir sie mal brauchten.
"Kannst du schon mal die Milch machen? Ich bin mir sicher, dass ich sie aus Versehen anbrennen lassen würde", fragte ich sie.
"Gerne", lächelte sie und suchte einen Topf, in dem sie sie erhitzen wollte.
Währenddessen rührte ich ein wenig Milch und Zucker zum Pulver hinzu und Tine wartete neben mir darauf, dass der Rest endlich heiß wurde. Als es endlich so weit war, kippte ich meine Mischung in den Topf. Dabei schwappte die heiße Flüssigkeit fast über und Tine zischte erschrocken auf, bevor sie schnell begann umzurühren.
"Tut mir leid", lachte ich und stellte währenddessen ein paar kleine Gläser auf die Arbeitsfläche, in die der Pudding kommen würde.
"Willst du deinen lieber warm oder kalt?", erkundigte sie sich und ich musste kurz überlegen.
"Eigentlich ist es mir egal. Wir schaffen so oder so nicht alles, also werden wir morgen wohl kalten Pudding essen", meinte ich.
"Stimmt. Außerdem wird er in der Zeit nicht ganz auskühlen."
Wir entschieden uns dafür, einen Teil in den Kühlschrank zu stellen, und den Rest ließen wir auf der Arbeitsfläche auskühlen. Unser Ofengemüse war zum Glück auch bald fertig, denn sonst hätte ich mich nicht mehr zurückhalten können und mich am noch heißen Pudding vergriffen.
"Schmeckt es dir?", fragte sie mich und unterbrach mich darin, mein Essen in mich zu schaufeln.
"Sieht man das nicht?" Ich sah sie fragend an.
"Nein", antwortete sie mit vor Ironie triefender Stimme.
Ich lachte kurz, bevor ich weiter aß. Nebenbei redeten wir noch ein bisschen darüber, was nächste Woche alles für Dinge anstehen würden, und Tine erzählte mir ein wenig von den Schülern, die sie dieses Jahr hatte. Ich liebte es, ihr beim Reden zuzuhören, egal, um was es ging.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top