Kapitel 10 - ,,Wie konntest du das nur tun?"
Alisha's Sicht:
Kaum hatte ich das Auto vor dem Krankenhaus geparkt, sprang ich auch schon raus und lief mit schnellen Schritten auf den nahegelegenen Eingang zu. Voller Sorge raste ich zur Information und wollte gerade nach Melissa fragen, als mir ein total verheulter Niall entgegen kam. ,,Niall! Wo ist Melissa? Wie geht es ihr?", fragte ich sofort nach ohne ihn überhaupt zu begrüßen, aber in dieser Situation war das wahrscheinlich sowieso überflüssig und mein Gegenüber schien das auch nicht sonderlich gestört zu haben. Ohne zu Antworten schob der blonde Ire mich in den kleinen Aufzug, immer wieder weiter bis wir vor einer Tür standen, hinter der sich womöglich meine beste Freundin befand. ,,Ist das ihr Zimmer?", hakte ich deshalb nach und bekam ein abwesendes Nicken von Niall. Ohne zu Zögern wollte ich die weiße Tür aufreißen, doch Niall stoppte mich. ,,Alisha, hör zu. Melissa wird gerade von ein paar Ärzten untersucht und braucht danach ihre Ruhe. Vielleicht wäre es das Beste wenn wir wieder gehen...", sagte er und ließ sich dabei, genau wie ich, auf einem der Stühle nieder. Erschöpft fuhr ich mir durch meine zerzausten braunen Haare und stieß dann laut die Luft aus. ,,Wenn du willst kannst du gehen, aber ich werde warten bis sie wach ist.", erwiderte ich mit einem kurzen Seitenblick auf den Jungen neben mir, welcher sofort wild mit dem Kopf schüttelte. ,,Nein, ich warte mit dir.", stimmte er mir zu und schenkte mir ein trauriges Lächeln. Eine Zeit lang herrschte eine unangenehme Stille zwischen uns und es war fast so, als würden wir uns gar nicht mehr kennen und das entstandenen Eis irgendwie durchbrechen. Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach, welche sich bei mir jedenfalls hauptsächlich um Melissa oder gestern Nacht drehten. Mittlerweile waren ihre Untersuchungen auch erfolgreich abgeschlossen und wie wir von den Ärzten erfahren hatte, hatte meine Freundin an einem Nervenzusammenbruch erlitten. Außer ein paar Medikamenten die sie ihr verabreicht hatten, bräuchte sie einfach Ruhe, durfte aber auch schon in ein bis zwei Tagen wieder nach Hause. Als ich gerade dabei war Harry eine Nachricht zu schreiben damit er sich keine Sorgen machte, unterbrach Niall die Stille auf einmal. ,,Alisha, ich glaube wir sollten reden.", fing er an und drehte sich nun ganz zu mir, sodass ich in seine strahlend blauen Augen sehen konnte. Ich nickte bloß und wartete ab was er zu sagen hatte. ,,Ich weiß nicht wie es bei dir ist, aber ich bereue diese Nacht nicht. Ich weiß nicht wieso und ehrlich gesagt liebe ich Melissa wirklich, aber du- Ich weiß nicht. Eigentlich warst du für mich immer meine beste Freundin, nicht mehr und nicht weniger, aber jetzt ist es anders. Da sind jetzt Gefühle, starke Gefühle. Gefühle von Liebe und das nicht als normale Freundin sondern mehr. Ich glaube ich habe mich unbemerkt in dich verliebt, Alisha Tomlinson.", beendete er seine Rede und verursachte somit einen totalen Gefühlsausbruch in mir drinnen. Tausende Gedanken schossen durch meine Kopf und ich versuchte krampfhaft eine Antwort zu finden. Liebte ich Niall oder beeinflusste mich unsere gemeinsame Nacht einfach und ich wollte gar nichts von ihm? Bevor ich auch nur irgendetwas sagen konnte, schloss Niall die letzten Zentimeter zwischen uns und küsste mich einfach. Erst ließ ich es passieren, doch dann fingen plötzlich die Alarmglocken bei mir an zu schellen und ich versuchte ihn mit aller Kraft von mir weg zu drücken. Genau in diesem Moment öffnete sich die Tür vor uns und Melissa stand vor uns. Sie riss ihre Augen weit auf, drehte sich dann wieder um und knallte mit einem lauten Geräusch die Tür wieder hinter sich zu. Niall bemerkte das alles gar nicht und zog mich nur noch näher an sich ran. Als er für eine Sekunde von mir abließ um Luft zu holen, brachte ich zwar ein verzweifeltes ,,Niall, hör auf!" raus, änderte damit aber rein gar nichts an der Situation. Wie ihr wisst liebt das Schicksal mich wirklich abgöttisch und ich habe nur Glück im Leben. Jaa, so hätte ich es gerne... Stattdessen erblickte ich jetzt auch noch eine Person vor mir, welche von dem Ganzen eigentlich nichts mitkriegen sollte. Ich sah genau den Moment indem sein Herz, seine Liebe, sein Vertrauen und unsere Vergangenheit zerbrach und in seine Einzelteile zerfiel. Nicht nur Harry schien es weh zu tun, auch ich zerbrach innerlich an dem Schmerz in seinen Augen. Durch meine unglaubliche Wut schöpfte ich neue Kraft und schubste Niall nun wirklich weg von mir. ,,Wie konntest du das nur tun?", flüsterte Harry fast lautlos und schien mir damit direkt in die Seele zu blicken. Ich lief ein paar Schritte auf ihn zu, aber er drehte sich einfach um und ging in die entgegengesetzte Richtung. ,,Nein! Warte, Harry! Ich- Das ist anders wie es aussieht! Niall hat mich geküsst!", schrie ich ihm noch hinterher, bevor er aus meinem Blickfeld verschwand.
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