2. Hells Bells

Ich stand zu starken Kopfschmerzen auf als mein Wecker klingelte.
Montage.
Der schlimmste Tag der Woche.
Wuhu.
Müde schleppte ich mich ins Bad und zog mich aus, um erst mal eine heiße Dusche zu nehmen.
Beim Waschen meines Körpers fiel mir der brennende Schmerz an meiner Schulter auf.
Es tat bei jeder Berührung weh.
"Was zur Hölle?", zischte ich als ich runter sah und etwas Tattoo-ähnliches auf meiner Schulter entdeckte.
Geschockt und perplex zugleich, stieg ich aus der Dusche und stellte mich vor den Spiegel. Nachdem ich über den angehauchten Spiegel strich konnte ich es genauer sehen.
"Holy Fuck", atmete ich aus als ich es beäugte. Es war ein geschweiftes 'D' mit Hörnern und einem Teufelsschwanz.
Wie viel hatte ich gestern gekifft, dass ich keinerlei Erinnerung an das Tattoo hatte?!
Oder überhaupt eine Erinnerung an den gestrigen Tag...
Gott, mein Onkel würde mich umbringen, wenn er das sah.
Und wieso hatte ich mir ausgerechnet so ein hässliches 'D' auf die Schulter tätowieren lassen?
Es konnte nur für Dahlia stehen aber wie unkreativ war ich bitte den Anfangsbuchstaben meines Namens zu tätowieren?
Verwirrt und nun mit stärkeren Kopfschmerzen, trocknete ich mich ab und zog mich an.
Vielleicht hatte ja Luke eine Ahnung was ich gestern so angestellt hatte...

Fertig mit meiner Morgen-routine, nahm ich mir schnell einen Apfel und stieg in meinen Wagen.
Vor meiner persönlichen Hölle, auch Schule genannt, hielt ich schließlich an und parkte das Auto.
Lass den Spaß beginnen.

Ich nahm ein paar Bücher aus meinem Spind und machte mich auf den Weg in den Chemiesaal zu meiner ersten Stunde.
Wisst ihr was das tolle an Chemie war?
Es bestand hauptsächlich aus Partnerarbeit und das Beste daran war, dass ich keine Freunde in dieser Drecksschule hatte.
Die Schüler verteilten sich an verschiedene Tische, doch der Sitz neben mir blieb leer.
"Guten Morgen", grüßte uns die Lehrerin und bekam im Gegenzug halbherzige Begrüßungen zurück.
"Da bald der Test ansteht habe ich ein Blatt über die sämtlichen Themenbereiche der letzten Jahre angefertigt. Versucht die Fragen mit eurem Partner zu bearbeiten und falls jemand gar nicht klarkommt kann er mich fragen", erläuterte die Lehrerin während sie die Blätter austeilte.
Nach einem genervten Seufzer machte ich mich an die Arbeit.

"Sorry für die Verspätung Mrs. Cruz", murmelte Stephen seine Entschuldigung.
"Ist nichts neues", antwortete Mrs. Cruz gelangweilt und reichte ihm das Blatt mit den Aufgaben.
Nachdem Stephen sich umgesehen hatte und ihm klar wurde, dass nur der Platz neben mir frei war, setzte er sich genervt neben mich.
Wir ignorierten uns geschickt, doch trotz dessen lag noch Spannung in der Luft.
Witzig, wie man in ein paar Monaten von Freunden zu Fremden werden konnte.
Aber ich nehme an wir waren wohl nie richtige Freunde gewesen bei dem, was sie abgezogen hatten.
Long Story Short:
Ich war mit Stephens bestem Freund Harry zusammen, er betrog mich über Monate hinweg mit irgendwelchen Mädchen. All unsere gemeinsamen Freunde, inklusive meiner besten Freundin Taissa, wussten Bescheid, doch keiner sah es für nötig mir zu sagen, dass ich von vorne bis hinten belogen und betrogen wurde. Ich kündigte sämtliche Freundschaften und trennte mich von Harry.
Und nun war ich in ihren Büchern eine Schlampe, die man entweder ignorierte oder beleidigte.
Herrlich diese Heuchlerei, nicht wahr?
"Mister Eyre, welche chemische Verbindung zerstört die Ozonschicht unserer Erde?", fragte die Lehrerin Stephen plötzlich, der aussah als hätte man kaltes Wasser auf ihn geschüttet.
"Ehhh...", kam es nur von ihm.
"Ehhh...", wiederholte er.
"Ist das deine Antwort?", machte sich Mrs. Cruz über ihn lustig.
"Nein, ehm...", sprach er sofort dazwischen und ab da sah es ziemlich schmerzhaft aus. Ich mein es war eine Frage die jeder beantworten konnte, der einmal in seinem Leben Chemie hatte.
"Fluorchlorkohlenwasserstoffe", flüsterte ich ihm schließlich ein.
Er wiederholte es laut, was Mrs. Cruz nicht zu gefallen schien.
"Richtig", gab sie bitter von sich und fragte nun jemand anderen.
"Du hättest es mir auch früher einsagen können Klugscheißer", flüsterte Stephen augenrollend, anstatt sich zu bedanken und in dem Moment wollte ich nichts lieber als ihm in die Visage zu schlagen.
Ich sagte aber nichts dazu und wandte mich meinem Blatt zu.
"Was ist Königswasser?", fragte die Lehrerin in die Klasse.
"Stephen, da du die letzte Antwort ja wusstest, sollte diese auch kein Problem sein", rief sie ihn dann auf und Schadenfreude machte sich in mir auf.
"Ehhh...", fing er wieder an als mir eine wunderbare Idee kam.
"Eine Parfümmischung", sagte ich ihm die falsche Antwort ein, was er ohne zu zögern wiederholte.
Ich konnte nicht anders als in mich rein zu lachen als ein paar andere dasselbe taten.
Stephen sah perplex zu mir.
"Bitch", beleidigte er mich daraufhin, auf was ich stolz grinste.
Danach meldete ich mich und sagte die richtige Antwort.

Ich richtete meine Schultertasche als ich in der Pause zu Luke nach draußen lief, um paar Antworten zu verlangen. Dabei hatte ich das komische Gefühl beobachtet zu werden, doch ich sah niemanden.
Mit dem vergeblichen Versuch das seltsame Gefühl abzuschütteln erreichte ich Luke und die restlichen Stoner unter den Bänken am Stadion.
"Hey Leute", grüßte ich sie.
"Suuuuupppp", bekam ich von Jamila zurück, die es in einer monotonen Stimmlage möglichst langzog.
"Nichts Besonderes... Luke können wir kurz reden?", sprach ich und wandte mich an Luke, der einen Zug von seinem Joint nahm.
"Jo", antwortete er zugedröhnt, doch machte keine Anstände vom Boden aufzustehen und mir zu folgen, weshalb ich ihn an seinen Händen nahm und hochzog.
Ein paar Meter von den anderen entfernt blieben wir stehen.
"Hast du vielleicht eine Ahnung wo ich das...", ich zeigte ihm mein Tattoo, "...herhabe?", hakte ich nach.
Er strich leicht nickend drüber.
"Scharf", murmelte er nur und nahm noch einen Zug.
"Und hast du 'ne Idee?", fragte ich nochmal.
Er schien kurz zu überlegen während er über seinen Bart strich.
"Nope", antwortete er schließlich und fing an wie bescheuert zu grinsen.
"Sicher nicht?", atmete ich verzweifelt aus.
"Ja sicher", sprach er nickend als er eine meiner Haarsträhnen um seinen Finger wickelte.
"Okay...danke, obwohl du keine Hilfe warst", gab ich schließlich von mir und trat einen Schritt zurück.
"Jo kein Stress", sagte er und lief zurück zu den anderen, wobei seine Hose fast schon am Boden schleifte, da sie so weit unten war.
Seufzend machte ich mich auf den Weg zurück in das Schulgebäude und wieder spürte ich Augen auf mir.
Gosh, wieso war ich nur so paranoid?
"Dahlia", hörte ich jemanden meinen Namen sagen, doch als ich mich zu der Stimme drehte war keiner da.
"Dahlia", ertönte sie dieses Mal näher.
Ich sah mich wieder um, doch auch dieses Mal war keiner da.
"Dahlia", flüsterte jemand an mein Ohr und ich spürte wie jemand über meinen Hals strich.
Ich zuckte zusammen und schlug auf meinen Hals.
"Was zur?" murmelte ich.
Ein ungutes Gefühl machte sich in mir breit, weswegen ich noch schneller lief.
Im Gebäude atmete ich schließlich erleichtert aus, denn die Stimme hatte aufgehört in meinem Kopf zu ertönen.
Wow ich hatte wirklich zu wenig geschlafen, wenn ich schon irgendwelche Stimmen hörte.
"In der Hausmeisterkammer, Dahlia", sprach die Stimme wieder zu mir als ich genau an dem Raum vorbeilief.
Meine Atmung wurde flacher, ich fühlte mich wie in einem Horrorfilm.
Mit zügigen Schritten eilte ich den Gang entlang, um in meine nächste Klasse zu kommen, doch jedes Mal endete ich vor der Hausmeisterkammer.
"Ich warte Liebste", kam es erneut von der Stimme und mein Herz hämmerte unheimlich schnell gegen meinen Brustkorb.
Ich hatte das merkwürdige Gefühl, dass ich die Stimme kennen würde. Sie war von einem Jungen.
Diesmal rannte ich, um an das Klassenzimmer zu kommen und gerade als ich es sah, war ich wieder vor der Hausmeisterkammer.
Es war als wäre ich in einem Traum. Ich konnte mich nicht von der Stelle bewegen.
"Babe ich werde ungeduldig...", hauchte die Stimme und ich war kurz davor meine Haare aus dem Kopf zu reißen. Keiner außer mir war noch im Gang.
Irgendwo kannte ich doch diesen irischen Akzent...
Aber woher?
"Wenn du nicht zu mir kommst dann komme ich eben zu dir", wurde die Stimme leiser bevor alles für ein paar Sekunden ins dunkle getaucht wurde.
Ich fing an zu schreien und versuchte zu rennen, doch meine Beine wurden wie von einer höheren Macht festgehalten.
Ich spürte Hände, die jemand auf meine Hüfte legte und jemandes Atem auf meinem Gesicht ehe das Licht wieder anging.
"Buh!", hauchte mir ein Typ mit den strahlensten blauen Augen auf die Lippen und ab da verlor ich mein Bewusstsein.

Ich erwachte im Krankenzimmer zu dem Lied 'Hells Bells' von ACDC. Perplex rieb ich über meine Augen. Neben mir, auf dem Stuhl, saß der Junge mit den blauen Augen.
"Sorry Lucy ruft an", teilte er mir genervt mit und hob ab.
"Ah Lucy schon lang nichts mehr von dir gehört", sprach er in den Hörer.
Verschlafen musterte ich ihn nur.
Irgendwie kam er mir vertraut vor. So als würde ich ihn seit Jahren kennen.
"Tut mir leid, ich vergaß wie sehr du es verabscheust Lucy genannt zu werden. Ab jetzt nenne ich dich nur noch Luzifer oder ist dir Herrscher der Unterwelt lieber?", scherzte der Junge und hielt kurz darauf sein Handy von seinem Ohr weg als die Person in der Leitung anfing irgendwas zu schreien.
"Okay alles klar. Bin zum Abendessen da. Ciao Lucy", sprach er und legte auf.
Er seufzte und sah dann schließlich zu mir.
"Na? Alles klar?", fragte er mich.
Ich nickte nur schwach. Mein Kopf war wie in Watte gepackt und ich konnte nicht registrieren was los war.
"Weißt du, es wäre sehr Zuvorkommend, wenn du einfach kommen würdest, wenn ich dich rufe. Vor allem, wenn ich mir die Arbeit gemacht habe mich in deine Gedanken einzuschleusen", redete er, enttäuscht von mir, weiter.
Und alles was durch meinen Kopf ging war, was ich heute zu Abend essen sollte.
"Dahlia?", hakte er nach.
"Wie heißt du?", fragte ich schließlich. Es war merkwürdig. Die Zeit schien langsamer als sonst zu vergehen und meine Stimme hallte im Zimmer. Ich fühlte mich schwerelos, es war als hätte mein Körper Frieden gefunden.
"Deegan", antwortete er.
Ich lachte.
"Wie das 'D' auf meiner Schulter."
Er fing an zu grinsen.
"Gefällt es dir? Es steht für mich. Damit kann ich dich überall und zu jeder Zeit finden. Du bist also für alle Zeit für mich zugänglich", sprach er, wobei seine Augen förmlich funkelten.
Ich zog meine Augenbrauen zusammen. Man war das ein komischer Traum.
"Warte. Da das ja mein Traum ist und du ein Mann bist...dann heißt das, dass du mein Traummann bist", gab ich von mir und fing wegen meinem Wortspiel an zu lachen.
"Okay in meinem Kopf klang das lustiger", fügte ich dann hinzu als ich mich beruhigt hatte.
"Genau...du warst lang genug weg. Zeit aufzuwachen Dahlia", sprach er unbeeindruckt von meinem Witz.
Er lehnte sich über mich und gab mir einen Kuss auf meine Stirn.
Plötzlich verschwamm alles zu einer riesigen Spirale und mit einem Mal saß ich in meiner Matheklasse.
"Gut das wars für heute. Bis morgen", verabschiedete sich die Lehrerin während die anderen Schüler ihr Zeug zusammenpackten.
"War das die letzte Stunde?", fragte ich meinen Sitznachbarn perplex.
"Eh ja?", antwortete er und sah mich so an als hätte ich ihm die dümmste Frage aller Zeiten gestellt.
"Okay danke", murmelte ich nur und verließ das Klassenzimmer nachdem ich meine Sachen eingepackt hatte.
Mit leichten Kopfschmerzen lief ich durch den Korridor auf dem Weg nach draußen.
Am Ausgang stand ein Junge mit dem Rücken zur Tür. Er machte sie gerade auf und blickte dann zu mir als er sie mir aufhielt.
Mein Herz rutschte mir in die Hose als es der Typ aus meinem Traum war. Vorsichtig lief ich durch die Tür ohne meine Augen von ihm zu nehmen.
"Bis morgen mon Cherie", sprach er und zwinkerte bevor er sich in Luft auflöste.
What the?
Das konnte ich mir nur eingebildet haben.
Gott, ich brauchte definitiv Schlaf...

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