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~POV Emilia~
Ich hatte oben bereits alles abgesucht und keine Waffe gefunden. Auch hier war alles verwüstet. Wahrscheinlich hatten die Infizierten wirklich jedes Haus verwüstet in der Hoffnung etwas zu Essen zu finden oder so. Ich ging also wieder nach unten und suchte nun Mares. "Ich hab oben nichts gefunden. Wie sieht es bei dir aus?" Es kam keine Antwort, aber ich konnte erkennen, dass Mares in der Küche stand. "Mares?" Als auch ich die Küche betrat blieb mir die Luft weg und Tränen stiegen mir in die Augen. Der Anblick verkrampfte mir das Herz und ich bekam keine Luft mehr. Auf dem Boden lag eine tote Frau. Ihr Oberkörper war aufgeschnitten oder besser gesagt, aufgerissen worden. Ihre Augen fehlten, genauso wie die ganzen Gedärme. Ich habe noch nie eine so platte Leiche gesehen. Sie lag in ihrem eigenen vertrocknetem Blut. Ich wollte gar nicht mehr hinsehen, aber irgendwie konnte ich meine Augen auch nicht davon lösen. Man musste kein Genie sein um zu wissen, dass diese Frau auf dem Boden Mares Tante war. Mares starrte sie einfach nur fassungslos an und konnte sich nicht bewegen. "Lass uns gehen.", flüsterte ich ihm zu, nahm seine Hand und führte ihn aus der Küche. Er widersprach mir nicht, sondern folgte mir. "Warte.", sagte er plötzlich, als wir gerade aus dem Haus wollten. "Der Keller. Es könnte sein, dass die Waffe im Keller ist." Er wollte gerade hingehen, als ihn ihn aufhielt. "Lass mich gehen." Er nickte nur und ließ mich vor. Und das war auch gut so. Denn als ich den Keller betrat waren die Wände voller Blut. An einer der Wände stand in Blut geschrieben: I.F.G. und auf dem Boden lag eine zweite männliche Leiche. Genau wie bei der Ersten fehlten auch hier die Augen und die ganzen Gedärme. Es musste Mares Onkel gewesen sein. Ich war froh, dass er diesen Anblick nicht auch noch ertragen musste. In einer Vitrine sah ich seine Waffe liegen. Wieso haben sie die nicht mitgenommen? Na gut, wenn die Infizierten Mares Onkel getötet haben, war es klar, dass sie die Waffe nicht mitgenommen haben. Was sollen die Infizierten schon mit einer Waffe? Ich frage mich nur, ob die Infizierten wissen, wen sie töten sollen und wen sie infizieren sollen. Oder ob sie es je nach Lust und Laune machen. Ich stieg über die Leiche und wollte die Waffe aus der Vitrine nehmen. Abgeschlossen. Na ganz toll. Ich schaute mich im Raum um. Irgendwas muss es hier doch geben womit ich das Glas kaputt schlagen kann. Eine Eisenstange! Sie lag neben der Leiche. Vermutlich hat er versucht sich damit zu wehren und war nur im Keller um die Waffe zu holen. Ich hob die Eisenstange auf, welche auch voller Blut war und schlug das Glas der Vitrine ein. Neben der Waffe fand ich auch noch ein paar Magazine welche ich einsteckte und ging dann wieder nach oben zu Mares. Dieser stand immer noch wie angewurzelt im Flur und wartete auf mich. "Hab sie.", sagte ich und versuchte ihm ein Lächeln zu schenken. Wenn auch gezwungen. "Er ist da unten oder?", sagte Mares. "Was?" "Mein Onkel. Ist er da unten?" Ich schluckte schwer. Am liebsten würde ich ihm sagen, dass er nicht dort unten ist, doch es war falsch ihn anzulügen. "Ja.", sagte ich leise. Sofort ging ich auf ihn zu und umarmte ihn, er erwiderte die Umarmung und mir liefen einzelne Tränen die Wangen hinunter. Auch, wenn ich seinen Onkel und seine Tante nicht gekannt habe, empfand ich Trauer. Als wir uns wieder lösten schaute er mich lächelnd an und strich mir meine Tränen mit seinen Daumen weg. "Du musst nicht weinen. Es ist besser, wenn sie tot sind, als wenn sie Infizierte sind. Wir müssen irgendwie damit klar kommen, dass es jetzt mehr Verluste gibt als uns lieb ist." Ich nickte nur und wusste, dass er recht hatte. Vielleicht lebten meine Verwandten auch schon nicht mehr. Oder sie sind auch infiziert worden. So oder so, es war schrecklich was hier passierte. Stillschweigend liefen wir zurück zum Auto. "Hast du schon in die Akten geguckt?", fragte Mares mich. "Nur in ein paar. Deine und meine habe ich nicht gelesen." Er holte mir die Tasche ab und legte sie neben sich. "Gut, wir schauen sie uns gleich. Ich habe eine Idee wo wir hingehen können." Sofort fuhr er los und von seiner Trauer war nichts mehr zu erkennen. Naja, es war wirklich besser, wenn man tot war, als infiziert. So wie es bei Heiko ausgesehen hatte, als er sich verwandelt hat, wünsche ich es keinem. "Warum hat Heiko sich die Gedärme raus gerissen?", fragte ich, mehr zu mir selbst als zu Mares. "Keine Ahnung. Vermutlich gehört das zur Verwandlung dazu. Aber anscheinend sind die Infizierten also tatsächlich Untote." "Diese Typen von der Organisation sind doch einfach nur krank." "Das kannst du laut sagen." Nach ein paar Minuten hielt Mares vor einem Diner an. "Hunger?", fragte er lächelnd. "Und wie." Ich hatte den ganzen Tag noch nichts gegessen und langsam machte sich das bemerkbar. "Behalte die Waffe. Wir haben jetzt ja beide eine." Mit der Waffe ausgestattet gingen wir durch den Vordereingang, welcher offen war, in das Diner. Die Lichter waren aus und alles war ruhig. Wir liefen hinter die Kasse, weiter in die Küche, als wir plötzlich ein Schmatzen hörten. Wir blieben sofort stehen und lauschten. Es kam aus dem Kühllager. Mares zeigte mir mit einer Handbewegung ihm zu folgen. Und als wir beim Kühllager ankamen, sahen wir ihn. Einen Infizierten, welcher gerade dabei war das rohe Fleisch zu essen. Er sah uns nicht. Mares hob seine Waffe und ohne zu zögern schoss er dem Infizierten in den Kopf. Er gab noch einen kurzen erstickten Schrei und dann landete er auf dem Boden. Wir lauschten weiter, ob durch das Knallen noch andere Infizierte auf uns aufmerksam geworden waren. Dies war aber nicht der Fall. "Kannst du mal nachsehen ob die Getränkespender noch funktionieren? Ich mache uns in der Zwischenzeit Burger." Ich nickte und machte mich erstmal auf die Suche nach dem Sicherungskasten. Dieser sah auch schon ziemlich mitgenommen aus. Ich hatte Angst einen Stromschlag zu bekommen und einen Kurzschluss zu riskieren, wenn ich jetzt einen Schalter umlegte. Trotzdem tat ich es und nach kurzem flackern der Lampen, gingen sie endlich an und das Diner leuchtete hell. Der Eingangsbereich sah ziemlich mitgenommen aus. Überall lagen Stühle und Tische rum und hier und da war die Tapeten von den Wänden abgerissen worden. Die Getränkespender wollten aber Gott sei Dank noch. Die Infizierten waren wohl mehr nach etwas zu essen als nach etwas zu trinken aus.
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