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~POV Emilia~

"Zeig dich.", sagte Mares fest. Ein Junge kam die Treppe herunter und als er sah, dass Mares eine Waffe in der Hand hielt, hob er sofort die Hände. "Wie heißt du?", fragte Mares. "Heiko.", sagte er unter einem Hustenanfall. Mares atmete erleichtert aus und ließ die Waffe fallen. "Wir suchen dich.", sagte ich und ging zu ihm. "Ist alles okay?" "Nein. Aber sagt mir erst wer ihr seid." "Ich bin Emilia und das ist Mares. Wir sind Überlebende. Genau wie du." Heiko unterbrach sein Husten und schaute uns mit seinem blassen und eingefallenen Gesicht an. "Mares und Emilia?" "Ja." "Kommt mit. Ich muss euch etwas zeigen." Wir folgten Heiko die Treppe nach oben in sein Zimmer. Er kramte etwas aus der Schublade und reichte uns mehrere Akten. "Lange Geschichte. Solche Typen haben mich festgenommen und in einem Bulli eingesperrt. Habe da dann eine Tasche gefunden, mitgenommen und konnte zum Glück fliehen. Ich hatte gehofft, dass einer der Überlebenden irgendwann kommen wird." Wieder fing er heftig an zu husten, krümmte sich und fiel auf die Knie. Ich eilte zu ihm, doch Heiko stieß mich weg. "Haltet euch fern von mir! Ich weiß nicht, ob ich ansteckend bin." "Was redest du denn da?" Er zog einen Pullover ein Stück höher und zum Vorschein kamen lila und blaue ausgeprägte Adern. "Sie haben mir eine Spritze gegeben. Erst hatte ich keine Ahnung was das war. Doch als dann Infizierte hier rein kamen und mich nicht angegriffen haben, wusste ich, dass sie mir etwas gegeben haben, damit auch ich mich verwandle." Wieder hustete er heftig und spuckte plötzlich Blut. "Tut mir ein Gefallen.", sagte er mit heiserer Stimme. "Tötet mich. Ich will nicht-" Wieder hustete er und spukte Blut. "Nicht so werden." Er stützte sich nun auf seinen Händen ab und spukte weiter Blut. "Bitte...", sagte er leise. "Es bleibt nicht viel Zeit." Ich schaute zu Mares welcher anscheinend auch überlegte ob wir ihn wirklich töten sollten. "Das kannst du nicht machen.", sagte ich leise an Mares. "Doch.", sagte Heiko. "Tue es. Ich kann nach der Verwandlung-" Wieder hustete er. "Für nichts garantieren. Ich habe langsam keine Kontrolle mehr-" Seine Stimme brach sofort ab. Er schaute uns an und wollte etwas sagen, doch es war, als würde seine Stimme einfach weg sein. Er konnte nicht mehr reden. Er ließ sich auf den Boden fallen, krümmte sich vor Schmerzen. Wollte schreien, konnte es aber nicht. Und dann geschah etwas schreckliches. Seine Augen weiteten sich, bis seine Pupillen sich plötzlich soweit ausprägten, dass sie größer als seine eigentliche Augenfarbe war. Dann drehten sie sich nach hinten und man konnte nur noch weiß erkennen. Doch nicht lange. Es war, als würde irgendwas unsichtbares seine Augen in seinen Kopf drücken. Er kratzte sich mit seinen eigenen Fingernägeln, die ziemlich schnell gewachsen sind über sein eigenes Gesicht. Es ertönte ein schriller Schrei aus seinem Mund, wie bei den anderen Infizierten auch. Dann stand er blitzschnell auf und riss sich das Herz aus der Brust, genauso wie andere Organe. Er blickte uns mit seinen schwarzen, leeren Augenhöhlen an, schrie und rannte auf uns zu. Doch bevor er einen von uns erwischen konnte, schoss Mares und Heiko landete reglos auf dem Boden. Es war schrecklich mit anzusehen, wie jemand anderes sich verwandelte. "Sie sind näher an uns dran, als wir dachten. Los, wir müssen gehen." Ich folgte Mares nach draußen und stieg ins Auto. "Bleib hier, ich bin sofort wieder da. Hab keine Hemmungen davor die Waffe zu benutzen. Denk dran, die Infizierten haben es besser, wenn sie tot sind." "Wo gehst du hin?" Doch statt mir zu antworten ging er einfach die Straße runter. Was hatte er jetzt vor? Er sollte nicht alleine irgendwohin gehen. Das ist viel zu gefährlich. Überall könnten die Infizierten lauern und uns überraschen. Was ist, wenn er nicht mehr zurückkommt? Okay, ich gebe ihm zehn Minuten und wenn er bis dahin nicht zurück ist, dann steige ich aus und suche ihn. Ich nahm mir eine der Akten vor und fing an sie durchzulesen. Ich weiß, ich könnte auch als erstes meine Akte durchlesen, doch was würde mir das im Moment bringen? Heiko konnte uns nicht weiterhelfen. Wir fangen wieder bei null an und wissen nicht, was wir machen sollen. Es wäre also logischer erst andere Akten durch zu gucken, um zu wissen, wen wir als nächstes suchen könnten. Ich fing an mir eine Akte von einem Mann durchzulesen. Keine Frau, unverheiratet, im Heim aufgewachsen, infiziert. Der Arme. Dann las ich mir die Akte einer Frau durch. Unverheiratet, vergeben, mit 16 vergewaltigt worden, tot. Tot? Sie töteten sogar Leute? Kranker Scheiß. Es waren jetzt fast zehn Minuten vergangen und Mares war immer noch nicht aufgetaucht. Okay, scheiß drauf ob er gesagt hat ich soll im Auto warten oder nicht. Ich musste wissen, was los war. Ich nahm die Waffe fest in die Hand und ging los. Keine Ahnung wo Mares war. Aber ich weiß, dass er die Straße runter gelaufen ist. Jede paar Meter drehte ich mich um, ob ein Infizierter hinter mir stand und schaute in jedes Haus mindestens einmal rein. Mares meinte doch, dass seine Tante hier in der Straße wohnte. Vielleicht war er da? Hausnummer 18. Die Tür stand offen. Langsam trat ich ein und lauschte erstmal ob ich etwas hörte. Nichts. Ich trat weiter ein und hörte von oben Schritte. "Mares?" Langsam schritt ich die Stufen hoch und ging in einen Raum, aus welchem ich dachte die Geräusche gehört zu haben. Plötzlich packte mich etwas von hinten an den Hüften und zerrte mich aus dem Raum. Ich schrie und als ich mich umdrehte sah ich Mares dort grinsend stehen. "Man, du hast mich zu Tode erschrocken! Ich hätte dich erschießen können!" "Hast du aber nicht. Und ein wenig Spaß muss sein." "Sehr witzig. Was machst du hier?" "Das Gleiche könnte ich dich auch fragen. Ich hab doch gesagt, dass du im Auto warten sollst." "Du warst zehn Minuten weg und hast mir nicht gesagt wo du hin gehst. Da hab ich mir Sorgen gemacht und bin dich suchen gegangen." "Mein Onkel ist immer mit meinem Vater jagen gegangen. Er müsste hier eigentlich auch noch irgendwo eine Waffe haben. Nur finde ich sie gerade nicht. Kannst du hier oben suchen und ich suche unten? Keine Angst, hier sind keine Infizierten in der Nähe."

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