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~POV Emilia~
Stöhnend und mit einem Schwindelgefühl, wachte ich auf. Meine Sicht war verschwommen, weswegen ich ein paar Mal blinzeln musste, bevor ich richtig sehen konnte. Ich starrte auf ein Lattenrost mit einer Matratze. Ich setzte mich langsam hin und sofort drehte sich alles bei mir, was aber schnell wieder nachließ. Ich schaute mich um und mich traf es wie ein Schlag ins Gesicht, als ich sah, wer dort alles vor mir stand. Meine Freunde und meine Familie. "Oh... mein... Gott...", sagte Sarah leise und ich sah, dass sie Tränen in den Augen hatte. Mich überkam eine Welle des Glücks, rannte auf sie zu und umarmte sie. "Du lebst!", schluchzte ich und ließ meine Tränen freien Lauf. "Klar, lebe ich. Aber wir hatten Angst, dass du nicht mehr lebst. Du lagst ganze zwei Tage nur in dem Bett hier und hast keinen Mucks von dir gegeben." Zwei Tage?! Das heißt, dass ich vier Tage lange geschlafen haben musste? Schließlich dauerte es zwei Tage, bis man hier war. Auch Leon umarmte ich und danach meine Eltern und meinen kleinen Bruder Arvid. Ich hatte sie noch nie so vermisst wie gerade. Doch einer fehlte. Marko. "Wo ist Marko?", fragte ich. Sarah zuckte mit den Schultern. "Die Männer haben ihn mitgenommen. Keine Ahnung wo er ist. Aber erklär du uns erstmal was hier überhaupt los ist. Wo warst du die ganze Zeit?" "Das erkläre ich euch gleich. Meine Geschichte ist ein wenig länger als eure. Also, wie seid ihr hierher gekommen?" "Wissen wir nicht mehr... Wir wissen nur noch, dass wir hier aufgewacht sind.", erklärte Leon. "Und bei euch?", fragte ich meine Eltern und Arvid. "Genauso." Ich seufzte. "Okay. Also es passiert etwas ganz schreckliches da draußen. Mares und ich-" Ich unterbrach sofort. Mares! Verdammt wo ist er? "Wo ist Mares?!" "Wer ist Mares?", fragte meine Mutter. Bevor ich ihr antworten konnte, ging die Stahltür auf und zwei Männer traten hinein. Ich wusste sofort, dass sie zu I.F.G. gehörten. "Ah, Emilia. Du bist wach. Schön, dass du jetzt endlich wieder bei deiner Familie bist. Geht es dir gut?" "Was wollt ihr?!" "Das weißt du doch oder? Du bist schlau Emilia und wirst uns noch viel nützen." "Wo ist Mares?!" "Vergiss ihn. Du kanntest ihn doch nicht mal richtig." "Wo ist er?!", schrie ich die beiden Typen an und ging näher auf sie zu. "Er nützt uns nichts. Es ist besser, ihn zu vergessen." "WO ist er?!", schrie ich noch lauter. "Nicht mehr unter uns. Traurig nicht wahr." "Nein...", flüsterte ich, doch sofort überströmte mich die Wut wieder. "Ihr habt ihn umgebracht!" Ich rannte auf die Typen zu und wollte sie erwürgen, sie solange foltern, bis sie darum beten getötet zu werden. Doch bevor ich bei ihnen ankam, hauten sie die Tür wieder zu. "IHR WICHSER! DAS WERDET IHR BEREUEN! IHR WERDET DAMIT NICHT DURCHKOMMEN! ICH WERDE EUCH TÖTEN!" Während ich das sagte, hämmerte ich die ganze Zeit gegen die Tür, bis meine Fäuste weh taten und meine Wut sich in Traurigkeit umwandelte. Ich ließ mich an der Tür heruntergleiten, legte meinen Kopf auf meine Knie ab und weinte. Ich weinte bitterlich und werde wohl nie wieder damit aufhören. Mein Herz, so wie alles andere in meinem Körper tat weh. Mein Herz krampfte sich zusammen und immer wieder stachen kleine Nadeln in dieses ein. Ich spürte wie mich jemand in den Arm nahm und wusste es schon am Duft, dass es Sarah war. "Sie werden es bereuen.", weinte ich. "Sie werden es alle bereuen." "Ich weiß Süße. Ich weiß." Ich versuchte mich irgendwie wieder zu beruhigen, was aber nicht ganz klappte. Doch ich wusste, dass ich jetzt einen klaren Kopf haben musste, um zu überlegen, wie wir hier rauskommen. Ich wischte mir die Tränen aus dem Gesicht und schaute jeden hier einmal an. "Willst du darüber reden?", fragte Sarah vorsichtig, doch ich schüttelte nur mit dem Kopf. Nicht jetzt. Wann anders vielleicht. Aber nicht jetzt. "Okay, passt auf. Ich werde euch bei nächster Gelegenheit erzählen, was hier abgeht. Doch im Moment ist es einfach nur wichtig, dass ihr mir vertraut okay? Ihr müsst mir ein paar Fragen beantworten. Wie lange seit ihr schon hier?" Alle zuckten mit den Schultern. "Man verliert hier das Zeitgefühl." "Okay, ist auch nicht so wichtig. Was machen sie hier mit euch?" "Gar nichts. Sie geben uns essen, aber das war's. Bis jetzt haben sie nur Marko mitgenommen.", erklärte Leon. "Wann war das?" "Das ist schon länger her." Ich nickte. Ich schaute mich jetzt nochmal genauer im Raum um. Es war wie ein Zimmer einer Jugendherberge. Nur irgendwie im Gefängnis-Style. Es gab vier Hochbetten und einen kleinen Tisch. Die Tür, die Wand und die Decke waren aus Stahl, während der Boden aus dunklem Holz war. Es gab keinen Lüftungsschacht oder ein Fenster oder sonst irgendwas wo man ausbrechen konnte. Ich fühlte meine Hosentasche ab, ob ich noch irgendwas nützliches dabei hatte. Ich spürte nur einen Zettel. Toll! Eine Zeichnung bringt uns nicht weiter. "Fuck!", fluchte ich und schmiss den kleinen Zettel weg. Wieder wurde die Tür aufgemacht und wieder kamen zwei bewaffnete Leute mit Essen herein. Sie stellten das Essen auf den Tisch und gingen wieder raus. Verdammt! Wieso war ich so dumm? Sie hatten die Tür offen stehen gelassen. Ich hätte rausgehen können! Warum habe ich es nicht getan? Okay, die Gefahr war zu groß, dass uns jemand erwischte. "Wann werden sie das nächste Mal wieder kommen?" "Morgen früh.", sagte Arvid, welcher bis jetzt geschwiegen hatte. "Ich dachte ihr verliert hier das Zeitgefühl?" "Ja, aber wissen, wann wir was zu Essen bekommen. Wir bekommen zu jeder Mahlzeit das Gleiche zu Essen." Ich nickte nur und schaute mir das Essen an. Keine Sandwiches. Na Gott sei dank. Ich hatte jedoch kein Hunger, kletterte die Leiter hoch auf das freie Hochbett und schaute auf mein Armband. Strong.
"Und es beschreibt dich perfekt in einem Wort."
Wieder kamen mir die Tränen und ich schluchzte. Hätte ich gewusst, dass es so schnell mit uns vorbeigeht, hätte ich mich irgendwie anders verabschiedet. Ich hätte alles anders gemacht. Vielleicht, hätte ich sogar meine Gefühle noch weiter unterdrückt. "Hey, Emilia.", sagte Sarah und schaute zu mir hoch. "Du solltest gleich mal ein wenig Schlaf bekommen. Sie kommen relativ früh mit dem Frühstück. Zumindest kommt es dir so vor, wenn du jetzt nicht schlafen gehst." "Okay..." Ich lächelte sie an und hoffte, dass sie es mir als echtes Lächeln abkaufte. Die Lichter gingen aus, doch ich konnte nicht schlafen. Die ganze Zeit über weinte ich um Mares. Ich konnte immer noch nicht glauben, dass er wirklich tot war.
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