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~POV Mares~
Emilia erwachte ganz plötzlich neben mir und musste ihren Atem erstmal wieder unter Kontrolle bekommen. "Schlecht geträumt?" "Es... Es war so real..." Ich schaute sie fragend an. "Ich war in unserer Küche, meine Eltern und mein Bruder waren dort. Alles war ganz normal. Abgesehen davon, dass sie mich nicht beachtet haben. Plötzlich hat sich die Küche ganz komisch verändert. Es lagen überall Gedärme rum und an der Wand, auf dem Boden und an einem Schrank stand I.F.G. Meine Eltern und mein Bruder waren auch Infizierte, dabei waren sie davor noch ganz normal. Meine Mutter hat irgendwas davon geredet, dass ich mich der Organisation anschließen soll und dass sie wissen, was das Richtige für uns ist. Ich habe widersprochen und dann kam mein Vater auf mich zu und hat mich gewürgt." Ich hielt den Atmen an. Sie hatten den gleichen Traum wie ich. Zumindest vom Inhalt her. Ich wollte es ihr nicht sagen, weil ich dachte, es wäre nur ein komischer Traum und mein Gedächtnis will mir einen Streich spielen. Nach allem, was im Moment passiert, wäre das kein Wunder. Aber das konnte doch kein Zufall sein oder? Seit dieser Apokalypse glaube ich eher weniger an Zufälle. "Ich hatte den gleichen Traum." Sie schaute mich mit großen Augen an. "Was?" "Meine Eltern und mein Bruder saßen im Wohnzimmer. Sie waren alle beschäftigt. Dann veränderte sich das Wohnzimmer. Bei mir war es auch so, dass auf einem Schrank, an der Wand und auf dem Boden I.F.G. stand. Auch meine Familie war plötzlich infiziert. Eigentlich passierte dann das Gleiche wie bei dir auch. Nur, dass mein Bruder versucht hat mich zu beißen und mich so auch infizieren wollte." "Das kann doch kein Zufall sein..." "Nein, ist es auch nicht. Wir müssen schnell eine Lösung finden, bevor alles noch schlimmer wird." Emilia nickte und schaute nach draußen. Erst jetzt realisierte sie anscheinend, dass wir standen. "Wir sind da.", antwortete ich ihr, bevor sie ihre Frage überhaupt stellen konnte und zeigte auf das Gebäude neben ihr. "Ein Modegeschäft?" Ich zuckte mit den Schultern. "Anscheinend." Wir nahmen beide unsere Waffen und gingen rein. Die Glastür war, so wie es aussah, eingeschlagen worden. Emilia wollte gerade weiter gehen, als ich sie am Handgelenk packte und so aufhielt. Ich sah in einer dunkeln Ecke einen Infizierten stehen. Langsam näherte ich mich ihm und bevor er mich bemerken konnte, schoss ich ihm in den Kopf. Das hätte ich mir vielleicht ein wenig anders überlegen sollen, denn plötzlich hörte ich mehrere schrille Schreie und aus einem Hinterzimmer kamen fünf weitere Infizierte gerannt, direkt auf uns zu. Emilia eilte zu mir und versuchte eines der Viecher zu treffen. Ich hörte nur einen Schuss, während ich mit zwei weiteren Infizierten beschäftigt war und wusste, dass Emilia einen getötet hatte. Auch ich traf die beiden vor mir und hatte jetzt Blutspritzer auf dem Hemd. Ein weiterer kam auf mich zu und packte mich an den Schultern. Er schrie und aus seinem Mund kam Blut. Seine Hautfetzen hingen ekelhaft nach unten und man konnte das blutige Fleisch sehen. Seine Zähne waren spitz und er wollte mich gerade beißen, als ich ihn mit aller Kraft von mir weg drückte und schoss. Er landete auf den Boden, doch ich hörte einen weiteren schrillen Schrei neben mir. Der Infizierte hatte Emilia fest im Griff und hielt ihr den Mund zu. Plötzlich spürte ich Wut in jeder Faser meines Körpers, was ich zuvor noch nie gespürt habe. Ich rannte auf den Infizierten zu, zog ihn von Emilia weg und schlug ihm mit meiner Faust gegen den sowieso schon blutigen Kopf. Während er schwankte, ergriff ich meine Waffe und löste einen sauberen Kopfschuss. Emilia saß auf dem Boden und versuchte sich das Blut von dem Mund zu wischen. Dabei zitterte sie und war total in Panik. "Hey, hey, hey." Ich kniete mich vor sie und nahm ihre Hände in meine. Sie sah mich mit glasigen Augen an und zitterte am ganzen Leib. "Du machst es nur noch schlimmer.", sagte ich beruhigend, nahm ein T-Shirt welches auf dem Boden lag und reichte es ihr. Besser als nichts. Sie machte sich das Blut damit vom Mund ab, zitterte aber immer noch. Ich setzte mich neben sie und schlang einen Arm um sie. Sie lehnte sich an meine Brust und beruhigte sich langsam wieder. "Mares...", sagte sie leise, ohne ihren Kopf zu heben, welchen sie in meinem Hemd vergraben hatte. "Als ich in seine Augenhöhlen gesehen habe... sah ich... Ich sah...." Sie zitterte wieder und ich strich ihr beruhigend über den Rücken. Dann löste sie sich von mir und ich sah, dass sie geweint hatte. "Ich sah Menschlichkeit." Sie flüsterte es, als ob sie gerade etwas Verbotenes gesagt hätte. Ich schaute sie nur stirnrunzelnd an. "Irgendwas in seinem Gesicht zeigte mir, dass es ihm leid tut, doch er konnte nichts dagegen tun. Was ist, wenn irgendwo tief in ihnen drin immer noch Menschlichkeit ist?" "Das ist gut möglich, aber wir brauchen mehr Infos über diese Dinger und über die Organisation." Sie nickte. "Ja... Du hast Recht." Ich nahm ihr Gesicht in meine Hände, schaute in ihre glasigen braunen Augen und wischte ihr die Tränen mit meinen Daumen weg. "Ist alles wieder okay?" Wieder nickte sie. Ich stand auf und reichte ihr die Hand um ihr aufzuhelfen. "Geh du hinten nach schauen und ich schaue hier nach Hinweisen.", schlug sie vor. ich stimmte ihr zu und lief hinter die Kasse in einen anderen Raum. Ich weiß nicht warum, aber ich hatte plötzlich das starke Gefühl Emilia beschützen zu müssen. Sie war sowas wie eine kleine Schwester für mich. Nein. Sie war mehr. Sie war wie eine sehr gute Freundin, welche ich schon jahrelang kannte. Nein, auch nicht. Ich weiß nicht was sie für mich war. Doch ich musste sie beschützen. Das spürte ich einfach. Und ich werde es mir niemals verzeihen können, wenn ihr etwas zustößt. Der hintere Raum war nicht wirklich groß und das meiste war ausgeräumt, weswegen ich hier nicht viel fand. Außer den Stromkasten, wenigstens hatten wir dann Licht. Ich lief wieder zur Kasse und suchte dort nochmal alles ab. Aber auch hier fand ich nichts. Nicht mal Geld war in der Kasse. Ich sah Emilia weiter hinten, welche sich gerade die Klamotten anschaute. Unwillkürlich musste ich lachen. Wir sind mitten in einer Apokalypse, aber Zeit zum shoppen hat sie? Sind wirklich alle Frauen so?
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