⇜ 95 ⇝

,,Versuch sie endlich wieder zurück zu holen. Ich bitte dich, Taehyung. Wenn es Jemand schaffen kann, dann du", flüstert mir Hyorin zu, als sie mich umarmt und zusammen mit den Anderen den Raum verlässt, Jimin währenddessen mit Ahri telefonierend, als uns die Dunkelheit der Nacht außerhalb des Schlosses umschließt.

,,Viel Glück, Bruder. Wenn etwas ist: Wir sind direkt nebenan", sagt Jungkook noch und lässt mich und Chungha dann alleine im Zimmer, welche die Arme vor der Brust verschränkt hat und mich spöttisch ansieht.

,,Was guckst du so?", fragt sie mich mit angezogener Augenbraue.

,,Wieso so-"

,,Ich kann auch alleine überleben. Ich brauche keinen Babysitter", rollt sie ihre Augen.

,,Falls du es noch nicht mitbekommen haben solltest, aber du bist jetzt von meinem verdammten Blut abhängig, Chungha. Du kannst nicht mehr ohne mich überleben", erkläre ich ihr ernst, weswegen sie nur laut aufseufzt.

,,Wie auch immer", haucht sie und entfernt die Bettdecke über ihrem Körper, legt ihre Beine über den Rand des Bettes und will aufstehen.

,,Was soll das werden?", frage ich sie sofort skeptisch, doch als sie aufsteht, kippt sie durch ihr noch beeinträchtigten Gleichgewichtssinn beinahe nach vorne um, als ich sie im letzten Moment noch vor einem Sturz bewahre.

,,Lass mich los!", fordert sie mich auf und ich setze sie zurück auf das Bett.

,,Hast du irgendwelche Schmerzen? Brauchst du Medikamente?", frage ich sie dann besorgt, ignoriere den Fakt, dass ich sowieso keine ernst gemeinte Antwort erhalte und suche durch die zahlreichen Packungen.

Plötzlich spüre ich einen Schlag gegen meinen Hinterkopf und ich falle bewusstlos zu Boden, sehe nur noch, wie Chunghas Füße auf dem Weg zur Tür sind.

SKIP

Ich reiße meine Augen weit auf, als ich wieder erwache.

Die Nacht draußen immer noch stockduster, während ich mich aufrichte und meinen Kopf einmal schüttel um wieder in die Realität zurück zu kehren.

,,Scheiße", fluche ich und stürme aus dem Raum.

Ich überlege kurz, ob ich die Anderen wecken sollte, belasse es aber dabei mich alleine auf die Suche nach ihr zu machen.

Ich habe sie schon einmal gefunden und werde es wieder tun.

Stürmisch renne ich durch die Gänge des Schlosses, überall herrscht Stille und es sind nur meine Schritte zu hören, wie sie durch die Räume mit den hohen Wänden hallen.

Wo kann sie hin sein?

Da es jedoch immer noch mitten in der Nacht ist, kann sie noch nicht weit sein und durch ihre momentane Schwäche kann ihr Schlag auf meinen Hinterkopf nicht zu kräftig gewesen sein, was bedeutet, dass ich nicht sehr lange bewusstlos war.

Vielleicht einige Minuten.

Ich nehme plötzlich ihre Stimme wahr.

Sie muss noch irgendwo hier in der Nähe sein.

Sofort folge ich ihrer Stimme, die sich beim näher kommen immer mehr wie fluchen anhört.

Mein Weg führt mich letztendlich nach draußen, hinein in den riesigen Garten, während der Halbmond hell darüber leuchtet und ein bläuliches Licht in den Garten wirft.

Hinter einer Ecke des Weges finde ich sie schließlich.

Ihr Körper liegt auf dem grauen Kies und sie scheint keine Kraft zu haben sich aufzusetzen.

,,Chungha!", sage ich laut, was ihre Aufmerksamkeit erregt und versucht nun nur noch mehr wieder aufzustehen, was ihr nicht gelingt.

,,Ich schaffe das alleine!", erwidert sie wütend, doch seufzt als sie versteht, dass sie es ohne Hilfe nicht schaffen wird. ,,Verfluchte Kinder."

,,Treten sie dich sehr doll?", frage ich sie nach einer Weile, nachden ich ihr auf eine der weißen Bänke geholfen habe.

,,Es geht", haucht sie leise und legt ihre Hände an ihren Bauch, was mich wundern lässt.

,,Wohin wolltest du abhauen, Chungha? Wieso redest du nicht mit mir?", frage ich sie weiter.

,,Weg. Einfach nur weg von hier. Ich war drei Monate im Keller dieses Gebäudes eingesperrt und ihr erwartet, dass ich noch eine weitere Nacht freiwillig hier verbringe?!", giftet sie mich an und lehnt sich dann wieder zurück. ,,Ich möchte außerdem nichts mehr mit euch zu tun haben."

,,Wieso sagst du so etwas, Chungha?", frage ich sie verletzt, doch bevor sie antworten kann, nutze ich die Chance und nehme ihre Hand, platziere sie an meiner Brust und lass sie meinen Herzschlag spüren.

,,Ganz allein wegen dir pocht es so schnell. Gerade weil ich erneut Angst um dich hatte", erkläre ich ihr ruhig und sie nimmt ihre Hand vorsichtig weg, verschränkt ihre Hände auf ihrem Schoß.

,,Sieh mich an. Bitte", fordere ich sie auf, doch als sie dies nicht tut, lege ich meine Finger an ihr Kinn und drehe ihr Gesicht in meine Richtung, sodass unsere Blicke direkt aufeinander treffen.

Ich weiß, dass du dort noch irgendwo drin bist.

Ich weiß, dass die Chungha, die ich so sehr liebe, immer noch existiert.

Ich muss sie nur finden und herauslocken.

,,Erinnerst du dich an unsere Tage an diesem einsamen verlassenen Strand?", frage ich sie lächelnd, in der Hoffnung, dass sie darauf eingehen wird, was sie letztendlich mit einem Nicken tut.

,,Weißt du, wie sehr ich diese Zeit mit dir alleine genossen habe? Ich habe jede einzelne Sekunde davon geliebt. Deine Blicke auf mir", hauche ich leise und sie hört still zu, scheint sich ebenfalls daran zu erinnern.

,,Dein Gesichtsausdruck, nachdem ich ins Wasser gegangen bin, als wäre ich total bescheuert. Doch die Änderung deines Ausdrucks, nachdem du dich dann überreden hast lassen und dazu gekommen bist. Deine Gestalt, nachdem wir aus dem Wasser zurück gekommen sind, deine einfühlsame Art, sodass du meine Menschlichkeit zurückgeholt hast und dann noch diese wunderschöne Nacht", lächel ich leicht, schwelge in Erinnerungen. ,,Ich bin dir für all das etwas schuldig, Chungha."

,,Taehyung. Es ist Vergangenheit. Ich bin nicht mehr diese Chungha. Nicht mehr die kleine menschliche und verletzliche Chungha", antwortet sie kalt, doch ich schnappe mir ihre Hände und halte sie fest zwischen meinen.

,,Bitte, hör mich an. Du bist alles, was ich jemals wollte. Du und unser Kind. Ich verspreche dir, dass ich der beste Vater der Welt sein werde. Du warst immer für mich da, hast mich immer unterstützt und mir geholfen, obwohl wir dir soetwas angetan haben. Ich bewundere dich für deine unglaublich starke Art und Aufrichtigkeit. Bitte, komm zurück zu mir", flehe ich sie schon beinahe an, Tränen in meinen Augen und ihr Blick direkt mit meinem fixiert.

,,Ich liebe dich, Chungha", hauche ich und verbinde unsere Lippen schnell miteinander.

Ihre weichen Lippen drücken gegen meine und ich spüre eine Träne über meine Wange laufen.

Nachdem ich den Kuss nach einigen Sekunden vorsichtig löse, öffne ich langsam wieder meine Augen, die direkt auf ihre treffen.

,,Ich liebe dich auch, Taehyung", haucht sie plötzlich und lässt all ihre Tränen fließen.

,,C-Chungha..", sage ich leicht verwundert, aber hoffnungsvoll.

,,I-Ich liebe dich auch", sagt sie erneut und weint unerbittlich, weswegen ich sie sofort in den Arm nehme.

,,D-Du bist zurück..", schniefe ich leise und nehme sie fest in meine Arme, drücke sie direkt gegen mich.

Ihre filigranen Arme schlingen sich um meinen Körper, während sie in meine Schulter weint.

,,E-Es tut mir alles so L-Leid", schluchzt sie, nachdem sie sich aus der Umarmung befreit hat.

,,Hey, hey, nein. Hör auf. Dir muss nichts Leid tun, hörst du? Du konntest nichts dafür", versuche ich sie zu beruhigen, doch ihr schneller Herzschlag zeigt mir, dass dies nicht gelingt.

,,I-Ich habe meine Menschlichkeit abgestellt, aus e-egoistischen Zwecken, weil ich den Schmerz nicht mehr f-fühlen wollte. Den Schmerz, d-dass ich sie verliere. Dass ich euch verliere. Ich hatte solche Angst, Taehyung..", weint sie. ,,Ich habe meine F-Familie verletzt und verraten u-und am Schlimmsten.. ich habe euch zutiefst enttäuscht. Ich bin ein schreckliches Monster."

,,Du hast niemanden enttäuscht. Du hattest jedes Recht dazu deine Menschlichkeit abzustellen in so einer Situation. Ich bin so unglaublich froh, dass ich dich wieder habe", lächel ich sie überglücklich an und ihr entflieht ebenfalls ein kleines Lächeln.

,,D-Danke, T-Tae..", schluchzt sie und wischt einige ihrer Tränen weg. ,,W-Was meintest du m-mit 'dein Kind'?"

,,Jungkook und ich sind beide die Väter deiner Kinder. Jeder von einem, was sie zu zweieiigen Zwillingen macht. Ich habe einmal von dieser Art von Schwangerschaft gehört. Sie wird Superfecundatio oder 'Überbefruchtung' genannt und passiert sehr selten, aber existiert tatsächlich. Mein Bruder und ich haben beide deine Eizelle befruchtet und somit die Zwillinge erschaffen", erkläre ich ihr.

,,I-Ich weiß nicht, w-was ich sag-"

,,Es ist okay, Chungha. Aber du solltest dich jetzt erst einmal ausruhen", lächel ich sie glücklich an, nehme ihre Hand und helfe ihr auf, als sie mir plötzlich wieder ihre Hand entreißt.

,,N-Nein..", haucht sie leise, sieht traurig zu Boden.

Verwundert und besorgt sehe ich sie an, bevor ich einen sanften Kuss auf ihrer Stirn platziere.

,,Ich kann dort nicht wieder hin. Ich kann euch allen nicht mehr in die Augen schauen, bei alldem, was ich euch angetan habe. Ich habe so ein schlechtes Gewissen und ich weiß nicht, wie ich damit Zurecht kommen soll. Dieser Schmerz hat immer noch nicht nachgelassen, Taehyung. Ich habe keinen anderen Ausweg mehr gesehen. Er zerbricht mich und frisst mich von innen auf", erklärt sie mir mit immer leiser werdender Stimme und diese bricht am Ende.

,,Hey, Chungha.. Wie oft soll ich dir noch sagen, dass es okay ist? Wir haben unsere Menschlichkeit selbst auch abgestellt und waren dir somit ein schlechtes Vorbild. Weißt du, wie oft ich sie abgestellt habe um nicht mehr verletzt werden zu müssen? Ich habe unschuldige Menschen auf dem Gewissen", erkläre ich ihr und zögere kurz vor meiner nächsten Aussage. ,,Damals bei unserer ersten Begegnung. Ich habe dich und Hyorin beobachtet, wie ihr die Leiche dieses Mädchens gefunden habt. Und-"

,,DU HAST SIE GETÖTET?!", schreit sie mich plötzlich wutentbrannt an, was mich einen Schritt zurück treten lässt.

,,C-Chungha. Ich schwöre dir, dass ich es niemals woll-"

,,DU HAST LESLIE GETÖTET!", schreit sie mich noch lauter als zuvor an.

,,JA! HABE ICH! Und ich bereue es bis jetzt! Ich bereue es jede dieser unschuldigen Menschenseelen getötet zu haben, okay?! Aber auch ich habe keinen anderen Ausweg gefund-", versuche ich ihr zu erklären, als sie mir eine feste Backpfeife gibt.

,,Wie konntest du nur?", fragt sie mich mit einer herzzerreißenden Stimme.

,,Chungha. Lass es mich-"

,,Nein! Du hast mich all die Zeit angelogen! Und dir fällt erst jetzt ein es mir erzählen? Genau jetzt?! Ich zerbreche vor Schmerzen und du-.. Ich muss hier weg", sagt sie und bevor ich etwas sagen kann, ist sie bereits verschwunden, was mich laut und verzweifelt schreien lässt.

SWITCH

Sein Schrei hallt durch meine Ohren, als meine Wangen von Tränen überhäuft werden und ich weiter voran renne.

Wie konnte er mir soetwas antun?

Ich renne durch enge kleine Gassen der altertümlichen Stadt hinfort, bis zu den großen Toren am Ende der Straße.

Er mag mich vielleicht zurückgeholt haben, aber dieser Schmerz bald meine Kinder zu verlieren, ist immer noch da und stärker als zuvor.

Und sein zusätzliches Geständnis verschlimmert meinen mentalen Zustand nur noch mehr.

Ich kann keinen klaren Gedanken mehr fassen. Es scheint unmöglich.

Die Schmerzen sind zu stark für einen so schwachen Menschen wie mich. Er übernimmt mich, kontrolliert mich und wird mich wahrscheinlich umbringen.

Mein Blick schweift nach rechts, wo ich in der Dunkelheit ein Auto entdecke.

Verzweifelt schaue ich zurück, hoch zum Schloss und renne dann zu dem geparkten Auto, während ich meine Tränen so gut es geht wegwische.

Schnell stecke ich den Schlüssel ins Schlüsselloch und öffne das Auto, bevor ich mich hinter das Lenkrad setze.

Als ich eben abhauen wollte, wollte ich genau hier her. Zu Taehyungs Auto und einfach nur weg.

Meine Menschlichkeit ist vielleicht zurück, aber trotzdem muss ich hier weg.

Ich starte das Auto, lege den Rückwärtsgang ein und fahre den unebenen Waldweg aus der Stadt hinaus und in den tiefen Wald hinein. Keine Ahnung wohin.

Meine Sicht ist stark verschwommen, während ich weiterhin versuche meine Tränen zu stoppen und wegzuwischen.

,,Hör auf so schwach zu sein, Chungha!", rede ich mir selbst wütend zu und kralle die Hände fester ins Lenkrad.

Als ich nach einiger Zeit endlich am Ende des Waldwegs und an einer asphaltierten Straße angelange, stoppe ich.

Sicher, dass kein anderes Auto auf dieser Straße zu sein scheint, fahre ich auf die feste Straße, gebe sofort heftig Gas und rase darüber.

Meine Gedanken wirren in meinem Kopf wild umher, die Tränen wollen einfach nicht aufhören zu fließen und mein Herz pocht wie wild.

Ich spüre einen plötzlichen Tritt in meinem Bauch und löse eine meiner Hände am Lenkrad, lege sie auf meinen Bauch und streiche darüber.

,,Alles ist gut. Mommy ist ja da und wird euch beschützen", schluchze ich, sehe hinab auf meinen angeschwollenen schwangeren Bauch, den ich nicht mehr verstecken kann.

Als ich meinen Blick jedoch wieder auf die Straße richte, sehe ich direkt in hell leuchtendes grelles Licht, nehme ein lautes Hupen wahr und ein Schrei bleibt in meiner Kehle stecken, als ich nur noch einen schmerzhaften Aufprall spüre und alles um mich herum wird sofort schwarz.

🌙

Ich bin dann mal eben weg und verkrieche mich vor euren Kommentaren.. love you ♡

PS: Falls ihr mir nicht glaubt, dass diese Schwangerschaft tatsächlich möglich ist: Googelt es!
Ich habe es bereits bei den Vorbereitungen dieser Geschichte recherchiert, ob es überhaupt möglich ist, damit meine Story einen Sinn macht =)

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top