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Nervös tippe ich mit meinen Fingern auf dem Lenkrad umher, setze den Blinker und lasse meine Hände sanft über das Leder zurückfahren, nachdem das Auto um eine Kurve gefahren ist.

Ich drücke das Gaspedal mehr durch, schalte einen Gang höher und rase über die schmale Straße durch einen Wald.

,,Taehyung! Wenn du nicht sofort etwas langsamer fährst, dann bringst du uns alle noch um!", meckert Hyorin von der Rückbank, welche ich durch den Rückspiegel perfekt im Blick habe und welche in einer scharfen Kurve gegen Jimin gedrückt wird. ,,Soll ich dich daran erinnern, dass ich unangeschnallt in der Mitte sitze, auf einem Platz, der eigentlich keiner ist?!"

,,Wir sind sowieso unsterblich. Es würde nur unnötig mehr Zeit in Anspruch nehmen, wenn wir jetzt einen Unfall bauen würden", meldet sich Yoongi von der Rückbank zu Wort.

,,Ich hab das schon alles unter Kontrolle", rolle ich meine Augen und schaue starr auf die schmale Straße vor uns.

Meine Gedanken erneut bei ihr.

Wie sie mich damals an diesem einsamen Strand angesehen hat, als ich in das eiskalte Wasser hinein getaucht bin.

Obwohl ich sie entführt habe, schien sie glücklich.

Und ich würde alles dafür geben sie endlich wieder glücklich zu sehen.

Sei es mit oder ohne mich.

,,Verdammte scheiße! Taehyung!", schreit Jungkook plötzlich auf, greift mir ins Lenkrad, wirft mich somit aus meinen Gedanken und zurück in die bittere Realität und lenkt das Auto somit nach rechts, als wir beinahe mit einem uns entgegenkommenden Truck kollidieren.

,,Es reicht! Ich muss hier raus. Halt an und lass mich hier raus! Ich laufe", sagt Hyorin wütend.

,,Du bleibst hier drin, Hyorin. Und du, Taehyung, konzentrierst dich auf die Straße", weist Jungkook uns gereizt zurecht und lehnt sich zurück in den Beifahrersitz.

,,Es ist wie Selbstmord, wenn man mit ihm Auto fährt!", meckert Hyorin weiter, doch ich ignoriere es gekonnt und konzentriere mich dieses Mal wirklich vollkommen auf die Straße.

,,Gib mir mal bitte die Flasche", bittet Yoongi Jungkook, welcher in den Fußraum greift und eine mit Blut gefüllte Flasche nach hinten reicht.

Yoongi nimmt einen großen Schluck und zischt dann genüsslich auf.

,,Ihr seid so ekelhaft", würgt Hyorin und hält sich die Hand vor Mund und Nase, um zu verhindern, dass sie sich übergibt.

,,Entschuldige, dass wir nicht alle Hybriden sein können, die kein Blut zum Überleben benötigen", kontert Yoongi und Hyorin verschenkt beleidigt ihre Arme vor ihrer Brust.

,,Was hat Jin am Telefon noch gesagt?", fragt Jimin schließlich neugierig, nachdem kurz eine angenehme Stille herrschte.

,,Nichts. Das ist ja das Problem. Ich habe keine Ahnung, was uns dort erwarten wird", murmel ich leise und biege in einen sehr engen kleinen Waldweg ein, der das Auto wild ruckeln lässt.

,,Was zur Hölle ist das bitte für ein Weg?", seufzt Hyorin und krallt ihre Hände in die Sitze vor ihr.

,,Meinst du nicht, dass jeder einfach so dort hingelangen könnte, wenn es eine asphaltierte Straße wäre? Dort, wo es von Vampiren nur so wimmelt und keine Menschenseele willkommen ist?", erwidert Yoongi schnippisch und Hyorin verstummt.

SKIP

Die Autotür zuschlagend, schaue ich hinauf.

,,Und wieso gibt es keinen Parkplatz direkt vor diesem komischen Schloss?", meckert Hyorin weiter, während sie sich streckt, nachdem sie von der Rückbank heraus geklettert ist.

,,Hyorin. Ich schwöre dir, wenn du nicht sofort die Klappe hälst, dann-", bedrohe ich sie, als ich von dem Getuscheln vieler Menschen um und herum unterbrochen werde.

,,Das sind sie!", höre ich eine männliche Stimme.

,,Sie sind schon zurück?", fragt eine andere Stimme in der Menge.

,,Werden sie jetzt bereits den Thron übernehmen?", fragt eine weibliche ängstliche Stimme.

,,Und genau deswegen kommen wir lieber nachts", seufzt Yoongi genervt und wir kämpfen uns alle zusammen den Weg durch die Menge und zum Schloss hin.

Mehrere Wachen stehen vor dem riesigen Einganstor.

,,Ist ja wie im Mittelalter hier", murmelt Hyorin angewidert und sieht dennoch interessiert in der Gegend herum.

,,Seokjin erwartet sie bereits", erklärt eine der Wachen und sie lassen und passieren, gewähren uns Einlass in ein Gebiet, was uns so unendliche viele Erinnerungen hervorruft. Die Guten, wie auch die Schlechten.

Die Gänge des Schlosses sind verwinkelt, Kerzenschein erhellt diese und jede Menge Angestellte rennen umher.

,,Ihr habt ein verdammtes Schloss, in dem ihr wohnen könnt und ihr habt euch entschieden in so einer Bruchbude in unserer hässlichen Stadt zu leben?", fragt Hyorin unverständnissvoll.

Bevor ich ihr antworten kann, erscheint Jin am Ende des Ganges.

,,Da seid ihr ja endlich!", sagt er ein wenig vorwurfsvoll und kommt auf und zu.

,,Was ist los, Jin?", fragt Jimin neugierig, jedoch sieht dieser uns nur besorgt an.

,,Ihr solltet euch das ansehen", seufzt er und zeigt mit einet Kopfbewegung auf den Raum, aus dem er zuvor kam.

Und wir alle wissen, was es für ein Raum ist.

Langsam betreten wir ihn und die riesigen Fenster erhellen den Raum, lassen ihn nicht so düster wie die Gänge dieses Schlosses wirken.

,,Meine Söhne", hören wir schließlich die altbekannte tiefe und raue Stimme unseres Vaters aus der Richtung des großen Bettes.

Jimin und ich sehe uns misstrauisch an, bevor wir alle, außer Hyorin, auf ihn zu gehen.

,,Wie lange habe ich euch nicht mehr gesehen? Meine Jüngsten", krächzt unser Vater und hustet danach laut auf, bevor ein Dienstmädchen ihm hilft sich etwas aufzusetzen.

,,Hallo, Vater", sagen wir im Einklang und gehen vor ihm aus Höflichkeit und vorallem Respekt auf die Knie.

,,Wie ist es euch ergangen?", fragt er uns, sieht jeden von uns mit seinen gruselig weißen Augen an, als wir uns wieder erheben.

Er ist seit einigen Jahren blind, doch seine übernatürlichen Sinne machten dies zu keinem großen Problem.

,,Ich freue mich, dass ihr endlich wieder hier seid", hustet er schließlich und ich sehe zu Jin, welcher nur mit dem Kopf schüttelt.

,,Ihr seht vielleicht, dass es mir von Tag zu Tag schlechter geht und mein Gehirn ist auch nicht mehr das Beste", erklärt er uns. ,,Deswegen hoffe ich, dass ihr erfüllen werdet, womit ich euch beauftragt habe."

Keiner von uns hat den Mut zu antworten. Keiner von uns traut sich zu erklären, was passiert ist.

,,Jimin? Taehyung? Jungkook? Antworter eurem Vater!", sagt er plötzlich mit einem strengen Ton, woraufhin wir nicken.

,,Sehr gut. Ich freue mich endlich ehrenvolle Nachfolger zu erhalten, die besser sein werden, als meine enttäuschenden Söhne wie ihr es seid", seufzt er und ich balle meine Fäuste wütend.

,,Was ist mit den Werwölfen? Habt ihr sie bekämpft?", fragt er uns dann mit einem erneut sehr vorwurfsvollen Unterton. ,,Oder war Yeonjuns Tod nicht genug Ansporn?"

Die Art, wie er über ihn redet, gefällt mir gar nicht und macht mich nur umso wütender auf diesen Mann, den ich so abgrundtief hasse.

Der uns nur für seine eigenen Zwecke nutzt und das immer noch, obwohl er im Sterbebett liegt.

,,Sie sind sehr viele, Vater. Alleine könnten wir sie niemals bekämpfen", will Jin ihm erklären, doch er lacht nur laut los.

Jin ist als Ältester immer derjenige gewesen, der noch am Besten mit unserem Vater umgehen konnte, während der Rest von uns eher zu unserer Mutter geneigt war.

,,Welch Feiglinge habe ich da nur erschaffen", lacht unser Vater weiter, hustet zwischendurch leicht. ,,Und ihr wollt meine Söhne und Nachfolger sein?"

,,Was soll-", will Jungkook sagen, doch wird von einem plötzlichen starken Hustenanfalls unseres Vaters unterbrochen.

,,Sie sollten jetzt gehen. Kommen sie später zurück, um ihr Gespräch fortzuführen", erwähnt das Dienstmädchen und hilft unserem Vater, während Jin uns hinaus geleitet.

Hyorins Blick schweift im Raum immer noch über die großen Gemälde an der Wand, bis Yoongi sie packt und mit uns mitzieht.

,,Aua!", zischt sie auf und folgt uns, bis Jin zum Halt kommt.

,,Wahrscheinlich haben wir erst morgen wieder die Möglichkeit mit ihm zu reden. Die Situation ist sehr ernst. Die Krankheit frisst ihn von innen auf und er ist nicht mehr wie vorher. Er kann nicht mehr klar denken und vergisst viele Dinge leicht", erklärt Jin uns und stemmt dabei die Arme in die Hüfte. ,,Ihr solltet eine Nacht hier verbringen."

SKIP

Wild welze ich mich in meinem Bett umher, kneife die Augen zusammen und atme unkontrolliert.

Draußen tobt ein wilder Sturm, Blitze erhellen den Raum von Zeit zu Zeit und tosender Donner füllt die Stille.

Vor mir erscheint sie, den Rücken zu mir gedreht, doch als ich ihren Namen rufe, dreht sie sich langsam zu mir um.

Ihre Wimperntusche unter ihren Augen verlaufen und blutige Wunden über ihr Gesicht verstreut.

,,Chungha! Ich bin so froh, dass du- Chungha?!", rufe ich ihr zu, doch sie dreht sich nur emotionslos weg und verschwindet in der Dunkelheit.

Ich bin unfähig mich vom Fleck zu bewegen und erkenne nur noch schwarz um mich herum, bis sich mein Kopf erhebt und sich meine Augen langsam öffnen, meine Sicht dabei sehr verschwommen.

Mein Kopf scheint sich zusätzlich leicht hin und her zu bewegen, sodass ich nicht erkennen kann, wo ich mich befinde.

,,B-Bitte.. h-hilf mir..", flüstert ihre Stimme plötzlich leise und meine Augenlider flattern ungewollt wieder langsam zu, als ich seitlich zu Boden zu fallen scheine und im letzten Moment noch etwas Entscheidendes entdecke.

Schweißgebadet schrecke ich aus meinem Traum auf und mein Herz hämmert wie wild gegen meine Brust.

Schwer schlucke ich.

Das war kein Traum. Es hat sich nicht wie ein normaler Traum angefühlt.

Es war, wie als ich ihre Stimme zuvor gehört habe.

Es war wie eine Vision. Als könnte ich durch ihre Augen sehen und..

Meine Augen weiten sich, als mit ein Geistesblitz kommt.

Ich springe aus dem Bett und hin zur Tür.

Doch als ich diese öffne, steht niemand anderes als Jungkook direkt davor, bereit dagegen zu klopfen.

,,Jungk-"

,,Ich habe es auch gesehen", haucht er schockiert.

🌙

Meine beiden Storys einfach auf Platz 1 und 2 bei #parkjimin~

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