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Das schrille Klingeln der Haustür weckt mich unsanft aus meinem tiefen Schlaf.

Ich wende mich grummeld auf der Matratze umher und wegen der Hitze im Raum schlinge ich meine Beine um meine Bettdecke, lege meinen Kopf in die Mitte meines weichen Kissens.

Das laute Klingeln ertönt erneut.

Ich seufze laut in mein Kissen hinein und entferne dann die Bettdecke von meinem Körper, während ich mich langsam aufsetze.

Erneutes Klingeln.

,,Meine Güte", rolle ich genervt meine Augen, stehe auf und begebe mich hinaus in den Flur.

Ich reibe mir mit den Fingern über die Augen und laufe mit dem Kopf zu Boden gerichtet, bemerke dabei die geöffneten Bändel meiner Jogginghose und schließe sie im Gehen.

Langsam und müde gehe ich die knarzende Treppe hinunter, fahre mit der Hand einmal durch meine verwuschelten bereits viel zu lang gewordenen Haaren und erreiche letztendlich die Haustür.

Ich stemme mein Gewicht auf die Türklinke, während ich die letzte Stufe hinunter gehe und öffne die Tür mit Schwung, als das Klingeln erneut ertönt.

,,Du schon wieder?", seufze ich und der kalte Windhauch, der von draußen hinein weht, lässt mich meine Arme um meinen nackten Oberkörper schlingen.

,,Tut mir Leid..", flüstert sie leise und sieht mich mit einer traurigen Miene an.

Seufzend trete ich einen Schritt zur Seite, um ihr Einlass zu gewähren.

,,Wo sind alle?", fragt sie, als sie im Wohnzimmer zum Halt kommt und sich umsieht, stellt dabei einige Dinge auf den kleinen Tisch in der Mitte.

,,Keine Ahnung. Ich bin gerade erst aufgewacht. Offensichtlich", erkläre ich, zeige dabei auf meine zerzausten Haare und gehe zu ihr.

Sie setzt sich auf das Sofa und sieht traurig auf den Tisch vor ihr.

,,Was ist das alles schon wieder, Ahri?", frage ich sie verwirrt und sehe genauer auf den Wohnzimmertisch.

,,Das sind alles Dinge, die Chungha geliebt hat", murmelt sie leise und nimmt eine Tüte in die Hand. ,,Hier zum Beispiel. Das sind ihre Lieblingschips. Die hat sie immer gegessen, wenn wir uns einen gemütlichen Schwestern-Film-Abend gemacht haben."

Bei ihrem Namen bleibt mein Herz für einen kurzen Moment stehen.

,,U-Und das.. das ist ihr Lieblingskuscheltier. Unser Vater hat es ihr damals geschenkt, als sie noch ganz klein war und es hat seitdem immer auf sie aufgepasst", schluchzt Ahri leise, weswegen ich mich schnell neben sie setze und meine Arme beruhigend um ihre Schultern lege.

,,Sie hätte sich bestimmt gefreut, wenn sie sehen würde, dass du es mitgebracht hast. Aber wieso bringst du all das hierher?", frage ich vorsichtig.

Ahris Finger klammern sich mehr um das kleine schon ziemlich auseinander genommene Kuscheltier.

,,Ich habe gehofft, dass sie.. dass sie..", stottert Ahri, doch kann es nicht zu Ende bringen und sieht geschlagen zu Boden.

,,Das wird sie auch nicht zurück bringen, Ahri. Das weißt du..", sage ich leise und entferne meine Arme wieder von ihr, als ich mich seufzend zurück lehne.

,,I-Ich vermisse sie nur so sehr..", schluchzt Ahri und hält das Kuscheltier gegen ihre Brust. ,,Ich fühle mich so schuldig, dass ich sie verraten habe. Dabei ist sie doch meine Schwester.. egal, was für ein Wesen sie ist."

,,Glaub mir. Ich vermisse sie auch sehr", murmel ich und falte meine Hände über meinen Oberschenkeln.

Ich senke meinen Kopf und schließe meine Augen, während Ahri weiterhin neben mir schluchzt.

Sobald ich meine Augen schließe, sehe ich sie.

Sie und ihr wunderschönes Lächeln.

Und es fühlt sich wie eine Ewigkeit an, seitdem ich dieses Lächeln zuletzt gesehen habe.

Es ist zu viel Zeit vergangen, seitdem ich sie das letzte Mal in meinen Armen halten durfte.

Als ich den Duft ihres Shampoos und ihres Parfüms gerochen habe. Und jetzt scheint es so, als würde mich alles wieder an sie erinnern.

Wie gerne ich sie jetzt fragen würde, wie es ihr geht, wie sie geschlafen hat und am Wichtigsten, wo sie ist.

Seitdem sie in dieser einen schicksalhaften Nacht davon gerannt ist, haben wir sie nicht wieder finden können.

Und es ist bereits drei Monate her.

Drei Monate seitdem wir jegliche Spuren von ihr verloren haben.

Drei Monate seitdem jeden von uns, sei es Jimin, Ahri oder Yoongi, die Schuldgefühle plagen.

Sie fressen uns innerlich auf, vorallem Jungkook und mich.

Ich konnte sie nicht aufhalten. Ich hätte sie besser festhalten sollen.

Ich hätte sie bei mir behalten sollen.

,,Wir sind zurück", schreit sie laut in unser Haus hinein und nachdem die Haustür wieder in ihr Schloss fällt, sind Schritte im Flur zu hören.

Mein Kopf schnellt nach oben, heraus aus meinen Gedanken, als ich nicht einmal gehört habe, wie die Tür geöffnet wurde.

,,Taehyu- Ahri?", fragt sie schockiert, als sie zusammen mit Jimin den Raum betritt und ihren Kopf verwundert zur Seite legt.

Bevor irgendjemand ein weiteres Wort verliert, rennt Ahri weinend in Jimins Arme, der jegliche Einkaufstüten in seinen Händen zu Boden fallen lässt, um sie in seine Arme zu schließen und dabei zu trösten.

,,Na toll! Und wer darf das wieder alles aufsammeln?", meckert Hyorin genervt und ich nehme ihr einige der Tüten, die sie trägt, ab und tragen sie in die Küche, wo ich sie auf der Küchenzeile ablege.

,,Ihr sollt nicht einkaufen, sondern nach ihr suchen", sage ich vorwurfsvoll und drehe mich zu Hyorin um, welche gerade die schweren Tüten von Jimin in die Küche trägt.

,,Erst einmal bin ich nicht dein Dienstmädchen, okay? Ich höre nicht auf deine Befehle, Taehyung. Sei froh, dass Jimin und ich wenigstens die Einkäufe erledigen und die Einzigen sind, die sich um unser Überleben kümmern, seitdem Jin nicht mehr da ist. Und wie lange meinst du soll das noch so weitergehen? Hm? Wie lange sollen wir noch nach etwas suchen, wobei jeder eigentlich schon die Hoffnung aufgegeben hat?", erwidert Hyorin schnippisch und drückt mir eine der Tüten gegen die Brust. ,,Räum sie aus."

,,Du hast die Hoffnung aufgegeben?", frage ich sie ein wenig sauer, woraufhin sie laut seufzt.

,,Natürlich nicht! Ich will sie auch wieder finden, aber es sind verdammte drei Monate, Taehyung. Wieso willst du es nicht einfach in deinen Dickschädel bekommen? Sie ist geflüchtet! Für immer und wir können es ihr nicht Übel nehmen. Sie wollte vermutlich einfach nur noch weg von hier. Weg von uns", erklärt Hyorin und mein Herz schmerzt bei ihren Worten.

,,Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass sie uns einfach so zurücklässt und irgendwo ein neues Leben anfängt, ohne uns. Was, wenn ihr etwas passiert ist und wir sitzen hier nur dumm rum und warten darauf, dass sie einfach so an der Tür klingelt oder was?!", gifte ich sie an.

,,Du kannst es einfach nicht verstehen, oder? Sie hat immer noch ihre Menschlichkeit abgestellt! Sie fühlt nichts.. Chungha ist weg", sagt Hyorin erneut und schaut auf die Tüte in meiner Hand. ,,Na los jetzt."

Ich habe dich nie aufgegeben, Chungha.

Gereizt entleere ich die Tüte auf der Ablage und räume die Lebensmittel in die zugehörigen Fächer der Küche.

Mir springt schließlich eine blaue Packung ins Auge, die ich augenrollend in die Hand nehme.

,,Ernsthaft? Seht ihr das hier als Spaß an?!", frage ich wütend und schmeiße die Packung Kondome auf den Boden.

,,Was? Meinst du, dass ich die gekauft habe? Das war Jimin, okay?! Und jetzt komm mal wieder runter, Taehyung. Mein Gott", antwortet Hyorin genervt und stellt die Milch in den Kühlschrank.

Als ich mich genervt wieder den Einkäufen widmen will, durchzieht mich plötzlich ein starker Schmerz, der von meinem Kopf ausgeht.

Ich lasse alles zu Boden fallen und lande selbst auf meinen Knien.

,,Taehyung?! Ist alles okay?", fragt Hyorin besorgt, jegliche Aggressivität ihrerseits ist wie verflogen.

Ich halte mir die Finger an die Schläfen und schreie laut vor Schmerzen auf, als ich plötzlich eine Stimme höre.

,,H-Hilfe..", haucht diese leise in meinem Kopf. ,,T-Taehyung.."

,,Chungha", sage ich laut und der Schmerz verschwindet auf einmal genauso schnell, wie er gekommen ist.

,,Was ist passiert?", rüttelt Hyorin an meinen Schultern und auch Jimin und Ahri kommen in die Küche gerannt.

,,Ich konnte sie hören. Ich habe Chunghas Stimme gehört", hauche ich leise und kann es selbst kaum realiseren.

Ich habe ihre Stimme so lange nicht mehr gehört.

,,Wie ist das mögli-", wird Ahri von dem lauten Klingelton meines Handys unterbrochen, welches ich sofort verwundert aus meiner Hosentasche fische.

,,Jin?", frage ich verwundert, als ich den Hörer abgenommen habe.

,,Kommt sofort her", sagt er am anderen Ende der Leitung mit einer kalten und ernsthaften Stimme.

🌙

Ich habe mir heute schon wieder einen Sonnenbrand geholt, rip

Aber dafür, ist » infatuation « auf den Ranglisten so weit oben, omg!

Vielen Dank ♡

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