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Langsam öffne ich meine Augen, als ich am nächsten Tag aufwache und das Licht leicht durch einen Spalt im Vorhang hindurchscheint.

Ich strecke mich minimal und bekomme sofort ein genervtes Grummeln von der Seite zu hören.

Meine Augen fühlen sich geschwollen an, als ich mit meinen Handrücken darüber reibe.

Ich lege mich wieder in meine ursprüngliche Position, seine Arme um meine Hüfte und starre ihn an.

Seine verwuschelten Haare und sein leicht geöffneter Mund, durch den ihm kleine Schlafgeräusche entkommen, lassen ihn unglaublich niedlich und in keinster Weise gefährlich aussehen.

Ich kichere leicht, als ich plötzlich etwas realsiere.

Ich liege in Jungkooks Bett.

In Jungkooks Armen.

,,Jungkook?!", sage ich etwas empört, woraufhin er wach wird und sich mit den Händen durch sein Gesicht und seine Haare fährt.

Ruckartig setze ich mich auf, halte kurz meine Hände so, wie als würde ich beten und hebe dann meine Decke an.

,,Haben wir-?", will ich fragen, doch atme erleichtert aus, als ich mich unter der Decke in meinem Pyjama vorfinde.

,,Niemals", kichert Jungkook müde und zieht mich wieder näher zu sich. ,,Da das geklärt ist, lass uns weiter schlafen, Babe."

,,B-Babe?", stottere ich kurz und mein Herz macht einen Sprung.

,,Hab ich Babe gesagt? Sorry, bin noch im Halbschlaf", verteidigt er sich und schließt wieder seine Augen.

Babe.

Dieses Wort und wie er es ausgesprochen hat, hallt in meinem Kopf umher.

Jungkook kuschelt sich ohne mein Einverständnis wieder näher an mich, als ein paar Erinnerungen der letzten Nacht zurück kommen.

Wir saßen in seinem Auto vor dem Krankenhaus und er hat mich aus dem Nichts einfach geküsst.

Ich weiß nicht wieso, aber ich habe es erwidert, auch wenn die Atmosphäre zwischen uns danach etwas komisch war.

Er hat es geschafft mich mit etwas so simplen aufzuheitern, wenn auch nur für wenige Sekunden.

Meine Gedanken sind sofort zu dem Moment zurück, als wir in meinem Bett lagen, er über mir und mit diesem schelmischen Grinsen im Gesicht.

Ich kehre in wieder ins Hier und Jetzt zurück, als mich plötzlich aus dem Nichts wieder diese Übelkeit überkommt und ich Jungkooks Arme hektisch wegschlage, bevor ich aus dem Bett und über die Berge an Klamotten, die nicht weniger geworden sind, stolpere und in den Flur hinaus renne.

,,Was ist los, Chun-", höre ich Jungkook noch müde hinter mir, doch mein einziges Ziel ist es nur noch das Badezimmer rechtzeitig zu erreichen.

Ich reiße die Tür auf, stürme zur Toilette, wo ich den Klodeckel anhebe und mich nur wenige Sekunden später darin übergebe.

Das war unfassbar knapp.

Ich spüre, wie mir Jemand schließlich meine Haare freundlicherweise aus dem Gesicht hält, während dieses Übelkeitsgefühl nicht verschwindet.

,,Shh.. Lass alles raus", haucht Jungkook beruhigend, streicht dabei sanft über meine Schulter, bevor er einen Kuss darauf platziert.

Ungewollt steigen die Tränen in meinen Augen auf und kullern vereinzelt meine Wange entlang.

,,I-Ich will nicht m-mehr", stottere ich, als ich endlich für einen Moment aufgehört habe mich zu übergeben und wende mich zu Jungkook.

Er nimmt einen Waschlappen, hält ihn schnell unter den Wasserhahn und geht dann damit einmal über meinen Mund.

,,Ich habe gehört, dass es normal bei Schwangerschaften ist, dass man sich anfangs übergeben muss. Das wird sich wieder beruhigen, vertrau mir", lächelt er leicht und ich sehe ihn nur dankend an.

,,Geht es dir besser?", fragt er dann sofort besorgt, sieht mir dabei tief in die Augen und ich nicke leicht.

In der nächsten Sekunde hilft er mir wieder auf meine Beine und leitet mich zurück in sein Zimmer, wo ich mich auf sein Bett setze, während er die Vorhänge öffnet.

Die Sonnenstrahlen treffen direkt auf seinen gut gebauten Körper und schnell sehe ich in die andere Richtung, halte meine Hand dabei unbewusst auf meinen Bauch.

,,Willst du etwas frühstücken?", fragt er dann, als er sich neben mich gesetzt hat.

Mit angezogener Augenbraue sehe ich ihn skeptisch an.

,,Okay! Okay! Tut mir Leid. War vielleicht nicht die beste Idee, aber auch ein nahezu perfekter Jungkook kann mal einen Fehler machen", verteidigt er sich und bringt mich mit seiner Art zum Kichern.

,,So gefällst du mir eindeutig besser", grinst er mich an, bevor er aufspringt und zu seinem Schrank geht.

,,Hast du ein Kleid für heute?", fragt er in den Schrank hinein, was es schwerer für mich macht, ihn zu verstehen.

Meine Augen weiten sich.

Ich habe die Beerdigung total vergessen.

,,Ich weiß nicht. Eigentlich nicht. Vielleicht bei mir Zuhause, aber-"

,,Ist schon gut, Chungha. Wir helfen dir aus", lächelt er mich an und zieht sich ein weißes Hemd über, welches er mit dem Blick zu mir langsam zuknöpft.

SKIP

Mein Arm mit Jungkooks eingeharkt, laufen wir über die nasse Wiese und zu dem ausgegrabenen Loch für den Sarg.

Hinter uns hört man noch die Orgel der Kirche, die fast von den Regentropfen, die auf unsere Regenschirme fallen, übertroffen wird.

Ich streiche mir mit den schwarzen Spitzen-Handschuhen, die ich an meinen Händen trage, ein paar vereinzelte Strähnen aus dem Gesicht, die mir die ganze Zeit ins Blickfeld fallen, da ich mit gesenktem Kopf laufe.

Jeden meiner Schritte auf diesen hohen Schuhen gut bedacht, um nicht auf dem unebenen Boden umzuknicken.

Vor uns tragen Namjoon, Jin, Yoongi und Jimin den Sarg, in denen sie ihren kleinen Bruder transportieren.

Mittlerweile habe ich meine Tränen wieder unter Kontrolle gebracht, was mir während der Zeremonie in der Kirche nicht möglich war.

Wir hatten alle Hoffnung, dass Taehyung zur Beerdigung auftauchen wird, doch wir haben uns geirrt.

Weit und breit ist keine Spur von ihm.

Wir halten vor dem Loch im Boden und der Pastor macht ein Kreuzzeichen vor seinem Gesicht, bevor der Sarg in den Boden eingelassen wird.

Yoongi und Hoseok nehmen sich die bereitgestellten Schaufeln zur Hand und Jimin stellt sich zuerst davor.

Er wirft eine weiße Rose auf den Sargdeckel und ich meine, dass ich eine Träne hinterher fallen sehen habe.

Es ist für alle nicht leicht, nicht einmal für mich, obwohl ich nur so kurz Zeit mir ihm verbringen durfte.

Jimin zeigt Jungkook mit einer leichten Kopfbewegung, dass er an der Reihe ist, weswegen ich seinen Arm loslassen will, doch er hält mich davon ab.

Stattdessen zieht er mich mit und so stehen wir nun gemeinsam vor dem Grab.

Jungkook nimmt eine meiner Hände und zusammen lassen wir nun ebenfalls eine Rose hineinfallen.

,,Du bleibst für immer hier drin, Kleiner", lächelt Jungkook traurig und klopft sich mit der Hand gegen die Brust, dort, wo das Herz ist.

Ich sehe zu ihm hinauf und erstarre kurz, während mein Herz zu schmerzen beginnt.

Mir fehlen die Worte und ich drücke seine Hand nur fester, um ihm zu zeigen, dass er nicht alleine ist.

Wir treten an unseren ursprünglichen Platz zurück und sehen zu, wie die restlichen Brüder ihre Worte sprechen und Rosen hineinwerfen.

Der Pastor spricht erneut einige religiöse Worte und gibt Yoongi und Hoseok ein Zeichen, woraufhin sie mit trauriger Miene beginnen, das Grab zuzuschaufeln.

Als Yoongi erneut dazu ansetzt, Erde hinaufzuwerfen, stürmt Jemand in übernatürlich schneller Geschwindigkeit an ihm vorbei und schnappt ihm und Hoseok die Schaufeln weg.

Sie fliegen im hohen Bogen über Jungkooks und meinen Kopf und als ich mich geschockt in die Richtung zurück drehe, aus der sie gekommen sind, treffen meine Augen direkt auf seine.

🌙

In zwei Tagen ist schon KBC, i'm-
Sowas von nicht bereit, uff

Passend zum Kapitel werde ich mir schonmal mein Grab schaufeln gehen!

Gute Nacht~

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