⇜ 60 ⇝
Eine Träne entkommt schließlich auch meinem Auge, als meine kleine Schwester ihre Worte ausspricht.
,,Es tut mir so Leid", ist das Einzige, was ich herausbekomme.
Während ich sie fester an mich drücke, sehe ich zu Jungkook hoch, welcher mich mit einem traurigen Blick zurück ansieht.
,,Meine Brüder können manchmal echt gemein und harsch sein, aber ganz tief im Inneren, da haben sie doch irgendwo ein gutes Herz", erklingt plötzlich Yeonjuns Stimme in meinem Kopf, als ich Jungkook dann vorsichtig anlächel.
Er scheint ein wenig überrascht, lächelt dann aber leicht zurück.
,,Wie geht es ihr?", frage ich nun Ahri, die immer noch unaufhörbar weint und mein Herz schmerzen lässt.
Ich wollte sie niemals alleine lassen.
,,D-Der Doktor sagt, dass s-sie stabil ist, a-aber ich habe solche A-Angst um sie. Wir d-dachten wir hätten dich v-verloren", stottert sie als Antwort und atmet einmal tief ein, um ihre Atmung irgendwie wieder zu regulieren.
,,Oh nein, Ahri. Mir geht es gut. Ich lebe. Es ist nur..", beruhige ich sie, doch kann meine Worte nicht zu Ende führen.
Ja, was ist nur?
Fragend sieht sie mich an, nachdem sie sich aus meinen Armen befreit hat.
,,Nicht so wichtig", lächel ich sie an und krame schnell in meiner kleinen Handtasche nach einem Taschentuch, um ihre Tränen wegzuwischen. ,,Mach dir keine Sorgen um mich, Kleine."
,,Wie kannst du von mir oder uns verlangen, dass wir keine Sorge um dich haben, wenn du spurlos verschwindest und nirgendwo mehr aufzufinden bist?!", fragt sie entsetzt und reißt meine Hand aus ihrem Gesicht.
Ich habe sie wirklich verletzt.
,,Und dann kam auch noch die Nachricht, dass Hyorin bei diesem Autounfall ums Leben gekommen ist! An der Schule wurde herumerzählt, dass du Beifahrerin warst und, da die Leiche noch nicht von einem Familienmitglied identifiziert wurde, du diejenige wärst, die bei dem Unfall gestorben ist! WIR DACHTEN DU WÄRST TOT UND ANSTATT UNS ÜBER DEIN WOHLERGEHEN ZU INFORMIEREN, VERBRINGST DU ZEIT MIT DEM DA?!", sagt sie plötzlich immer wütender, zeigt am Ende auf Jungkook und ich sehe sie nur schockiert an.
Ich habe keine Worte mehr.
Egal, was ich jetzt sage, es wird sie nur noch mehr verletzen.
Deswegen ist es vermutlich besser, wenn sie von all dem Nichts erfährt.
,,Es tut mir so unfassbar Leid, Ahri", sage ich den Tränen nahe und sehe zu Boden.
,,Spar dir deine verdammten Entschuldigungen!", meckert sie.
Ich seufze einmal tief ein.
,,Chungha. Wir sollten gehen", sagt Jungkook schließlich und Ahri sieht ihn sofort giftig an, als er mir aufhilft.
Schnell springt sie auf und zerrt an mir herum.
,,Sie wird nirgendwo mit dir hingehen! Erst einmal müssen wir unserer Mutter zeigen, dass du lebst! Und David ebenfalls. Er hat ganze Suchtrupps rausgeschickt, um nach dir oder irgendwelchen Spuren zu suchen. Du bist es ihnen schuldig", keift sie uns an. ,,Sie kommt mit uns nach Hause. Dorthin, wo sie hingehört."
,,Ahri. Ich kann nicht. Ich kann nicht mit dir nach Hause kommen. Ich gehöre nicht mehr dorthin", hauche ich leise, verletze mich selbst mit meinen eigenen Worten.
,,Was?!", fragt sie geschockt, erneut kullert dabei eine Träne über ihre Wange.
,,WAS HAST DU MIT IHR GEMACHT, DU BASTARD?!", schreit sie aus dem Nichts Jungkook an, boxt gegen seine Brust, bevor ich sie zurückziehe.
,,Lass ihn! Er hat mir nichts angetan", versuche ich sie irgendwie zu beruhigen.
,,Ahri. Du musst verstehen, dass ich nicht mehr nach Hause zurück kann, okay? Bitte erzähl Mom und David nicht, dass wir uns getroffen haben", bitte ich sie, woraufhin sie mich nur noch schockierter ansieht.
,,Ich soll ihnen nicht erzählen, dass ihre Tochter, von der sie ausgehen, dass sie verdammt nochmal tot ist, noch lebt?!", haucht sie traurig und ich höre deutlich heraus, wie verletzt sie ist.
,,Es tut mir so Leid. Bitte. Vertrau mir, Ahri. Sag ihnen kein Wort", flehe ich sie an, woraufhin sie ihren Kopf schüttelt.
,,Du verlangst Unmögliches. Du wirst mit mir nach Hause kommen!", befiehlt sie mir, doch ich seufze leise auf.
,,Ich glaube, dass es so keinen Sinn hat, Chungha", meldet sich Jungkook schließlich zu Wort.
,,Du willst doch nicht-", unterbreche ich mich selbst, als er sofort nickt und nicht einmal meine Frage abwartet.
,,Was zur Hölle habt ihr vor?", fragt Ahri wütend, während ich nachdenke und schließlich nicke.
Schnell nehme ich noch einmal Ahris Hände sanft in meine und sehe in ihre Augen.
,,Verzeih mir, aber es ist besser, wenn dieses Aufeinandertreffen für dich nie stattgefunden hat. Aber bitte erinnere dich, dass es mir gut geht und ihr euch keineswegs Sorgen machen müsst. Ich bin in Sicherheit", erkläre ich ihr, eine Träne über meine Wange laufend und Ahri sind die Fragezeichen nur so ins Gesicht geschrieben.
Ich küsse sanft ihre Stirn und lasse dann Jungkook sein Werk vollbringen.
Er sieht Ahri direkt in die Augen.
,,Was-?", bringt Ahri noch heraus, bevor sich seine Pupillen vergrößern und sie ihn wie gebannt anstarrt.
,,Du wirst dich nicht daran erinnern, mich oder deine Schwester hier getroffen zu haben. Du wirst jetzt zurück in den Raum gehen, in dem eure Mutter liegt und dich gut um sie kümmern. Du fühlst tief in dir, dass Chungha noch lebt und erklärst euren Eltern, dass sie sich nicht sorgen sollen. Chungha geht es gut, du weißt es", manipuliert er sie. ,,Verstanden?"
Kurz herrscht Stille, bis Ahri schließlich nickt und in einem der Gänge verschwindet.
Traurig sehe ich ihr hinterher, meine Fäuste geballt, jeden Moment bereit ihr doch noch hinterher zulaufen und sie aufzuhalten.
Um ihr zu erzählen, dass alles gut wird.
Jungkook spürt meinen inneren Kampf scheinbar und verschränkt unsere Finger miteinander.
,,Es war die richtige Entscheidung, glaub mir", muntert er mich leicht auf, doch ich reagiere nicht und bin nur darauf bedacht meine Tränen zurückzuhalten.
SWITCH
Ich öffne die Beifahrertür meines Autos und Chungha steigt ein, bedankt sich dabei leise.
Ich schließe die Tür und seufze kurz auf, bevor ich mich auf die Fahrerseite begebe und dort einsteige.
Ich sehe zu ihr, doch sie schaut still in Richtung des Fensters.
Ich kann ihr auf keinen Fall erzählen, was auf Hyorins Akte stand, sonst wäre sie vermutlich noch trauriger, als sie es jetzt ist.
Und tatsächlich hat es mir Leid getan, sie so am Boden zerstört zu sehen.
Langsam und zögerlich lege ich meine Hand auf ihren Oberschenkel.
Auf meine Berührung hin, zuckt sie leicht zusammen, nimmt meine Hand, um sie zu entfernen, ohne mich auch nur einmal anzusehen.
,,Sieh mich an, Chungha", bitte ich sie, doch sie reagiert nicht.
Ich lege meine Finger an ihr Kinn und lasse sie mich gezwungenerweise ansehen.
Meine Augen weiten sich, als ich sehe, wie viele Tränen ihre Wangen hinunter strömen und schnell ziehe ich sie näher, lege meine Arme um sie.
,,Bitte nicht weinen. Es wird alles gut, wirklich", versuche ich sie irgendwie zu ermutigen, doch sie umarmt mich nicht einmal zurück.
Ein lautes Grummeln hallt über unseren Köpfen, als die Wolken brechen und es beginnt heftig zu gewittern.
Sie reibt mit ihren Händen über ihre Arme, als Anzeichen, dass ihr kalt ist.
Sofort ziehe ich meine Jacke aus und reiche sie ihr, woraufhin sie dankend abwinkt.
,,Nimm sie", sage ich ernst und ohne sich weiter zu wehren, zieht sie sich meine Jacke über.
Sie sieht so zerbrechlich und schwach aus.
,,Starr mich nicht so an, Jungkook und starte den Motor", sagt sie kalt, sieht mir dabei erneut nicht ins Gesicht.
Sofort entschuldigt sie sich für ihren Tonfall.
,,Du solltest ein bisschen mehr Vertrauen in dich haben, Kleines", seufze ich und sie sieht mich traurig an.
Die Tränen haben ein wenig gestoppt, doch dennoch scheint sie so gebrechlich, was mir komischerweise Sorgen bereitet.
Ich lege meine Hand leicht auf ihre und anstatt sie wegzuziehen, schaut sie mir nur tiefer in die Augen.
,,Jungkoo-"
Mein Gehirn hat eine Art Kurzschlussreaktion und ich ziehe sie zu mir, bevor ich unsere Lippen miteinander verbinde.
🌙
Ich bin so müde, uff und bald fängt die Klausurenphase wieder an =(
Good night~
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top