,,Was kann ich für dich tun, Chanyeol?", fragt Jin ihn höflich und lehnt sich an den Türrahmen, um mich zu verdecken, als hätte er gespürt, dass ich hinter ihm stehe.

,,Ich weiß, dass ihr sie hier versteckt. Also macht bitte kein großes Drama und händigt sie mir einfach ohne Widerrede aus. Ich habe ihr Blut gerochen", seufzt Chanyeol.

Geschockt sehe ich auf meine mit einem Pflaster bedeckte Fingerkuppe.

Er konnte mein Blut riechen?

Mit einem Mal knallt Jin ihm einfach die Tür vor der Nase zu.

,,Geh sofort zu Yeonjun nach oben! Na los! Ich regel das", befiehlt Jin mir wütend und ängstlich nicke ich, während ich die ersten Treppenstufen nach oben schreite.

,,Sag ihm, dass er seine Bruder holen soll. Er weiß, was zu tun ist", ruft Jin mir noch hinterher und meine Schritte werden schneller.

,,Yeonjun!", rufe ich, um ihn in dem großen ersten Stockwerk zu finden, als ich höre, wie die Haustür geöffnet und wieder geschlossen wird.

Jin muss zu ihnen hinaus gegangen sein.

Dort standen bestimmt noch zehn andere Männer im Vorgarten des Hauses.

,,Was ist denn, Chungha?", höre ich endlich Yeonjuns Stimme und sehe, wie er in den Flur tritt.

Mit schief gelegtem Kopf und einem verwundeten Gesichtsausdruck sieht er mich an.

,,Chanyeol ist mit mehreren Männern vor eurem Haus! Jin ist zu ihm hinaus gegangen und meinte, dass ich zu dir gehen soll. Du sollst so schnell wie möglich deine Brüder kontaktieren und er sagte, dass du weißt, was zu tun ist", erkläre ich ihm hastig und die Angst in meiner Stimme ist nicht zu überhören.

Yeonjun nickt, sobald er es verstanden hat und rennt plötzlich durch den Flur in eines der Zimmer.

Nicht einmal eine halbe Minute später kommt er zurück, packt mich an der Hand und zieht mich hinter sich her.

,,Ich habe alle gerufen. Jetzt müssen wir dich in Sicherheit bringen! Denn sie sind wegen dir hier", sagt er hastig und ich stoppe abrupt, als wir an einem Fenster vorbei laufen.

Schnell ziehe ich den Vorhang ein wenig zur Seite und sehe hinaus.

Jin steht alleine direkt vor Chanyeol und den anderen Männern, als ich eine weitere Person entdecke und sich meine Augen weiten.

Hyorin.

,,Komm schon, Chungha!", sagt Yeonjun genervt und zieht mich wieder vom Fenster weg und hinter sich her.

Ich kann noch erkennen, wie einer der Männer Hyorin vor sich zu Boden schubst.

,,Aber Yeonjun! Sie haben Hyorin! Ich muss ihr helfen", sage ich und reiße meinen Arm aus seinem Griff, doch er packt mich sofort wieder und bringt mich in einen eine Art Geheimgang des Hauses, der extrem dunkel ist.

,,Wo bringst du mich hin?", frage ich ängstlich und folge ihm nun ohne Widerrede.

,,Dorthin, wo du auf jeden Fall sicher bist", erklärt Yeonjun schnell und wir kommen in einem ebenso dunklem Raum an.

In ihm befindet sich nichts weiter als zwei Stühle und einer kleinen Box.

Yeonjun und ich setzen uns auf die Stühle und es herrscht Stille.

,,Hast du vielleicht Durst?", fragt er niedlich, woraufhin ich leicht nicke.

Er steht auf und begibt sich zu dieser Kiste, die sich als eine Art Kühlbox oder Vorratskiste herausstellt, und nimmt eine Flasche gefüllt mit Wasser heraus.

,,Die Wände in diesem Raum sind aus Stahl und nicht einmal der stärkste Werwolf würde es hier herein schaffen. Und wenn doch, dann befindet sich hinter dieser Wand dort eine Waffe mit in Wolfswurz getränkten Patronen", erklärt Yeonjun mir und zeigt auf die Wand gegenüber von ihm.

Ich sehe mich ein wenig nervös im Raum um und spiele mit dem Ring an meinen Finger.

,,Du brauchst wirklich keine Angst zu haben, Chungha. Wenn hier irgendjemand herein kommen sollte, dann muss dieser Jemand sowieso erst einmal an mir vorbei!", erklärt er stolz und positioniert sich wie ein Superheld vor mir, was mich leicht zum Kichern bringt.

,,Vielen Dank, Yeonjun. Du bist wirklich süß", lächel ich und kneife leicht in seine Wange.

,,Findest du?", fragt er mit großen ,beinahe schon flehenden, funkelnden Augen.

,,Natürlich. Einer der süßesten kleinen Jungs, die ich jemals kennenlernen durfte", lächel ich und er umarmt mich plötzlich fest, mit seinen Armen um meinen Bauch.

,,Dankeschön, Chungha. Ich hab dich lieb", murmelt er und ich streiche leicht über seinen Rücken, bevor ich ihn auch umarme.

,,Weißt du? Meine Brüder können manchmal echt gemein und harsch sein, aber ganz tief im Inneren, da haben sie doch irgendwo ein gutes Herz. Immerhin war unsere Mutter ein Mensch und durch unsere Adern fließt, wenn auch nur eine kleine Menge an menschlichem Blut. Bitte, verurteile eine Brüder niemals, wenn sie böse zu dir sind. Sie haben wirklich eine gute Seite und ich liebe sie alle", lächelt er mich an, woraufhin ich sanft nicke.

,,Ich sollte eher dir danken, Yeonjun. Für deine ehrlichen Worte und tapferen Taten", lächel ich zurück, als wir beide plötzlich durch einen lauten Knall aufschrecken.

,,Oh mein Gott. Was war das?", frage ich ängstlich und Yeonjuns Mund öffnet sich vor Schock.

,,Eine Waffe. Meine Brüder sind alle da. Ich kann sie hören", murmelt er, wie in Trance und ich halte es keine Minute mehr länger aus.

Ich kann nicht einfach so hier herum sitzen und darauf warten, dass irgendetwas passiert, ohne, dass ich etwas dagegen unternehme.

Schnell springe ich auf und renne den gesamten Weg durch den Flur zurück, Yeonjun hinter mir her rennend.

Ich stolpere beinahe die Treppen hinunter und stürze mich aus der Haustür hinaus.

Mittlerweile hat es heftig angefangen zu regnen und der Regen prasselt nur so zu Boden.

Abrupt bleibe ich stehen.

Vor mir stehen neben Chanyeol und seinen Komplizen, Jin und all seine Brüder.

Und sie alle sehen zu mir.

,,Chungha! Geh sofort wieder rein!", schreit Jin mich wütend an, doch ich kann mich nicht rühren.

Ich sehe, wie ein mir unbekannter Mann auf dem Boden liegt und Jungkook diesem auf eine große Wunde am Bauch drückt.

Er muss den Schuss abbekommen haben.

Langsam gehe ich die Veranda hinunter und auf Taehyung zu.

,,Chungha! Verdammt nochmal! Geh wieder rein!", schreit Taehyung nun auch und Yeonjun erscheint plötzlich hinter mir.

,,Ich habe versucht sie aufzuhalten!", verteidigt sich Yeonjun traurig und mit einem deutlich heraushörbarem schuldigem Ton.

,,Lasst sie doch hier. Das macht es umso leichter für uns", grinst Chanyeol und schubst plötzlich ebenfalls Hyorin, welche extrem geschwächt ist, zu Boden.

,,Ihr kriegt Hyorin und wir kriegen verdammt nochmal Chungha. Fairer Tausch", sagt Chanyeol mit angezogener Augenbraue, woraufhin Taehyung leicht sarkastisch auflacht.

,,Ihr glaubt doch nicht, dass wir so einen Tausch eingehen? Was für einen Nutzen soll Hyorin für uns haben?", fragt Taehyung genervt.

,,Hyorin! Geht es dir gut?", rufe ich ihr zu, will zu ihr, doch Jimin stellt sich mir in den Weg.

Hyorin rappelt sich langsam wieder auf und ich sehe, wie Tränen ihre Wangen in Strömen hinunter laufen.

,,Wieso bist du so zu mir?! Was habe ich dir jemals getan?!", schreit sie nun Chanyeol an, welcher sofort ihre Handgelenke packt, damit sie ihn nicht angreifen kann.

,,Hör mir zu, Hyorin", giftet er sie an und flüstert ihr etwas zu.

Sie flüstert ebenfalls etwas und Chanyeols Blick schnellt an uns vorbei und zu Yeonjun, welcher gerade zu Jungkook und dem angeschossenen Mann läuft.

Alles passiert in Sekundenschnelle.

Mit einer kleinen Kopfbewegung gibt er einem seiner Komplizen einen Befehl, welcher sich mit übernatürlicher Geschwindigkeit Yeonjun schnappt und ein Messer an seine Kehle hält.

Schmerzerfüllte Laute verlassen Yeonjuns Mund.

,,Nein! Lasst ihn gehen!", schreie ich verzweifelt.

,,Planänderung. Händigt uns Chungha aus oder der kleine Mann hier muss dran glauben", sagt Chanyeol mit einem roten Leuchten in seinen Augen.

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