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warning; blood

Geschockt stehen wir einige Sekunden reglos vor der geöffneten Tür.

,,Oh mein Gott", würgt Hyorin ein wenig und dreht sich weg, während sie sich die Hand vor den Mund hält.

Ich kann meine Augen jedoch nicht abwenden.

Meine Augen kleben an dem leblosen, mit Blut überströmten Körper.

Sie wandern über den gesamten Torso.

Ohne zu wissen, was ich tue, gehe ich einige Schritte näher heran und drehe die Leiche um, sodass wir ihr Gesicht sehen.

,,I-Ist das n-nicht..", fragt Hyorin geschockt.

,,Leslie", beende ich ihren Satz.

Ich atme schwer auf und meine Augen werden von Sekunde zu Sekunde feuchter.

In ihrem Bauchbereich klafft ein riesiges Loch, sodass man hindurch schauen kann.

Ihr Gesicht ist entstellt.

Keiner sagt ein Wort, bis Naeun schließlich auf die Knie fällt und beginnt zu Weinen.

Ein miefender, ekelhafter Gestank geht von der Leiche aus.

Die Wände sind komplett mit Blutspritzern bedeckt.

Sie ist einen brutalen Tod gestorben.

,,Was ist mit ihr passiert?", fragt Hyorin, nachdem sie ihren Würgereiz unter Kontrolle gebracht hat.

,,Lass uns schnell einen Lehrer holen", sage ich wie in Trance und wir versuchen Naeun irgendwie wieder auf ihre Beine zu ziehen.

Ich schließe schnell die Tür des Abstellraumes und wir stützen sie den Gang entlang zum Raum der Krankenschwester.

Bevor wir den Gang, in dem sich die Abstellkammer befindet, verlassen, höre ich ein leises Klirren und sehe mich noch einmal um.

Am Ende des Ganges steht ein schwarzer Schatten, welchen ich nicht identifizieren kann.

Und als ich dann blinzel, ist er spurlos verschwunden.

Was war das?

Was passiert hier?

Nachdem wir Naeun bei der Krankenschwester untergebracht haben, rennen wir schnell zum Büro des Schuldirektors.

Nur unsere Schritte sind auf den glatten Fließen zu hören.

Jedoch verlässt mich dieses Gefühl, beobachtet zu werden, immer noch nicht.

Und dazu kommt, dass wir verfolgt werden.

Ich kann es spüren.

Ich spüre die Präsenz einer anderen Person hinter uns, aber ich kann es nicht zuordnen und jetzt müssen wir uns darauf konzentrieren, dem Direktor von dem Vorfall wissen zu lassen.

Hyorin klopft an der Tür und einige Sekunden später, werden wir herein gebeten.

Unser Schuldirektor Mr. Saltzman sitzt auf seinem großen Sessel hinter seinem Pult und schiebt seine Brille wieder höher auf seiner Nase, während er uns ansieht.

,,Na, wen haben wir denn da? Yamazaki Hyorin und Ketsueki Chungha", sagt er mit einem angsteinflößenden Unterton. ,,Was führt sie hierher?"

Während er spricht, fahren meine Augen automatisch durch den Raum und scannen jedes Detail.

Ich hatte immer schon diese Gabe auf Details zu achten beziehungsweise sie zu erkennen.

Ich studiere das Verhalten von Menschen um herauszufinden, wie sie sich fühlen.

Auf einem der Bücherregale hinter unserem Direktor steht ein rostiger Globus, was mich darauf schließen lässt, dass er nicht mehr an dem Geschehen auf der Welt interessiert ist.

Meine Augen bleiben an seinen Händen kleben.

Er spielt mit dem Ring an seinem rechten Ringfinger, was seine Nervosität ausdrückt.

Wieso ist er so nervös?

,,Sir. L-Leslie. Sie.. sie ist..", beginnt Hyorin stotternd zu erklären.

,,Sprechen sie in vollständigen Sätzen, Mrs. Yamazaki", sagt Mr. Saltzman ein wenig genervt.

,,Wir haben Leslie in der Arbstellkammer des Hausmeisterns gefunden. Tot", sage ich mit leiser werdender Stimme.

Der Direktor sieht zwischen mir und Hyorin her und beginnt plötzlich zu Lachen.

,,Ich habe wichtigere Dinge zu tun, als irgendwelchen ausgedachten Geschichten zweier Schülerinnen auf die Gründe zu gehen", lacht er und zeigt mir seiner Hand zur Tür. ,,Wenn ich sie bitten darf."

,,Es ist wahr! Sie können es sich selbst ansehen", erkäre ich, doch er schüttelt nur seinen Kopf.

,,Wenn das so ist, Mrs. Ketsueki, dann berichten sie doch ihrem Vater davon. Er ist ja wohl der Sheriff dieser Stadt, wenn ich mich nicht irre?", sagt unser Direktor mit einem schelmischen Unterton.

Meine Hände formen sich zu Fäusten.

,,Stiefvater", murmel ich leise.

,,Wie bitte? Wenn sie etwas zu sagen haben, dann sagen sie es laut und deutlich", warnt mich der Direktor und ich schüttel nur entschuldigend den Kopf.

,,Ich habe wichtige Dinge zu erledigen. Es war unhöflich von ihnen mich mit so unnötigen Dingen zu stören", sagt Mr. Saltzman genervt und Hyorin und ich verlassen den Raum zögernd.

,,Penner", murmelt Hyorin sauer.

Ich seufze laut auf.

,,Dein Vater ist Sheriff?", fragt sie mich dann verwundert.

,,Immer noch Stiefvater", antworte ich genervt.

Mein Stiefvater ist Sheriff unseres kleinen Städtchens, welches wenige Kilometer von Daegu entfernt liegt.

Meine Mutter hat ihn vor drei Jahren geheiratet, nachdem sie seit fünf Jahren mit ihm zusammen war.

Ich war damals dreizehn, als sie ihn mir und meiner kleinen Schwester das erste Mal vorstellte.

Ich konnte ihn vom ersten Moment an schon nicht leiden.

Er will unbedingt den Platz unseres Vaters einnehmen, aber das kann er nicht.

Und das wird er auch nicht.

Er wird niemals mein Vater sein.

,,Chungha?", fragt Hyorin und winkt mit ihrer Hand vor meinem Gesicht.

,,Entspann dich mal", sagt Hyorin ein wenig ängstlich und nimmt meine Hände in ihre.

Sie öffnet meine Hände, welche ich unbewusst zu Fäusten geballt habe und mit meinen Fingernägeln schon Einkerbungen in meine Handfläche gebohrt habe.

,,Wieso weißt du meinen Namen?", frage ich verwirrt.

,,Der Arsch von Direktor hat ihn eben erwähnt", erklärt Hyorin und merkt, dass ich immer noch nicht ganz bei der Sache bin.

,,Also? Wieso rufst du deinen Stiefvater nicht an und erklärst ihm, dass wir eine Leiche gefunden haben?", fragt sie mich ernst.

,,Wenn es sein muss. Er glaubt mir bestimmt sowieso auch nicht", rolle ich meine Augen und öffne den Lockscreen meines Handys durch meinen Fingerabdruck.

Ich wähle seine Nummer und halte mir mein Handy ans Ohr, während sich plötzlich eine starke Gänsehaut auf meiner Haut bildet.

Hyorin sieht es ebenfalls und schaut mich verwundert an, als mein Stiefvater abnimmt.

,,Chungha? Was gibt es?", fragt seine Stimme durch den Hörer.

,,David? Könntest du beim Campus vorbei kommen?", frage ich ihn.

,,Was? Wieso?", fragt er und ich höre an den Hintergrundgeräuschen, dass er in seinem Dienstauto sitzt.

,,Wir haben eine Leiche gefunden", sage ich mit leiser werdender Stimme und erwarte sowieso nicht, dass er es mir glaubt.

Von seiner Seite aus herrscht plötzlich Stille.

,,Ich bin sofort da. Bleibt wo ihr seid und fasst nichts an", befiehlt er mir und legt kurz danach auf.

,,Er kommt", seufze ich und stecke mein Handy wieder in meine Jackentasche.

Dieses Gefühl beobachtet zu werden, verschwindet einfach nicht.

SKIP

,,Chungha? Wo ist die Leiche?", fragt David mich außer Atem als er zu uns gerannt kommt.

,,Hier drin", zeige ich auf die Abstellkammer des Hausmeisters.

David drängt uns ein wenig von der Tür davon und öffnet dann die Tür mit etwas Schwung.

,,Ist das dein Ernst, Chungha?", fragt er mich verärgert und ich verstehe nicht, was er meint.

Er tritt einen Schritt zur Seite, sodass wir hinein sehen können.

Sie ist weg.

Die Leiche ist weg.

🌙

Eigentlich war hier heute kein Kapitel geplant, aber der Geist der guten Weihnacht hat mich besessen und siehe da: ein Kapitel!

Der Zauber der Weihnacht, uhuu~

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