Kapitel 29
In dem schummrigen Licht sahen seine Augen fast schwarz aus und nun lagen sie bedrohlich schwer auf mir.
Sein Lächeln wurde noch breiter und seine Zähne blitzten gefährlich weiß auf.
Ich konnte mich unter seinem Blick nicht bewegen, so gefangen nahm er mich. Mein Körper wollte gerne, aber das Grauen, dass mich bei seinem Anblick gepackt hatte, ließ mich einfach nicht los. Mir wurde schlecht.
Endlich wanderte sein Blick weiter und blieb an Cen hängen. Ruhig schaute dieser dem Fremden entgegen. Die Verwirrung hatte er ganz abgeschüttelt und es wunderte mich für einen Moment, bevor es klick machte.
Cen musste nicht den Namen unseres Gegenübers aussprechen, damit ich wusste, dass sie sich kannten. Durch die Gestik und die Mimik verrieten sie sich. Cen war angespannt gewesen, als die Stimme ertönte, entspannte sich kurze Zeit, nachdem er die Gestalt sah und ging dann in die Angriffsstellung. Sein Gehirn hatten in dem Zeitpunkt schon die Worte analysiert und das Signal gesendet: Er ist dir nicht freundlich gesonnen.
„Jerom!", zischte Cen und ich fand mich in meiner Vermutung bestätigt. Es waren tatsächlich alte Bekannte. Vom Alter her dürfte er nicht viel älter sein als Cen und Henri. Sein Aussehen konnte ich nur als schwarz bezeichnen. Schwarze kurze Haare und schwarze Klamotten. Sein Shirt spannte über seinen Bauch und seinen Armmuskeln. Er trainierte, dass sah man ihm deutlich an. Sein Gesicht war meistens im Dunkel verborgen und nur ab und an erleuchtete das Mondlicht seine sehr markanten Züge. Sein eckiges Kinn und seine stechenden Augen machten ihn für mich nicht sympathischer.
Jerom kam näher, trat aber immer noch nicht ganz aus dem Schatten hervor.
„Hallo Cen!", säuselte er. „Wieso denn heute so verkniffen? Geht es dir nicht gut?" Der ironische Ton in seiner Stimme gefiel mir ganz und gar nicht und ich biss mir vor Wut auf die Lippe.
„Mach es so wie ich: Vergib einfach! Denkst du, ich bin nachtragend, dass ihr euch abgewandt habt von mir? Wir waren doch damals die besten Freunde!"
Cen schnaubte abfällig. „Ich glaube, da hast du etwas missverstanden. Nur, weil wir uns damals gegenseitig unterstützt hatten, heißt es nicht, dass wir die besten Freunde waren. Soll ich dir sagen, was richtige Freunde füreinander tun? Die stehen füreinander ein und reißen nicht einfach die Führung an sich, wie du es getan hast. Dachtest du mit deinen kleinen Psychospielchen könntest du die gesamte Gruppe zusammenhalten?" Cen ging während jedem Satz einen kleinen Schritt näher. Sein Gesicht war verzerrt und seine Augen zu Schlitzen verengt.
„Oh, nein, mein Freund." Er spuckte ihm das Wort vor die Füße, als hätte er Gift getrunken. Sein Mund hatte einen bitteren Zug angenommen.
„Nein, du hast sie zerstört." Er stieß einen grellen Heulton am Ende aus und wollte sich mit seinem ganzen Gewicht auf Jemon stürzen, aber der hatte leider einen Ass im Ärmel.
In einer atemberaubenden Geschwindigkeit trat Jerom aus dem Schatten und hatte sich zum Fenster bugsiert.
Nun sahen wir beide klar und deutlich, weshalb er so lange gewartet hatte, aus der Dunkelheit zu treten.
Er war nämlich nicht allein. Ich brachte keinen Ton heraus, so geschockt war ich. Henri blickte uns an und flehte mit seinen Augen, dass wir die Gelegenheit nutzten und abhauten.
Aber wie Cen schon zu Jerom sagte: Wir standen füreinander ein und so dachte ich keine einzige Sekunde daran, Henri in den Fängen von dem kranken jungen Mann zu lassen.
Auch Cen war wohl der gleichen Ansicht wie ich, denn er ballte die Fäuste. In Sekundenschnelle donnerte er ihm diese in den Magen, sodass Jemon Henri zwangsweise loslassen musste. Er krümmte sich nur eine kurze Zeit und schnappte nach Luft, dann rannte er mit schnellen Schritten auf Cen zu und verpasste ihm einen Kinnhaken, sodass sein Kopf nach hinten flog und er fast über seine eigenen Füße gestolpert wäre. Ich unterdrückte einen Schrei und wich an die Wand. Ich drückte mich an die Holzvertäfelung und überlegte, was ich tun könnte. Mein Blick flackerte durch das Zimmer und blieb an Henri hängen.
Der zuckte unruhig mit dem Kopf, als die zwei jungen Männer begannen, sich zu raufen. Es sah brutal aus und ich wusste, ich musste in irgendeiner Weise einschreiten.
Wie? Das wusste ich noch nicht. Erst einmal achtete ich darauf, den beiden nicht in den Weg zu kommen, denn die achteten nicht mehr auf ihre Umgebung. Ich wurde Schritt für Schritt aus dem Raum gedrängt, als ihr Kampfgebiet immer größer wurde. Cen hatte ich zuvor als guten Kämpfer angesehen, aber sein zusammengebissener Kiefer sagte mir, dass ihm dieser Gegner ebenbürtig war. Das war nicht gut.
Ich wich weiter zurück mit stark pochendem Herz und der drang, diesen Kampf zu beenden nahm noch mehr zu.
Hektisch schaute ich mich in dem angrenzenden Raum an und entdeckte den Totenschädel, den zuvor Cen angefasst hatte. Meine Hände umklammerten die alten Knochen und ich wog ihn abschätzend. Ja, das müsste gehen.
Ich stellte mich in den Türrahmen und wartete eine günstige Gelegenheit ab. Henris Augen ruhten hoffnungsvoll auf mir. Ich musste ihm nicht entgegenblicken, denn die Gefühle lagen in der Luft. Sie waren zwar sehr schwach, aber dennoch konnte sie ich unter dem Rachedurst und dem Hass ausmachen.
Ich hatte Cens Gesicht noch nie so verzerrt gesehen und trotz der Sorge und der Angst um ihn, überwog ein anderes Gefühl: Neugierde. Wieso hasste er seinen Gegner so sehr?
Ich konnte mir kaum vorstellen, dass es eine allgemeine Abneigung gegen seinen Charakter war. Ich gab zu, dass mir der Typ auch nicht sympathisch war, aber ich hasste ihn deswegen nicht bis aufs Blut. Dann schon eher, weil er Henri entführt hatte und übel zugerichtet hatte. Im ersten Moment hatte ich es nicht registriert, aber nun, da mein Freund im fahlen Mondlicht stand, sah ich die Kratzer und Schrammen im Gesicht und auf den Armen. Ihm so zugerichtet zu sehen tat mir weh und schürte meine Wut. Ich wusste, ich hatte nur diesen einen Treffer, um Jemon außer Gefecht zu setzen. Und so richtete ich meine gesamte Aufmerksamkeit auf ihn.
Ich war noch nie wirklich gut im Kämpfen gewesen und ich bezweifelte, dass ich es irgendwann mal werde, aber wie schwer konnte es sein, jemandem eines überzubraten?! Ich hatte keine Zeit mehr, über die richtige Schlagtechnik zu sinnieren, denn die zwei jungen Männern kamen nun, in sich verkeilt, auf mich zu. Jemon hatte Cen in den Schwitzkasten genommen und dieser krallte sich mit seinen Händen in den Hals von Jerom. Sie wirbelten wie in einem Todestanz im Raum umher, mit Kurs auf mich. Jetzt musste ich handeln.
Hallo ihr Lieben,
die letzte Zeit hatte ich ordentlich was um die Ohren, aber nun bin ich mit einem neuen Kapitel wieder da. Ich hoffe, es hat euch gefallen!
Schaut auch gerne auf meinem Blog vorbei, damit ihr wisst, was bei mir gerade so los ist. Dort gibt es auch Ausschnitte aus anderen Geschichten. Den Link findet ihr auf meinem Account.
Liebe Grüße!
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