Kapitel 25 und Ankündigung
Mit gemischten Gefühlen hob ich den Totenschädel über meinen Kopf und legte meine Kraft und Wut in den Schlag. Ich hatte einen guten Moment abgepasst, da Jemon mir den Rücken gekehrt hatte. Es sollte ein Überraschungsangriff werden.
Der Schädel traf auf seinen Hinterkopf. Ich hörte es knirschen und splittern und kniff gequält die Augen zu. Oh, Gott, hoffentlich hatte ich ihn nicht tödlich getroffen, dachte ich noch und da traf der zusammengesackte Körper auf dem Boden auf.
Ängstlich öffnete ich nach einigen Sekunden meine Augen wieder und sah Jemon auf dem Boden liegen, die Splitter des Schädels im gesamten Raum verteilt. Jemon schien nicht weiter verletzt, nur in einer kleinen Ohnmacht. Sein Hinterkopf blutete noch nicht einmal, stellte ich erleichtert fest, als ich mich zu ihm herunterbeugte.
Meine Erleichterung hielt nur nicht lange an, denn mit einer schnellen Bewegung hatte mich Jemon am Kragen gepackt und drückte auf meine Luftröhre. Mir blieb sprichwörtlich die Luft weg. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass mein Schlag so kraftlos ausfallen würde, dass ich den Mann nicht in die Knie zwingen konnte. Enttäuschung darüber machte sich in meinem Magen breit und begann mir sauer aufzustoßen. Ich hatte wirklich geglaubt, mich verteidigen zu können. Abhängig zu sein, gefiel mir überhaupt nicht. Und so strampelte und trat ich um mich, um wenigstens ein wenig den Griff zu lockern. Es gelang mir nicht, so sehr ich mich auch wehrte. Meine Arme klemmten zwischen seinen Knien, denn er hatte sich währenddessen immer weiter aufgerichtet und mich auf den Boden geschleudert. Ich starrte weiter in die fast schwarzen Augen von Jemon und konnte nicht fassen, dass er es in Sekunden geschafft hatte, dass ich ihn mit jeder Faser meines Körpers hasste. Er schaute mich direkt an und seine Lippen verzogen sich zu einem dreckigen anzüglichen Lächeln, das mir seltsam vertraut schien.
„Ich habe eine Idee. Ich lasse die anderen zwei laufen, aber dich behalte ich", sagte er süffisant und kam noch näher. Ich starrte ihn bitterböse an, obwohl es nicht so einfach war, da sich mein Blickfeld von Sekunde zu Sekunde verengte. Lange hielt ich es in der Position nicht mehr aus.
Meine Augen rollten in ihren Höhlen und ich versuchte etwas zu fixieren. Mein Körper sträubte sich gegen den Angriff. Ich nahm eine Bewegung hinter meinem Kopf wahr und spürte wie sich die Bodendielen ein wenig nach unten senkten. Ich hoffte, dass Cen bei Henri war und ihn von seinen Fesseln befreite. Es war etwas, was wenigstens sinnvoll war. Denn egal wie gut Cen auch kämpfen konnte, gegen Jemon hatte man als einzelne Person keine Chance.
Die Aufmerksamkeit galt wieder Jemon, als er seine Stimme erhob und sich noch weiter zu mir herunter beugte.
„Ich habe dich schon lange gesucht." Eine Gänsehaut breitete sich auf meinem gesamten Körper aus und ich schluckte krampfhaft unter seinen Stahlhänden.
„Erst letztens stand ich vor deinem Haus und habe deinen Vater, deine Mutter und dich beobachtet." Der Stolz schwang in seiner Stimme mit, als hätte er eine Glanzleistung hervorgebracht. Mir wurde noch übler, wenn ich mir vorstellte, dass Personen mir nach spionierten und mich und meine Familie bespitzelten.
„Dann warst du das, der hinter mir stand? In der Scheibe des Fensters habe ich eine blitzende Reflektion gesehen." Cens Stimme ertönte hinter mir und ich wollte schon vor Anstrengung und Schmerz einen Laut von mir geben, als ich merkte, dass er mit Absicht ein Gespräch anfing. Dadurch wurde Jemon nämlich nachlässiger mit mir und lockerte seinen Griff. Vorsichtig und ohne viel Aufsehen zu erregen, sog ich die Luft in meinen Brustkorb. Die tanzenden Flecken vor meinen Augen wurden weniger und ich war sehr dankbar dafür.
Jemon lachte dreckig und wandte sein Gesicht wieder mir zu.
„Ja, das war meine geliebte Stahlklinge." Er zog einen Dolch hervor und küsste das kalte Metall. Dabei zwinkerte er mir verschwörerisch zu. Ich verzog meinen Mund vor Ekel, aber es erinnerte mich auch an meine eigene Klinge. Hoffnung keimte in mir auf und meine Atmung beschleunigte sich wieder.
Jemon bemerkte davon nichts, sondern redete begeistert weiter: „Du solltest sie kennenlernen, aber dann hatte mich Cen fast über den Haufen gerannt und ich verpasste meine Chance." Er hob bedauernd seine Schultern, während ich versuchte meinem Gesicht einen entsetzten Ausdruck zu verleihen, nachdem er mir gerade offen gesagt hatte, dass er mich umbringen wollte. Ich ließ ihn also nicht aus den Augen und verlagerte zeitgleich mein Gewicht Stück für Stück nach rechts, um an meine Klinge zu kommen. Zwar hatte mein Gegner meine Arme fixiert, aber nicht meine Finger. Millimeterweise arbeitete ich mich vorwärts und irgendwann bekam ich den Griff zu fassen.
Jemon und Cen lieferten sich zu der Zeit ein erbittertes Wortgefecht, dem ich nicht mehr folgte, da meine Aufmerksamkeit nun meiner Waffe galt. Cen Gerede half tatsächlich, denn Jemon wurde körperlich so aufgewühlt, dass er unachtsam wurde. In der Ablenkung lag seine Schwäche. Ich wusste bis jetzt nicht, wie weit Cen mit seiner Rettungsmission war, aber nun legte sich eine schwere Klinge an meine Kehle.
„Keinen Schritt weiter oder sie stirbt!", zischte Jemon und schaute hinter mir. Die Dielen knarrten leicht und nun vernahm ich auch Henris Stimme. Er war wohl von seinen Fesseln befreit.
„Ich dachte, du brauchst sie lebend?"
Jemon starrte mich unverhohlen an und zerrte an meiner Kapuze, die wie durch ein Wunder immer noch auf meinem Kopf war.
„Ein Halbelf mehr oder weniger ist auch egal", meinte er gelassen und ein diabolisches Lächeln versteckte sich zwischen seinen Worten.
Wut kochte in mir hoch. Ich hasste es auf mein Äußeres reduziert zu werden. Dem Schmerz zum Trotz schlossen sich meine Hände sicher um meinen Griff und mit zusammen gepressten Lippen verdrehte ich meinen Arm so, dass ich die Klinge unter meinem Körper und nach oben auf sein Bein richten konnte. Henri und Cen gingen gerade in diesem Moment einige Schritte auf uns zu, ich merkte, wie die Klinge meinen Hals schnitt und ein kleines Blutgerinnsel meine Haut herunterlief. Genau in dem Moment stach ich mit dem Kurzdolch in Jemons Bein. Ich merkte wie es Stoff und die obere Hautschicht durchbrach. Blut qoll aus der Wunde und lief meinen Arm hinunter.
Anstatt seine Waffe loszulassen, drückte er noch fester zu und ich nahm die nahende Ohnmacht nun deutlich wahr. Wie blind suchte ich nach meinem Dolch, doch der steckte so fest in seinem Bein, das ich, geschwächt wie ich nun war, nichts mehr damit anrichten konnte.
Meine Augen begannen wild zu zucken und ich blinzelte gegen die Ohnmacht an. Dann endlich waren Cen und Henri da. Sie zogen Jemon mit roher Gewalt von mir weg. Ich hustete und atmete eine ganze Weile nur ein und aus. Mir war schwindelig und schlecht. Ich kam taumelnd wieder auf die Beine und sah wie in Trance zu, wie meine beiden Begleiter mit Jemon rangen. Dieser verteidigte sich, aber war sichtlich geschwächt durch meine Klinge.
Und dann begann er zu schreien und um Hilfe zu rufen mit einem irren Glitzern in seinen Augen, was mich sofort frösteln ließ.
Ich dachte an die Umhang-Typen, die unten standen. Cen und Henri pressten ihm sofort die Hände auf dem Mund und bugsierten ihn auf den Boden. In Windeseile fesselten sie ihn und stopften ihn einen Fetzen von einem Leinensack in den Mund, damit er aufhörte, so viel Lärm zu machen.
Mit einem ekelhaften Knacken schaltete Henri Jemon mit einer kleinen Holzkiste aus. Zu zweit hoben sie den bewusstlosen Körper an und schoben ihn unter den Tisch, auf der die Tote lag. Ich unterdrückte einen Schauer. Ich wollte wirklich nicht mit Jemon tauschen. Henri und Cen kamen zu mir und sahen beide schockiert aus. Sie hatten nicht, mit dem üblen Eingriff von Jemon gerechnet, so schien es mir.
Dennoch schob sich ein Gedanke vor die anderen und so langsam dämmerte mir etwas.
Ich drehte mich zu Cen um und sagte in einem ruhigen gefassten Ton.
„Du wusstest die ganze Zeit, dass er hier ist oder? Deswegen wolltest du nicht, dass ich mitkomme... weil ich dann genau hier stehen werde mit der Klinge an meiner Kehle? Du hast es kommen sehen!"
Er nickte angespannt und sein Blick flog zu dem Tisch.
Ich wusste nicht, was ich entgegnen sollte, aber dazu blieb mir auch keine Zeit. Wir waren zu lange an diesem Ort gewesen und nun mussten wir die Konsequenzen für unseren lauten Kampf tragen. Ich hörte fast überdeutlich wie Unruhe unten bei den Umhangmännern entstand.
„Wir müssen fliehen", flüsterte ich und Cen und Henri setzten sich in Bewegung. Sie waren fast am Fenster, als mir dämmerte, was sie vorhatten.
„Ihr wollt durchs Fenster steigen?" Meine Stimme wurde hoch und panisch.
„Hast du eine bessere Idee?", raunzte mich Cen an und blitzte mich wütend an. Ich zuckte zurück über so viel Feindseligkeit. Tut mir Leid, dass ich nicht so trainiert in solchen Sachen bin, ich bin nur im Wassertragen und Feuerholz stapeln Meisterin, nicht in Gegner ausschalten und aus Fenster klettern, wollte ich ihm liebsten entgegen schleudern, aber die Geräusche auf der Treppe ließen mich innehalten.
Ohne weiter darüber nachzudenken, folgte ich Cen und Henri und schwang meine Beine nach draußen.
Hallo du,
nun kommt wieder ein kleines Update zu Indira, bei dem es ordentlich zur Sache gegangen ist. Ich hoffe, ihr habt noch genug Atem und seid nicht vor Schreck umgefallen, als Jemon angriff.
Dieses Kapitel ist der lieben Elkiewerner1 gewidmt, da sie mich mit ihren lieben Kommentaren sehr erheitert hat und zum #Fanclub dazugehört! Juhu! Danke für deine Motivation und deine netten Worte!
Dieses Kapitel wird auch das letzte für dieses Jahr sein und im nächsten Jahr möchte ich mich verstärkt auch auf Verlagssuche machen, damit Indira vielleicht auch zwischen Buchdeckel kommt.
Deswegen weiß ich noch nicht, wie weit ich hier weiter update.
Aber wenn du noch nicht genug hast von Indira, Cen und Henri, dann kannst du mir ja helfen, sie auf den Verlagsweg zu bringen.
Testleser kann ein Autor nämlich gut gebrauchen. Wenn du also Lust und vor allem auch Zeit hast, dich intensiv mit meiner Geschichte auseinanderzusetzen, dann schreibe mir gerne einen Kommentar drunter und ich melde mich bei dir. Oder gleich als Privatnachricht an mich! =)
Danke, dass du so weit gekommen bist mit mir und meinen drei Schützlingen. Das freut mich sehr und auch die drei anderen.
Wenn du wissen möchtest, was ich mache, wenn ich nicht schreibe, dann besuche doch meine Website unter: https://afrarhein.wordpress.com/
Dort findest du aktuelle Bücher, die ich gelesen habe, Handlettering Inspirationen und meine Termine zu Workshops und Lesungen.
Nun wünsche ich dir einen schönen Dezember, tolle Weihnachten und einen guten Start ins neue Jahr!
Liebe Grüße!
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top