Kapitel 12
Nach dem Rundgang von Henri stellte er mir seine Freunde vor. Sie waren allesamt größer als ich und Elfen. Ich lächelte und schüttelte viele Hände. Ich machte mir nicht die Mühe mir die vielen Namen zu merken.
Henri zog mich weiter bis zu einem Lagerfeuer. Kurz bevor wir ankamen drehte er sich zu mir um und hob bedeutungsvoll seine Augenbrauen. Dann gab er mir den Blick auf die Elfen beim Lagerfeuer frei.
Zuerst sah ich nur bunte Farben, so schillernd sah die Kleidung aus, die jeder von ihnen trug. Es waren alle möglichen Blau, Grün und Brauntöne vorhanden, aber auch vereinzelt Gelb, Orange und Rot zu entdecken. Ich starrte in fremde Gesichter und ich lächelte zögernd in die Runde. Sie alle saßen auf großen Baumstämmen, die um die Feuerstelle herum drapiert waren.
Ich schaute mich weiter um. Ich blickte jeden Elfen einzeln an. Dann endlich sah ich Cen und mein Zögern verwandelte sich in echte Freude. Bis ich das Mädchen erblickte, was sich dicht an ihn gedrängt an seine Schulter schmiegte. Ihre roten Haare reichten ihr bis zu ihren Unterarmen und wellten sich am Ende leicht. Selbst aus der Entfernung sah ich ihre Sommersprossen im Gesicht und auf ihrer Stupsnase. Sie hatte die Augen geschlossen, aber wenn ich ihre Augenfarbe erraten müsste, würde ich auf grün tippen.
Grün war nämlich auch ihr Kleid, was ihre Figur sehr schön umschmeichelte. Kleine Glasperlen schimmerten im Schein des Feuers. Sie lächelte selig, was ich ihr nun wirklich nicht verübeln konnte. Schließlich lehnte sie an... Halt, stopp, bot ich mir selbst Einhalt. Der Typ hat dich zwar gerettet, aber er ist nicht der Prinz auf dem weißen Pferd.
Ich bemerkte wie mich Cen immer noch anstarrte und mir wurde bewusst, dass ich noch nichts gesagt hatte.
Also setzte ich zum Sprechen an: „Hi!" Ich unterbrach und räusperte mich. Ich hasste es, im Mittelpunkt zu stehen und für meinen Geschmack ruhten schon zu viele Augenpaare auf mir. Auch das Mädchen machte ihre Augen auf und betrachtete mich neugierig.
„Grün, wusste ich es doch!" Erst, als die Versammlung mich irritiert anschaute, bemerkte ich, dass ich den Satz laut ausgesprochen hatte.
Ich wurde knallrot.
„Ich meinte, ich heiße Indira." Daraufhin begrüßten mich alle mit einem freundlichen Hallo und ließen mich in ihre Mitte. Meinen Patzer erwähnten sie taktvoller Weise nicht.
Ich blickte einen Moment ins Feuer und als ich den Kopf wieder anhob, war Cen mit seiner Freundin neben mir aufgetaucht.
Er grinste mich an und das Braun seiner Augen schimmerte hell im Licht.
„Hi, lange nicht gesehen, Indira." Ich hörte den Spott aus seiner Stimme heraus und funkelte ihn an. Er musste mich nicht daran erinnern, dass er mich im Wald einfach stehen gelassen hatte. Das wusste ich selber noch zu gut.
Ich atmete einmal tief durch und lächelte ihn trotz meiner Kränkung an. Ich war einfach nur froh zu sehen, dass die zwei einzigen Elfen, die ich in der Stadt kannte, gut und wohlbehalten hier angekommen waren. Zu dritt entfernten wir uns ein kleines Stück vom Feuer, um in Ruhe ein Gespräch anfangen zu können.
Das Mädchen neben ihm machte sich bemerkbar, indem sie mich leicht am Arm berührte. Ich zuckte zurück und starrte sie verschreckt an.
Sofort entschuldigte sie sich. „Tut mir Leid, Indira. Ich wollte dich nur irgendwie begrüßen. Ich dachte mir, eine Umarmung wäre vielleicht zu aufdringlich."
Allerdings, dachte ich säuerlich und in meinem Magen machte sich ein furchtbares Stechen breit. Was war das denn?Ich konnte mir meine eigenen wechselnden Gefühle nicht erklären.
Ich ignorierte es und sagte viel zu freundlich für meine Gedanken: „Du hast alles richtig gemacht."
Auf ihrem Gesicht zeichnete sich ein Lächeln ab, das die Sonne bleich werden ließ. Ich kam mir neben ihr vor wie eine welke Blume.
„Ich bin Cecilia", sagte sie und strich sich ihre Haare hinter das Ohr.
„Schöner Name", brachte ich über meine Lippen und verdrängte alle Gedanken, die mit „Wieso hat sie so tolle..." anfingen. Sie war eben eine Elfe und du nur eine Halfelfe flüsterte eine böse Stimme in mir.
„Okay", ich rieb mir die Hände und mein Blick wanderte suchend umher, dann blieb er an den Näherinnen hängen, „ich muss dann auch schon weiter zu den Damen dahinten". Rasch deutete ich zu ihrem Zelt. „Ich brauche nämlich äh... neue Kleidung", log ich und vermied es in die Augen meiner Gesprächspartner zu sehen. „Ich wollte nur Hallo sagen."
Cecilia ergriff das Wort, bevor die Stille um sich greifen konnte. „Schön dich kennengelernt zu haben, Indira. Ich hoffe, wir sehen uns bald wieder." Ihr Lächeln wirkte aufrichtig und ich bekam einen Kloß im Hals. Wieso mochte ich das Mädchen denn nur nicht? War es wegen Cen?
Ich nickte knapp und wandte mich an Cen. Ich erstarrte, als ich in seinen intensiven Augen unverhohlenes Interesse und eine unausgesprochene Frage sah.
Ich wollte gerade zum Sprechen ansetzen, da fiel er mir ins Wort.
„Ich lasse mich nicht so leicht abspeisen, so wie Cecilia. Ich begleite dich mit zu den Näherinnen." Das Wort „Näherinnen" betonte er extra, um mir zu zeigen, dass er mich durchschaut hatte. „Oder hast du etwas dagegen?" Er ließ seine Stimme so unschuldig klingen, dass ich meine Hände zu Fäusten ballte und mir auf die Lippen biss, um ihm nichts entgegenzuschleudern.
„Nein, du kannst gerne mitkommen." Es war eher ein Zischen, was da aus meinem Mund kam, aber er verstand mich trotzdem, denn er hakte sich bei mir unter und zog mich Richtung Zelt. Den irritierten Blick von Cecilia spürte ich noch eine Zeitlang in meinem Rücken.
„Komm, wir machen einen kleinen Umweg", meinte Cen plötzlich und zog mich vom Hauptweg zu dem Ausgang des Lagers.
Ich bedanke mich mit dieser Widmung ganz lieb bei @KleinesWaldmaedchen. Vielen lieben Dank für deine Votes und deine tollen Verbesserungsvorschläge. Schaut gerne bei ihr vorbei. Sie schreibt fantastisch ausgeklügelte Geschichten!
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