Kapitel 57
Bevor ihr euch das Kapitel anschaut, wollte ich nur fragen ob alle wirklich Kapitel 55 gelesen haben? Den Aufrufzahlen nach, haben wahrscheinlich einige das Kapitel ausversehen übersprungen. Ich hoffe ihr bekommt immer eine Benachrichtigung, wenn ein neues Kapitel erscheint. Wenn nicht, schreibt mir das bitte in die Kommentare. Danke
-Gwen Williams-
Die warme Thermoskanne schaffte es nicht meine steifen Finger zu wärmen. Auch wenn ich schon dünne Handschuhe trug, machte es die Situation nicht besser. Im Nachhinein fragte ich mich selbst, wie ich mich auch nur ein bisschen auf das Fest freuen konnte. Ich hatte auf Arbeit und einige Patienten gehofft, aber stattdessen durfte ich mir den gestrigen Tag nur verschwitzte Männerkörper beim Rangeln ansehen. Neidisch auf ihre kälteresistenz war ich allemal. Das mir der Ausblick eventuell nicht ganz so missfiel versuchte ich vor Kathi vehement zu vertuschen, aber sie hatte gestern bloß gelacht und gemeint ich würde früher oder später an den Anblick Gefallen finden.
Der einzige Trost bei der Sache? Ich war nicht die Einzige die von früh bis spät auf der Lichtung arbeiten musste. Doch ich versuchte mir meine Schadenfreude nicht allzu sehr anmerken zu lassen. Ich bemerkte das Kathi sich aktiv Sorgen um ihren Schwager machte, während sie mir immer wieder etwas über bestimmte Wölfe erzählte, die sie im Vorbeigehen sah.
Auch wenn ich über ihren Besuch und ihre Anwesenheit gestern sehr dankbar war, half mir dies nicht wirklich über die frühen Morgenstunden hinweg zu sehen. Ich hatte Helen versprochen, wenn die Wettkämpfe begannen, auf der Lichtung anwesend zu sein, aber ich hatte nicht erwartet das Elias von sieben Uhr bis achtzehn Uhr abends mit seinem Klemmbrett bewaffnet die Wettkämpfe leiten würde. Zum Glück hatte er dieses Mal wenigstens Kleidung an. So musste ich mich nicht zu sehr mit den Berg Muskeln auseinandersetzen.
Doch das hinderte definitiv nicht alle andere Männer aus den unterschiedlichsten Rudeln daran halbnackt rumzulaufen. Es war zwar ein netter Anblick, aber ganz so euphorisch wie Katharina war ich nicht. Die meisten hatten einige wulstigen Narben auf den ganzen Körper verteilt, die von einer schlechten Wundversorgung zeugten. Die Narben sorgten definitiv nicht dafür das ihre Körper nicht weniger angenehm aussahen, aber für mich war es ein Beweis an mangelnder Pflege für den eigenen Körper. Wenn ich mich an Elias shirtfreie Momente zurückerinnerte, hatte ich keine wulstigen Narben vor Augen. Er musste sich, im Gegensatz zu den Anderen, um seine vergangenen Wunden gekümmert haben.
Ich bemerkte wie sich meine Wangen erhitzten und mein Blick fast schon automatisch an seinem breiten Rücken hängen blieb, doch ich riss mich von seinem Anblick los, als ich mein eigenes Handeln realisierte. Ich sollte aufhören über den Idioten zu denken! Nur weil er besser aussah als die anderen und offensichtlich besser auf seinen Körper achtete, hieß das nicht das dies all seine Taten wieder gut machte!
Seufzend sah ich von der Sandgrube zu den anderen Wettkämpfen die heute früh angefangen hatten. Es waren hauptsächlich die Frauen Disziplinen. Es waren zwar weniger als bei den Männern, aber auch sie hatten sehr sportliche Körper und schlanke definierte Körper. Ein wenig neidisch konnte man ja schon bei diesen Modelkörpern werden. Viele von den Frauen waren wunderschön und konnten es mit den Wesen aus der Stadt aufnehmen. Ich konnte es mir irgendwie schwer vorstellen, dass die männlichen Wölfe bei dieser Auswahl wirkliches Interesse an einem Halbmenschen, mit zu viel Hüfte und Brust haben würden. Ich an ihrer Stelle würde mich auf jeden Fall für diese Modelmaße entscheiden. Das Katharina und Susanne mich erfolgreich mit einen der Männer verkuppeln würden, würde ich sehr stark anzweifeln. Aber ich hatte ja auch nicht den Anspruch mit den Wölfinnen zu konkurrieren oder gar verkuppelt zu werden.
Als am Mittag Katharina mit Essen auf mich zukam, war ich sehr erleichtert. Ich konnte mich zwar den Vormittag mit einigen Berichten und neusten Studien über Wasser halten, aber ich schaffte es nicht wirklich in dieser Umgebung viel zu arbeiten. Ich vermied es hier Mails an andere Arbeitgeber zu verfassen und tat dies eher am Abend in meiner eigenen Hütte, statt von jemanden hier erwischt zu werden.
Katharina drückte mir ein paar belegte Brötchen in die Hand und schnappte sich selbst welche und aß sie mit mir. Ich fragte wie es den Vormittag über in der Konditorei lief und sie erzählte wie sie beinah den Tortenboden im Backofen vergessen hatte, wegen einiger Kunden die unangekündigt einige Änderungen an ihrer Bestellung aufnehmen wollten. Mitleidig sah ich zu ihr hinüber, bevor sie das Thema beendete und fragte wie es um die Kämpfe stand. Ich zuckte mit den Schultern.
„Ich hab kein Plan. Ich habe nur selten rüber gesehen. Aber es wurde ein paarmal von den Jüngeren gejubelt. Und die Frauen haben heute auch angefangen mit den Ringkämpfen."
Katharina nickte und sah zu den Frauen hinüber.
„Ah verstehe. Lass uns gleich rüber, wenn du fertig gegessen hast", sagte sie und ich hob eine Braue, als ich in das Käsebrötchen biss.
„Wieso das denn?", fragte ich mit vollem Mund. Ich wusste nicht, ob ich Gefallen an dieser Art von Sport empfand und ich wusste nicht ob Elias es gutheißen würde, wenn ich mich mit Kathi unter den Zuschauern befand.
„Meine Schwester nimmt an einigen Wettkämpfen teil. Ich glaube sie nimmt es mir übel, wenn ich nicht wenigstens einmal vorbeischaue", erklärte sie und ich legte den Kopf schief.
„Das erklärt aber nicht wieso ich mitkommen soll", sagte ich und Kathi seufzte ein wenig theatralisch.
„Tu mir bitte den Gefallen. Ich hab dir doch erzählt das ich und Lena nicht das allerbeste Verhältnis haben und ich brauche eine Ausrede, um dann schnell wieder verschwinden zu können. Ansonsten werden sie und ihre Freundinnen mich da festhalten und mit Fragen zu Elias und Finn löchern."
Ich schmunzelte, weil sie ehrlich verzweifelt wirkte und nickte ihr zu. Sie seufzte erleichtert und umarmte mich zum Dank.
„Danke! Du bist die Allerbeste!", sagte sie, doch ich musste lachen.
„Sag das nicht zu laut. Wir waren noch nicht dort."
Nachdem wir alle Brötchen verputzt hatten, liefen wir zu den Gruben. Es waren gerade beide besetzt. Bei der linken und etwas Kleineren tummelten sich die Frauen und bei der rechten die Männer. Dennoch war die Zuschauerschaft recht vermischt. Viele Zuschauer hatten sich was von den Ständen besorgt und tranken oder aßen, während sie den Kämpfenden zusahen. Einige wärmten sich am Rand auf oder holten sich Tipps von anderen. Wie zu erwarten waren auch viele Kinder hier die das Ganze tuschelnd beobachteten. Katharina flüsterte mir zu, dass die Jüngeren aber auch einige der Älteren gerne Wetten untereinander abschlossen.
Neugierig lief ich mit Katharina an der Männergrube vorbei, zu der der Frauen. Elias stand nah an der Sandgrube und beobachtete alles aktiv, weshalb er Katharina und mich erst recht spät wahrnahm. Doch er blieb wo er war und sah nur einen kurzen Augenblick zu uns, bevor er schon den nächsten Sieger verkündete.
Von nahen sah ich viele mit blutverschmierten Gesichtern oder aufgeplatzten Lippen, doch ich sagte nichts dazu. Helen hatte mich gewarnt, dass es schwierig werden könnte die anderen Wölfe davon zu überzeugen sich behandeln zu lassen. Wenn ich die Verletzten von mir aus ansprechen würde, würden sie sicherlich verneinen. Ich hörte wie sich einige über die Verletzungen der anderen lustig machten, aber es war auf eine freundschaftliche Art und Weise. Die meisten schienen ihre Verletzungen mit Stolz zu tragen.
Als wir bei der Frauengrube ankamen, erklärte mir Kathi das die rothaarige und etwas streng aussehende Wölfin im schwarzen Tanktop die weibliche Beta von Tobias und Saras Rudel waren und ich wollte schon beinah aus Reflex fragen, ob sie die Partnerin des Betas oder wirklich die Beta war, doch wir wurden unterbrochen. Die rothaarige Wölfin rief alle Teilnehmerinnen der nächsten Runde zu sich und ging einmal alle Namen durch. Als sie den Namen Lena Schröder aufrief, hob eine schlanke Blondine mit einem Bobhaarschnitt ihren Arm. Das musste wohl Katharinas Schwester sein.
Sie hatte eine gerade Nase, helle Augen und hohe Wangenknochen. Als sie nach der Besprechung Katharina sah, strahlte sie und kam mit ihren Freundinnen im Schlepptau zu uns hinüber. Lena hatte definierte Muskeln und stellte sie mit den kurzen Sportklamotten auch gut zur Schau, während ich dankbar war in meinem Mantel und Schal nicht zu erfrieren. Ihre hellblonden Haare wippten, als sie Kathi schnell in die Arme schloss und dann neugierig zu mir blickte.
„Wen hast du denn da mitgebracht, Kat?", fragte Lena mit einem Seitenblick zu mir. Ich wollte schon die Hand anheben zur Begrüßung, doch Lenas Blick war weiterhin auf Katharina gerichtet, die versuchte ein Lächeln auf dem Gesicht zu wahren.
„Das ist Gwen Williams. Sie ist die neue Rudelärztin und behandelt Finn", erklärte Katharina und schob mich ein wenig zu sich. Lena hob interessiert die Braue und musterte mich von oben bis unten. Doch dann setzte sie ein Lächeln auf und bot mir ihre Hand an.
„Schön Sie kennenzulernen. Ich hab schon einiges über Sie gehört. Ich bin Lena. Kats Schwester", sagte sie begrüßend und ich nahm ihre Hand entgegen.
„Williams. Schön Sie auch mal kennenzulernen", sagte ich was sie nickend zur Kenntnis nahm. Doch sie schien mir nicht recht zugetan. Sie sah recht schnell wieder zu Katharina und fragte sie wie lang sie bleiben würde und ob sie am Abend gemeinsam Zeit mit alten Freunden verbringen wollten. Kathi antwortete nur vage, während Lenas Freundinnen leise tuschelten und immer wieder zu mir hinüberblickten. Als ich sie neugierig ansah, wurden sie stumm und wandten den Blick ab.
„Wer weiß, vielleicht sehe ich sie heute Abend ja auch unter den Feiernden", sagte auf einmal Lena in meine Richtung und ich sah verwundert zu ihr hinüber.
„Gehen sie lieber nicht davon aus. Ich bin über den ganzen Tag auf der Lichtung stationiert und bin dankbar, wenn ich abends dann zur Ruhe kommen kann", erklärte ich, doch sie schmunzelte mit einem Seitenblick zu ihren Freundinnen hin.
„Verstehe, es muss bestimmt anstrengend sein den ganzen Tag auf der Lichtung zu sitzen und die Wettkämpfe zu betrachten. Vor allem wenn man ihre Vorgeschichte betrachtet."
Überrascht zog ich die Brauen hoch. So offen hätte ich nicht mit Spitzen gerechnet. Katharina schien etwas erwidern zu wollen, aber ich wollte nicht das sie Partei ergriff, also legte ich den Kopf schief und sah sie fragend an.
„Die Wartezeit gehört einfach zu meinem Beruf. Immerhin muss ich die ganze Zeit auf Abruf erreichbar sein. Außerdem erinnern sich sicherlich alle daran, was plötzlich mit dem armen Tom geschah. Ich würde nicht wissen wollen was geschehen wäre, hätte ich am Vorabend gefeiert. Sowas wollen wir alle sicherlich vermeiden, also müssen sie Verständnis dafür haben, dass ich abends eher weniger auf Partys aufzufinden bin. Und meine sogenannte Vorgeschichte müssten sie mir näher erläutern, denn ich weiß wirklich nicht worauf Sie hinauswollen", sagte ich genauso falsch lächelnd. Lena verschränkte verschmitzt ihre Arme und wechselte ihr Standbein.
„Ach, verstehen Sie mich nicht falsch. Ich wollte Sie auf keinen Fall kritisieren. Man hört nur regelmäßig Gerüchte darüber, dass ihnen der Start bei uns hier schwergefallen sein sollte. Streitereien zwischen gewissen Rudelmitgliedern und der oberen Führungsregie. Aber ich schätze mal das diese Streitigkeiten Sie bestimmt nicht in ihrem Arbeitsalltag behindern", sagte sie mit einem Seitenblick zu Kathi. Ich merkte wie sie deutlich unangenehm berührt von Lenas offener Feindseligkeit war.
„Lena hör auf Gerüchte zu streuen und kümmere dich lieber um deine eigene Arbeit", erwiderte Kathi seufzend, doch Lena lächelte nur breit zurück.
„Aber ich streu doch keine Gerüchte. Mittlerweile hat doch jeder mitbekommen, dass unser Elias etwas gegen die Rudelärztin einzuwenden hat. Es ist nur eine Frage der Zeit bis sie sich wieder in die Wolle kriegen", sagte sie verschmitzt und ich hätte ihr am liebsten den Mittelfinger entgegengestreckt.
Ich bemerkte wie Kathi die Zähne aufeinanderpresste und mich schon mit sich wegziehen wollte, doch ich blieb stehen. Es sahen viele Wölfe neugierig zu uns hinüber. Vor allem die Wölfe die ich schon beim Vorbeigehen hier im Rudel gesehen hatte. Sie wussten sicherlich alle um diese Gerüchte. Und wenn Elias nichts dazu beitrug dies Gerüchte einzudämmen, würde ich das eben tun.
Ich ging einen Schritt auf Lena zu und lächelte sie lieb an, was sie verwirrt die Stirn kräuseln ließ.
„Ich hoffe, Sie wissen das Gerüchte meistens genau das sind. Gerüchte eben. Elias und ich haben nach den Streitigkeiten im Hort unsere Meinungsverschiedenheiten abgelegt. Immerhin habe ich Verständnis dafür, dass der Beta sich Sorgen macht, wenn eine so erfolgreiche und Karriere orientierte Hexe wie ich, sich urplötzlich entscheidet als Rudelärztin zu arbeiten. Wer hätte denn ahnen können, dass solch eine Person ihren Job wirklich ernst nimmt? Doch nachdem der Neffe des Betas nun in meiner Behandlung ist und selbst Tom unbeschadet aus seinem Unfall gekommen ist, sollte jedem hier bewusst sein, dass ich meine Arbeit sehr wohl ernst nehme und das Wohl eines jeden hier für mich an erster Stelle steht. Ein bisschen Wartezeit schadet mir da nicht, keine Sorge. Und wenn Sie lieber den Gerüchten statt mir persönlich glauben wollen, können Sie bestimmt jederzeit Elias auf unsere angeblichen Meinungsverschiedenheiten ansprechen. Er wird ihnen sicherlich alle liebend gern auf all ihre Fragen antworten."
Es wurde erschreckend still bei Lenas Freundinnen, die etwas verlegen weg schauten oder zu Lena blickten die sich offensichtlich ein Lächeln aufs Gesicht zwingen musste. Ich hatte noch im Hinterkopf das Kathi erzählt hatte das Lena Interesse an Elias hatte. Es würde mich wundern, wenn sie ihn mit sowas nerven wollte, vor allem da ich wusste, dass Elias nach der Bestrafung von Alex nichts tun wollen würde, was das Alphapaar verärgerte. Denn diese beiden waren auf meiner Seite und das war das einzig wichtige.
„Wenn Sie sagen das nichts an den Gerüchten dran ist, glaub ich ihnen mal. Nun denn, ich werde gleich in den Ring steigen. Bleiben Sie doch noch etwas hier und genießen die Festlichkeiten. Wer weiß wie oft Sie noch in den Genuss von wölfischer Zerstreuung kommen werden."
Auch wenn der letzte Kommentar wieder abwertend gemeint sein sollte, grinste ich nur.
„Das würde ich sehr gerne. Das kann ich mir doch nicht entgehen lassen", sagte ich zwinkernd.
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