Kapitel 33
-Gwen Williams-
Am Dienstag wurde ich mal wieder über das Siegel kontaktiert und der Lieferdienst der für meine Großbestellung aufkam, übergab mir alle benötigen Informationen um einen Teleportationszauber niederschreiben zu können. Denn die Lieferung in den Wald war unmöglich, sodass ich morgens in aller Frühe, vor dem Rudelhaus die mir beschriebenen Runen in einen Kreis auf den Boden zeichnete. Zum Glück waren viele solcher Zauber auch ohne Zauberwirker möglich, da der Zauber von jemand anderen gewirkt wurde und die bestellten Materialien sich nur auf dem passenden Pentagramm hervorrufen ließen.
Dementsprechend wartete ich, dass meine Lieferung wie angegeben in wenigen Sekunden vor meinen Füßen erschien. Und wie zu erwarten, auf die Sekunde genau, begann die Luft zu flimmern, ehe mit einem lauten Rumps die Kisten auf dem Boden landeten. Zum Glück unbeschadet.
Einige Wölfe in der Nähe hoben neugierig die Köpfe. Helen hatte erzählt das sie zwar auch solche Teleportationsdienste annahmen, aber es entweder selten oder nur in einen der Lagerräume taten und nicht für alle Augen sichtbar war.
Zufrieden zählte ich die Kisten nach und war glücklich, als sich Luis nach einem Anruf von mir bereit erklärte, mir noch einmal auszuhelfen. Zusammen trugen wir die schweren Kisten vor die Praxis und ich musste die Kisten teilweise ungeöffnet im Flur oder in eine andere Ecke verfrachten, da die passend bestellten Möbel noch fehlten. Aber alles, was ich für die dringend gewollte Blutuntersuchungen brauchte, verfrachtete ich schonmal in die Praxis. Das kleine Labor, welches ich bestellt hatte und sehr teuer gewesen war, war super für kleinere und sehr schnelle Blutergebnisse. Doch für das größere Blutbild würde ich meine Zusammenarbeit mit dem nächstgelegenen Zentrallabor nutzen müssen.
Luis half mir noch einen kleinen Kühlschrank in die Praxis zu verfrachten. Auf das Ding hatte ich lange warten müssen. Denn endlich konnte ich einige wichtige Medikamente und magische Extrakte bestellen ohne Angst haben zu müssen.
Ich dankte Luis und fragte ihn, ob er mir verraten könnte, wer im Dorf für die Elektrik und die IT verantwortlich war. Er nannte mir zwei Namen von Wölfen und fragte, ob er mir einen vorbeischicken sollte. Ich wollte schon dankend abschlagen. Mir wurde aber bewusst, dass ich keine Ahnung davon hatte, wie ich sie sonst kontaktieren sollte und dankte ihm daher für sein Angebot.
Einige der Geräte brauchten Zugang zum Netz und ich wollte, wenn möglich, dass das Internet im Rudelhaus verstärkt wurde. Mir war schon öfter aufgefallen, dass es hier Verbindungsprobleme gab und ich wollte, wenn möglich ein eigenes sicheres Netzwerk haben. Vor allem, wenn ich anfing, Patientendaten zu sammeln. Ich hatte zwar wenig Ahnung, aber wusste, dass ich für sowas einen Fachmann zurate brauchte.
Eine halbe Stunde später klopfte jemand an meine Tür und ich rief laut: "Herein!", während ich versuchte das kleine Labor aus dem Karton zu heben.
Ein junger Wolf mit blonden Locken öffnete lächelnd die Tür und sah daraufhin verwirrt zu mir.
"Brauchen Sie eventuell Hilfe?"
Er sah wohl meinen verzweifelten Blick und er kam schnell zu mir geeilt und half das Ungetüm in meinen Armen auf die Arbeitsplatte zu verfrachten.
"Danke. Das Ding war doch schwerer, als gedacht", gestand ich. Vorher hatte Luis einen Großteil der Kisten geschleppt.
Doch der junge Wolf grinste nur charmant und wedelte mit der Hand.
"Nichts zu danken. Mein Name ist Will. Luis kam eben vorbei und meinte, Sie hätten nach einem Fachmann gefragt."
Ich hob erstaunt die Brauen. Er sah wirklich noch recht jung aus. Doch ich zweifelte nicht an seiner Aussage, da mir Luis zuvor schon seinen Namen nannte.
"Ja, das stimmt. Aber bisher habe ich mich noch nicht komplett eingerichtet und weiß daher nicht, wobei ich am Ende alles Hilfe brauche"
Er nickte verstehend und sah sich kurz um.
"Sie können mir ja einfach erzählen, was so grob das Problem ist oder wobei Sie Hilfe bräuchten und ich sag ihnen, ob das im Bereich des Möglichen liegt", schlug er vor und ich nickte erleichtert.
Ich setzte mich in meinen Stuhl, bot ihm was zu trinken an, doch nachdem er abgelehnt hatte, fing ich an von meinen Ideen zu erzählen. Von dem sicheren Netzwerk, den Geräten, die später noch zum Netzwerk hinzugefügt werden müssten und welche Verbindung ich später zu meinem Laptop brauchte. Außerdem fragte ich, ob es möglich wäre, einige Steckdosen anders zu verlegen, damit ich genug Geräte anschließen konnte ohne eine Mehrfachsteckdose braten zu müssen. Die Frage nach einer besseren Netzverbindung stellte ich auch. Will hörte mir brav zu, erklärte mir an welchen Stellen es schwierig werden könnte und nahm sich Zeit mir zu erklären was er und sein Kollege machen könnten.
Er schlug vor, diese Woche mit seinem Kollegen wiederzukommen und zwei weitere Steckdosenleisten zulegen, sagte mir aber, dass es ein paar Stunden dauern würde und ich die Wände freimachen müsste. Innerlich wand ich mich bei dem Gedanken alle Möbel wieder verrücken zu müssen, aber ich wusste das die neuen Möbel eh nächste Woche ankommen würden, und dann das ganze Spiel wieder von vorne begann. Also bedankte ich mich bei ihm und war glücklich darüber, dass er anbot noch kurz zu bleiben, während ich das kleine Labor einrichtete.
Der kleine Kühlschrank summte längst eifrig vor sich hin und ich schaffte es ohne große Probleme die Verbindung zwischen dem Laptop und dem Labor aufzubauen. Als ich erleichtert lächelte, grinste mich Will an.
"Na, das lief doch reibungsloser als erwartet", sagte er und ich nickte.
"Ja, das hätte ich auch nicht gedacht. Ich mach das alles zum ersten Mal und rechne daher immer mit dem Schlimmsten", sagte ich und Will hob die Braue.
"Wie das erste Mal? Ich dachte, Ärzte müssten sich mit solchen Geräten auskennen", sagte er witzelnd und ich schnaubte belustigt.
"Sie zu bedienen, ist nicht das Problem. Aber ich musste zuvor noch nie ein gekauftes Gerät neu einrichten. Bei meiner alten Arbeitsstelle waren alle Geräte schon gestellt und längst eingerichtet. Das Bedienen war reine Wiederholung", erklärte ich, nachdem ich einen Schluck aus meiner Wasserflasche genommen hatte.
"Und wie kommt es dann, dass sie die Arbeitsstelle gewechselt haben? Immerhin mussten sie sich dort nicht mit neuen Geräten herumschlagen", sagte er immer noch witzelnd und ich zuckte die Schultern.
"Lange Geschichte. Aber es hat mich schlussendlich hierhergeführt. Und wieso ich mir das hier antue? Keine Ahnung, vielleicht bin ich ja masochistisch", sagte ich grinsend und Will musste lachen.
Ich sah kurz auf die Uhr und merkte das ich schon mehr als eine Stunde seiner Zeit verschwendet hatte. Außerdem war ich nach dem ganzen Schleppen und Einrichten müde. Viel würde ich definitiv nicht mehr alleine schaffen können, bevor nicht der Rest stimmte. Also beschloss ich für heute die Praxis zu schließen.
"Ich glaub wir sind fürs Erste hier fertig. Wollt ihr dann am Freitag kommen wegen der Steckdosen? Bis dahin habe ich bestimmt alles vorbereitet", sagte ich und Will nickte einverstanden.
"Klar können wir gerne so machen. Falls Sie uns mal nicht über die Telefonnummer erreichen sollten, können Sie auch jederzeit zur Zentrale kommen. Da sind unsere Büros und da weiß mindestens immer einer wo wir uns befinden", sagte er und ich horchte auf. Die Zentrale unterstand doch Elias?
"Ach dann arbeiten Sie unter Elias Führung, richtig?", fragte ich neugierig und Will seufzte theatralisch.
"Ja, ich weiß, wir armen Schweine. Aber so schlimm ist es gar nicht unter seiner Fuchtel zu arbeiten. Wenn man das tut, was er verlangt natürlich", sagte er grinsend und ich musste schmunzeln.
"Das wollte ich zwar nicht andeuten, aber ich kann es mir schon vorstellen", sagte ich daher und Will lehnte sich grinsend an den Schrank.
"Sagen Sie mal, was Sie angestellt haben, dass er sich so mit ihnen anlegt? Es schafft nicht jeder, ihn so auf die Palme zu bringen."
Ich hob die Braue und lief zu meinem Schreibtisch, um den Laptop zu schließen.
"Was haben Sie denn gehört, dass Sie glauben, ich würde mich mit ihrem Chef anlegen?"
Sein Grinsen wurde durchtrieben, als er sich nachdenklich ans Kinn fasste.
"Ich hab einiges gehört. Das Sie einen Fluch über ihn gelegt haben sollen oder dass sie sich beide hier im Rudelhaus gestritten hätten und sie danach absichtlich seine Forderungen ignoriert haben."
Ich musste mir ein Lachen verkneifen und packte den Laptop in meine Tasche.
"Ich spreche keine Flüche, wenn Sie es wissen wollen. Und ja ich habe mich gegen seine Forderungen gewehrt, weil sie unsinnig waren. Doch ich hoffe, dass wir nach letztem Samstag all unsere Meinungsverschiedenheiten bei Seite legen konnten", sagte ich und zog mir meinen Mantel über. Will wirkte nicht ganz überzeugt.
"Na, wenn Sie das glauben wollen. Elias kann sehr stur sein, wenn er sich was in den Kopf gesetzt hat."
Ich lächelte ihn charmant an und schulterte meine Tasche.
"Gut, dass ich das auch kann."
...
Ich aß später bei Mathilda im Restaurant und ignorierte die neugierigen Blicke der anderen. Das Getuschel war schwer zu überhören. Sie gab mir heute einen leckeren Eintopf den ich geradezu verschlang.
Die letzten Tage hatte ich versucht unauffällig meiner Arbeit nachzukommen und hatte den Elternbrief verfasst, so wie von Alex erwünscht. Ich war nach Samstag sehr überrascht das mein Plan, auch wenn ich viel improvisiert hatte, so erfolgreich verlaufen war. Zwar durfte ich nicht mehr ohne Begleitung in den Hort, aber ich hätte nach dem Streit mit Alena auch nicht mehr mit einer vernünftigen Kooperation gerechnet.
Helen hatte mir gestern bestätigt, dass das Fleisch aus dem Hort verbannt wurde und gemeinsam mit Alena einen neuen Plan ausgearbeitet. Den wollte sie mir zur Überprüfung noch diese Woche zukommen lassen. Währenddessen hatte ich viel Zeit in meiner Hütte verbracht, damit niemand diesen roten und angeschwollenen Fleck auf meiner Wange begutachten konnte. Das war auch der einzige Grund warum ich Katharinas Besuch den sie mir abstatten wollte, abgelehnt hatte.
Sie hatte schnell von dem Aufruhr erfahren und mit mir noch am Samstag telefonieren wollen um nachzuhorchen, was alles passiert war. Ich war über ihr Interesse überrascht. In der Vergangenheit hatte es selten Leute interessiert, wie ich etwas aus meiner Perspektive wahrgenommen hatte. Umso schöner war es jemanden auf seiner Seite zu haben. Sie hatte mir zugehört, über Alena geschimpft und war froh das am Ende Alex zu meinen Gunsten entschieden hatte.
Sie hatte mir außerdem davon erzählt, wie sie mit Finn gesprochen hatte. Wie zu erwarten war es ihn all die Jahre zuvor unangenehm gewesen über die Bauchschmerzen zu sprechen. Er hatte wohl geahnt das es an dem Fleisch liegen würde, wollte aber nicht beim Spielen außen vorgelassen werden und verheimlichte dementsprechend Elias und seiner Mutter von dem Konsum.
Ich seufzte als ich fertig mit dem Essen war und Mathilda den leeren Teller holte. Ich bedankte mich bei ihr bevor ich mich Richtung Hütte machte.
In der Hütte schnappte ich mir mein Handy und rief Katharina an.
"Hey Katharina, Williams hier. Ich habe heute alle Materialien bekommen die es für die Blutentnahme braucht. Wenn ihr diese Woche vorbeikommen wollt, dann sollten wir das am besten vor Freitag machen", sagte ich, als sie abhob.
"Vor Freitag? Das wird klappen. Stört es dich denn, wenn wir abends vorbeikommen?"
"Nein, auf keinen Fall. Sagt mir eine Uhrzeit wann es euch passt und ich werde da sein", sagte ich lächelnd, während ich mich auf die Couch plumpsen ließ.
"Super, das machen wir", sagte sie, doch ich hörte es rascheln und Finn im Hintergrund etwas sagen. Katharina antwortete und sprach kurz mit ihm, bevor ich sie seufzten hörte.
"Finn fragte, ob wir es übermorgen machen können, damit er Elias fragen kann. Ist das für dich in Ordnung?"
Ich bemerkte es immer seltener, wenn Katharina mich ausversehen duzte und mittlerweile störte ich mich nicht mehr daran. Immerhin hatte ich genug Gespräche, unabhängig über Finns Beschwerden, mit ihr geführt.
"An mir soll es nicht scheitern. Wenn ihr ihn dabeihaben wollt und er sich benimmt werde ich kein Problem damit haben", sagte ich und hoffte sie würde meine missmutige Stimmung überhören. Ich hatte nach der Drohung am Freitag wenig Interesse ihn noch mal zu sehen. Doch zu meinem Erstaunen hatte er sich am Samstag zu beherrschen gewusst und ordentlich mit mir gesprochen.
"Gut, Finn sagt er fragt ihn morgen. Ich schreib dir dann nochmal wann wir vorbeikommen werden", sagte Katharina und ich verabschiedete mich daraufhin von ihr. Wir würden wohl sehen ob das am Ende wirklich eine gute Idee war.
..
Hey Leute,
ich hoffe ihr hattet eine schöne Woche nach der Lesenacht und die Zeit alle Kapitel zu lesen. Wir sind wieder in unserem normalen Uploadplan drinnen und ich bemerke das ich mich demnächst mal wieder an den Schreibtisch sitzen und weiter schreiben sollte. Doch zur Zeit male ich total viel XD
Was denkt ihr denn bisher? Glaubt ihr Elias darf zur Untersuchung mitkommen? Und wenn ja, wie verhält er sich? Bin gespannt was ihr so denkt :)
Außerdem wollte ich an dieser Stelle mal ein großes Dankeschön loswerden! Denn "In your dreams" hat die 10k erreicht. Es freut mich total das die Geschichte immer mehr Aufmerksamkeit und Leser auf sich zieht. Hoffentlich werden wir auch in der Zukunft viel Spaß mit Elias und Gwen haben ;)
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