Kapitel 19
-Gwen Williams-
Ich hatte die letzte Nacht nicht so gut geschlafen wie die zuvor. Ich war wütend auf Elias gewesen und auch ein Disney Film zum Einschlafen hatte meine Nerven nicht beruhigen können. Warum er mich so verhören musste, als wäre ich eine Kriminelle und mir dann noch am Ende drohen zu müssen, passte einfach nicht in meinem Kopf. Doch ich hatte nicht vor gegenüber Helen oder Alex mich zu beschweren. Wenn Alex ihn erlaubt hatte diese Fragen zu stellen, dann würde ich mich nicht dagegen sträuben. Immerhin bezahlten sie mir ein hohes Gehalt und waren stets freundlich zu mir gewesen.
Über diesen Vormittag hatte ich mich lange im Untersuchungsraum befunden. Im Internet und anderen Portalen hatte ich nach den besten Anbietern für bestimmte Gerätschaften gesucht, die für mich unabdingbar wären. Es würde zwar eine sehr hohe Summe dabei rauskommen, aber es waren alles Dinge die ein zukünftiger Arzt hier genauso gut gebrauchen konnte. Also versuchte ich nachhaltig zu denken und machte außerdem eine Bestandsliste von all den Materialien die ich bereits hatte und noch brauchen würde.
Einiges könnte ich mit dem Auto selber holen und bei dem nächsten Portal abholen. Doch ich hatte gerade wenig Lust Auto zu fahren, also wartete ich mit dem Bestellen, bis ich mit Helen darüber gesprochen hatte. Ihr musste ich so oder so alles vorlegen.
Als ich nachmittags nicht mehr viel zu tun hatte und ich auch nichts mehr säubern oder putzen konnte, entschied ich mich zum Restaurant zu gehen. Wenn man schon so kostenloses Essen bekam, sollte man das doch ausnutzen, oder?
Nachdem ich im Restaurant draußen Platz genommen hatte und auf Mathildas Essen wartete, informierte ich mich etwas ausführlicher über Autoimmunerkrankungen. Da Finn mich heute noch nicht besucht hatte und ich nicht genau wusste um welche Erkrankung es sich genau handelte, konnte ich mich nur grob informieren. Und wie nicht anders zu erwarten, war in dieser Richtung noch nicht viel geforscht worden. Werwölfe waren für ihre Heilungskräfte bekannt und ich fand kaum nennenswerte Einträge in denen die Sprache davon war, das es bei einem Werwolf anders war. Natürlich die Symptome kamen mit Altersschwäche oder in Zuge schwerer Verletzungen. Aber waren für gewöhnlich nicht seit der Geburt bekannt. Ich musste auf jeden Fall die Mutter nach der Krankengeschichte fragen. Und all die Notizen durchgehen von den bisherigen Behandlungen.
Mir schwirrte bereits der Kopf aufgrund all der Arbeit. Aber ich sollte mich nicht beschweren. Im Vergleich zu meinem vorherigen Arbeitsleben war das wirklich wie Urlaub. Und ich konnte mir meine Instrumente selbst aussuchen, obwohl das mehr Arbeit erforderte als ich gedacht hatte.
Bisher glich der Untersuchungsraum einer Zelle. Ich musste irgendwie den Raum einladender gestalten. Bevor ich aber weiter grübeln konnte, stellte mir Mathilda schon eine gut duftende Lasagne vor die Nase.
Ich bedankte mich höflich bei ihr und aß die Lasagne in Rekordzeit. In der Hütte wollte ich noch ein wenig arbeiten.
...
-Elias Naumann-
"Wieso willst du nicht das ich mitkomme?", fragte ich Katharina verzweifelt die ihre blonden Haare zu einem Dutt frisierte.
"Weil es mein Sohn ist! Und ich nicht möchte das du ihm Angst einjagst. Er soll sich bei ihr wohlfühlen und nicht von dir das Gefühl bekommen, das sie ihn sofort aufschlitzt!"
Ich fuhr mir durch wütend durch die Haare und tigerte vor der Badezimmertür hin und her.
"Ich will doch nur, dass es ihm gut geht!"
"Gut das wir da einer Meinung sind!", sagte sie genauso scharf und warf mir einen wütenden Blick über die Schulter.
"Aber ich glaube dir nicht, dass du dich ruhig verhalten wirst. Bisher habe ich nicht eine Entschuldigung von dir gehört oder sehe das du deine Meinung verändert hast. Und solange das so ist, wirst du Finn nicht zu seinen Arztterminen begleiten!"
"Aber er verbringt bei mir doch regelmäßig Zeit!"
Sie schnaubte und steckte sich die letzte Haarnadel ins Haar.
"Ja, aber dann wird er eben von Lena gebracht oder geht alleine hin, wenn er bei dir ist. Er ist groß genug. Und wenn er sie nicht mag oder nicht hingehen will, wird er mir das schon sagen. Ich werde ihn zu nichts zwingen."
Katharina verließ das Bad und ich folgte ihr ins Wohnzimmer. Sie trug ein blumiges Kleid und hatte sich extra geschminkt. Wollte anscheinend einen guten Eindruck bei Williams hinterlassen.
"Kathi, komm schon. Das kannst du mir nicht antun! Ich werde still sein und nichts sagen."
Sie sah mich ungläubig an und war dabei, sich ihre Schuhe anzuziehen.
"Ich glaube dir kein Wort."
Das hatte ich mir wohl selbst zuzuschreiben. Als ich gestern Abend zufällig von Lena erfahren hatte, dass sich Katharina heute früh freigenommen hatte, konnte ich eins und eins zusammenzählen. Mittwochs hatte ich für gewöhnlich eine besondere Lerneinheit mit den Jungwölfen, die sich auch oftmals außerhalb des Rudels abspielte. Sie wollte wohl meine Abwesenheit ausnutzen, um sich mit Finn zu Williams zu schleichen. Doch nicht mit mir!
"Ich möchte beim ersten Gespräch dabei sein. Hören, was sie vorhat und wissen, was sie ihm antun wird."
Katharina sah böse zu mir hinauf und schulterte ihre Tasche.
"Sie wird ihm nichts antun! Das ist ein Erstgespräch! Wir stellen uns nur vor und erzählen ihr von Finns Problemen. Was denkst du, was ich mit ihm vorhabe? Ich werde ihn nicht foltern lassen oder so."
Ich verdrehte die Augen.
"Du verdrehst mir die Worte im Mund", sagte ich, doch sie schüttelte den Kopf.
"Nein, das tu ich nicht. Du merkst wohl einfach selbst nicht, was du sagst!"
Ich folgte ihr aus dem Haus und lief ihr hinterher, während sie auf den Weg zu ihrer Schwester Lena war.
"Kathi, ich weiß nicht was du hören willst. Ich fühl mich hintergangen und von allen ignoriert, weil ich mir zurecht Sorgen mache! Ich dachte, wenn ich über meinen Schatten springe und mit dir zum Gespräch gehe würdest du das als was positives sehen."
Sie lief schneller und blickte nicht einmal über ihre Schulter.
"Ich würde es vielleicht als etwas positives erachten, würdest du nicht so tun als würde ich mein Kind damit einer Gefahr aussetzen statt es zu schützen!"
Ich seufzte und wollte sie gerade zurückhalten, als Finn die Haustür von Lenas Hütte öffnete und uns strahlend anblickte.
"Hallo Mama! Hi, Elias!", sagte mein Neffe strahlend, während er uns herbeiwinkte.
Katharina sah mich warnend an ehe sie zu Finn aufschloss und ihren Sohn in den Arm nahm.
"Hey, mein Großer. Wie war es bei deiner Tante?"
"Langweilig", kam die prompte Antwort und ich musste mir ein Schmunzeln unterdrücken. Ich war laut ihm der unangefochtene Lieblingsonkel.
"Hey, das habe ich gehört!", kam es aus der Hütte. Kurz darauf stand auch schon Lena in Tanktop und kurzer Shorts an der Tür. Sie hatte dieselben hellen Haare wie Katharina, doch waren sie bei ihr zu einem Bob geschnitten. Sie war einige Jahre jünger als ihre Schwester und damit erst Mitte zwanzig.
Doch zu Kathis Glück nahm sie des Öfteren Finn zum Übernachten bei sich auf, wenn es bei mir oder Kathi bei der Arbeit lang wurde.
"Wusste nicht das du heute früh auch hier aufkreuzen würdest", sagte Lena lächelnd in meine Richtung, während sie die Arme unter ihren Brüsten verschränkte. Ich sah betont gelangweilt von ihr zu Kathi.
"Kam spontan dazu."
Sie nickte bloß vielsagend und sah daraufhin zu ihrer Schwester.
"Wollt ihr nochmal auf einen Kaffee rein?"
Katharina schüttelte den Kopf.
"Vielleicht wann anders. Wir müssen gleich los", sagte sie. Finn sah zu mir auf.
"Kommst du mit zum Arzt?", fragte er neugierig und ich wollte schon antworten, als mir Kathi zuvorkam.
"Dein Onkel hat heute viel zu tun. Er wollte dir nur viel Spaß wünschen. Oder etwa nicht?", sagte sie mit einem bedeutenden Blick zu mir. Am liebsten hätte ich frustriert geknurrt, doch ich wollte sie jetzt nicht vor Finn des Lügens bezichtigen.
"Ja, leider kann ich heute nicht. Du musst mir später erzählen wie es war. Aber das nächste Mal bin ich ganz sicher dabei", sagte ich aufmunternd und Finn grinste.
"So Frechdachs, zieh dir mal noch deine Schuhe an", sagte Lena und Finn flitzte daraufhin schnell in die Hütte. Wir blickten ihm nach ehe sich Lena an uns beide wandte.
"Streitet ihr etwa immer noch?"
Katharina verzog das Gesicht, weil sie Angst hatte, Finn könne sie hören.
"Wie man's nimmt", sagte ich daher ausweichend. Lena schien nicht wirklich überzeugt, aber hakte nicht weiter nach. Als Finn fertig angezogen aus der Hütte seiner Tante kam verabschiedete er sich winkend von mir und Lena, ehe er an Katharinas Seite trat und mit ihr zusammen Richtung Dorf lief.
"Du findest das ganze immer noch Scheiße, habe ich recht?", fragte Lena und ich seufzte.
"Du hast ja keine Ahnung."
Lena zuckte mit den Schultern.
"Ich konnte sie auch nicht überreden. Aber Finn schien sich zu freuen. Mal sehen was sie später zu erzählen haben."
Ich nickte und wollte mich auch schon verabschieden, als mich Lena am Shirt festhielt.
"Willst du wirklich auf keinen Kaffee rein? Du könntest ja nochmal mit mir über mein Angebot reden", sagte sie zwinkernd, doch ich musste ein Stöhnen unterdrücken. Es war definitiv keine gute Idee gewesen, vor einem halben Jahr mit ihr zu schlafen. Seit dieser Nacht lag sie mir schon damit in den Ohren das zu wiederholen oder unsere Beziehung auf das nächste Level zu heben. Ich hatte sie jedes Mal freundlich abgewiesen, weil ich kein schlechtes Verhältnis wegen Finn riskieren wollte, aber sie hatte schon gegenüber anderen im Rudel erwähnt das zwischen uns etwas Ernstes entstehen würde. Und diesen Eindruck wollte ich ungern nach außen hin vertreten.
Nein, danke. Meine Schicht beginnt gleich", log ich also daher. Doch sie schien es nicht zu stören. Wissend lächelte sie mich an und ließ mein Shirt los.
"Wir sehen uns Elias", sagte sie mit einem Wimpernaufschlag ehe ich wegging.
-Gwen Williams-
An diesen Morgen bin ich zusammen mit Helen ein paar Bestellungen durchgegangen, die sie alle absegnete. Ich hatte ihr alle Sachen per Links und co zukommen lassen, sodass sie sie mit dem Rudelkonto bestellen konnte. Ein wenig fühlte ich mich ja schon schlecht, aber sie beteuerte immer wieder das dies alles notwendige Ausgaben seien. Ich wagte es nicht ihr zu widersprechen.
Die letzte Stunde hatte ich ansonsten versucht den Raum wohnlicher zu gestalten. Also zweckentfremdete ich ein paar Dinge aus meiner Hütte und hing ein paar nette Bilder aus dem Wald an die rechte Wand und holte einige Pflanzen. Diese würde ich dann wieder zurückbringen, wenn alles ankam, aber ich war es langsam satt geworden immer noch weiße Wände zu sehen.
Als ich gerade das letzte Bild aufgehangen hatte, klopfte es zögerlich an der Tür. Verwundert ging ich zur Tür, richtete schnell meine losen Strähnen die aus meinem Zopf geflohen sind und öffnete dann lächelnd die Tür.
"Katharina?", fragte ich überrascht, als ich die blonde Frau aus der Konditorei wiedererkannte. Mit einem Jungen neben sich. Er hatte dieselben schwarzen Haare wie Elias und dieselben blauen Augen. Man könnte beinah annehmen es handelte sich um seinen Sohn, so ähnlich sahen die beiden sich.
"Schön sie wieder zu sehen Dr. Williams. Mein Sohn und ich wollten uns bei ihnen vorstellen. Man sagte uns, dass sie nun hier für das Rudel arbeiten würden", sagte sie freundlich lächelnd. Ihr Sohn schien etwas nervöser und blickte auf seine Schuhe. Er war bestimmt um die zehn Jahre alt.
"Ah, freut mich. Ihr könnt gerne reinkommen", sagte ich und hielt ihnen die Tür offen. Finn und seine Mutter betraten den Raum und nahmen vor dem Mahagonitisch Platz. Bei Finns Größe kam mir der Tisch nun etwas zu protzig vor. Aber davon durfte ich mich nicht beeinflussen lassen.
"Tut mir leid, dass es bisher noch so aussieht. Ich kam noch nicht dazu diesen Raum fertig zu gestalten", sagte ich entschuldigend, bevor ich mich in meinen Stuhl fallen ließ. Zum Glück hatte ich meinen Laptop dabei und all die Notizen von Helen im Tisch verstaut.
"Ach, das ist doch kein Problem", sagte Katharina freundlich.
"Helen hat mir schon von Ihnen erzählt. Wie ich hörte soll es um dich gehen. Finn nehme ich an?", sagte ich an Finn gewandt, der ertappt in meine Richtung blickte und nickte.
"Ja Doktor", sagte er und ich musste lächeln.
"Du darfst mich gerne Gwen nennen. Aber sag das nicht deinem Onkel", sagte ich zwinkernd und ein Grinsen schlich sich auf sein Gesicht.
"Du kennst meinen Onkel?", fragte er aufgeregt, während Katharina entschuldigend in meine Richtung sah.
Ich nickte Finn zu.
"Ja, ich durfte deinen Onkel schon kennenlernen. Du musst sehr stolz sein, dass er der Beta ist."
Finn wirkte begeistert.
"Er ist der beste Onkel den man sich wünschen kann!"
Wenigstens war er zu seinem Neffen nett.
...
Könnt gerne einen Stern da lassen ;)
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