PROLOG
Seit ich 12 Jahre alt war, saß ich auf dieser Bank.
4 Jahre, 1460 Tage und damit ein Viertel meines Lebens sitze ich schon hier. Zeit, alles Zeit die ich entweder voller Hoffnung verbracht habe oder total niedergeschlagen war. Zeit die mir egal war. Zeit die mir nicht egal war.
Und ich habe gewartet. Jeden Tag zur selben Zeit, um sechs Uhr, saß ich hier, starrte auf die Straße, die sich vor mir breit machte und habe gehofft oder eben auch nicht. Habe gehofft - schweigend oder wütend.
Von außen betrachtet saß ich nur da. Still, ohne einen Mucks von mir zu geben. Richtete mich auf, um die vorbeifahrenden Autos besser sehen zu können, und sank wieder zusammen, wenn sie vorbei waren.
Niemand konnte ahnen, dass ich innerlich einen Kampf über Leben und Tod ausgefochten habe - über aufgeben oder weiterhin hoffen. Es war ein Gefühls-Chaos, das in mir tobte, wie der lauteste Sturm. Und dieses Chaos kam jedes Mal, wenn ich mich hierher verirrt habe, auf diese Bank und mich niedergesetzt habe, wenn ich einfach nur saß und nach vorne starrte.
Denn ich habe gewartet, gewartet ohne Vernunft, auf ein Wunder. Ich würde so lange warten bis ich nicht mehr wüsste wieso. Bis ich alles vergessen hätte. Das war dann wohl der Tod.
Ich habe gewartet, gewartet ...
Ich habe darauf gewartet, dass sich eine Mutter an ihr Kind erinnert, das sie vor 4 Jahren mit einem einzigen Zettel verlassen hatte. Ich habe gehofft, gehofft, gehofft, bis ich daran zerbrach und jedes Mal weinend nach Hause gestreift bin. Denn sie war meine Mutter. Keine x-beliebige, meine.
Und ich habe sie vermisst. Ich konnte nicht anders, als so lange zu sitzen, zu sitzen, zu sitzen, bis sie zu mir zurückkommen würde. Auch wenn das niemals der Fall sein sollte.
Ich habe gewartet.
Auf sie.
Ich saß da.
Für sie.
Ich habe zum Himmel gestarrt.
Für sie.
Fliegen.
Das wäre schön.
Doch auch so würde ich nie vergessen können.
Vergessen was war.
Tiefschläge graben sich in dein Herz, verhaken sich darin, befallen es, nehmen es in Besitz und lassen es nie mehr los.
Zeit.
Vielleicht würde Zeit helfen.
Ich sah hoch zu den Sternen.
Vielleicht.
Vielleicht auch nicht.
Die Zeit hatte schon genügend Platz gehabt, um alles mit sich zu nehmen und es leichter werden zu lassen. Doch sie wollte es nicht mitnehmen, den Schmerz, die Trauer, die Wut, das alles wollte nicht vor mir halte machen, sondern ist mit vollem Karacho geradeaus in mich hineingerast.
Zeit.
Vielleicht.
Vielleicht auch nicht.
Ich habe beschlossen, vielleicht ist ein beschissenes Wort.
Dann stand ich auf.
Die Zeit in der ich heulend nach Hause streifte war gekommen.
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