KAPITEL 8.2

„Was ist nur mit dir los?„, meckere ich und versuche Mily vor dem Waschbecken im Bad der Familie aufrecht zu halten. „Wie viel hast du getrunken?"

Ihre Augen schielen mich an und sie fängt an zu kichern. „Nur ein paar", brabelt sie und ich wende den Kopf ab, um mich ihrer Duftfahne zu entziehen.

„Mann oh Mann, Mily." Ich drehe den Wasserhahn auf. Dann mache ich einen Wachlappen nass und drücke ihn ihr an die Stirn. „Halten! Wir besorgen dir jetzt Wasser."

„Ich will kein Wasser." Der Lappen fällt zu Boden.

Ich zische und sehe sie eindringlich an. „Wir.Holen.Dir.Jetzt.Wasser." Damit ziehe ich sie aus dem Bad und suche eine Küche. Keine von uns hatte Wasser mitgenommen, aber hier müsste doch etwas sein. Ein Becher für Leitungswasser, ist alles was ich will. „Da!"

Ich angle mir einen Becher und drehe den Hahn auf. Dann drücke ich ihn ihr hin. „Trinken!"

Sie grummelt und fängt an zu trinken, wobei sie die Hälfte ausspuckt und ich zurückschrecke. "Mily!"

Sie kichert mich an, obwohl ich ihr meinen besten Mörderblick schenke.

„Was ist hier los?" Harley kommt zu mir gestürzt und mustert die Lage. „Ich glaube deine Freundin verträgt auch nicht viel."

Ich schnaufe. „Das ist gut möglich." Ich nehme ihr den Becher aus der Hand und fülle ihn wieder auf. „Trinken!" Wiederhole ich.

Sie fasst sich an ihre Stirn und taumelt umher. "Neee ..." Damit will sie umdrehen. Harley nimmt sie sachte am Ellbogen und hält sie auf. „Sie muss irgendwo hin, wo sie sich ausruhen kann", behauptet er.

Ich nehme ihr den Becher ab und rattere meine Möglichkeiten hinunter. Da ich Ester keine noch größere Sauerei hinterlassen will, führe ich die beiden nach draußen zum Auto.

Mily klammert sich an mich. „Kannst du bitte die Autotür aufmachen", raune ich außer Atem, und stütze Mily. Schnell flitzt er zu mir und nimmt sie mir ab.

„Ich glaub wir machen es lieber so, Prinzessin."

Ich rümpfe die Nase, sage aber nichts und reiße die Tür auf. Harley lässt Mily auf den Beifahrersitz sinken und schnallt sie an. „Man weiß ja nie", behauptet er und ich nicke zustimmend.

„Mily hier ist Wasser." Ich drücke es ihr in die Hand und sie fängt sachte an zu trinken. Schnell flitze ich nach hinten, um den Kofferraum zu öffnen. Als ich die Decke gefunden habe, breite ich sie über Mily aus und stelle den Sitz nach hinten.

„Alles gut?", frage ich sie und streiche über ihre Stirn.

Sie nickt brummend und schließt ihre Augen. Ich drehe mich zu Harley um. „Ich bleibe noch kurz bei ihr."

Nickend setzt er sich auf den Boden vors Auto. "Ich auch."

Verwundert blinzle ich, setze mich dann aber neben ihn und lehne mich ans andere Auto an. „Ok."

„Ok." Er nickt und schließt seine Augen.

„Auch müde?", murmle ich leise, um Mily nicht zu stören und lasse meinen Kopf nach hinten sinken.

„Mhhhh." Er nickt. „Hast du noch eine Decke?" Er öffnet ein Auge und schielt mich an.

Ich grinse leicht "Klaro" Schnell stehe ich auf und hole eine. „Das ist jetzt aber die letzte." Nachdem ich sie ihm gegeben habe lasse ich mich wieder niedersinken.

„Das ist beruhigend, immerhin ist es schon komisch genug, dass du Decken herumfährst." Er schmunzelt und schließt seine Augen wieder.

„Hey. Die sind echt praktisch", gebe ich zu. "Man weiß nie, wann man sie mal braucht." Ich deute auf Mily als Beweis. Da er es aber nicht sieht, weil er seine Augen immer noch zu hat, fahre ich fort. „Wie zum Beispiel Mily."

„Hey ...", brummt sie leise. Streckt sich kurz und zieht die Decke wieder zurecht. Sie schläft weiter.

„Jap, wie Mily", gibt er nun zu und breitet die Decke nun auch ein Stück über mich aus. „Und du." Damit schließt er wieder seine Augen.

Ich kuschle mich in die Decke. "Und ich", grinse ich. „Ich liebe Decken."

Harleys warmer Atem streicht über mein Gesicht als er lacht. Dann schweigen wir. Ich weiß nicht wie lange wir dort sitzen, aber irgendwann schnarcht Mily so laut, dass ich hochschrecke und gegen Harleys Brust knalle.

„Sorry." Ich muss mich orientieren und reibe mir übers Gesicht.

Er grinst und hilft mir auf. Dann verstaut er die Decke im Auto und schließt Milys Tür. „Sie schnarcht wie eine Ziege."

Wir lachen. „Lass uns zurückgehen. Sie braucht uns nicht, wenn sie schläft."

Damit begeben wir uns wieder aufs Fest und mischen uns unters Getümmel. Alice im Wunderland geht es prächtig, wie ich feststelle, und auch Harley, der verstohlen einen Blick dorthin wirft, scheint erleichtert. Ich nehme seine Hand und ziehe ihn zurück ans Buffet. „Wo hatten wir aufgehört. Ich hab einen Bärenhunger."

Einstimmig stürzen wir uns ein letztes Mal aufs Buffet.

*

„Heute kein Alkohol mehr. Mir reicht Mily schon", gebe ich zu und halte mir den vollen Bauch.

„Jap, da hast du recht." Der Döner-bringende-Typ sieht umher. „Es ist echt schön hier."

Ich lächle. „Es ist atemberaubend."

„Ja, das auch." Er stuppst mir in die Seite. „Sollte ich dich nicht an etwas erinnern."

Ich überlege und denke ans Gespräch vorher, als wir gerade Torte aßen. "Oh."

Schnell stehe ich auf. „Wo ist mein Handy?" Ich suche umher.

„Im Auto. Du hast es dort neben Mily abgelegt", erklärt Harley, der anscheinend ein guter Beobachter ist. Ein Fluchen entschlüpft mir.

„Du kannst meins haben." Er streckt es mir hin. Gut, so spare ich mir den Weg zurück zum Auto.

„Danke." Dann greife ich nach dem Mikro, das ich unter einem der Tische finde. "Achtung, Leute", rufe ich und stelle mich in die Mitte des Platzes. "Es war schön heute Abend, aber ich würde, bevor die ersten langsam fahren, gerne noch Fotos mit allen machen, so wie immer."

Einstimmendes Gemurmel. „Also alle, die mit drauf wollen, kommen jetzt bitte."

Harley stellt sich neben mich als alle ankommen und sich aufbauen. „Sehr gut. Will jemand fotografieren?"

Ich gebe einem Mann das Handy und wir stellen uns alle näher zusammen. „Lächeln!" Dann wird das Foto geschossen. Das zweite. Beim dritten legt Harley eine Hand um meine Schulter, beim vierten lächle ich ihn an, beim fünften springen wir alle in die Höhe und beim sechsten, zerstreuen wir uns wieder.

„Danke." Ich komme dem Mann entgegen.

„Nichts zu danken, Braisly. Wir können uns bedanken." Ich winke ab und gehe zurück zu Harley, der mich mustert.

„Braisly?"

„Oh ... das ist eine lange Geschichte", merke ich mit roten Wangen an und suche nach einem anderen Thema. „Es war ein wunderschöner Abend."

Er nimmt sein Handy entgegen. „Eins fehlt noch." Gerade als ich eine Augenbraue hochziehe, beugt er sich zu mir und schießt ein Foto von uns beiden.

„Das war nichts", schreie ich. „Ich hatte meine Augen verdreht."

Lachend macht er noch eins, worauf ich wenigstens lächle. Dann kneift er mich in die Seite und ich fahre hoch. Ein weiteres Foto. Zunge rausstrecken, noch eins. Harley böse anschauen, wieder eins. Und kichern, noch eins. Dann ist Schluss und ich halte mich stützend an einem der Tische fest, weil ich zu berauscht von dem Gefühl des Glücks bin. Ich puste mir die Haare aus dem Gesicht und binde meinen Zopf neu, der durcheinander geraten ist.

Anschließend erhebe ich nochmal die Stimme. „Danke, dass ihr da wart Leute. Ich bin euch wirklich unheimlich dankbar. An alle die jetzt schon fahren wollen: Wir werden morgen nochmal kommen zum Aufräumen, heute wird nichts mehr gemacht. Wer morgen Zeit hat und kommen will, ist herzlich eingeladen, wer nicht, der nicht. Diejenigen die von weiter weg kommen, können sich bei mir melden, dann werden ihr Sachen aufgehoben und sie bekommen sie beim nächsten Treffen. Noch Fragen?"

Nein.

Dann gehen alle wieder ihrer Wege.

„Ich muss dir unendlich danken." Ester steht vor mir.

„Ester beruhige dich bitte. Dafür sind wir doch da. Nächstes Mal hilfst du wieder einem anderen. Dieses Mal warst du an der Reihe. Es ist alles gut." Ich nehme sie in den Arm und sie fängt an zu schluchzen.

„Danke", murmelt sie immer wieder und ich löse mich von ihr.

„Pass auf deinen Jungen auf. Morgen sehen wir uns beim Aufräumen." Damit verabschieden wir uns und ich schlendere zum Auto.

Harley taucht neben mir auf und ich sehe zu ihm hoch. „Gut, dass du da bist. Du musst mir unbedingt noch alle Fotos schicken."

„Wird bald gemacht. Aber heute nicht mehr. Zu müde." Ich stimme zu.

„Ja, für heute reicht es wirklich." Ich sehe zu Alice im Wunderland in seiner Hand und grinse. "Ihr gehts gut?"

„Jap", grummelt er. „So gut wie es einem Papagei nur gehen kann."

„Na dann ..." Ich schließe mein Auto auf und steige ein. Dann sehe ich zu Harley hinaus und winke ihm: "Bis irgendwann."

„Bis morgen, Devs. Ich komm zum Aufräumen", erklärt er und verstaut seinen Papagei.

„Das musst du nun wirklich nicht."

„Ich habe hier auch gegessen und getrunken, Natürlich komme ich." Er winkt mir. „Bis morgen" Dann steigt er in sein Auto und ich starte ebenfalls den Motor.

Dann eben bis morgen.

Mit einem letzten Blick zu Mily, der ich schlafend über den Kopf streichle und die Decke zurecht ziehe, fahre ich los.

„Komm Süße. Fahren wir nach Hause", murmel ich ihr zu, als ich das Lenkrad bediene und genau neben Harley losfahre.

Ein letztes Mal nickten wir uns zu, dann bin ich weg.

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