5. Kapitel

Er fiel. »Newt...!«, schrie Marie und rannte los. Doch sie war nicht schnell genug. Es gab ein grauenvolles knacken, als er auf dem Steinboden aufkam. Marie kniete sich neben ihn. Newt rang nach Luft. Marie rüttelte an seinen Schultern. »Lass mich hier liegen...« Newts Stimme war leise, dann verstummte sie und Newt wurde bewusstlos. »Newt! NEWT!« Ihr schossen Tränen der Verzweiflung in die Augen. Auf keinen Fall konnte sie ihn hier lassen. Die Tore würden sich bald schließen. Würde sie es schaffen ihn zu tragen? Sie musste es auf jeden Fall probieren. Sie hob ihn hoch. Er war leichter, als sie gedacht hatte. Irgendwie schaffte sie es ihn auf ihren Rücken zu wuchten und sie lief los. Wo waren sie eigentlich hergekommen? Sie erinnerte sich dumpf an die Markierungsmethode, die Newt ihr erklärt hatte. Sie lief weiter. Nach einer Weile erkannte sie wo sie war. Hier hatten sie sich von Minho verabschiedet. »Halte durch, Newt....wir sind gleich da!« Sie rannte um die letzte Ecke. Da hinten waren die Tore! Doch ihre Erleichterung hielt nicht lange. Der Boden begann zu beben und langsam fingen die Tore an sich zu schlißen. Sie spürte, wie das Adrenalin durch sie floss und sie rannte los. »Marie!« Minho stand vor dem Tor und wartete auf sie. Newt auf ihrem Rücken wurde immer schwerer. »Nur noch ein paar Meter....nur noch ein paar Meter...« Zwischen den Toren, nicht mehr weit. Marie stolperte keuchend auf die Lichtung und sackte auf den Boden. Newt rutschte von ihrem Rücken und blieb auf dem Boden liegen. »Marie! Was ist passiert?! Was ist mit Newt geschehen?« Minho kniete sich zu ihr und half ihr auf. »Er...er ist gestürzt...sein Bein...«, antwortete sie keuchend. Minho rief nach Clint und Jeff. Sie sank wieder auf den Boden. Die beiden Sanis kamen herbeigelaufen. Minho kniete sich zu Marie runter. »Bist du verletzt?« Sorge lag in seiner Stimme. Ihr liefen mittlerweile Tränen die Wangen herunter. Jeff und Clint hoben Newt hoch und trugen ihn zu der Krankenhütte. Marie stand ebenfalls auf und machte Anstalten ihnen zu folgen, doch Minho hielt sie am Arm fest. »Ich will bei ihm bleiben!« Minho ließ ihren Arm nicht los. »Du kannst jetzt erstmal nichts für ihn tun. Und du solltest erstmal etwas essen! Nachher kannst du dann sicher zu ihm.« Er zog sie mit sich in Richtung Kochhütte. In Maries Kopf rasten die Gedanken. Warum war er gesprungen? War es hier drinnen so grausam? Wusste er etwas, was die anderen nicht wussten? Sie bemerkte erst, dass sie bei der Kochhütte waren, als Pfanne ihr einen Teller entgegenstreckte und sie besorgt ansah. Minho erklärte was passiert ist. Sie wollte nicht zuhören, also schnappte sie sich ihren Teller und lief zu einem freiem Tisch. Sie vergrub das Gesicht in ihren Händen. Sie sah immer wieder, wie Newt and der Ranke hing und losließ... »Marie, was ist los?« Gally setzte sich neben sie. »Newt...er..er ist gestürzt...sehr schlimm...er ist im Labyrinth ohnmächtig geworden...« »Newt ist da noch drinnen?!«, fragte Gally schockiert. Marie schüttelte den Kopf. »Ich...ich habe ihn rausgetragen...und jetzt ist er bei den Sanis...Sein Bein ist gebrochen...« »Und du hast ihn ganz alleine komplett rausgetragen?« Sie nickte nur. Gally umarmte sie plötzlich. »Danke Marie!« »Keine Ursache...«, murmelte sie, aber sie drückte sich ein wenig an ihn. Die Umarmung tat ihr gut. Die anderen setzten sich dazu. Sie fingen an zu Essen. Marie stocherte lustlos in ihrem Essen herum. Sie hatte keinen Appetit. »Marie, bitte iss etwas. Du musst wieder zu Kräften kommen. Du warst den ganzen Tg im Labyrinth!« Die Jungs schauten sie alle ein wenig besorgt an. »Ist ja gut, ich esse was...«, murmelte sie und zwang sich den halben Teller leer zu essen, damit diese besorgten Blicke aufhörten. Nachdem die anderen bereits fertig waren und aufgestanden waren saß sie noch eine Weile allein da. Irgendwann stand sie auf Sie ging in die Krankenhütte. »Hallo Marie«, begrüßte Jeff sie. Die beiden Sanis räumten gerade auf. »Darf ich zu Newt?« Clint nickte. »Er liegt da hinten. Er ist aber noch unter Narkose.« Marie ging zu dem hintersten Bett in der Krankenhütte, wo Newt lag. Sein Bein war fett einbandagiert. Sie setzte sich neben ihn. Schlafend sah er so friedlich aus. Sie strich ihm vorsichtig eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Was wenn er wieder versuchen würde sich umzubringen? Er durfte nicht sterben. Die Wut auf ihn, die sich in den letzten Tagen angesammelt hatte war verpufft. Sie hoffte nur noch, dass er so bald wie möglich wieder aufwachte. Die Zeit verstrich. Sie saß einfach bei ihm. Jeff und Clint gingen nach einer Weile raus, mit der Bitte, dass sie sie rufen sollte falls irgendwas sein sollte. Nach einer Weile kam Alby rein. Marie stand auf. »Bleib ruhig sitzen.« Alby setzte sich zu ihr. »Was ist wirklich passiert, Marie?« Sie sah ihn überrascht an. »Ich kenne Newt. Er ist ein zu geschickter Läufer, als das er so fällt und sein Bein so kaputt ist«, erklärte Alby. »Wir wollten uns gerade auf den Rückweg machen, da meinte Newt er müsse noch etwas nachschauen, also hat er mich vorgeschickt. Ich bin nach einer Weile wieder umgedreht um nach ihm zu schauen...er war an einer Ranke hochgeklettert...und dann...«, ihre Stimme brach ab und sie starrte auf den Boden. »Und dann ist er gesprungen...Ich hätte es voraussehen müssen. Er hasst das Labyrinth seit dem ersten Tag. Deswegen ist er Läufer geworden. Um einen Weg hier raus zu finden. Aber in den letzten Wochen hat er sich irgendwie verändert. Ich hätte die Anzeichen sehen müssen. Es tut mir leid, dass du da miterleben musstest, Marie. Und ich bin dir unendlich dankbar, dass du ihn da rausgeholt hast. Auch wenn du dabei dein Leben aufs Spiel gesetzt hast. Und wenn du nicht mehr Läufer sein möchtest, könne wir das verstehen. Wir finden jemand anderes, der den Abschnitt übernimmt.« »Nein. Ich bleibe Läufer!« Sie würde einen Weg nach draußen finden. Für Newt. Für alle. Den Entschluss fasste sie fest. Alby sah ihr ihre Entschlossenheit an und nickte. »In Ordnung. Dann übernimmst du ab morgen Newts Bereich. Und wir werden dafür sorgen, dass Newt keine Möglichkeiten mehr hat, sich umzubringen.« Marie lächelte leicht. »Danke Alby...Ich glaube, ich bleibe noch eine Weile hier. Weckt ihr mich, wenn ich hier einschlafe?« »Ist gut. Machen wir. Bis morgen!« Mit den Worten verabschiedete sich Alby. Marie blieb einfach bei Newt sitzen. Die Müdigkeit kroch in ihr hoch. Die Anstrengungen und Gefühle des Tages überkam sie in einer großen Welle der Erschöpfung. Es brauchte nicht lange, da war sie eingeschlafen.

Ihm tat alles weh. Nein. Nein, dass konnte nicht sein. Er war doch tot, da tat einem nichts weh. Er war tot und alles war vorbei. Warum tat dann alles weh? Newt riss die Augen auf. Es brauchte eine Weile, bis sich seine Augen an das schummrige Licht gewöhnten. Er war nicht tot. Er lag in der Krankenhütte, sein Bein bandagiert und sein ganzer Körper schmerzend. Nein, das durfte nicht wahr sein. Er war gesprungen, er hatte das Bewusstsein verloren, mitten im Labyrinth, kurz bevor die Tore sich schlossen. Warum war er dann nicht tot? Er bemerkte jemanden neben dem Bett sitzen. Es war Marie. Das heißt sie musste ihn irgendwie aus dem Labyrinth geholt haben...Aber wie? Und warum? Er war die letzten Tage nicht gerade nett zu ihr gewesen. Aber irgendwas hatte er tun müssen, sonst hätte er es heute niemals durchziehen können. Er konnte nicht mehr. Er hasste diesen Ort. Jeden einzelnen Tag war er da draußen und hatte nach einem Ausweg gesucht. Aber Tag für Tag stieg die Enttäuschung, bis ihm irgendwann klar wurde, dass es keinen Ausgang geben konnte. Sein Entschluss stand fest. Doch dann kam sie in der Box hoch. Und irgendwas sagte ihm, dass es vielleicht doch einen Ausgang gab. Doch er wollte nicht wieder enttäuscht werden. Deshalb hatte er sich fern gehalten. Und da war noch etwas. Er fühlte sich bei ihr irgendwie geborgen. Dabei kannte er sie nicht. Es war ein Drang nach ihrer Nähe, von dem er nicht wusste woher der kam. Und je mehr er sich versuchte an irgendwas zu erinnern, sich irgendeinen Reim daraus zu machen, desto ferner schienen irgendwelche Erklärungen zu sein. Das machte ihm Angst. Deshalb musste er dafür sorgen, dass sie ihn nicht mochte...Aber jetzt hatte sie ihn gerettet. Was sollte er jetzt tun? Könnte er durch sie und mit ihr eine neue Chance bekommen? Eine Chance hier herauszufinden. Newt betrachtete das Mädchen. Wie hatte sie ihn aus dem Labyrinth gebracht? Vor allem rechtzeitig. Das hätte sie doch nur geschafft, wenn sie ihn getragen hätte...Ihre langen, dunklen Haare fielen ihr ins Gesicht. Sie war ganz ruhig, ihr Atem ging gleichmäßig. Es beruhigte ihn. Newt überkam eine Welle an Erschöpfung. Die Müdigkeit hüllte ihn in den Mantel des Schlafes.

Vereinzelte Sonnenstrahlen fielen durch die ritzen in der Wand der Krankenhütte und kitzelten Marie wach. Sie gähnte und streckte sich. Newt schlief immer noch. Sie strich ihm vorsichtig über die Hand und stand dann auf. »Ich komme nachher wieder. Ich finde einen Weg nach draußen. Versprochen!« Sie ging nach draußen, wo ihr auch schon Minho begegnete. »Guten Morgen, Marie, ich wollte dich gerade wecken gehen. Es gibt Frühstück. Und Alby hat erzählt, dass du Newts Abschnitt übernimmst. Bist du dir sicher?« »Guten Morgen! Ja, ich bin mir absolut sicher! Und Frühstück klingt gut. Ich habe einen riesen Hunger!« Minho grinste. »Na dann komm mal mit. Wie geht es Newt?« Die beiden gingen zu der Kochhütte und holten sich frühstück. »Er hat die ganze Zeit geschlafen. Und sein Bein ist fett einbandagiert...« Die beiden setzten sich zu den anderen. Beim Frühstück ging es lustig zu. Sie scherzten und lachten, was Marie unglaublich gut tat. Nach dem Frühstück wärmte sie sich mit Minho ein wenig auf, dann liefen sie zu dem Tor. Das Labyrinth schien mit einem mal noch viel bedrohlicher. Ihr Herz fing an schneller zu klopfen. »Bist du dir sicher, dass du das machen willst?«, fragte Minho mit einem leicht besorgtem Blick. Marie holte tief Luft und nickte. »Ja! Ich bin mir sicher!« Damit liefen sie los in die tiefen Weiten des Labyrinths.

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