Die Rettung

Da tippte sie jemand von hinten auf die Schulter. Doch wer sollte das sein? Endlich Erleichterung, ein bekanntes Gesicht, in das sie blickte. "Was machst du denn hier, Lila?" und sie konnte die Antwort kaum abwarten. "Das gleiche könnte ich euch fragen und wieso müsst ihr untertauchen?", fragte sie ein wenig verstört. "Das ist eine lange, nicht sehr schöne Geschichte!", riefen beide. "Kommt erst mal mit, wir haben Zeit. Da könnt ihr mir dann alles erzählen. Ihr müsst doch total fertig sein nach allem, was ihr durchleben musstet?" und beide nickten. Lila brachte sie in eine Wohnung, abseits von Trubel und Hektik, aber dennoch war das Brandenburger Tor nicht weit von ihnen entfernt. Dann brachte sie beiden neue Kleidung und forderte sie auf duschen zu gehen. Anschließend wollte sie beide für eine ganze Weile äußerlich verändern. Wie das ginge, würde sie ihnen schon zeigen. Als beide endlich wieder vorzeigbar waren, wollte sie ihre Geschichte hören. Ihr kam das alles sehr bekannt vor. "Ach, treibt der schon wieder sein Unwesen hier?", rief sie wütend. " Ich glaube, dass ich ihm klarmachen muss, dass er hier nichts zu suchen hat, gehört er doch einfach in eine andere Zeit!". Das konnte ja noch lustig werden, denn Lila war schon sehr genervt, weil genau dieser Zauberer wieder da ist. Sie kannte ihn von früher. Mehr erfuhren wir aber nicht von ihr. Nur dass sie sich jetzt darum kümmern würde.

Lila hatte verborgene Kräfte und konnte daher Personen mittels Magie äußerlich verändern, so dass sie sich draußen bewegen konnte, ohne erkannt zu werden. Lila war eine gute, ach was sag ich, sie ist eine gute, also weiße Hexe. Doch zu erkennen geben sollte sie sich eigentlich nicht wirklich. Aber hier hat sie es mit Freunden zu tun, die ihre Hilfe brauche, und die ihre eigentliche Bestimmung selbst noch nicht erkannt haben. Aber wie denn auch, wenn sie ständig woanders sind und keinen finden, der ihnen alles erklären kann mit dem Fluch. Aber kommt Zeit, kommt Rat. Loreen sollte ihre Augen schließen und erst wieder öffnen, wenn Lila es ihr sagt. Mit ein paar Zaubersprüchen veränderte sie Loreen Aussehen dermaßen, dass nicht einmal ihre eigene Mutter sie erkennen würde. Sie war ein ganz anderer Typ Mensch: korpulent und ungepflegt, die Haare hingen einfach nur so herunter und eine dicke Hornbrille ergänzte das ganze Erscheinungsbild. Oder besser Schreckensbild. Jetzt war Mustafa an der Reihe und als er die Augen wieder öffnete, war er ebenso verschandelt und nicht mehr wiederzuerkennen. Er war ebenfalls sehr schwergewichtig, ungepflegt, mit fettigen Haaren und extrem dicken Händen. Beide betrachteten sich im Spiegel und erschraken gewaltig. Da Lila mehrere Zaubersprüche miteinander kombiniert hatte, dürfte es sehr schwer werden, die bei zu entlarven. Nur ein Magier allerhöchster Stufe wäre noch im Stande dazu. §Hoffen wir mal, dass das jetzt ausreicht, sonst müssen wir das immer wieder verändern. Aber nun erzählt mir doch mal die Einzelheiten, wie und wo ihr den Magier getroffen habt! Ich habe nämlich schon öfter mit ihm zu tun gehabt und er ist sehr rachsüchtig. Es wird also nicht leicht ihm das Handwerk zu legen, wenn er immer wieder woanders und in einer anderen Zeit auftaucht. Und dass er euch folgen konnte, ist auch kein gutes Zeichen. Ihr solltet also ständig auf der Hut sein! Vertraut einfach niemanden mehr und falls ihr in Schwierigkeiten seid, dann ruft einfach dreimal laut meinen Namen und ich werde erscheinen! Solltet ihr nicht mehr rufen können, dann könnt ihr auch an mich denken und ich werde ebenfalls Hilfe senden!".

"Schon komisch, so erfährt man, dass die beste Freundin eine weiße Hexe ist!", dachte Loreen und Mustafa und sie hatten das auch noch nicht verdaut. Dann umarmten beide Lila und man verabredete ein Erkennungszeichen. Loreen sollte eine ganz bestimmte Rune in Gedanken zeichnen und Lila würde sie daran erkennen. Es war die Rune für Stärke, die sie sich hat auf ihren linken Unterarm tätowieren lassen. Es sollte sie immer daran erinnern, was sie alles schon durchlebt hat und wofür sie bisher kämpfen musste. Doch dieser Fluch war wohl ihr größter Kampf und alles zielte darauf ab, dass sie und nur sie ihn brechen konnte.

Nachdem nun beide nicht mehr wiedererkennbar waren, wollten sie nun doch mal nach draußen gehen. Auf Dauer kann das keiner ertragen, immer nur eingesperrt oder auf der Flucht zu sein. Und in einer kleinen Wohnung bekommt man nun mal sehr schnell einen Budenkoller. Man fühlt sich in diesen kleinen Zimmern wie ein Tier in einem Käfig. Loreen hatte schon so viel ertragen müssen, wollte sich aber nicht auch noch ihr bisschen Freiheit nehmen lassen. So gingen sie also total vom Äußeren verändert und wollten sich ein Taxi rufen. Doch niemand hielt an. "Na toll, jetzt kann man mal erfahren, wie oberflächlich doch die Menschen sind. Sie machen sich gar nicht erst die Mühe einen kennen zu lernen. Dann müssen wir eben laufen!", rief sie trotzig. Nur das ging natürlich durch ihre Körperfülle auch nicht mehr wirklich gut. Schon nach wenigen Metern waren sie derart aus der Puste, dass sie einfach nicht mehr vom Fleck kamen. "Lass uns umkehren, das wird sowieso nichts!". Gesagt, getan und sie quälten sich wieder bis zur Wohnung von Lila. Sie standen vor der Wohnungstür und Loreen zeichnete in Gedanken die Rune. Plötzlich ging wie von allein die Tür auf. Vorsichtig traten sie ein, aber dort war niemand zu sehen. "Wir sollten erst einmal die komplette Wohnung checken, nicht dass uns am Ende doch noch jemand gefolgt ist!", sagte Loreen zu Mustafa. Nachdem das erledigt war, setzten sie sich auf das riesengroße alte Sofa in dem viel zu kleinen Wohnzimmer und warteten auf die Rückkehr von Lila.

So vergingen einige Stunden. Lila wunderte sich keineswegs, warum sie wieder zurückgekehrt waren. "Ihr braucht mir nichts zu sagen. Vielleicht sollten wir euch noch ein wenig verändern und na ja, die Fülle sollte weg! Doch jetzt werden wir erst mal was essen. Ihr müsst doch hungrig sein?", fragte sie, obwohl sie die Antwort bereits kannte, hatte sie sich doch in ihre Gedanken geschlichen. Inzwischen war es bereits zwei Uhr nachmittags, die Zeit war ganz schön davon gerannt, unmerklich, wie Loreen feststellen musste. Mittels Magie hatte Lila ein köstliches Mahl gezaubert und so konnten sie einfach nur genießen. Es war wirklich reichlich und für jeden Geschmack etwas dabei.

Endlich waren sie gesättigt und nun war es an der Zeit wieder mittels Magie ihr Aussehen so zu verändern, dass man sie nicht sofort erkennen würde. Loreen war schlank gewachsen, hatte inzwischen rötliches Haar bekommen, trug ganz einfache Jeans und ein unauffälliges Oberteil, dass nicht zu sexy war. Nur nicht auffallen, war ja noch immer die Devise. Sie sah einfach aus wie normaler Durchschnitt: unauffällig geschminkt, eine graue Maus eben. Aber Lorren dachte nur: "Total spießig!" Und Lila zischte: "Das habe ich gehört!". "Ach ja, ich vergaß, du kannst ja Gedanken lesen!". Dann verwandelte sie Mustafa in einen normal aussehenden Menschen. Sie hatte ihn ein wenig schrumpfen lassen. Er trug eine Brille mit getönten Gläsern und hatte ebenfalls unauffällige Kleidung am Leib:

Jeans, Oberteil, Turnschuhe. Alles normal, aber seine Hautfarbe war verändert. Er sah aus wie ein Durchschnittsmitteleuropäer und nicht wie einer aus dem Orient. Er betrachtete sich im Spiegel und war höchst zufrieden mit seiner Verwandlung. "Dankeschön, du hast uns den Tag gerettet!".




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