Chapter 8 ~ Was zu viel ist, ist zu viel
Fiona P.O.V
Erleichtert atmete ich aus. Entweder ihm war es egal, dass ich einfach so abgehauen war und ihn stehen gelassen habe, oder er war tatsächlich tief in seinen Gedanken versunken. Letzteres schien ich eher zu glauben, da man ihm ansah, dass er angestrengt über etwas nachdachte. Aber warum machte ich mir darüber überhaupt einen Kopf? Ich hatte wesentlich schlimmere Probleme. Ich hatte etwas Falsches gemacht. Ich.. würde.. wieder bestraft werden, wie all die anderen Male. Was, wenn es heute sogar noch schlimmer werden würde? Ich konnte nicht mehr. Ich.. wollte das nicht!
Ich fing an am ganzen Körper zu zittern. Er war zu schwach für weitere Verletzungen. Ich war zu schwach für weitere Verletzungen. Sowohl körperlich, als auch seelisch. Ich konnte nicht mehr. Bis jetzt konnte ich mich immer gut verarzten und anderen etwas vorspielen. Doch ich wusste, dass ich am Ende angelangt war. Ich konnte nicht mehr. Nicht mehr heute. Ich setzte mich auf den Boden. Heute würde ich nicht mehr nach Hause gehen. Ich konnte es nicht. Ich konnte diese Gedanken nicht mehr ertragen. Was würde passieren, wenn ich nach Hause gehen würde? Was würde sich mein Erzeuger neu ausdenken? Er fand immer neue Sachen um mich zu quälen. Und meine Erzeugerin? Sie stand da neben und machte nichts und wenn sie dicht war, aber richtig, dann half sie ihm sogar. Wie neulich. Ich konnte einfach nicht.
In der Nähe suchte ich mir ein Park, wo selten Menschen herkamen und setzte mich auf eine Bank, die ich unter einer Laterne stehen sah. Man konnte ja nie wissen... nachts.
Ich war gespannt, wie kalt es noch werden würde. Immerhin war es Winter. Auch wenn ich warme Klamotten anhatte, wurde einem schnell kalt, wenn man sich nicht bewegte. Ich hatte schon mal draußen übernachtet, allerdings war es zu dem Zeitpunkt Sommer und fast komplett hell. Doch jetzt war die Wahrscheinlichkeit höher, dass was passierte und es nicht gesehen würde.
Mit einem flauen Gefühl in der Magengegend fiel ich schließlich in einen unruhigen Schlaf. Das letzte, was ich mitbekam war, wie mein Kopf auf meine Schulter runterrutschte.
~
Als ich aufwachte fing es gerade mal an hell zu werden. Und nach einem Blick auf mein Handy, dessen Akku erstaunlicherweise noch recht voll war, war es kurz vor acht. Amy müsste also jetzt in der Schule sein oder zumindest auf dem Weg dorthin. Ich hatte jetzt überhaupt keine Idee wohin ich gehen sollte. Immerhin war ich gestern in der Bibliothek und heute wollte ich nicht nochmal dahin. Auch wenn es verlockend klang, da mir sehr kalt war...
Aus diesem Grund beschloss ich in einem nah gelegenen Wald etwas zu laufen. Wenn ich schon die Nacht über hier geschlafen hatte, sollte ein bisschen laufen im Wald nicht schaden.
~
Nachdem ich warm genug war, griff ich in meine Tasche und suchte mein Portemonnaie raus. Als ich es hatte, öffnete ich es. Fünf Euro und ein paar gequetschte... Ich beschloss in den nächstbesten Supermarkt zu gehen um etwas zu Essen zu holen.
Keine zehn Minuten später fand ich einen Supermarkt und kam kurze Zeit später mit einem Apfel raus. Das musste reichen bis heute Nachmittag.
Ich schlenderte noch ein bisschen in der Gegend herum, um die Zeit zu vertreiben. Irgendwann piepste dann mein Handy. Neugierig holte ich es aus meiner Hosentasche raus und schaute nach von wem die Nachricht stammte. Amy. Was sie wohl wollte?
Hey, wollen wir uns morgen treffen wegen dem Musikprojekt? Mein 'Bruder' kann nur Morgen :*- Amy
Ach, das mussten wir ja auch noch machen... Aber morgen sollte es eigentlich auch passen. Mittwochs hatte ich meinen freien Tag.
Klar, passt bei mir auch gut. Bei wem?,
schrieb ich zurück. Oh Mist, ich hoffe sie kommt jetzt nicht auf die Idee zu mir kommen zu wollen! Plötzlich lief es mir abwechselnd kalt und warm den Rücken runter. Bevor ich mir aber noch weiter Gedanken darüber machen konnte, bekam ich eine Antwort.
Bei mir :* Freu mich schon. Bis morgen♡ - Amy
Puh...Glück gehabt. Doch ich hatte um ehrlich zu sein keine Lust irgendwas mit Colin zu unternehmen. Und das ausgerechnet an meinem freien Tag.. Auch, wenn es für die Schule war und ich mir nichts mehr erlauben durfte.. Ich wette, dass ich unter Beobachtung von den Lehrern stand, sobald ich dort wieder auftauchte. Ich durfte nichts mehr falsches machen. Das einzige, was ich tun konnte, war nicht mehr auf Colins Sticheleien einzugehen. Zumindest in der Schule. Außerhalb des Schulgeländes war es ja so ziemlich egal.
Keiner durfte erfahren, was bei mir geschah. Es war meine Privatsphäre, auch wenn es rechtlich gesehen, nicht erlaubt war, was sie da taten. Sie dürften in meine Privatsphäre nicht eindringen. Ich hatte es all' die Jahre verheimlicht. Erfolgreich. Und das würde ich auch weiterhin schaffen. Koste es, was es wolle. Mir war es egal, was dann die anderen von mir denken würde. Die Schulzeit war nicht dafür da, Freunde zu finden, sondern für unsere Zukunft zu sorgen. Ich war wahrscheinlich die einzige, die so dachte, doch es war mir egal.
Dir ist aber nicht egal, was mit Amy passiert, tauchte plötzlich der Gedanke auf. Das stimmte, doch egal wie Nahe sie mir stand, egal wie Nahe sie mir kommen würde, niemals würde sie erfahren, was bei mir Zuhause los war! Das versprach ich mir selbst. Und Ihr.
~
Mittlerweile war es wieder Zeit um zu arbeiten. Aus diesem Grund fuhr ich, mit dem restlichen Geld, zum Diner. Dort angekommen begrüßte ich Paul schnell und verschwand in der Umkleide. Als ich fertig war, machte ich mich auf den Weg zur Küche, wo ich schon mal begann die ersten Sachen vorzubereiten.
Nach einer halben Stunde kam dann auch Colin an. Er blickte kurz zu mir und nickte mir zu. Okay... seit wann begrüßte er mich? Kopfschüttelnd nahm ich die erste Bestellung auf. Ein Fischgericht für Tisch 4. Und so ging es weiter.
In der Mittagspause, nachdem ich mein Essen schon gegessen hatte, nahm ich die Arbeitskleidung ab und ging kurz an die frische Luft. Ewig lang in der Küche rumzustehen war nicht gerade angenehm.
Als ich wieder reinging, wollte ich wie gewohnt wieder meine Arbeitskleidung anziehen. Wie gesagt wollte, denn sie war unauffindbar. Merde, wenn ich noch etwas falsch machte, würde ich Zuhause nochmehr Ärger bekommen! Dazu zählte auch, die vorgeschriebeneArbeitskleidung nicht zu tragen. Doppelt merde!
Konnte es sein..., konnte es sein, dass es mal wieder Colin gewesen war? Mann, konnte dieser Junge nicht mal erwachsen werden?! Wie oft wollte er, dass ich Ärger von Paul bekam? Wusste er überhaupt, was er mir damit antat? Wie schlimm es für mich dann werden würde?
Nein, weiß er nicht! Er weiß ja nicht, was dein Erzeuger mit dir macht!, antwortete ich mir selber. War komisch oder?
Ich hatte keine andere Wahl, als ohne Arbeitskleidung an die Arbeit zu gehen. Ansonsten würde ich noch mehr Strafe bekommen. Und das wollte ich verhindern. Auch wenn ich im Unterbewusstsein wusste, dass ich so oder so massig Ärger bekommen würde und dass dies nicht gut für mich ausgehen würde.
„Fiona?", rief Paul plötzlich. „Ja?", rief ich zurück in Hoffnug, dass er nicht in die Küche kam. Vergeblich. Ich hörte, wie er der Küche näher kam anhand seiner schweren Schritte. „Fio-... wo ist deine Arbeitskleidung?!", fragte er entsetzt und gleichzeitig böse. Shit!
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