Chapter 3 ~Erzähl mal etwas von dir

Ich schloss die Haustüre auf und trat in den Flur rein. Sobald ich auch schon die Tür zu war, stand mein Vater im Flur. Oh.. oh. Paul hat mich also schon verpetzt. Wäre auch ein Wunder, wenn nicht. Sein Kiefer war angespannt, seine Augen blitzten vor Wut auf. Er baute sich vor mir auf, was bei ihm gefährlich wirkte. Ich hatte doch nur was auf einem Burger vergessen! Und eine verdammte Bestellung. Mein Gott.

Er packte mich am Handgelenk und führte mich ins Wohnzimmer. Dort stand schon ein Bügelbrett mit einem Bügeleisen. Dieser Abend wird nicht sonderlich schön verlaufen, dass war klar. Meine Erzeugerin war nicht im Wohnzimmer. Wahrscheinlich schlief sie schon. Und damit begann eine nicht sehr angenehme Nacht.

Der Wecker klingelte. Ich hob reflexartig meinen linken Arm aus dem Bett, was ich bereute! Ich zog meinen Arm wieder zurück, drehte mich um und schielt den Wecker mit meinem rechten Arm aus. Als nächstes schob ich bedacht, dass keiner den Lärm des Weckers gehört hat, die Bettdecke zurück. Ich stand auf und ging ins Bad. Dort zog ich mich bis auf die Unterwäsche aus und betrachtete mich im Spiegel. Mein Blick fiel sofort auf meine Rippen. Ich betastete sie vorsichtig. Scheiße! Geprellt.. Das wird noch blaue Flecken und große Schmerzen geben. Als nächstes ließ ich mein Blick zu meinem linken Unterarm wandern. Ich hatte gestern Abend schon ein Verband drum gemacht. Dies nahm ich zischend ab. Fuck! Wieso musste das so weh tun?

Wieso lässt du dich überhaupt von ihm misshandeln?

, schoss es mir durch den Kopf. Fresse! Ich nahm ein Tuch und reinigte die Wunden. Ja, mein Erzeuger neigt zu Gewalt und anscheinend hatte er eine neue Methode gefunden mich zu verletzen. Jep, ich meinte das Bügeleisen. Die Folge hatte ich jetzt an meinem Unterarm. Es war nicht aus. Dieses Bügeleisen war an. Ich war froh, dass mein Erzeuger, der sich Vater nennen soll, dies nur an meinem Arm angewendet hatte. Ansonsten hätte ich jetzt große Probleme.

Ich säuberte die Wunde und machte ein neues Verband drum. Ja, ich hatte Erfahrung damit. Ich sah mir danach ins Gesicht durch dem Spiegel. Meine Wange war knallrot. Scheiße! Wie soll ich das denn jetzt verdecken? Ich ließ mein Blick über das Badezimmer schweifen. Da kam mir ein Geistesblitz. Ich gin in meinem Zimmer und fing an zu suchen. Tatsächlich fand ich Puder von...

Nein! Nicht an sie denken!!!

Ich ging wieder ins Badezimmer und versuchte meine roten Wangen zu verdecken. Irgendwie schaffte ich es. Ich trug so was zwar nie, aber jetzt musste ich es tragen. Ich hatte keine andere Wahl.

Ich zog mich schwerfällig an und machte mich fertig. Ich nahm mir wieder ein Apfel, wie jeden morgen und verließ leise das Haus in Richtung Schule. Zum Glück traf ich kein Colin Fortescue. Er war der letzte, den ich gebrauchen konnte.

Sobald ich auf den Schulhof stand, kam eine rothaarige auf mich zugelaufen. Eindeutig Amy. Sie umarmte mich und ich versuchte kein vor Schmerz stöhnendes Gesicht aufzusetzen. „Guten Morgen, Fiona!", sagte sie strahlend. „Morgen Amy... Irgendeinen Grund, warum du so fröhlich bist?", fragte ich sie. „Nun ja. Ich bin ja neu hier in der Stadt, weshalb mein Zimmer noch nicht fertig eingerichtet wurde. Und da wollte ich dich fragen..,", sie fing an mit ihren Haaren zu spielen, „... ob du mir vielleicht helfen könntest beziehungsweise... möchtest mein Zimmer zu streichen" Sie schaute mich eindringlich an. Eigentlich wollte ich ja, dass sie sich von mir fernhält. Damit das nicht noch eimal passiert..., aber Amy, sie war anders. Sie gab mir ein Gefühl, was ich sehr lange nicht mehr gehabt habe und ohne, dass ich es merkte, nickte ich. Sie fiel mir glücklich um den Hals. Und wieder ignorierte ich den stechenden Schmerz gekonnt. „Ich schreib dir einfach meine Adresse heute. Dann kannst du morgen früh zu mir kommen." „Okay" Ich lächelte sie an. „Aber ich muss gegen Mittag wieder weg." „Kein Problem. Das kriegen wir schon hin."

Es gongte und Amy zog mich durch die Schulgänge zum Physikraum. Zum Glück zog sie an meinem halbwegs gesunden Arm. In der Pause setzten wir uns an einem stillen Ort, wo nur wenige waren, sodass wir Ruhe hatten. „Ich hasse dieses Gefühl, wenn dich alle anstarren, weil du neu bist", sagte Amy auf einmal. Das liegt wohl nicht nur daran, dass du neu hier bist, schoss es mir durch den Kopf, sagte es aber nicht laut. Es liegt daran, dass du bei mir bist. Bei jemanden, von welcher sich jeder scheut. Sich nie trauen würde in die Nähe desjenigen zu kommen, da die Gefahr zu groß war auch, das größte Opfer der Schule zu werden. Es lag an mir, Amy. An mir.
Bevor ich mir noch ganz den Kopf zerbrach, schüttelte ich den Gedanken kaum merkbar weg.
„Du hast recht. Das geht einem auf die Nerven, aber bald ist das vorbei. Dann bist du nicht mehr die Neue und jemand anders übernimmt deinen Part." Amy schmunzelte. „Hoffentlich" Es entstand eine Stille, wo niemand etwas sagte. Man hörte nur leise Gespräche von den anderen, die sich hier noch herumtrieben. Vögel, die zwitscherten, uns aber bald verliesen, da bald schon Schnee fallen würde. Die letzten Blätter, die von Baumkronen abfielen und auf den Boden landeten. Ja, man kann deutlich schon spüren, dass der Winter anfing. „Erzähl mal etwas von dir", sagte Amy plötzlich, welche somit die Stille zwischen uns beendete. „Was soll ich denn groß sagen?", antwortete ich in der Hoffnung die Bitte zu umgehen. Falsch gedacht! „Also vieles! Wir haben uns gestern erst kennengelernt. Ich weiß nichts über dich, außer, das du Klavier spielen kannst. Und vor allem sehr gut singen kannst." „Du weißt schon mehr als andere..", murmelte ich. „Also, ich bin 16 und liebe es zu kochen." Das war ja noch nicht mal gelogen, stelle ich fest. „Hast du Geschwister?" „Nein", antworte ich wahrheitsgemäß, „Was ist mit dir?" „Ich bin 17 Jahre alt und... habe.. einen.. Halbbruder." Den letzten Teil flüsterte sie eher. „Halbbruder?" „Ja, aber ich rede nicht gern drüber." „Okay, dann akzeptier aber auch, dass ich nicht gern über mich rede, okay?" Widerwillig nickte sie. Ich wusste ganz genau, dass sie sehr neugierig war, dennoch willigte sie ein. „Ach Amy? Eine Frage noch.." „Mhm?" „Geht dein Halbbruder auf dieser Schule?", fragte ich sie, auch, wenn wir das Thema gerade eben abgeschlossen hatten. Auch ich musste mir eingestehen, dass ich sehr neugierig sein konnte. Und manchmal übernahm die Seite überhand. Sie schüttelte nach langem überlegen den Kopf. Ich nickte. Wir sprachen noch über Gott und die Welt, bis es klingelte und wir ins Gebäude liefen. Wir hatten jetzt beide Musik. „Amy, versprichst du mir etwas?", fragte ich sie, als ich sicher war, dass keiner sonst hier im Gang war. „Sag bitte niemanden, dass ich singen und Klavier spielen kann, okay?" Sie guckte mich irritiert an. Sie wollte mich schon fragen, als sie sich an Anfang der Pause erinnerte. „Okay. Ich kann dich zwar nicht verstehen, aber ja, ich werde nichts sagen." Ich lächelte sie an. „Danke Amy."

Wir liefen in den Musiksaal, wo schon die meisten saßen. Wie überall, war neben mir ein Platz frei. Deswegen saßen wir wieder nebeneinander. Ich spürte die ganze Zeit die Blicke der anderen, die auf uns lagen und wünschte mir nichts sehnlicheres, als das der Unterricht begann. Dann kam endlich unsere Musiklehrerin. Sie ließ ihre Tasche aufs Pult fallen und guckte uns der Reihe nach an. „So. Wir nähern uns immer mehr dem Ende des Halbjahres. Ich habe mir nochmal eure Noten angeschaut und habe festgestellt, dass bei einigen die Noten noch nicht klar sind. Deswegen schlage ich vor, dass ihr eine Gruppenarbeit machen. Das heißt: 3-Teams. Mir ist egal, was sie machen, solange die Arbeit irgendwas mit Musik zu tun hat. Und bitte...", sie schaute zu Colin und seiner Clique, „... etwas, dass zu eurem Alter passt und kein 'Alle meine Entchen'" Innerlich musste ich grinsen. Letztes Jahr haben die Bad Boys, um unsere Musiklehrerin zu ärgern, Alle meine Entchen gesungen und dafür eine Sechs kassiert. Na ja, ist jetzt auch egal.
„Damit kein Chaos hier ist, und sich das vom letztens Jahr..", sie betonte besonders die letzten zwei Worte, „... wiederholt, habe ich euch schonmal in Gruppen aufgeteilt." Ein Stöhnen ging durch den Musikraum. Scheiße! So wie ich Mrs. Adams kannte, kam da nur Scheiße raus. „Die erste Gruppe besteht aus Colin, Amy und Fiona." Mir klappte die Kinnlade runter. Wieso zum Teufel musste ich mir Colin machen? „Miss, ich glaube das ist ein Fehler!", sagte Colin. „Ach ja?", fragte Mrs. Adams. „Ich werde ganz sicherlich nicht...", er zeigte mit dem Daumen auf mich. „mit der Schlampe in eine Gruppe zusammen arbeiten." Colin wäre nicht Colin, wenn er keinen Einspruch erhob. Und dies war er nun. Aber Schlampe, ganz ehrlich? Das ist ja noch harmlos! Es gab tausend andere, schlimmere Beleidigungen, die er sagen konnte, aber gerade das? „Meinst du, ich habe Lust mit dir zu arbeiten?" Er schnaubte. „Ich würde lieber mit einem Affen arbeiten, als mit dir, denn selbst der hat mehr drauf, als du!", sagte ich. Die ganze Klasse starrte mich an. Ich war einer der wenigen, besser gesagt die einzige, die Colin wiedersprach. Deswegen glotzten die anderen immer und verfolgten unsere Diskussionen immer spannend. „Als ob du etwas drauf hättest! Du schleimst dich bei dem Lehrern nur ein und bekommst dafür gute Noten. Wahrscheinlich schläfst du noch mit ihnen." Das ging eindeutig zu weit! Ich bin doch kein Flittchen! „Sagt der Richtige, du Spermacontainer!" Ich bin von meinem Stuhl aufgestanden, da ich so wütend war. Colin schaute mich wütend an. Kurz zeitig ist er blass geworden, wurde aber dennoch rot. Oh je, er war stink wütend! Er stand nun drohend von seinem Platz auf. Selbst das sah noch elegant aus. Colin wollte gerade antworten, als Mrs. Adams dazwischen ging. „Ruhe!", schrie sie. Ich schaute verwirrt zu ihr. „Raus! Beide, sofort!", schrie sie aufgebracht und mit hoch rotem Kopf und steckte ihren Arm richtung Tür aus. Ich hatte die Umgebung komplett vergessen...
Ohne ein weiteres Wort zu sagen, verließ ich den Musikraum, dicht gefolgt von Colin. „Übrigens werden sie beide nochmal extra eine Präsentation machen. Und jetzt raus!" Wütend machte ich den auf und ging raus. Super, und nochmal mehr mit Colin.
Ich wurde plötzlich gegen die Wand gedrückt. Und das nicht gerade sanft. Ich schrie kurz auf, wegen dem Schmerz, der mir dabei durchfuhr. Meine Hände wurden neben meinem Kopf fitiert. Verdammt, tat das weh! Und es konnte nur einer sein. Colin.

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