Chapter 1~Was hast du gesagt?!
Das altbekannte Geräusch ertönte. Mein Kopf schnellte nach links. Eine Wärme durchfuhr meine rechte Wange. Dann kam der Schmerz. „Was musste ich von deinem Chef erfahren, du Schlampe?" Ich schaute stur auf die plötzlich so interessante Wand. „Es hat sich jemand beschwert! Und so etwas nennt sich meine Tochter. Schau mich an!", schrie mein Erzeuger.
Da ich mit solchen Situationen vertraut war, tat ich, was er verlangte. Dann gab er mir eine weitere Ohrfeige. Diesmal auf meine linke Wange. Mein Kopf schnellte nach rechts. Und das Geräusch, das entstand, als seine Hand meine Wange berührte, schallte durch den ganzen Flur, bis hin zu unserem Wohnzimmer, wo stumm meine sogenannte Mom saß mit einer Wodka Flasche in der Hand. Mein Blick ging Richtung Uhr.
Mitternacht. In sechseinhalb Stunden musste ich wieder aufstehen für die Schule. Warum ich bis eben noch draußen war und wer sich beschwert hatte? Ganz einfach: Ich war bis eben noch draußen, da ich arbeiten musste. Ich arbeitete in einem Diner, zwei Stunden von meinem Zuhause entfernt. Und ich musste dorthin laufen. Wer hatte sich beschwert? Ein Kunde, da die Zitrone bei einem Schnitzel fehlte. Ich musste arbeiten, da meine Eltern Alkoholiker sind und dazu nicht imstande waren. Sie zwangen mich.
„Wenn das noch einmal passiert, dann weißt du, was passiert. Und es wird nicht so harmlos sein, wie heute! Und jetzt verschwinde. Ich will meine missratene Tochter heute nicht mehr sehen!" Er machte mir endlich Platz. Als ich an ihm vorbei kam roch ich noch stärker seine Alkohol Fahne. Schnell ging ich nach oben in mein 'Zimmer', das eher einer ungewöhnlich großen Kammer ähnelte. An der Decke hing eine nackte Glühbirne. Durch ein kleines Fenster konnte ich den Mond sehen. Meine Wände waren früher weiß. Mittlerweile waren sie grau. Ein Bett, eine Kommode und ein Kleiderschrank standen in meinem Zimmer. Das war alles. Die Kommode benutzte ich als Schreibtisch. Vormittags, wenn meine Eltern ihren Rausch ausschlafen, ging ich zur Schule, denn wenn ich mein Abitur habe, werde ich von Zuhause abhauen und werde sie nie wieder sehen. Dann kann ich mir ein vernünftiges Leben aufbauen ohne Alkohol. Meine Eltern wussten nicht das ich zur Schule gehe. Sie dachten immer, dass ich auf dem Weg zum Diner war, welcher zu Fuß mehr als zwei Stunden dauerte. Ich konnte immer irgendwie genügend Geld für ein Bus zusammen kratzen. So konnte ich zur Schule und kam pünktlich zum Diner.
Ich zog mich um, damit ich später auch ausgeschlafen zur Schule gehen konnte, auch wenn ich dort auch nicht glücklich war. Ich legte mich hin und der einzige Gedanke, der mich in den Schlaf zog, war meine eigene ausgedachte Wunsch-Traum-Fantasy-Welt.
Der Wecker klingelte und ich war sofort hell wach. Das machte wohl die Angst vor meinem Erzeuger. Angst davor, dass er plötzlich in meinem Zimmer stand und mir wieder etwas an tuen wird. Angst davor, dass er mein Handy fand. Angst davor, dass er meine Schulsachen fand. Angst davor, dass er mein größtes Geheimnis herausfand.
Ich stand auf und machte mich fertig. Eine lange schwarze Hose, ein dunkel grünen Pullover, schwarze Stiefel, grauer Schal und zuletzt eine dicke Oliv-farbene Winterjacke. Alte unbenutze Sachen meiner Erzeugerin. Ich trug diese auch nur, da ich erstens keine Wahl hatte und zweitens mindestens diese zwanzigmal gewaschen hatte.
Ganz leise ging ich mit meiner Schultasche die Treppe runter. Nahm einen Apfel, den es nur wegen mir gab, meine Eltern halten nichts von Obst, und ging nach draußen ins Kalte.
Es war noch dunkel, als ich auf die Straße ging. Die Straße wurde von Laternen beleuchtet. Ich ging wie jeden Tag dieselben Straßen entlang. Minute für Minute. Ich schaute auf meine Uhr. Halb acht. Ich hatte eigentlich keine Lust auf Schule, dennoch ging ich dorthin. Nur mit den Gedanken, dass ich bald abhauen konnte.
Dann hörte ich Motorengeräusche. Ich schaute nach rechts auf die Straße und stöhnte auf. Ein weißer Lamborghini wurde neben mir langsamer. „Hey du Schlampe! Mal wieder allein unterwegs?" Er lachte. „Halt deine Fresse Fortescue!" Er lachte noch mehr, machte sein Fenster wieder hoch und fuhr schneller.
Colin Fortescue, größter Bad Boy der Schule. Das arrogantestes, eingebildestes Arschgesicht der Welt. Er denkt, er wäre unwiderstehlich und kann jedes Mädchen haben, doch mich nicht! Er schläft mit jeder Bitch, die er sieht und hat auch nur das im Kopf. Er gab zusätzlich auch mit seinem Geld an. Das war auch nur eine seiner Maschen. Aber auf die falle ich nicht rein und werde es auch nie!
Endlich war ich an der Schule. Als erstes fielen natürlich die Bad Boys auf, die mit den Bitches an Colins Auto standen. Die Bad Boys rauchten eine, während die Bitches sich an ihnen schmiegte mit ihrer äußerst knappen Kleidung. Für alle die es noch nicht gemerkt hatten: Es war Winter! Innerlich schüttelte ich den Kopf.
„Da kommt ja die ungeschminkte Pickelfresse", sagte Ashley, die größte Bitch von allen. Ja, mit Pickelfresse bin ich gemeint und ja, ich schminke mich nicht. Entweder sie mögen mich so, wie ich bin, was nicht der Fall ist, oder eben nicht, dann ließ ich sie in Ruhe, was leider nicht klappte, da sie mich nicht in Ruhe ließen. Ich sah, wie sie anfingen zu lachen. Ich stöhnte genervt auf und ging ohne ein Wort zu sagen an ihnen vorbei.
Der Gong erlöste mich und ging deshalb ins Gebäude rein. Erste Stunde Mathe. Bei der schlimmsten Lehrerin aller Zeiten. Zusätzlich noch mit dem Bad Boy. Ja richtig ER ist gemeint. Auch wenn ich die Lehrerin hasste, war ich gut in Mathe. Was blieb mir anderes übrig? Eben, nichts. Also setzte ich mich auf meinen üblichen Platz in der vorletzten Reihe. Direkt hinter mir Colin.
Es ist so eine Art Uniraum mit solchen Klappstühlen und der kleinen Fläche zum schreiben. Kurze Zeit später kam auch schon Colin rein. Ich würdigte ihn keines Blickes, ansonsten hätte ich sein schäbiges Grinsen, dass in seinem Affengesicht war, gesehen und gewusst, dass er irgendwas vorhatte.
Mitten in der Stunde flogen mehrere Papierkügelchen auf meinem Platz und in meine Haare. Von hinten. Ich brauchte mich nicht umzudrehen, um zu wissen, wer dies tat. Ich versuchte mich weiterhin auf den Unterricht zu konzentrieren und tief ein und auszuatmen. Irgendwie klappte es auch.
Nach einer weiteren Stunde, zum Glück ohne Colin, war endlich Pause. Anstatt raus zu gehen ging ich zum Musikraum ins Erdgeschoss. Wenn mich eins beruhigte, dann war es Musik.
Ich machte die Tür auf und ging rein, nachdem ich mir sicher war, dass keiner hier war. Der Raum war stickig, weshalb ich ein Fenster aufmachte. Der Musikraum war auf der anderen Seite des Pausenhofes, weshalb keine Menschenseele draußen zu sehen war.
Ich stellte meine Tasche neben das Klavier, dass in der Nähe des geöffneten Fensters stand, und setzte mich anschließend auf den Hocker. Meine Finger glitten über die Tasten des Klaviers. Soll ich..? Ja, ich habe es so lang nicht mehr gemacht! Und schon fingen meine Hände an von selber zu spielen. Der Drang war einfach zu groß, als es zu lassen. Dann konnte ich mich nicht mehr zurückhalten und fing an zu singen.
„In diesem Haus, wo ich wohn
Ist alles so gewohnt
So zum Kotzen vertraut
Mann, jeder Tag ist so gleich
Ich zieh Runden durch mein' Teich
Ich will nur noch hier raus
Ich brauch mehr Platz und frischen Wind
Ich muss schnell woanders hin
Sonst wachs ich hier fest
Ich mach 'nen Kopfsprung durch die Tür
Ich lass alles hinter mir
Hab was Großes im Visier
Ich komm nie zurück zu mir
Es gibt nichts, was mich hält, Au Revoir
Vergesst, wer ich war
Vergesst meinen Nam'
Es wird nie mehr sein, wie es war
Ich bin weg, Au Au
Au Au Au Revoir
Au Revoir
Au Revoir
Au Revoir
Auf Wiederseh'n? Auf kein'
Ich hab meine Sachen gepackt, ich hau rein
Sonst wird das für mich immer nur dieser Traum bleiben
Ich brauch Freiheit, ich geh auf Reisen
Ich mach alles das, was ich verpasst hab
Fahr mit 'nem Gummiboot bis nach Alaska
Ich spring in Singapur in das kalte Wasser
Ich such das Weite und dann tank ich neue Kraft da
Ich seh Orte, von den' andere nie hörten
Ich fühl mich wie Humboldt oder Steve Irwin
Ich setz mich im Dschungel auf den Maya-Thron
Auf den Spuren von Messner, Indiana Jones
Der Phönix macht jetzt 'n Abflug
Au Revoir, meine Freunde, macht's gut
Ich sag dem alten Leben Tschüss, Affe tot, Klappe zu
Wie die Kinder in Indien, ich mach 'n Schuh
Es gibt nichts, was mich hält, Au Revoir
Vergesst, wer ich war
Vergesst meinen Nam'
Es wird nie mehr sein, wie es war
Ich bin weg, Au Au
Au Au Au Revoir
Au Revoir
Au Revoir
Au Revoir
Es gibt nichts, was mich hält, Au Revoir
Vergesst, wer ich war
Vergesst meinen Nam'
Es wird nie mehr sein, wie es war
Ich bin weg, Au Au
Au Au Au Revoir
Au Revoir
Au Revoir
Au Revoir"
Ich ließ die letzten Töne spielen. Die ganze Zeit über hatte ich meine Augen geschlossen. Dann hörte ich plötzlich eine Stimme. „Das war wunderschön! Wo hast du Klavier gelernt?" Ich schreckte auf. „W..Was? Ehm.. Ich hab mir das alles selber beigebracht" „Oh mein Gott. Das klang so schön! Ach übrigens, ich bin Alina, aber du kannst mich auch ruhig Amy nennen." Sie lächelte mich an, während sie durch das Fenster stieg, um in den Raum zu gelangen. Sie war ein bildhübsches Mädchen. Ein bisschen größer als ich, Natur rotes Haar, lockig, bisschen länger als Schulter und grüne Augen. Mittlerweile war sie bei mir angekommen. Amy reichte mir die Hand. „Hi", sagt sie. Zögernd nahm ich ihre Hand an. „Hi, ich bin Fiona." „Freut mich!" „Mich auch." Sie lächelte mich mit ihren weißen Zähnen an. „Bist du neu hier?", fragte ich sie, um die Stille zwischen uns zu brechen. „Ja, das ist heute der erste Schultag hier für mich." „Soll ich dir ein wenig die Schule zeigen?", bot ich ihr an. „Oh ja, das wäre echt nett! Ich wollte nicht diese ganzen Bitches fragen, die sich für was besseres halten und in den Stunden oder Pausen nichts besseres zu tun haben, als sich zu schminken, Nägel zu lackieren oder mit den Jungs herumzuknutschen." Sie lachte auf. „Keine Sorge, ich bin nicht so" Ich lächelte sie ein wenig schüchtern an.
„Kann ich deine Nummer haben?", fragte sie mich. Ich zögerte einen Moment, aber letztendlich nickte ich. Was kann schon schief gehen?
Sie kann dich verarschen, dich lächerlich machen, damit dich die Bitches auslachen, weil du so leichtgläubig bist, dich demütigen...!
Amy reichte mir ihr Handy und lächelte mich an. Das Lächeln war so ehrlich, da konnte ich nicht anders, als meine Nummer einzutippen. Dann nehme ich auch in kauf verarscht zu werden. Ich gab Amy ihr Handy zurück. „Ich schreib dir, okay?" Ich nickte. „Ich hoffe wir werden Freunde!", sagte sie. „Hoffe ich auch" Ich lächelte leicht. Dann klingelte es. Ich nahm meine Tasche und schloss das Fenster. Zusammen mit Amy ging ich nach draußen auf den Flur. „Was hast du jetzt?", fragte ich die rothaarige. „Physik" „Cool, ich auch. Dann kann ich dir schon mal etwas zeigen" Amy hackte sich bei mir unter. Es war ein komisch Gefühl.
„Ok, wo lang?" Ich begann zu laufen. Auf den Weg erklärte ich ihr ein paar Sachen über unseren Physiklehrer.
In Physik saß ich mit Amy ganz hinten. Neben mir war noch ein Platz frei gewesen. Aber von Glück konnte man hier nicht sprechen. Ich saß in fast jedem Fach alleine. Die Leute hielten sich von mir fern, da ich das Opfer von Colin war. Niemand wollte in so einer Situation geraten, wie in meiner.
Es gongte zum zweiten Mal und schon kam unser Lehrer mit jede Menge Arbeitsblätter in der Hand ins Klassenzimmer. Innerlich stöhnte ich auf. Amy hatte ich auch schon aufgeklärt, dass er eine gewisse Neigung zum kopieren von Arbeitsblätter hatte.
Wir begrüßten uns und schon begann der Unterricht. Danach hatte ich Chemie. Amy leider nicht.
Ich verabschiedete mich von ihr, nachdem ich ihr erklärt hatte, wo der Kunstraum zu finden war. Ich beschloss Chemie zu schwänzen, um früher im Diner zu sein. Doch als ich die Treppe sah, die zum Dach führte, hielt ich inne. Leider war das keine gute Idee, den sofort wurde ich umgerannt. „Pass doch auf Evolutionsbremse! Hast du nichts besseres zu tun, als rumzustehen? Oder hast du etwa auf mich gewartet, Flittchen?" Ein Grinsen zeichnete sich auf Colins Gesicht ab. Was denkt er, was er ist? „Nie im Leben, Schrumpelhodenfresse!" ( Ein riesen großes Dankeschön an unsere Gruppe! ♥ :'D) Ha! Was du kannst, kann ich schon lange! „Was hast du gesagt?!"
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