Aus einer anderen Dimension
Sicht vom Erzähler:
Anabel jubelte. Endlich war die Schule aus und an der Seite von ihrer besten Freundin Sophie schlenderten sie den Heimweg entlang. Und natürlich redeten sie über nichts anderes als Minecraft. Ob Tag oder Nacht, Sommer oder Winter, Anabel konnte nie aufhören, an das Computerspiel zu denken. Selbst schlechte Noten oder eine Klassenfahrt konnten sie nicht daran hindern. Endlich waren sie zu Hause! Sophie durfte heute nämlich bei Anabel übernachten, und so bekam man die Mädchen stundenlang nicht zu sehen. Heute wollten sie wieder eine neue Welt erstellen, also machten sie das. Als sie auf "neue Welt erstellen" klickte, wurde es immer dunkler und kälter. "Anabel?", zitterte Sophie. "Ist das immer so?" Auch Anabel merkte, dass etwas nicht stimmte. "Nein", erwiderte sie also. "Du-ich glaub mir wird schlecht", jammerte Sophie. Doch auch Anabel konnte daran nichts ändern. So mussten die Mädchen hilflos mitansehen, wie das Zimmer von einer Schwärze übermannt wurde und sich ein Strudel anstelle eines Bildschirms vor ihnen auftat. Er brachte die beiden durcheinander mit seinen bunten Farben, die sich immer weiter drehten und es schien kein Ende zu nehmen. Jetzt zischten auch noch Blitze vom Himmel, der Raum leuchtete hell auf und dann wurde es schwarz. Tiefschwarz.
Als Anabel allmählich zu sich kam und ihre Augen öffnete, sah sie keineswegs eine neue Welt oder den Computer, nein, eine rosafarbene, verpixelte Steckdosennase. Das verwirrte Mädchen rieb sich die Augen. Sie lag auf einem Wüstenstreifen, dahinter erstreckte sich ein Wald und ein paar Meter neben ihr lag das klare, blaue Meer. Anabel kapierte erst nicht so recht, was geschehen war, doch allmählich dämmerte ihr es. "Soff? Denkst du auch was ich denke?", fragte Anabel mit zittriger Stimme. Von weiter weg ertönte ein Stöhnen. Anabel richtete sich auf und bemerkte erst jetzt die erschöpfte Gestalt, die an einem Baum lehnte und sich mit einer Hand den Köpf rieb. "Was ist los?", keuchte die bekannte Stimme. "Sophie! Wir sind in einer Minecraftwelt gelandet und ich habe keine Ahnung, wie wir das geschafft haben." Sophie kreischte auf, als sie ebenso das Schwein erblickte. "Das fühlt sich so echt an...", hauchte sie, als sie das Schwein vorsichtig streichelte. Und tatsächlich, als die Mädchen eine Priese Sand aufhoben, erschienen Risse im Boden. Ja länger sie das taten, desto mehr Risse erschienen und auf Einmal machte es Plopp und ein viereckiger Sandblock fiel zu Boden. Anabel sammelte ihn ein. "Schnell! Lass uns Material für Werkzeuge und einen Unterschlupf suchen! Die Nacht kommt bald!", sagte Anabel eindringlich. "Ich wette, dass es hier auch Monster gibt. Und denen will ich nicht zum Fraß vorgeworfen werden!" "Worauf wartest du dann noch?", fragte Sophie, die bereits daran arbeitete, einen Baum zu fällen. Auch Anabel lief rasch zu den Bäumen und klopfte Holz. Nach dem ersten Baum crafteten sich die beiden jeweils eine Werkbank und alle Holzwerkzeuge: ein Holzschwert, eine Holzspitzhacke, eine Holzaxt und nach dem zweiten Baum auch eine Holzschaufel und eine Holzhacke. Nun waren die Mädchen notdürftig ausgerüstet. Doch damit war noch längst nicht alles getan, denn sie brauchten noch einen ausgeleuchteten Unterschlupf. Ohne einen Unterschlupf hätten sich die Mädchen die ganze grausame Nacht lang einen Weg durch die ganzen Monster suchen müssen, um zu überleben. Als sich Anabel weiter umsah, blieben ihre Augen bei einem dunklen Loch stehen und sie rief: "Eine Höhle! Vielleicht finden wir hier Kohle oder Eisen! Komm hierher, aber bleib hinter mir!" Sophie, die noch am Bäume fällen war, drehte sich um und nahm ihre Spitzhacke in die Hand. Langsam und vorsichtig gingen die Freundinnen hinein, während Anabel voranging und ihr Schwert bereithielt, folgte ihr das blondhaarige Mädchen mit einer Spitzhacke parat auf Abstand. Man hörte schon ein leises Stöhnen, das eindeutig wie ein Zombie klang. "Es gibt also doch Monster!", stellte Sophie fest und ihr wurde etwas mulmig zumute. Anabel erschrak etwas, als ein waschechter Zombie aus den dunklen Tiefen um die Ecke bog, aber schlug ihn tapfer mit ihrem Schwert zurück. So lieferten sie sich ein Gefecht, bis Anabel nach einem harten Schwerthieb den Zombie tötete. "Hab ihn!", triumphierte sie, doch dann bemerkte sie erst die tiefe Fleischwunde in ihrem Oberarm. "O nein! Du blutest ja ganz doll!", klagte Sophie. "Das tut sicher mega weh. Gibt es hier auch Heilpflanzen oder so? Was meinst du?" Anabel biss die Zähne zusammen und murmelte: "Es geht schon." Sophie bemerkte jedoch, dass ihre Freundin geschwächt war, also sagte sie, dass sie ab jetzt die Führung übernehme. So ging Sophie voraus und Anabel schlich vorsichtig hinterher. Und da machten die zwei auch schon ihre ersten Funde: ein Haufen Kohle erwartete sie am Ende des Ganges und an der Decke konnte man etwas Eisenerz erkennen. Fröhlich stürzten sie sich auf die Rohstoffe und in Null Komma nichts waren sie abgebaut. Natürlich hatten die zwei auch noch Pflasterstein mitgenommen. Jetzt mussten sie aber wieder an die Erdoberfläche, denn der Tag neigte sich dem Ende zu und sie brauchten noch einen sicheren Unterschlupf.
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