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Geschockt sah Jimin den Jungen neben sich an und musterte ihn für eine Sekunde, ehe er sich näher an das Buch beugte und das Bild nochmals und genauer beäugte. Taehyung war selbst sehr zurückgenommen. „Woah”, ließ er leise unter einem Atemzug heraus, es klang fast schin wie ein sanftes Flüstern. Mit seinem Zeigefinger zeigte er auf den Mann und musterte diesen.
Wie zur Hölle war das möglich? War der Soldat Kim Taehyung, der Kim Taehyung, der nebem ihm stand? Schwachsinn.
Das ergab doch keinen Sinn.
„War das dein Vorfahre oder so?”, fragte Jimin ihn leise. Viele sahen oft deren Eltern oder sogar Großeltern ähnlich, war ja auch logisch — man trug schließlich die DNA von seinen Vorfahren. Der Jüngere ließ die Blicke ab von dem Bild und sah ins Gesicht des Gleichaltrigen.
Es konnte ja schließlich sein, dass seine Eltern oder sogar Großeltern ihn nach dem Kriegshelden benannten, da dieser sehr wohl ein Zeichen des Stolzes war für viele und ganz sicherlich für seine Familie. „Nope. Also nicht, dass ich wüsste”, sagte er dann und überlegte. „Ich werde aber nachfragen”, Jimin nickte dazu und beobachtete wie Taehyung langsam anfing zu grinsen.
Er nahm das Buch und lief zu seinen Freunden hinüber. Jimin starrte ihm etwas verdutzt nach, wendete sich aber wieder an die Bücher. Ignorierte dabei das unschöne Gefühl, was ihm im Nacken saß. Er wollte sich nicht aufregen, darauf dass Taehyung ihn ein weiteres Mal, die Arbeit alleine machen ließ und lieber zu seinen Freunden ging. Jimin überredete sich dazu, dass er es nicht anders kommen gesehen hatte. Vielleicht überreagierte er gerade und all die Frustration, die sich durch Taehyung über die Jahre aufgestaut hatten, würden wie Wasser in einem zu vollen Glas über die Ränder fließen. Es war wahrscheinlich aber nur der Anfang bis die tickende Bombe wirklich platzen würde.
„Yah, schaut mal her”, lachte Taehyung leise und zeigte Hoseok und Jeongguk das Buch mit dem Bild des Soldaten her. Beide waren überrascht und geschockt, genauso wie er und Jimin es vor wenigen Sekunden waren.
„Wow, der sieht ja aus wie du”, wunderte Jeongguk sich und zog das Buch näher an sich.
Hoseok beugte sich über den Tisch und legte ein Bein auf seinen Stuhl, auf welchem er vor wenigen Sekunden gesessen war, um es genauer anzusehen. „Oh mein Gott”, nuschelte er erstaunt. Taehyung nickte den Kopf enthusiastisch und schaute zu Jimin rüber. Dieser streckte sich nach einem Buch und nahm es aus. Das Stück Lektüre hatte definitiv bessere Tage gesehen, es sah alt und fast schon dreckig aus.
Die Augenbrauen des Älteren schossen kurz in die Höhe und er sah interessiert aus. Er schien das Buch zu lesen. Seine Freunde schienen immer noch über seinen verstorbenen Doppelgänger zu staunen, während Taehyungs Augen nur auf Jimin's Figur fixiert waren.
Jimin spürte seine Blicke wohl, denn er drehte den Kopf in seine Richtung. Sein Gesicht zeigte keine Emotionen als sich ihre Blicke von der Ferne trafen, jedenfalls waren es Gefühle die Taehyung nicht identifizieren konnte. Taehyung wusste nicht, wie lange er und Jimin sich anstarrten, aber alle Geräusche um ihn herum verschwanden in den Hintergrund, selbst die Stimmen von Jeongguk und Hoseok, die wahrscheinlich über das Bild quaselten (um ehrlich zu sein, ging selbst das was er registrierte von einem Ohr zum Anderen und raus) und es wurde langsam immer und immer stiller. Bis er nur mehr seinen Herzschlag hörte und dann einen Klumpen runter schluckte, der sich in seiner Kehle gebildet hatte.
Jimin wendete aber dann die Blicke ab und so kam auch Taehyung aus dieser kleinen Trance. Falls er etwas enttäuscht war deswegen, würde er es nicht in Erwägung ziehen.
Er stoßte einen Atemzug aus und drehte sich zu Hoseok und Jeongguk. Der Jüngste von den Drein reichte ihm das Buch wieder. „Hier”, sagte er. Der zweit Älteste (oder zweit Jüngste) nickte und stand auf. Dann ging er zurück zu Jimin. Er hörte seine Freunde noch nuscheln und murmeln, konnte aber nicht ausmachen, was sie sagten. Vielleicht hätte er was ausmachen können, aber um ehrlich zu sein war es ihm gerade egal.
Er musste immer noch an das kleine Anstarren denken, welches sie hatten. Für seine nächsten Gedankengänge schlug er sich mental ins Gesicht.
„Was liest du?”, fragte der Braunhaarige. Taehyung spürte die Blicke von Jung Hoseok und Jeon Jeongguk auf seinem Rücken brennen, ignorierte sie jedoch. Er hörte zu wie der Kleinere seufzte.
Jimin schien zu überlegen ihm zu antworten oder so tun als ob er seine Präsenz nicht wahrnahm oder gar akzeptieren wollte, dass ein gewisser Kim Taehyung existierte.
„Ein Buch”, erwiderte er schließlich kurz und knapp und erläuterte damit das Offensichtliche. Taehyung funkelte ihn an mit einem Blick, der gerade nur schrie: „Dein Ernst jetzt?”
„Achso, ja, ich dachte du machst Gymnastik. Sorry”, der Größere verdrehte die Augen.
Die Augen des anderen guckten scharf in seine Richtung. So als hätte eine Katze auf der Jagd ein Geräusch im Gebüsch gehört und war darauf aufmerksam geworden.
So als würde die Raubkatze sich auf eine Gefahr — eine Attacke vorbereiten und es nervte Taehyung.
Irgendwie war Park Jimin der Einzige, der nicht in seinen Bann gezogen war. Er war der Einzige, der ihm nicht vor die Füße gefallen war und ihn nie von selbst ansprach. Er war fast der Einzige, der ihm nicht wie ein Idiot nachrannte. Jimin war immer auf der Hut neben ihm, war bereit um zu kratzen und zu beißen. Es machte den Jungen aus Daegu stutzig.
(Dabei wusste Taehyung nicht unbedingt ob er diesen Gedanken wortwörtlich meinte oder nicht. Mit Park Jimin könnte alles passieren. Vielleicht war, dass auch ein Zeichen für ihn auch immer in die Defensive zu gehen bei dem Älteren.)
„Kannst du mich jetzt alleine lassen?”, fragte Jimin, seine Stimme war fest, aber leise. Er klang genauso genervt wie es Taehyung war mit seiner Frage, die mehr als eine Aufforderung klang. „Falls es dir nicht bewusst ist, ist das eine Gruppenarbeit. Du bist der zweitbeste Schüler der ganzen Schule, also bist du sicher schlau genug, um zu wissen was das ist”, schnappte Taehyung. Jimin drehte seinen Körper zu ihm und funkelte ihn wütend an. Den selben Funkeln hatte auch Taehyung in seinen Augen.
„Die Stunde ist in, nicht einmal, zehn Minuten über und dir fällt erst jetzt ein, dass das eine 'Gruppenarbeit' ist?”, fragte Jimin empört nach und beugte sein Gesicht näher an das von Taehyung. Seine Augenbrauen waren zusammengezogen und er seine Augen waren gefüllt mit Zorn.
Taehyung presste seine Lippen zusammen und spannte sein Kiefer an.
Er wusste, dass Jimin recht hatte und defintiv auch das Recht auf Taehyung angepisst zu sein. Aber nicht jetzt in seinen Augen. Jedoch war Jimin noch nicht fertig. „Anstatt rum zu tratschen und über die Körper und Performances von anderen im Bett zu lästern und mir dann wie eine scheiß Klette am Rücken zu hängen und dazu dann nichts zu beitragen , hättest du für diese verdammte 'Gruppenarbeit' was tun können”, seine Stimme war harsch und der Busaner Dialekt war unüberhörbar.
„Wir haben drei Wochen Zeit, Mann. Mach dir nicht so in die Hosen”, Taehyung starrte Jimin böse an, fast schon in seine Seele. „Na und? Besser ist es, dass wir diese Scheiße so schnell wie möglich hinter uns bringen, anstatt nichts zu tun. Dann muss ich dich und du mich nicht mehr als das ertragen”, schnaubte der Ältere.
Irgendwie wollte Taehyung aber nicht, dass sie so schnell fertig wurden. Er schluckte den Gedankengang runter. „Was ist so schlimm daran die Dinge langsam anzugehen?”, der Jüngere guckte Jimin provokant an. „Die Möglichkeit es zu langsam zu machen und eine Note schlechter abzuschneiden — noch dazu länger mit dir an so einer Scheiße dran sitzen zu müssen”, erwiderte der Ältere bissig. Taehyung dachte sich, wie zu jedem Scheiß Jimin doch eine Antwort fand.
„Noten-”, fing Taehyung mit Etwas an, was auch sehr der Realität entsprach.
„Halt den Rand”, zischte Jimin, „im Gegensatz zu dir sind mir gute Noten und gute schulische Leistungen wichtig. Ich kann auch gut alleine dieses Projekt machen.” Taehyung guckte ihn nur an. Er musterte jedes Detail seines Gesichtes. Er merkte wie schön Jimins Augenfarbe eigentlich war, mochte aber nicht den Ausdruck dieser Augen. Auch merkte, dass Jimin Sommersprossen hatte. Selbst in seinem Zorn halb verschlungen, fand er diese süß. Das Klingeln hörte er dann nur verstummt irgendwo.
Er sah zu wie Jimin, zur Seite gelegte Bücher, in seine Arme nahm und sich zwischen das Regal und Taehyungs bereitere Figur durchpresste und den Raum mit harten und schnellen Schritten verließ. Dabei stoßte er Taehyung aus dem Weg, welcher kurz die Balance verlor, ihm aber dann nach schaute.
Taehyung schnaubte. Er hatte nur eine einfache Frage gestellt und für ganze 15 Minuten hatten sie sich um nichts gestritten. Ein Teil von ihm wollte ihn aus Trotz alles machen lassen und nichts machen für das Projekt - "die kindische Option", welche Jimin wahrscheinlich nur noch mehr broddeln lassen würde.
Die andere Hälfte wollte Jimin zeigen, dass er was konnte und nicht nur ihm sondern auch sich selbst eine gute Note einbringen konnte. Außerdem würde das Jimin wahrscheinlich auch zu Tode nerven.
Er ließ die Entscheidung, welche nicht wirklich eine Entscheidung war, für nach der Schule sitzen und setzte sich zu seinen zwei besten Freunden, fast schon Brüder. „Der soll mal den Stock aus dem Arsch ziehen”, grummelte Taehyung und blickte zu der schweren Doppeltür, hinter welcher Jimin gerade eben verschwunden war.
Er hörte zu wie sein Dongsaeng kicherte und beobachtete wie Hoseok mit einem kleinen Grinsen in die selbe Richtung schaute. „Park Jimin”, fing er an, „hat echt was gegen dich.”
Taehyung schnaubte nur. „Erzähl mir was Neues.”
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