Kapitel 15

April, 2010
CBI HQ, Sacramento, CA

»Guten Morgen, Kaitlyn!«, sagte der Wachmann Jim lächelnd, als ich meinen Ausweis durch die heruntergelassene Scheibe zeigte.
»Guten Morgen«, grüßte ich zurück. Freundlich erwiderte ich sein Lächeln.
»Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag, Agent!«, sagte der Mann, bevor er mich durchwinkte.
»Wünsche ich Ihnen auch!« Ich schloss mein Fenster und fuhr auf den Parkplatz, wo ich mich in eine freie Lücke stellte.
»Morgen, Kaitlyn!«, erklang auf einmal eine Stimme, als ich ausgestiegen war, und als ich den Kopf hoch, sah ich Rigsby, der aus dem Wagen stieg.
Erneut erschien ein Lächeln auf meinen Lippen. »Morgen, Rigsby!«
»Sie zwei können gleich wieder umdrehen«, sagte Lisbon, die plötzlich aus dem CBI-Gebäude trat, gefolgt von Jane.
»Was ist los?«, wollte Rigsby wissen.
»Wir haben einen neuen Fall«, erklärte Lisbon, die zu unserem weinroten Van lief, mit welchem wir immer zu einem Tatort fuhren, wenn wir alle zusammen unterwegs waren, »und einen neuen Boss.«
Überrascht hob ich eine Augenbraue. »Es wurde also ein Nachfolger für Minelli gefunden?«
»Sie heißt Madeleine Hightower. Sie hat das Büro unten ins Fresno geleitet. Die Staatsanwaltschaft hat mir gesagt, dass sie morgen hier eintrifft. Sie soll knallhart sein, mit Freunden in der Politik, voller Ehrgeiz.«
»Kein Grund, nervös zu werden«, beruhigte Jane Lisbon, während Rigsby sich ans Steuer unseres Vans setzte.
»Bin ich doch gar nicht!«, verteidigte Lisbon sich.
Nun setzten auch wir uns in den Wagen und fuhren los zu dem Anwesen von Hopper Banks in der Stadt Citrus Heights. Als wir dort ankamen, war der Sicherheitsdienst bereits da. Ein Mann in einem Anzug und einem schmalen Schnauzer und ein paar Stoppeln am Kinn kam uns entgegen, der erst Lisbon, dann mir und schließlich Jane die Hand schüttelte.
»Hallo! Vic Bandino, ich bin vom Sicherheitsdienst dieses Wohnviertels«, stellte er sich vor.
»Agent Lisbon«, sagte Lisbon, ehe sie uns ebenfalls vorstellte, »das sind Patrick Jane, Agent Moore und Agent -«
»Wayne Rigsby!«, rief Bandino, der Rigsby überrascht  ansah. Der Agent hatte soeben das Auto umrundet, so dass er erst in diesem Moment aufsah, als er seinen Namen hörte. »CBI! Du hast es geschafft!« Lachend hielt er Rigsby die Hand hin und dieser schüttelte sie ebenfalls grinsend.
»Bandino! Nicht zu fassen! Wir haben früher in San Diego im Dezernat für Brandstiftung ein paar Fälle zusammen bearbeitet.«
»Das waren Zeiten, was? Weißt du noch die Kleine in Pismo?«
»Ja, das war -«
»Könnten wir uns jetzt bitte auf den Fall konzentrieren?«, unterbrach Lisbon das angeregte und freudige Gespräch der beiden Männer. Genervt sah sie sie an und hastig nickte Bandino, während Rigsbys Lächeln augenblicklich verschwand.
Bandino führte uns zum Poolhaus, in welchem die Leiche von einem Privatlehrer gefunden worden vor.
»Sein Name ist James Smithson, 28, britischer Staatsbürger, ein gutbezahlter Privatlehrer für Kinder in dieser Gegend«, erklärte Bandino, während wir den Weg entlangliefen. Einige Beamte waren bereits hier, um die Beweise und Spuren aufzunehmen. »Er hat die Tochter des Hauseigentümers unterrichtet. Sie haben ihn vor ein paar Monaten hier einziehen lassen.«
»Rigsby, fragen Sie nach, warum der Coroner nicht hier ist«, wies Lisbon an und da trennte sich Rigsby von unserer Gruppe, um nach dem Untersuchungsbeamten zu suchen.
Kurz darauf betraten wir das Poolhaus und sofort fiel uns die Leiche ins Auge.
»Wer hat ihn gefunden? Sie?«, verlangte Lisbon von Bandino zu wissen. Sie bemühte sich nicht einmal, ihren bissigen Ton zu unterdrücken. Der Mann hatte es geschafft, die Agentin bereits in den ersten fünf Minuten zu verärgern.
»Die Tochter des Hauseigentümers. Sie kam zu einer Unterrichtsstunde. Sie rief ihren Vater an, er mich und ich Sie.«
»Warum uns und nicht die örtliche Polizei?«, hakte ich nach.
»Was soll das, Vic?«, erklang auf einmal eine verärgerte Stimme und als ich mich umwandte, fiel mir ein Mann mit Bart, Brille, einer weißen, weiten Hose und einem orangenen Hemd ins Auge. »Du solltest mich doch anrufen, wenn die hier sind!«
Fragend sah Lisbon ihn an. »Verzeihung, Sir?«
»Ich bin Hopper Banks«, erklärte der Mann knapp und nur flüchtig sah er die Frau an, ehe er sich wieder an Bandino wandte.
»Ich bin Agent Lisbon. CBI. Das hier ist 'n Tatort!«
Lisbon schien heute wirklich schlechte Laune zu haben. Nicht einmal vor dem Hauseigentümer konnte sie eine höfliche und freundliche Fassung wahren.
»Das Haus gehört mir!«, erwiderte der Mann jedoch genauso unfreundlich.
»Mr. Banks, Sie müssen hier rausgehen«, versuchte Lisbon es mit ruhigerer Stimme, jedoch auch etwas provokant. »Können Sie das für mich tun?«
Ich sah zu Jane, der amüsiert über diese Situation grinste, und leicht schüttelte ich den Kopf, als Zeichen, dass er es lassen sollte. Wir konnten keinen Streit gebrauchen, vor allem nicht zwischen dem CBI und dem Mann, auf dessen Grundstück ein Mord stattgefunden hatte.
»Ich bin im Haupthaus. Ich erwarte einen umfassenden Bericht! Unterrichten Sie mich, wenn Sie die Leiche hier wegschaffen!« Mit grimmiger Miene ging der Hopper Banks davon.
»Deshalb habe ich Sie gerufen«, erklärte Bandino, als der Mann außer Reichweite war. »Die örtliche Polizei wäre nicht gut genug für diesen Fall. Er will das Beste.«
Da betrat Rigsby das Poolhaus. »Der Coroner ist auf dem Weg.«
Verstehend nickte ich, ehe ich meinen Blick auf die Leiche wandern ließ. »Er wurde mit einem Schuss getötet. Wo ist die Waffe?«
Bandino zog die Achseln hoch. »Keine Ahnung. Sieht aber nach 'nem 38-er aus. Ich habe hier nichts angerührt, falls Sie das denken ...«
»Tue ich nicht, aber danke für die Info.«
Jane ließ sich unterdessen neben dem Toten auf die Knie sinken und nachdenklich musterte er ihn.
»Der Typ hat nur die besten Empfehlungen«, sprach Bandino weiter und überreichte Lisbon den Pass des Opfers. »Abschlüsse in Eton und Oxford. Davor war er an der Ostküste an einer exklusiven Privatschule.«
»Ah, da wär ich mir nicht sicher«, meinte Jane nur, der uns den Rücken zugedreht hatte.
Verwundert sah Bandino ihn an. »Entschuldigung?«
Da deutete Jane auf den Kopf des Toten. »Hier auf der Stirn die Narbe. Wenn ein Eton-Boy so eine Narbe hat, will er einen plastischen Chirurgen und den bekommt er auch. Ich würde sagen, seine Empfehlungen sind frei erfunden.«
»Entschuldigung?«, wiederholte Bandino, jedoch mit mehr Nachdruck.
»Sie sind entschuldigt«, gab Jane zurück, der unbekümmert die Hände der Leiche betrachtete.
»Ich hab sie selbst überprüft!«
»Dann irre ich mich wohl ...« Auch wenn er es sagte, meinte er es nicht so. Er wusste genau, dass er recht hatte. »Ah, weder Blasen noch Schwielen an den Händen. Ein Haufen Dreck unter den Fingernägeln.«
Verständnislos sah Bandino Jane bei seiner Untersuchung zu, da er gerade anfing, an den Händen zu riechen. »Was ist denn das für'n Typ?«
Daraufhin lachte Rigsby. »Ist 'ne lange Geschichte.«
Auf einmal erhob Jane sich und ging herüber zum Bett, unter welchem er eine rote, kleine Schatulle hervorholte. Während Lisbon sich mit Bandino über die Sicherheitskameras und die Alarmanlage unterhielt, ging ich herüber zu Jane und deutete fragend auf den Gegenstand, den er gefunden hatte.
»Was ist das?«, wollte ich wissen.
Bevor der Mann jedoch antworten konnte, vernahm ich aus den Augenwinkeln eine Bewegung. Die Leiche richtete sich leicht auf und atmete geräuschvoll aus, ehe sie langsam wieder zusammensackte.
»Was, zur Hölle, war das?«, stieß Bandino entsetzt aus und auch wir anderen waren nicht minder erschrocken.
»Keine Ahnung«, sagte Jane.
Sofort riefen wir den Krankenwagen und Smithson wurde auf eine Trage gelegt und beatmet, wären er von den Notärzten zum Wagen transportiert wurde.
»Man nennt es Lazarus-Syndrom«, erklärte Rigsby. »Das Herz hat einen Impuls gekriegt und wieder angefangen zu schlagen.«
»Soll das heißen, er lebt noch?«, fragte Lisbon überrascht und ungläubig zugleich.
»Wenn man's so bezeichnen will … Er ist höchstwahrscheinlich hirntot. Nach zehn Minuten ohne Sauerstoff kommt er nicht mehr zurück.«
Verstehend nickte Lisbon. »Rigsby, Sie werden nach den Sicherheitskameras sehen. Vielleicht haben die etwas aufgenommen, was uns helfen kann. Ich werde mit dem Mädchen reden und gucken, ob ich etwas von ihr herausfinde. Und Moore«, Lisbons Blick blieb an Jane hängen, der neben dem Pool in den Blumentöpfen wühlte, »Sie finden heraus, was Jane da, verdammt noch mal, tut.«
»Natürlich.«
Wir schwärmten aus und langsam ging ich auf Jane zu, der unter einem überdachten Weg die Reihe der Blumentöpfe entlanglief.
»Was tun Sie da?«, verlangte ich verständnislos zu wissen.
»Offensichtlich suche ich nach etwas«, gab der Mann zurück, ohne mich anzusehen. »Ich dachte, Sie beobachten Situationen und analysieren sie. Ihre Fähigkeiten lassen allmählich nach, Kaitlyn.«
»Sie haben Dreck unter den Fingernägeln des Mannes gefunden«, bemerkte ich, ohne auf seinen Kommentar einzugehen, auch wenn ich hinter seiner versteckten Provokation etwas Wahrheit erkannte.
»Sie rochen nach Rosmarin«, sagte Jane, der mir in irgendeine Art und Weise zustimmte. Er richtete sich auf und deutete auf ein Loch in der Erde des Rosmarin-Topfes. »Er hat die rote Schachtel hier ausgegraben, doch was auch immer der Inhalt gewesen war, ist jetzt weg.«
Ich warf einen Blick an ihm vorbei zu dem Blumentopf und nickte verstehend. »Ich denke, unser perfekter Privatlehrer war nicht so perfekt, wie wir angenommen hatten.«
Wir gingen ins Haupthaus, in welchem sich Hopper Banks und seine Ehefrau Jolene aufhielten, die Lisbon soeben verhörte.
»Sind Sie das da auf dem Bild?«, fragte Jane mit einem Fingerzeig auf das Schwarz-Weiß-Bild einer Frau, während Lisbon in das Gespräch vertieft war.
Jolene Banks nickte.
»Sie ist meine Muse«, erklärte Hopper Banks stolz. »Erst sie hat mich zum Künstler gemacht. Bevor wir uns kennenlernten, war ich nur ein kleiner Schnapsschuss-Fotograf.«
»Ihre Tochter Lainie hat also Hausaufgaben machen wollen und hat dann die Leiche von James Smithson gefunden?« Fragend sah Lisbon das Ehepaar an.
»Das sind keine Hausaufgaben«, erklang auf einmal eine Stimme, und als ich aufblickte, sah ich ein braunhaariges Mädchen, etwa zwölf Jahre alt, welches in einer Schuluniform gekleidet auf uns zukam. »Das ist ein Projekt über die Pyramiden.« Sie setzte sich neben ihren Vater auf die Couch und Lisbon und ich ließen uns ihnen gegenüber nieder, während Jane die Einrichtung des Wohnzimmers betrachtete.
»Ich bin Agent Lisbon und das sind Agent Moore und Patrick Jane«, stellte Lisbon uns freundlich vor. »Danke, dass du mit uns redest.«
»Hi«, sagte Jane, der zum Gruß die Hand hob. »Was musst du denn für das Pyramiden-Projekt machen?«
»Ich muss beschreiben, wie die alte ägyptische Mythologie sich das Jenseits vorgestellt hat.«
»Ah«, machte Jane und umrundete das Sofa, so dass er vor dem Mädchen stand. »Hast du schon gewusst, dass man ihrem Glauben zufolge nach dem Tod auf dem Rücken eines heiligen Nilpferds in ein neues Leben getragen wird.«
Genervt verdrehte Jolene Banks ihre Augen. Doch das Mädchen lächelte nur und freundlich lächelte Jane zurück.
»Lainie, war neben dir noch jemand anderes zu Hause?«, fragte Lisbon sanft.
»Nein. James und ich waren alleine.«
»Ich war in der Galerie«, erklärte Mr. Banks, »und Jolene im Fitnessstudio -«
»Mr. Banks, bitte«, unterbrach Lisbon ihn.
»Hier war keiner«, sprach Lainie weiter, während sich Jolene Banks erhob und einen Drink zubereitete. »Ich habe Limonade gemacht und wollte sie James bringen. Und da war ...«, augenblicklich stiegen Tränen in die Augen des Mädchens, »da war so viel Blut ...«
»War noch jemand da gewesen?«, fragte ich vorsichtig nach. »Hast du jemanden gesehen?«
Hastig schüttelte das Mädchen den Kopf. Weitere Tränen stiegen in seine Augen.
»Ich bringe sie nach oben«, sagte ihr Vater sofort.
»Weiß jemand, was hier drin war?«, fragte Jane, bevor alle verschwanden, und hielt die Beweistüte mit der Schatulle hoch.
»Nein!«, rief Jolene Banks aufgebracht. »Sind wir fertig?«
»Fast«, sagte Jane, der sich wieder an das Mädchen wandte. »Lainie, wieso wollte deine Mutter nicht, dass wir mit dir reden?«
»Sie ist nicht meine Mutter!«, erwiderte Lainie voller Abscheu.
»Schätzchen, ist schon gut«, versuchte ihr Vater sie zu beruhigen, doch da riss sie sich von ihm los und ging davon.
»Ich habe versucht, sie zu schützen«, verteidigte sich die Frau, das Glas Bourbon in der Hand schwenkend. »Sie hat ein zutiefst traumatisches Erlebnis gehabt.«
»Oh«, machte Jane, »und ich dachte, Sie hatten Angst, sie würde etwas ausplaudern, was Sie uns verheimlichen.«
»Was fällt Ihnen ein?«, rief die Frau aufgebracht.
»Was mir einfällt?«, gab Jane zurück. »Was fällt Ihnen ein?«
Fassungslos wandte Jolene sich an ihren Mann. »Du siehst dabei zu, wie er mich beleidigt? Stehst hier mit offenem Mund herum wie ein Vollidiot und sagst nichts!« Aufgebracht stellte sie ihr Glas zurück auf die Kommode und stolzierte davon. Ihr Mann folgte ihr unsicher.
»Gut gespielt«, lobte Lisbon Jane.
»Wir haben nichts auf den Aufzeichnungen der Überwachungskameras gefunden«, sagte Rigsby, als er und Bandino zurückkamen. »Man sieht nur den Schein des Mündungsfeuers durch die Tür.«
»Der Mörder musste gewusst haben, wo die Kameras waren«, meinte ich. »Wahrscheinlich war es ein Bekannter.«
»Wir müssen Jolenes und Hoppers Alibis überprüfen«, sagte Lisbon.
»Halt, warten Sie kurz«, sagte Bandino, »jeder kann diese Kameras sehen. Sie sind nicht versteckt. Gäste, Schüler, die zum Nachhilfeunterricht kommen, ihre Eltern.«
»Ist 'n Argument«, murmelte Jane.
»Danke, Mr. Bandino«, sagte Lisbon nickend. Wir verabschiedeten uns von Rigsbys alten Freund und fuhren zurück zum CBI-Hauptquartier, wo Van Pelt nicht gerade hilfreiche Informationen hatte. Es existierte kein James Smithson, doch gab es auch keine Hinweise darauf, was sein richtiger Name gewesen war. Lisbon schickte Van Pelt und Rigsby los, um noch einmal mit Bandino zu reden – dass er bei seinem Background-Check nicht herausgefunden hatte, dass Smithson all seine Daten gefälscht hatte, war höchst verwunderlich. Jane und Cho wurden zu einigen Eltern der Schüler, die Smithson unterrichtet hatte, geschickt, während Lisbon und ich im Büro blieben.
»Sie sind wirklich etwas nervös wegen des neuen Boss, oder?«, fragte ich Lisbon, als ich mir in der Küche einen Kaffee machte.
»Ich bin nicht nervös«, erwiderte die Frau sofort.
Prüfend musterte ich sie. »Doch, das sind Sie, und das ist okay. Ich verurteile Sie nicht. Um ehrlich zu sein, bin selbst ich etwas nervös und sie wäre nicht einmal meine Vorgesetzte.«
»Noch nicht«, meinte Lisbon und verwundert sah ich sie an. »Ich habe mit Ihrem Boss in Quantico gesprochen. Aaron Hotchner. Wir beide sind zu dem Entschluss gekommen, dass Sie, falls Sie wollen, hier fest angestellt werden können. Wir würden Ihnen ein Empfehlungsschreiben schreiben und dann sollte dem eigentlich nichts mehr im Wege stehen – sofern Sie es wollen, natürlich. Die Entscheidung bleibt letztendlich Ihnen überlassen, doch will ich ehrlich sein, wenn ich sage, dass Sie uns sehr von Nutzen wären. Sie haben in den vergangenen Monaten ab und an etwas danebengegriffen, aber das passiert uns allen mal.«
Etwas überrumpelt sah ich die Frau an, unfähig, etwas zu sagen. Hilflos klappte ich meinen Mund auf, doch kamen nur unverständliche Worte heraus. »Ich … ich weiß nicht, was ich sagen soll.«
»Überlegen Sie es sich«, sagte Lisbon, die daraufhin davonging. »Sie müssen sich noch nicht sofort entscheiden.« Dann war sie aus meinem Sichtfeld verschwunden.
Tatsächlich war die Frage ziemlich plötzlich gekommen, doch würde ich lügen, wenn ich nicht selbst schon über eine Versetzung nachgedacht hatte. Vielleicht war es besser so. Wenn selbst Hotch es vorschlug, dann sollte ich ernsthaft darüber nachdenken.
Ja, vielleicht war es wirklich besser so.

Während die anderen unterwegs waren, setzte ich mich an die Arbeit und versuchte etwas über Smithsons wahre Identität herauszufinden. Als Jane und Cho von ihrem Auftrag zurückkehrten, fuhren Lisbon und Jane kurze Zeit später los, um noch einmal mit Hopper Banks in seiner Galerie zu reden. Cho erzählte, dass sie nichts Hilfreiches herausgefunden hatten, bis auf, dass die Mutter von einem Schüler von Smithson eine Affäre mit dem Lehrer gehabt hatte. Dennoch gab es keine Hinweise darauf, dass sie etwas damit zu tun hatte – sowohl ihr Mann als auch sie hatten ein festes Alibi.
»Manchmal frage ich mich, ob manche Leute nicht in den Teich voller Klischees springen«, hatte ich nur gesagt, während Cho genickt hatte und wir beide uns wieder an die Recherchearbeit gesetzt hatten.
»Cho?«, fragte ich nach einer Weile den Mann. Meine Gedanken waren immer wieder zu dem Gespräch mir und Lisbon abgeschweift, so dass ich mich nicht hatte konzentrieren können.
»Was ist?«, gab der Mann, ohne aufzusehen.
Ich atmete tief durch, bevor ich zu sprechen begann: »Lisbon hat mir angeboten, hier eine Festanstellung anzunehmen. Glauben Sie, das wäre eine gute Idee?«
»Glauben Sie es denn?« Ganz langsam hob er den Kopf, und als er mich ansah, war ich mir nicht ganz sicher, was sein Blick bedeutete oder welche Auffassung er zu dem Thema hatte.
»Ich weiß es nicht«, gestand ich.
»Dann kann ich Ihnen auch nicht helfen«, meinte Cho und setzte sich im nächsten Moment wieder an seine Arbeit.
Frustriert atmete ich aus, so dass meine nach vorne gefallenen Haarsträhnen aus meinem Gesicht gepustet wurden. Auch ich hatte keinen Fortschritt bei der Suche, nur war ich mir nicht sicher, ob es daran lag, dass es einfach nichts gab, oder daran, weil meine Gedanken ganz woanders waren. Was auch immer es war, das Problem mit der wahren Identität wurde schnell gelöst, als Jane und Lisbon auf einmal mit einem britischen Inspector namens Francis Slocombe im Büro erschienen. Dieser trug Handschellen und wurde mit diesen an Chos Tisch festgemacht.
Smithsons wahrer Name war Oliver Stans. Er hatte vor ein paar Monaten ein kostbares Artefakt aus dem British Museum gestohlen, einen Trauring, der angeblich Kleopatra gehörte und den sie von Marcus Antonius bekommen hatte – und somit war auch die Frage, was sich in dem Schmuckkästchen befunden, gelöst. Slocombe überreichte uns eine Kopie des Ringes, die Stans anstelle des echten Artefaktes zurückgelassen hatte.
»Das hier ist Louis Anglet«, sprach Slocombe weiter. Er tippte etwas in Chos Computer ein und zum Vorschein kam ein Bild von dem besagten Mann. »Er ist ein Kurier, der sich auf gestohlene Kunstwerke spezialisiert hat. Ich bin ihm hierher gefolgt, zu Stans und dem Ring, aber ich kam zu spät. Deshalb bin ich Ihnen nachgefahren«, er sah zu Lisbon und Jane, »jetzt hat Anglet den Ring und ich muss seine Spur wieder aufnehmen.«
»Das wird sich erst zeigen, wenn sich Ihre Geschichte bestätigt hat«, meinte Lisbon mit grimmiger Miene. »Ron, bringen Sie Mr. Slocombe ins Vernehmungszimmer.«
Ron nickte und nahm Slocombe die Handschellen ab und führte ihn davon.

2981 Wörter

Ich weiß, dieses Kapitel ist nicht besonders spannend. Es geht wieder um einen Fall aus der Serie. Was haltet ihr von Madeleine Hightower, falls ihr euch noch an sie erinnert? Mochtet ihr sie?

Soll Kate die Festanstellung annehmen? Oder denkt ihr, das wäre keine gute Idee? Immerhin hat Hotch sie ja empfohlen.

Das Finale rückt immer näher. Ich habe nur noch ein vorgeschriebenes Kapitel, dann würde das Finale kommen. Ihr hättet jetzt noch die Chance, zu sagen, was ihr eventuell unbedingt dabeihaben wollt - vielleicht kann ich es ja verpacken. Beziehungsweise, was, denkt ihr, wird geschehen?

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