Von ganz viel Sinnlosigkeit

Eigentlich weiß ich noch gar nicht genau, worüber ich in diesem Kapitel mit Dir reden will, aber ich dachte mir, wenn ich schon mal motiviert bin, eins zu schreiben, fange ich doch lieber gleich an. Also, irgendwelche Ideen? Gibt es Themen, die Dir auf der Seele liegen? Ich gehe gerne auf Vorschläge ein, statt immer nur aus meinem eigenen Leben zu erzählen. Das wird doch auf Dauer ziemlich langweilig, oder?

Ich habe letztens gemerkt, wie schnell wir eigentlich erwachsen werden. Wo sind unsere Neugier, Abenteuerlust und das Nicht-Angst-Haben vor dem Unbekannten hin? Wieso sind Erwachsene nur so verklemmt und wieso fühle ich mich mit meinen 18 Jahren schon wie eine alte Omi? Nur weil ich meist um zehn Uhr ins Bett gehe, heißt das nicht, dass ich bereits Rentner bin. Ich glaube, irgendwie fehlt mir in meinem Leben ein Ausgleich.

Man wird für alles zu faul, je älter man wird, zumindest ist das die Diagnose, die ich über mich selbst aufstellen kann. Früher (da war ja alles besser) habe ich so viel unternommen, hatte nach der Schule noch Musikunterricht und Sport und was weiß ich noch alles. Heute habe ich nur noch Sport, zu dem ich mich aktuell nicht mal mehr aufraffen kann, weil das Lernen mich in einen emotionslosen, gleichgültigen, unmotivierten Roboter verwandelt, und Musik mache ich nur noch in Lernpausen, um mich von Gelerntem abzulenken. Mein Leben ist eigentlich ziemlich traurig geworden und ich frage mich, wie das passiert ist. Bin ich vielleicht einfach nur zu faul?

Eigentlich hätte ich so viel Zeit. Wir alle haben wahnsinnig viel Zeit, doch wir vergeuden sie. Mit Handys, Fernsehern, Laptops, günstigen Serienabonnements - womöglich sollte man einfach mal das Internet abschalten, bloß für einen Monat, und jeder hätte mindestens drei Stunden mehr Zeit am Tag. Allerdings ist unsere Gesellschaft doch mittlerweile regelrecht unfähig darin, sich mit freier Zeit zu beschäftigen. Mal spazieren zu gehen, einen entspannten Abend mit Freunden zu machen oder, das Sahnehäubchen auf der Torte, die Zeit einfach mal mit sich selbst zu verbringen. Ein Buch zu lesen, mit geschlossenen Augen den Sonnenschein genießen, meditieren. 

Wir sitzen ständig auf heißen Kohlen, müssen ständig irgendwohin, irgendetwas besorgen, irgendetwas nachsehen. Wo ist die Ruhe für uns selbst geblieben? Ruhe, um nichts tun zu müssen und einfach sein zu können? Oder ist das in unserer heutigen Zeit gar nicht mehr wichtig?

In meiner heutigen Abiturarbeit lautete die letzte Frage, welche Rolle Kunst und Kultur meiner Meinung nach im 21. Jahrhundert spielen würden. Da wurde mir bewusst, dass ich selbst Kunst immer mit etwas Gebildetem, Intellektuellen verbunden habe. Warum kann ich gar nicht so genau sagen, aber wenn nach dieser Theorie immer weniger Menschen ins Theater oder die Oper gehen - heißt das, wir Menschen werden immer dümmer?

Ich selbst fühle mich zumindest oft ziemlich dumm. Wirklich, wirklich dumm. Und wenn ich mir anschaue, wer in meiner Stufe alles sein Abitur erhalten wird, wird mir immer wieder bewusst, wie wenig das Abitur und Noten im Allgemeinen über die Intelligenz aussagen. Da gibt es Leute, die können nicht mal flüssig das kleine Einmaleins! Und ich bin auf einem Gymnasium. Wenn das unsere Zukunft ist, na prima. Zusammen mit den „Wallah, ich geh Aldi“-Menschen werden diese bestimmt die Weltherrschaft an sich reißen und dann bleibt uns eigentlich nichts anderes mehr übrig außer zu weinen.

Ist schon zum Heulen, unser Leben.

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