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Am nächsten Morgen wachen Maxim und ich beinahe gleichzeitig auf. Er hat mich die ganze Nacht nicht losgelassen und ich habe mich bereitwillig an den großen, breit gebauten Mann geschmiegt.
Ich gehe nach Maxim duschen und mache mich fertig während er Frühstück für uns vorbereitet. Es gibt Milchkaffee, Orangensaft, frisches Obst, Rührei und Croissants mit Marmelade und Nutella.
"Dass du nicht fett wirst", kommentiere ich kauend und spiele damit auf die Mengen an, die er verdrückt.
"Ey, pass auf was du sagst, Haihappen", gibt er zurück und hebt drohend seinen Zeigefinger.
"Wo wir gerade bei miesen Kosenamen sind - wusstest du eigentlich, dass dein gängiger Spitzname bei jungen Mädels "Sexy Maxi" ist?", fällt mir plötzlich ein und ich muss lachen.
Maxim guckt mich mit großen Augen an und spuckt fast seinen Kaffee wieder aus.
"Bitte was?", fragt er fassungslos.
"Ja ehrlich. Die nennen dich "Sexy Maxi" und sagen es gibt kein Mädchen in Stuttgart, dass dir nicht verfallen ist", erzähle ich ihm lachend.
"Woher willst du das denn wissen? Hast du mich gegoogelt oder was?"
"Bestimmt, träum weiter", pruste ich. "Haben die Freundinnen von meiner Bekannten mir erzählt, wegen der ich damals in deinem Club war."
"Das stimmt aber nicht", bestreitet er überzeugt. "Jede zweite vielleicht", lacht er dann.
"Ist das echt so? Auf mich steht nie jemand", seufze ich ein wenig frustriert.
Jetzt lacht Maxim laut auf. "Waaaahrscheinlich. Das liegt daran, dass du immer deinen Pitbull dabei hast oder dass jeder weiß, dass du die kleine Schwester von Abbas bist."
Ich verdrehe die Augen, denn ich weiß, dass das der Wahrheit entsprechen könnte, aber ein Mann der vor meinem Bruder zurück schreckt ist sowieso kein Mann den ich an meiner Seite will. Natürliche Auslese.
"Um auf deine ursprüngliche Frage zurück zu kommen: Ja, es gibt schon einige Mädchen die auf mich stehen, aber nicht weil ich so lieb und heiß bin, sondern weil bekannt ist, dass ich Geld habe und weil sie gratis Champagner und Gästelistenplätze wollen", erklärt er nüchtern.
"Ne lieb bist du auf jeden Fall nicht, das stimmt", erwidere ich trocken.
"Zu anderen Mädchen auf gar keinen Fall. Ich habe keinen Bock auf so Golddigger. Ich will eine Frau die mich mag für das was ich bin und nicht für das was ich habe."
Nachdenklich nicke ich. Ich weiß von Abbas wie schwer es teilweise ist, herauszufinden ob jemand ernsthafte oder finanzielle Interessen hat.
"Oder willst du sagen, dass ich zu dir auch nicht lieb bin?", fragt Maxim mit hochgezogener Augenbraue und sieht mich herausfordernd an.
"Ich kann mich nicht beklagen", gebe ich schulterzuckend zurück und beiße beherzt in mein zweites Croissant.
"Weil du anders bist. Ich mag es, dass du nicht so leicht zu haben bist. Du hast deine Werte und Prinzipien, also bin ich auch lieb zu dir."
Nach dem Essen räumen wir gemeinsam den Frühstückstisch ab, ich packe die Lebensmittel in den Kühlschrank und Maxim räumt indes die Spülmaschine ein. Dafür dass unser improvisiertes Zusammenleben gerade erst wenige Stunden geht, haben wir uns schon ziemlich gut aufeinander eingestimmt.
"Maxim", beginne ich vorsichtig, als die offene Küche wieder sauber und ordentlich ist. "Ich muss nachhause. Ich will mit Walid sprechen und die Verlobung lösen. Ich muss einen klaren Schlussstrich ziehen um loslassen zu können."
Maxim atmet schwer aus und rauft sich durch sein blondes Haar. Sein Gesicht zieren tiefe Sorgenfalten und er legt den Kopf schief.
"Wir fahren zusammen. Ich bleibe in der Nähe und warte auf dich, damit ich für dich da sein kann, wenn was passiert", schlägt er vor.
"Ich weiß nicht. Wenn Walid das mitbekommt, flippt er aus", gebe ich zu bedenken.
"Ich warte einfach eine Straße weiter im Auto auf dich. Er wird das nicht mitbekommen und selbst wenn - was will er tun? Du trennst dich doch eh von ihm. Er hat kein Recht mehr darauf dir eine Szene zu machen", stellt Maxim klar.
"Okay", antworte ich und nicke ihm zu.
Er schließt mich in seine Arme und drückt mich für einen kurzen Moment an sich. "Willst du danach wieder nachhause?"
Zögerlich nicke ich. "Erstmal schon. Aber langfristig werde ich mir wohl eine andere Lösung überlegen. Ich glaube ich muss jetzt einfach endlich mal mein eigenes Ding machen. Vielleicht suche ich mir eine kleine eigene Wohnung. Ich habe auch ab nächsten Monat einen Studienplatz."
"Echt? Was wirst du studieren?", hakt er interessiert nach.
"Jura."
"Wirklich?"
"Ja, wieso? Traust du mir das nicht zu?", frage ich grinsend.
"Doch. Hätte nur nicht gedacht, dass dich das interessiert und du in die Fußstapfen deines Vaters treten willst."
"Es gibt so vieles was du nicht über mich weißt", wiederhole ich seine gestrigen Worte und zwinkere ihm zu. "Na komm, lass uns abhauen. Hast du vielleicht Weingummi oder so? Ich brauche definitiv Nervennahrung für die Fahrt."
Maxim greift in eine der Schubladen und hält fragend zwei Tüten Haribo hoch. "Die Schlümpfe bitte", entscheide ich.
"Pass auf, wir fahren zusammen mit deinem Auto und ich fahre später mit einem Car2go zurück, okay?", schlägt er vor. "Ich scheine dir ja wirklich viel zu bedeuten wenn du deinen Ferrari freiwillig gegen einen Smart tauschst", necke ich ihn. "Kannst du mal sehen", erwidert er selbstsicher.
Die Autobahn ist heute brechend voll und wir fahren von einem Stau in den nächsten, was aber gar nicht so schlimm ist, da uns die Gesprächsthemen auch nach vier Stunden nicht ausgehen. Entgegen meiner ersten Einschätzung sind Maxim und ich ziemlich auf einer Wellenlänge. Wir teilen den selben Humor und können gut miteinander lachen. Wir haben die selbe Einstellung zu grundlegenden Themen, können aber auch gut über Dinge diskutieren, bei denen wir nicht die selbe Ansicht teilen.
"Ich fahre direkt durch zu Walid, ich will es einfach nur hinter mir haben, ja?", verkünde ich Maxim, als ich die Autobahnabfahrt nehme.
"Klar, kann ich verstehen", antwortet er und lässt seinen Blick durch das Seitenfenster schweifen. "Es fühlt sich immer noch komisch an, wenn ich wieder hier bin", sagt er ein wenig wehmütig.
"Glaube ich dir. Ich kann mir irgendwie nicht vorstellen aus München weg zu ziehen. Ich wohne schon immer hier."
"Manchmal ist ein Tapetenwechsel aber genau das, was man braucht", gibt er zu bedenken.
Ich fahre durch die engen Alleen des Münchner Nobelviertels, vorbei an unserer Straße und zahlreichen schönen Villen, bis ich die Kreuzung zu Walids Anwesen von weitem sehen kann. Ich lasse meinen Wagen ausrollen und parke ihn auf dem Seitenstreifen. "Ich denke nicht, dass es lange dauern wird."
"Lilli, wenn irgendetwas ist ruf mich an, dann bin ich in zwanzig Sekunden da", mahnt Maxim mich und ich muss zugeben dass sein sorgenvoller Blick mich nervös werden lässt.
"Es wird schon nichts sein", erwidere ich leichtmütig und schalte den Motor aus. "Bis gleich", verabschiede ich mich kurz und schenke ihm ein oberflächliches Lächeln, bevor ich die Tür meines Wagens aufstoße und die letzten Meter bis zur Einfahrt zu Fuß zurücklege.
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Meine Lieben,
Haltet ihr es für eine gute Idee, dass Maxim Lilli begleitet?
Und wie wird das Gespräch zwischen den beiden wohl verlaufen?
A.
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