l8.

"Was machst du da?"

Walids Augen funkeln bedrohlich in der Dunkelheit und er durchquert mit schnellen Schritten den Raum.

Wieso habe ich ihn nicht runterkommen gehört?

Mein Herz rast und ich stehe ruckartig von der Couch auf. Ich will keine Angst vor ihm haben. Ich gestehe mir das jetzt einfach nicht mehr zu nach allem was er mir angetan hat.

"Willst du mich verarschen?", knurrt er bedrohlich und reißt mir sein Handy aus der Hand. "Was fällt dir ein an mein Handy zu gehen?"

"Ich habe gesehen, dass du eine Nachricht von einem Mädchen bekommen hast. Ich wollte wissen, was zur Hölle du mit anderen Frauen schreibst", lüge ich.

"Du schickst nicht nur Nacktbilder rum und schreibst dreckige Nachrichten, du triffst dich auch noch mit irgendwelchen Schlampen und fickst die, all die Zeit lang, während du mir erzählst, dass ich die einzige für dich bin und während du um meine Hand anhältst? Schämst du dich denn gar nicht?", frage ich mit brüchiger Stimme.

Ich versuche ruhig zu bleiben, doch es gelingt mir nicht so recht. Trotz allem tut es so unendlich weh, dass er mich so hintergangen hat. Wer weiß wie lange das noch so weiter gegangen wäre, wenn ich es nicht zufällig heraus bekommen hätte.

"Das hat mir nichts bedeutet", tut er das ab. "Dann hab ich dir wohl auch nichts bedeutet", schlussfolgere ich enttäuscht.

"Das ist doch was ganz anderes. Du willst dich doch wohl nicht mit diesen Huren gleichstellen oder?"

"Komisch, du hast mich doch letzte Woche noch eine Schlampe und Hure genannt", erinnere ich ihn bissig.

"Ja, weil du mich betrogen hast", gibt er schulterzuckend zurück.

"Ich habe dich nicht betrogen, aber du hast mich die ganze Zeit betrogen", fasse ich kopfschüttelnd zusammen. "Dagegen finde ich es ja fast nicht mehr so schlimm, dass du mit Drogen dealst", spucke ich ihm verächtlich entgegen.

Walids Augen weiten sich und er ballt seine Hände zu Fäusten.

"Was laberst du?", fragt er entrüstet, doch seine Augen haben längst verraten, dass es stimmt. Ich sehe ihm an, dass ich ihn erwischt habe.

"Deshalb hast du jedes Mal so ein Theater gemacht, wenn es um Maxim ging. Du und Abbas, ihr hattet einfach nur Angst dass eure ekelhaften Lügen auffliegen, dass ich von eurem beschissenen Drogen-Business erfahre", rede ich weiter.

Walids Augen blitzen angriffslustig auf. "Aha, daher weht der Wind. Es geht schon wieder um diesen Hurensohn", unterstellt er mir und kommt einen Schritt auf mich zu.

"Ach komm, verdrehe doch nicht die Tatsachen. Ich lasse mir von dir nicht mehr die Schuld in die Schuhe schieben", weise ich seine Vorwürfe entschieden zurück. "Sag mir lieber die Wahrheit! Dealst du mit Drogen?"

"Sag du mir doch die Wahrheit: Hast du das von Maxim?", knurrt er.

"Nein, ich habe es in deinem Handy gelesen", erwidere ich und halte seinem Blick stand.

"Fickst du mit ihm?", fragt er verächtlich und kommt mir noch ein Stück näher.

"Nein Walid und darum geht es auch gar nicht. Hätte ich gewusst, dass du dein scheiß Geld damit verdienst Koks zu verkaufen, hätte ich mich nie auf dich eingelassen."

"Als ich dir einen 300.000€ teuren Lamborghini vor die Tür gestellt habe oder dir einen Millionenschweren Ring an den Finger gesteckt habe, hat es dich auch einen Scheiß interessiert wo das ganze Geld herkommt, du Scheinheilige!"

"Ja, weil ich dachte es kommt von deinen Clubs verdammt! Deinen Ring hast du schon wieder, hol dir dein verficktes Drogenauto auch noch ab, ich will es nicht mehr! Ich brauche deine Almosen nicht, ich brauche dich nicht!"

Walid holt aus und schlägt mir mit der flachen Hand ins Gesicht.

"Fass mich nicht an!", brülle ich und stoße ihn aufgebracht von mir. Nie wieder lasse ich zu, dass er mich schlägt.

"Wie redest du mit mir?", brüllt er und fasst mir mit seiner Hand an den Hals.

"Lass mich los", zische ich und wehre mich mit aller Kraft, doch Walid intensiviert seinen Griff und schnürt mir die Luft ab.

"Du bist hier in meinem Haus, also benimm dich gefälligst, hast du mich verstanden?", droht er mir.

Ich versuche nicht durchzudrehen, doch sein fester Griff an meinem Hals schmerzt, ich ringe panisch nach Luft und starre ihn aus großen Augen an.

Als er seinen Griff lockert steigen mir Tränen in die Augen. "Du bist das Allerletzte", stoße ich kopfschüttelnd aus und japse hysterisch nach Luft.

Und dann begehe ich einen folgenschweren Fehler.

Ich spucke Walid vor lauter Verachtung vor die Füße.

Und in dem Moment sieht er rot.

Er holt aus und schlägt mir mit der Faust ins Gesicht. Er packt mich grob an den Oberarmen und schmeißt mich mit voller Wucht vor die Wand, mein Kopf knallt gegen den Beton und ich habe für den Bruchteil einer Sekunde Angst bewusstlos zu werden, so übermächtig ist der dröhnende Schmerz.

"Hör auf", schreie ich panisch und Tränen laufen über mein schmerzendes Gesicht, doch ich glaube Walid hört mich gar nicht.

Er holt wieder und wieder aus, schlägt mir ins Gesicht, in den Bauch, in die Rippen. Ich sacke zusammen und halte mir verzweifelt die Hände vors Gesicht. Ich muss hier raus, bevor er mich umbringt.

"Walid!", brüllt plötzlich eine panische Stimme. "Hör auf damit! Du bringst das Mädchen gleich um!"

Es ist Zeyd, der erschrocken und ängstlich die Treppen runter rennt.

"Hat sie verdient!", schreit er außer sich. Er hat den völligen Kontrollverlust erlitten, ist wie von Sinnen.

Wieder schlägt er in meinen Bauch und reißt an meinen langen Haaren.

Zeyd zerrt Walid aufgebracht von mir weg. "Was machst du da? Willst du so enden wie Shayan? Willst du auch in den Knast?", schreit er ihn an.

"Zeyd, lass mich los. Misch dich da nicht ein", schreit Walid seinen Bruder an.

"Hör auf damit", mahnt Zeyd Walid und schiebt ihn weiter zurück.

Dann wirft er mir einen kurzen Blick zu. In seinen Augen liegen Bedauern und Sorge und für den Bruchteil einer Sekunde deutet er mit seinen Augen Richtung Haustür.

Ich löse mich mit aller Kraft aus meiner Schockstarre. Zeyd spricht Walid erneut an, so dass dieser kurz abgelenkt ist und sich zu ihm dreht.

Ich nutze die günstige Sekunde, greife nach meiner Handtasche und stürme aus der Haustür.

Nur in Walids Shirt, mit nackten Beinen und Füßen renne ich durch die eisig kalte Nacht. Mein Herz rast, meine Ohren rauschen und jeder Zentimeter meines Körpers schmerzt. Ich renne und renne in der Panik, Walid könnte mir nachkommen, bis mich irgendwann vor dem Eingang eines Hauses die Kraft verlässt.

Erschöpft lasse ich mich in den hellen Kies fallen und wühle in meiner Tasche. Ich muss hier weg. Ich ziehe mein Handy heraus und tippe ohne darüber nachzudenken auf Maxims Nummer.

Mein Handy wählt.

Ist es falsch, ihn jetzt anzurufen? 

Was soll er aus 300km Entfernung machen?

Es tutet das erste Mal.

Was mache ich, wenn er nicht drangeht? Wen soll ich sonst anrufen?

Es tutet ein zweites Mal.

"Hast du mich vermisst?", lacht Maxim fröhlich ins Handy.

"Maxim", schluchze ich. Mein Mund ist verklebt mit Blut und mir ist wahnsinnig schwindelig.

"Was ist los?", fragt er alarmiert.

"Kannst du kommen? Bitte, kannst du kommen?", stammele ich hilflos.

"Lilli, was ist passiert?", fragt er erneut.

"Bitte komm", schluchze ich. "Mir ist so kalt."

"Schick mir deinen Standort."

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Meine Lieben,

Hättet ihr gedacht, dass Walid zu sowas im Stande ist?

Findet ihr, Zeyd hat richtig reagiert? Oder was hätte er eurer Meinung nach sonst tun sollen?

Wie wird es weitergehen, wenn Maxim kommt?

A.

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