44.

"Eislaufen abgehakt. Können wir dann jetzt was Essen gehen?", frage ich Maxim anknüpfend an unser morgiges Gespräch, als ich auf dem Beifahrersitz seines weißen BMW i8 sitze, dessen Motor er gerade anlässt.

"Nein", antwortet Maxim nüchtern.

"Nein?", frage ich irritiert.

"Nein", wiederholt er schulterzuckend.

"Wieso nicht? Ich hab Hunger", protestiere ich und reibe mir plakativ über den Bauch.

"Ich kann gleich bei Burger King anhalten, damit du schon mal eine Kleinigkeit im Magen hast, wenn du willst, aber wir essen später", erklärt er.

Fragend sehe ich ihn an. Habe ich irgendwas vergessen? Hatten wir was geplant?

"Lass dich überraschen", kommentiert er meine Verwirrung und grinst überlegen.

"Ich mag keine Überraschungen", schmolle ich. "Diese Überraschung wirst du mögen", behauptet er und zwinkert mir zu.

"Sags mir doch einfach."

"Überraschung kommt von überraschen. Wärst du noch überrascht, wenn ich es dir verraten würde, Prinzessin?", fragt er und verschränkt seine Finger mit meinen.

Ich ziehe eine Schnute und verschränke meine Arme vor meinem Oberkörper, allerdings ohne Maxims Hand loszulassen. Sein markantes Gesicht verzieht sich zu einem amüsierten Schmunzeln.

"Dauert auch nicht mehr lange", verspricht er.

Zuhause angekommen gehe ich duschen und ziehe mich um. Während ich mir in ein Handtuch gehüllt die Haare föhne, steht Maxim unter der offenen Dusche und wäscht seinen muskulösen Körper mit herb duftendem Duschgel.

Verstohlen beobachte ich ihn. Die Wassertropfen perlen von seiner bunten Haut ab und der feine weiße Schaum tropft von seinen harten Muskeln.

"Foto?", ertönt Maxims tiefe Stimme und er lacht sein kehliges Lachen. "Hm?" "Willst du ein Foto?", wiederholt er sich etwas lauter, als ich den Föhn ausgeschaltet habe, um ihn besser verstehen zu können.

"Sorry", nuschele ich beschämt.

"Ich hab nichts anderes getan als du Duschen warst", gibt er zu und zwinkert frech, sodass mir die Schamesröte ins Gesicht schießt. Er schaltet das Wasser ab und streicht sich ein paar Wassertropfen aus seinem längeren Oberhaar.

Mit selbstbewusstem Blick kommt er splitterfasernackt wie Gott ihn schuf aus der offenen Duschkabine und bleibt dicht vor mir stehen.

"Manchmal bist du so spießig, Prinzessin", raunt er mir ins Ohr und drückt seinen nassen Körper an mich.

"Wieso das denn?", frage ich verunsichert. "Weil du dich schämst, wenn ich dich beim Starren erwische und weil du dich schämst, wenn ich dich anstarre", erklärt er grinsend, drückt mir einen Kuss auf die Wange, bei dem seine nassen Haare in mein Dekolleté Tropfen und legt seine Arme um meine Taille.

"Dabei bist du so heiß", erklärt er und küsst nun meinen Hals. "Und du bist unersättlich", schimpfe ich lachend, doch Maxim lässt sich von meinem halbherzigen Protest nicht beirren.

"Nur ein kleiner Quickie", nuschelt er in mein Ohr und löst kurzerhand das große graue Duschtuch. Nun stehe ich nackt vor ihm und schüttele lachend den Kopf. "Ich dachte du hast eine Überraschung für mich und wir müssen uns fertig machen?"

Maxim lässt seine großen Hände über meine festen Brüste gleiten und legt sie dann auf meinen kleinen runden Hintern.

"Geht ganz schnell", erklärt er frech, dreht mich um und beugt mich über den Badewannenrand. Er zieht meine Pobacken auseinander und drückt innerhalb von Sekunden seinen Schwanz in mich.

...

Wenig später finde ich mich in Maxims Ankleidezimmer wieder und ziehe mir erst Unterwäsche und dann eine Jeans an.

Maxim schlüpft ebenfalls in eine Jeans und zieht eins seiner sündhaft teuren Shirts über den Kopf.

"Wir gehen nicht mehr raus, aber du solltest dir trotzdem was vernünftiges anziehen", hat Maxim mir geraten und damit das Mysterium um seine Überraschung noch größer gemacht.

Wir laufen gerade die Treppen herunter als es an der Tür klingelt. "Wer ist das?", frage ich Maxim alarmiert. "Mach auf und sieh nach", fordert er mich auf.

Zögernd laufe ich zur Haustür und ziehe sie auf. Ich weiß nicht, was ich erwartet habe, aber die beiden Männer, die schief grinsend vor der Tür stehen, definitiv nicht.

Voller Freude springe ich zuerst meinem Bruder und dann Younes in die Arme.

"Was macht ihr hier?", frage ich noch immer perplex und löse mich von Abbas' bestem Freund. "Maxim hat uns eingeladen. Lässt du uns rein?", fragt Abbas grinsend.

"Klar, kommt rein", fordere ich die beiden auf und trete selbst ins Innere des Hauses.

Die beiden jungen Männer folgen mir und ziehen wohl erzogen ihre Sneakers im Flur aus. Ich nutze den unbeobachteten Moment um Maxim ein schnelles "Danke" zu zu flüstern und ihn anzustrahlen.

"Nicht dafür, Prinzessin", erwidert er zufrieden und schiebt mich sanft ins Wohnzimmer, bevor auch er Abbas und Younes endlich mit einem freundschaftlichen Handschlag begrüßt.

Wir machen es uns gemeinsam auf der großzügigen Wohnlandschaft bequem und Maxim holt ein paar Getränke aus der Küche.

"Wie geht's dir?", fragt Abbas und lächelt mir zu.

"Ganz gut. Wir hatten einen schönen Tag", antworte ich ehrlich.

"Das freut mich. Ich hatte Angst, dass du wegen des Vorfalls gestern wieder einbrichst", gibt er zu und streicht unruhig mit seinen Händen über seine dunkle Jeanshose.

"Der Vorfall gestern?", hake ich nach. "Woher weißt du davon?"

"Ich habe Abbas gestern Abend angerufen und ihm davon erzählt", erklärt Maxim und verteilt nebenbei vier Gläser auf dem gläsernen Couchtisch.

Überrascht sehe ich ihn an. Damit hätte ich nicht gerechnet.

"Ich wusste, dass du ihn nicht anrufen wollen wirst, aber ich habe Abbas versprochen ihm zu erzählen, wenn etwas mit dir ist und ich halte für gewöhnlich mein Wort", rechtfertigt er sich und schüttet Cola in eins der Gläser, welches er mir reicht.

"Finde ich gut von dir", klinkt Younes sich ein.

"Ich auch", stimmt Abbas schulterzuckend zu.

Leise seufze ich auf. "Okay."

Maxim setzt sich neben mich auf die Couch und sieht mich aufmerksam an. "Du nicht?", fragt er feinfühlig. Er kennt mich mittlerweile wirklich gut.

"Ich will einfach nicht, dass Abbas sich jetzt auch mit Walid kloppt", erkläre ich meine Bedenken.

"Aber Maxim darf das?", fragt Abbas fast schon beleidigt. "Nein, der durfte das auch nicht, aber der hat mich auch nicht dazwischen gehen lassen."

"Ja richtig so", lacht Younes. "Was hast du denn erwartet?"

"Finde ich unfair. Mir juckt es auch in den Fingern ihm mal richtig auf die Fresse zu hauen", motzt Abbas weiter.

"Kann ich verstehen", bestätigt Maxim meinen Bruder mit finsterer Miene. "Der hat aber auch echt heftig am Ohrfeigenbaum gerüttelt mit seinen Worten, und ich habe mich wirklich lange noch zurück gehalten." Er wirft mir einen kurzen Seitenblick zu und sucht nach meiner Bestätigung.

"Du hättest dich gar nicht auf seine Provokationen einlassen sollen", halte ich stur dagegen und sehe ihn vorwurfsvoll an.

Maxim lacht verächtlich auf. "Also hätte ich zulassen sollen, dass er so über dich redet?"

"Was hat er denn gesagt?", mischt Abbas sich wieder ein und setzt sich kerzengerade auf.

"Khallas, Abbas", fahre ich dazwischen. Ich will nicht, dass er erfährt, wie abwertend und beleidigend Walids Worte wirklich waren. Es würde ihn nur unnötig verletzen und seinen Hass auf Walid ins unermessliche steigern.

"Nein, nein. Wieso soll ich das nicht wissen?", fragt er aufgebracht und wird durch meinen Versuch, das Thema zu beenden nur noch misstrauischer.

Leise seufze ich und werfe Maxim einen flehenden Blick zu.

"Er hat sie beleidigt und behauptet, sie hätte ihn mit mir betrogen und mich dann letzte Tage mit ihm", fasst er Walids Worte diplomatisch zusammen.

"Er hat also gesagt, dass Lilli eine Schlampe ist", schlussfolgert Abbas treffsicher. Verachtend schüttelt er den Kopf. "Wild el cawa!"

"Abbas!", ermahne ich ihn und funkele ihn aus meinen dunklen Augen an. "Wenn wir noch im Libanon wären, hätte ich den schon längst enthauptet", pöbelt er unbeirrt weiter.

Ich fahre mir verzweifelt durch mein offenes blondes Haar und spüre schon wieder die Tränen in meine Augen schießen. "Khallas Abbas", ermahnt Younes ihn nun ebenfalls. Nicht, weil er Abbas Verhalten falsch findet, sondern weil ich ihm leid tue, das höre ich an seinem Tonfall.

Abbas schlägt sich resigniert die Hände vor sein Gesicht und reibt sich mehrfach über seinen vollen schwarzen Bart.

Ich will gerade noch etwas sagen, als es schon zum zweiten Mal heute an der Tür klingelt. "Das Essen", erklärt Maxim knapp und steht auf. Wenig später kommt er mit vier vollen Papiertüten wieder zurück und stellt sie auf den Esstisch. Zwischen meinem Bruder, seinem besten Freund und mir herrscht derzeit betretenes Schweigen.

"Ich helfe ihm mal", informiere ich die beiden Männer, die gegenüber von mir auf dem dunkelgrauen Sofa sitzen und durchquere den offenen Wohnbereich um mit Maxim den Tisch zu decken.

Maxim hat eine breite Auswahl an Tapas bestellt: Albondigas, Pimientos de Padrón, Empanadas, Aioli, Garnelen in Knoblauchmarinade, Chorizo, Patatas Bravas und noch vieles mehr. Wir richten alles in weißen Schüsseln an, verteilen Teller, Besteck und Weingläser auf dem Tisch.

"Warte mal kurz", fordert Maxim mich auf, als ich gerade den Verpackungsmüll zusammen räume.

"Versuch ihn zu verstehen. Wenn ihm jemand sowas angetan hätte, wärst du auch nicht gut auf denjenigen zu sprechen, oder?", sagt er voller Empathie und greift nach meiner Hand.

Ich merke selbst, dass ich zögere. Unter normalen Umständen hätte ich mich in diesem Moment schutzsuchend an ihn geschmiegt, aber mit den Blicken meines großen Bruders im Rücken fühlt sich das immer noch falsch an.

Maxim umschließt trotzdem eine meiner Hände sanft mit seinen.

Ich sehe ihn aus großen Augen an und kämpfe mit meinen inneren Dämonen bis ich mich dazu überwinden kann, mich von ihm in eine wärmende Umarmung schließen zu lassen.

Maxim streicht mir eine verirrte Haarsträhne aus dem Gesicht und küsst vorsichtig meine Stirn.

Mein Herz klopft aufgeregt gegen meine Brust. Irgendwie warte ich nur darauf, dass gleich wieder jemand los brüllt und mich in meine Schranken weist, aber es passiert nichts.

Maxim küsst mich und die Welt dreht sich weiter als wäre es nie anders gewesen.

Ich genieße die Situation noch einen Moment, bis ich mich zaghaft von Maxim löse und meinen Kopf schief lege. "Können wir jetzt bitte essen?"

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Meine Lieben,

Wie findet ihr es, dass Maxim Abbas und Younes eingeladen und Lilli mit dem Besuch der beiden überrascht hat?

Findet ihr es okay, dass er Abbas von den gestrigen Vorfall mit Walid erzählt hat?

Und könnt ihr verstehen, dass Abbas einen derartigen Hass auf Walid hat?

A.

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