2O.
"Wir fahren jetzt einfach zu mir, okay?", schlägt Maxim im Auto vor, während ich mich anschnalle. "Ich besorge dir morgen ein paar Sachen, du willst ja bestimmt nichts mehr zuhause holen, oder?"
"Nein", antworte ich leise und lasse mich tiefer in den schwarz-roten Ledersitz von Maxims Ferrari Spider sinken. Die Vorstellung, in diesem Zustand auf Abbas zu treffen, wohlmöglich noch mit Maxim an meiner Seite und meinem Bruder Rede und Antwort stehen zu müssen, ist das Letzte, was ich heute noch gebrauchen kann.
Maxim legt mir wieder seine große tätowierte Hand auf den Oberschenkel und ich lege meine beiden kleinen Hände auf die seine.
"Mach die Augen zu, Prinzessin, okay? Ich bringe dich sicher nachhause", sagt Maxim ruhig und dreht die Musik etwas leiser.
"Danke für alles, Maxim", sage ich leise und schließe erschöpft die Augen.
...
Als ich das nächste Mal die Augen öffne, steht der Wagen auf einem Parkplatz und Maxim ist nicht neben mir. Ängstlich schaue ich mich um, bis ich Maxim in dem sanften Kegel der Scheinwerfer vor dem Wagen ausmache. In seiner rechten Hand hat er eine Dose Redbull und eine glühende Zigarette, in der linken sein Handy. Er scheint zu telefonieren, denn er redet aufgebracht auf jemanden ein.
Er raucht die Zigarette zu Ende und schnippst sie achtlos auf den Boden. Dann steigt er wieder ins Auto.
"Hey, bist du wach geworden?", fragt er fürsorglich und beugt sich über die Mittelkonsole um mir sanft über die Wange zu streicheln.
"Ja. Ich habe Angst bekommen, als du auf einmal weg warst", gebe ich zu.
Maxim stellt sein Redbull in den Getränkehalter und fragt: "Willst du irgendwas haben? Hast du Hunger oder Durst oder so? Ich kann dir was holen."
"Kannst du mir eine Cola holen?", frage ich und schmiege meine Wange gegen seine Hand. So nähebedürftig wie in den letzten Stunden kenne ich mich gar nicht.
"Na klar. Willst du auch was essen? Schokolade, Weingummi, ein Brötchen oder so?"
"Ich habe schon Hunger, aber ich glaube ich kriege nichts runter", antworte ich nachdenklich.
"Ich bringe einfach mal was mit, dann kannst du ja schauen", antwortet er lächelnd. "Ich beeile mich."
Keine fünf Minuten später kommt Maxim wieder, reicht mir eine kleine Flasche Cola und legt mir diverse Süßigkeiten auf den Schoß. "Vielleicht ist ja was dabei, was deinen Appetit anregt." "Danke", sage ich mit einem verhaltenen Lächeln. "Brauchen wir noch lange?"
"Es sind noch gut hundert Kilometer", informiert Maxim mich, macht aber keine Anstalten den Motor anzulassen. Stattdessen schnappt er sich einen Snickers, reißt die Plastikverpackung auf und beißt beherzt in den Schokoriegel.
Die digitale Uhr im Armaturenbrett zeigt mittlerweile 7 Uhr morgens.
"Sorry, ich habe so Hunger. Und ich musste mir mal eine rauchen und mir ein Redbull kaufen. Langsam werde ich echt müde", rechtfertigt er sich.
"Alles gut", antworte ich nur. Ich will nicht, dass er sich jetzt auch noch dafür rechtfertigt, schließlich ist er nur wegen mir seit Stunden unterwegs.
Ich richte mich ein wenig auf und inspiziere die Süßigkeiten, die Maxim auf mir abgeladen hat. Ich nehme mir eine Tüte mit Haribo Kirschen und reiße sie auf.
"Geht doch", kommentiert Maxim zufrieden. "Noch besser wäre, wenn du wieder für mich kochen würdest", antworte ich grinsend.
"Mache ich später, okay?", bietet er sofort an. Wieder streicht er mir leicht über die Wange und sein Blick wird ganz weich. "Hast du starke Schmerzen?", fragt er mitleidig.
"Es geht", lüge ich. Besonders mein Gesicht schwillt immer mehr zu und tut mittlerweile ziemlich weh und mein Kopf dröhnt wie bei dem schlimmsten Kater. Bis jetzt habe ich mich noch nicht gesehen. Ob ich sehr entstellt aussehe?
Ich klappe die Sonnenblende runter, da nimmt Maxim plötzlich meine Hand. "Sicher, dass du das willst?", fragt er vorsichtig. Entschieden nicke ich und schiebe den Spiegel auf.
Ich habe erwartet, dass mein Makeup verschmiert ist, aber es ist vollkommen weg. Über meiner linken dunklen Augenbraue kleben schmale Pflasterstreifen. Mein rechtes Auge ist dunkelblau gerahmt und zugeschwollen. Meine Unterlippe ist aufgeplatzt und bereits ein wenig verkrustet. Ich habe von Natur aus volle Lippen, doch jetzt sehe ich aus, als hätte ich eine misslungene Botox-Behandlung gehabt. An meinem Hals sind deutliche rote Würgemale wie enganliegende Halsketten.
Ich sehe blass und müde aus.
Um es auf den Punkt zu bringen: ich sah noch nie schlimmer aus.
Ich schlage den Spiegel mit einer schnellen Handbewegung wieder zu.
Maxim will etwas sagen, das sehe ich ihm an, doch er scheint nicht so recht die richtigen Worte zu finden.
Deshalb nehme ich ein Kirschweingummi aus der Tüte und stecke es ihm in den Mund. "Wird schon wieder", versuche ich uns beide schulterzuckend zu beruhigend, bevor ich mir ebenfalls ein Bonbon in den Mund stecke.
Maxim schiebt seine Hände um meine Taille und zieht mich leicht an sich. Er drückt mir einen sanften Kuss auf den Scheitel und drückt mich liebevoll an sich. Ich lehne meinen Kopf an seine Brust und kuschel mich an ihn.
"Ich bin froh, dass du da bist", sage ich ehrlich. "Ich bin auch froh, dass du da bist", gibt er zurück und küsst mir erneut auf die Haare.
Dann löst er sich wieder von mir, schnallt sich an und startet den Wagen. "Dann wollen wir mal die letzten Kilometer antreten, bevor wir gleich noch in den Berufsverkehr kommen."
Maxim koppelt sein Handy mit seinem Auto und macht Musik an. Es läuft sanfte Elektromusik und es muss wohl an den Schmerzmitteln liegen, dass ich die so gut ertrage. Anders kann ich mir das nicht erklären.
Gegen halb neun fährt Maxim den kleinen Sportwagen auf die Einfahrt seiner modernen Stuttgarter Villa.
"Ab ins Bett", stöhnt er und streift seine weißen Sneakers achtlos von seinen Füßen. "Willst du noch duschen?"
"Nein, ich muss mir nur dringend die Füße waschen", erkläre ich und laufe Maxim hinterher ins erste Obergeschoss. Ich wasche mir in der Dusche die Füße und folge dann Maxim ins Schlafzimmer.
Er bietet mir heute nichts das Gästezimmer an und ich bin ehrlich gesagt froh darüber, denn das bedeutet, dass ich es nicht ablehnen muss. Stattdessen hebt er die Bettdecke an und lässt mich darunter krabbeln. Ich drücke mich ganz nah an ihn und lasse mich von ihm in seine starken Arme schließen. Sein warmer Atem kitzelt meinen Hals und er küsst mich immer wieder vorsichtig auf die Wange.
Draußen ist bereits die Sonne aufgegangen, doch Maxim hat die Rollos runtergemacht, sodass es in seinem Schlafzimmer stockdunkel ist und es dauert nicht lange, bis ich erschöpft einschlafe.
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Meine Lieben,
Was sagt ihr zu dem Umgang der beiden miteinander?
Ich finde ja, dass Maxim zuckersüß zu ihr ist.
Allerdings ist es nie eine gute Idee, sich so schnell in etwas neues zu stürzen - oder?
A.
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