5O.
Am nächsten Tag fahren Abbas, Momo und ich noch zu unserem Vater ins Krankenhaus um uns zu verabschieden. Ich lasse ihn nur ungern zurück, auch wenn es ihm schon wieder den Umständen entsprechend gut geht.
Vormittags fährt Momo uns dann direkt vom Krankenhaus zum Flughafen. Ich bin irgendwie traurig schon wieder nachhause zu fliegen. Beirut ist wunderschön und ich bin viel zu selten hier. Ich nehme mir fest vor schon bald wieder zu kommen.
Momo und Abbas laden unsere Koffer aus dem Auto und wir verabschieden uns von unserem ältesten Bruder.
Er drückt mich fest und küsst mich auf die Wange. "Passt auf euch auf und feiert schön deinen Geburtstag."
Ich nicke und sage: "Und du triff dich wieder mit Medina."
Als wir zwei Stunden später im Flugzeug sitzen, frage ich Abbas: "Wollen wir heute noch was machen? Weggehen oder so?"
"Ich wollte mit Younes und Zeyd ins Infinity, komm doch mit. Walid ist bestimmt auch da. Vielleicht kann er sich mal ein wenig frei machen", schlägt Abbas vor. "Okay, Deal!"
Der Flug geht schnell vorbei. Wir holen unsere Koffer und als wir durch die große Ausgangstür laufen traue ich meinen Augen nicht. Hinter der großen Glaswand steht ein bekanntes Gesicht, versteckt hinter mindestens hundert riesigen roten Rosen. Walid.
Ich laufe schnell auf ihn zu und springe ihm in die Arme. Er hebt mich hoch und drückt mich fest an sich.
Ich inhaliere seinen vertrauten Geruch und küsse ihn sehnsüchtig. Er überreicht mir den riesigen Blumenstrauß und sagt leise: "Und du wärst eine Million Rosen mehr wert."
"Hallo, Walid. Hast du mich so vermisst, dass du extra zum Flughafen kommst?", spottet Abbas.
Walid lässt mich los, geht einen Schritt auf Abbas zu und sagt: "Ja Bruder, endlich bist du wieder da." Die beiden lachen und umarmen sich freundschaftlich.
Ich nehme aus meiner Handtasche meinen Autoschlüssel, da ich vor einigen Tagen ja zum Flughafen gefahren bin und gebe ihn Abbas. "Ich fahre mit Walid, wir treffen uns bei uns, okay?" Er nickt.
Walid nimmt meinen Koffer und ich trage den riesigen Blumenstrauß. Er legt seinen starken Arm um meine Taille und zieht mich ein wenig an sich.
Auf der Fahrt erzähle ich ihm von meinem Vater, dem es schon viel besser geht und wie begeistert er auf meine Studien-Pläne reagiert hat.
Walid berichtet mir von seinen Vorbereitungen für meinen Geburtstag, will aber nicht viel verraten.
Zuhause treffen wir wieder auf Abbas und entscheiden uns spontan Pizza zu bestellen. Ich lasse die Jungs alleine warten und gehe in der Zeit nach oben um eine ausgiebige Dusche zu nehmen. Ich genieße die Auszeit für mich alleine und lasse mich von dem heißen Wasserstrahl massieren.
Nach dem Duschen creme ich mich ein und föhne meine Haare glatt. Ich ziehe mir eine zerissene blaue Jeans an, ein weißes Shirt und eine beige Lederjacke.
Ich schminke mich dezent und nehme meine beige Gucci Marmont Tasche und meine beigen Valentino Highheels direkt mit nach unten.
Walid und Abbas sind mittlerweile nicht mehr zu zweit, da Younes auch zu ihnen gestoßen ist. Auf dem Tisch steht Abbas' Shisha und eine große Jim Beam Flasche.
Ich ziehe eine Augenbraue hoch, mustere die drei und frage schnippisch: "Ich fahre also, ja?"
Ich begrüße Younes, zeitgleich klingelt es. "Essen!", rufe ich erfreut, da ich riesigen Hunger habe und renne vorfreudig zur Tür.
Vor der Tür steht jedoch kein Pizzabote sondern Zeyd. "Kein Essen..", bemerke ich enttäuscht, woraufhin die Jungs im Wohnzimmer in Gelächter ausbrechen.
"Hallo Lilli, ebenfalls sehr erfreut dich zu sehen", entgegnet Zeyd zynisch. Ich küsse ihn auf die Wange und sage: "So war das nicht gemeint. Ich freue mich immer dich zu sehen. Komm rein."
Ich hole ihm auch ein Glas und Abbas schüttet ihm ebenfalls Whiskey ein.
"Habt ihr beide heute frei?", frage ich Zeyd und Walid. "Ja, wir haben uns ausnahmsweise mal den Tag frei genommen", antwortet Zeyd. Walid nimmt meine Hand in seine und streichelt sie liebevoll.
Wenig später klingelt dann wirklich der Pizzalieferant.
Abbas ist mittlerweile auch frisch geduscht und umgezogen und die vier Jungs sind allesamt schon gut angetrunken.
Ich stürze mich auf die Pizza als hätte ich seit drei Wochen nichts gegessen. Abbas hat zwei Pizzableche bestellt: Frutti di Mare und Schinken, Trüffel und Ruccola.
Wir schaffen zu fünft fast die kompletten zwei Bleche und die Jungs werden durch das fettige Essen fast wieder nüchtern.
Als ich fertig bin, sagte Zeyd beeindruckt: "Ich bin immer wieder erstaunt was so eine zierliche Person wie du alles verdrücken kann und frage mich immer, wo du das alles hinsteckst."
"Gute Gene", antworte ich und wische meine Finger an einer Serviette ab.
Verächtlich schnaubt Abbas: "Ach ja? Wieso habe ich die Gene nicht bekommen?"
"Man kann nicht alles haben. Dafür hast du die Schönheit abbekommen", sage ich und werfe ihm einen Luftkuss zu.
"Hahahaha, ist klar", sagt Younes sarkastisch und bringt uns damit alle zum lachen.
Empört sieht Abbas nun Younes an und fragt: "Findest du mich etwa nicht schön?"
Younes lächelt ihn an und entgegnet: "Doch natürlich, Schatz. Du bist die Schönste für mich!"
"Astaghfirullah", sagt Walid und schüttelt lachend den Kopf. "Was denn? Love is love!", antwortet Younes schulterzuckend.
"Ja klar, ist ja auch okay, aber ihr seid nicht in love, ihr seid einfach nur bescheuert", erwidert Walid lachend.
Gegen Mitternacht ziehen wir unsere Jacken an und machen uns fertig um aufzubrechen.
Wir haben uns entschieden nicht ins Infinity zu gehen wenn Zeyd und Walid mal frei haben, da sie sonst am Ende doch nur wieder arbeiten würden.
Walid hat einen Club namens "Express" vorgeschlagen, der 20 Minuten Fahrt entfernt ist und dessen Inhaber er kennt.
Das "Express" ist ein schöner Laden, relativ groß und modern gestaltet.
Walid begrüßt den Chef, welcher sich als Şahin vorstellt und uns zu unserem Tisch bringt. Er ordert uns eine Flasche Champagner und eine Flasche teuren Whiskey.
Die Jungs unterhalten sich angeregt untereinander und ich entschuldige mich, um mal die Toilette zu suchen und mir auf dem Rückweg etwas unalkoholisches zu trinken zu besorgen.
Ich laufe orientierungslos durch die Menschenmengen und finde die Toiletten nicht. Anscheinend muss ich sehr hilflos wirken, denn plötzlich spricht mich ein junger Mann mit streng zurück gegelten Haaren an: "Hey, kann ich dir helfen? Du wirkst so verloren."
Er trägt ein dunkelblaues Hemd aus reiner Seide mit einer gepunkteten Fliege in der selben Farbe. An seinem Arm prangt eine teure Uhr und er lächelt mich selbstbewusst an.
"Ja, ich suche die Toiletten", antworte ich freundlich aber emotionslos.
"Komm", sagt er und führt mich durch den Club eine schmale Treppe runter zu den WCs.
"Danke dir", sage ich und will gerade die Tür öffnen, als er sagt: "Warte."
Fragend schaue ich ihn an. "Hast du Lust dich zu uns zu setzen und was mit uns zu trinken? Ich lade dich ein."
"Nein danke, ich bin mit meinem Freund hier", antworte ich, öffne die Tür der Damentoilette und verschwinde.
Auf dem Weg von den Toiletten zurück zu unserem Tisch überlege ich gerade gedankenverloren, wo ich am besten lang laufen soll, als ich plötzlich gegen jemanden knalle. Intuitiv entschuldige ich mich, doch als ich hochschaue bleiben mir die Worte im Mund stecken.
Nein, nein, nein!
Das darf nicht wahr sein!
Was macht er denn hier?
Das gibt eine Katastrophe..
_________________________________
Meine Lieben,
Was denkt ihr, gegen wen ist Lilli gestoßen?
A.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top