Keiner antwortet auf mein Klopfen. Ich versuche die Tür zu öffnen, doch was erwarte ich eigentlich. Natürlich ist sie geschlossen. Ich klopfte ein zweites Mal, diesmal lauter und entgegen meiner Erwartung knallte die Tür nur einige Sekunden darauf deutlich hörbar auf.

Leise starren wir uns gegenseitig an.

"Ich will dich hier nicht sehen..."

"Ich würde aber gene wissen was unser Fehler war Han Jisung..."

Er stellt sich gerade hin und wirft mir eiskalte, argwöhnische Blicke zu. Dann mustert er mich von oben nach unten und beginnt leise, gefährlich leise, zu reden.

"Nicht nur stiehlst du mir von einen Tag auf den anderen meine Freunde, nein, du entblößt mich vor ihnen auch noch als Playboy und schwul und stellst mich als Lügner dar!"

Wütend verengt Jisung seine Augen zu Schlitzen, macht zwei Schritte auf mich zu und drückt mich fest gegen die Wand hinter uns. Meine Luft wird mir abegschnitten und ich keuche erschrocken auf. Seine Blick durchbohren mich seine Nägel graben sich wie kleine Dolche durch mein Shirt in meine Brust rein.

"Alles war gut und auf einmal kommst du und in zwei Tagen stellt sich mein ganzes Leben auf den Kopf. Seit einem Jahr versuche ich, Hyunjin dazu zu bringen mit mir zu reden, du schaffst es in einer Mittagspause. Ich habe diese Gruppe gesammelt und zusammengestellt, ich habe mein Team aus ihnen gemacht. Einen eingeschweißten Freundeskreis. DIE Clique der Schule mit DEN Jungs, sie haben mein Leben verändert und das war gut so und dann auf einmal warst du da. Drängst dich einfach dazwischen und meine Pechsträhne startet. Ich mochte dich schon nicht seit Felix dich in die Klasse gebracht hat. Mein Bauchgefühl liegt NIE falsch!"

Mit seiner zweiten Hand unterstützend schiebt er mich die Wand leicht nach oben. Panisch zappelte ich mit meinen Füßen und versuchte an den Boden zu kommen. Meine Luft wird knapper. Dann lässt er mich los. Ich kippe keuchend am Boden zusammen.

"Bevor du fragst: Ja, das war eine Drohung. Und jetzt: geh! Bleib weg von mir und meinen Freunden!"

Mein ganzer Körper zitterte. Schwach schaue ich zu meinem Zimmerkollegen auf.

"Verstehst du meine Aussagen etwa nicht? Ich will, dass du mich in Ruhe lässt und mir nie wieder VOR MEIN FXCKING AUGEN TRITTST!", zischte Han mit geballter Wut. Ich zucke zurück und schrecke zusammen. Dann fühlte ich wie sich auch in mir eine Welle der Wut breitmacht. Ichrichte mich schnell auf und ignoriere den Schwindel welcher sich in mir breit macht.

"Merkst du eigentlich was für ein Arschloch du gerade bist?! Felix war so kurz davor zu weinen! Denkst du eigentlich auch mal an die Anderen oder immer nur an dich selbst? Es tut mir ja Leid, dass ich hier mit deinem kleinen Geheimnis herausgeplatzt bin! Woher soll ich denn wissen, dass du deine Betthäschen vor deinen besten Freunden versteckst? Oder willst du nicht, dass sie wissen dass du schwul bist, was ich übrigens gar nicht erwähnt habe? Das würde mich nämlich noch mehr anpissen, weil VERDAMMT nochmal: ICH BIN SCHWUL!"

Han starrt mich mit offenen Augen an. Noch bevor er mich unterbrechen kann fahre ich fort:

"Und nur, dass du es weißt, deine Freunde wollten dir nur helfen. Sie machen sich Sorgen um dich und das hier ist dein Dank dafür? Da ist es ja klar, dass sie dich verlassen!"

Ich dachte mein Gegenüber hätte sich nun endlich beruhigt. Großer Fehler. Mit dem Rücken zu mir beginnt er schnaufend auszuatmen.

"Sag mir nicht was MEINE Freunde von MIR DENKEN!"

Er dreht sich zu mir und schibst mich grob zur Seite. Meine Beine geben unter mir nach. Der Schwindel war kaum noch zu ignorieren. Ich fühlte wie eine alte Wunde, welche mein Vater mir zugefügt hatte, wieder aufplatzt. Sie war seitlich an meiner Taille, sodass nun rotes, dickflüssiges Blut mein Short durchdrängt. Han war bereits zurück in sein Zimmer gerannt und hatte hörbar seine Tür zugeknallt.

Ich werfe einen Blick zum Esstisch, doch konnte beim besten Willen nicht genug Kraft aufwenden mich auf einen der Sessel zu hieven. Mein Blick wird unschärfer. Erledigt lege ich mich ganz auf den Boden und schließe die Augen, dabei merke ich nicht wie meine Handy neben mir immer wieder aufblinkt und vibriert.

Hyunjin's POV

Es tat mir furchtbar Leid, Felix absagen zu müssen, aber meine Mutter legte großen Wert auf unser wöchentliches Familiendinner. Dafür versprach ich ihm, morgen mit ihm in die Arkade zu gehen.

Felix' POV

Ich verstand Hyunjin und beruhigte ihn schnell bevor er sich noch tausendmal entschuldigte. Ich konnte einfach nicht glauben, dass er tatsächlich so viel Wert auf ein Treffen legt. Da ich trotzdem noch viel Zeit hatte, beschloss ich Minho zu fragen ob ich noch einmal vorbeikommen kann.

Glücklich zum Wohnheim schlendernd rufe ich ihn an. Obwohl wir uns noch nicht lang kennen, wüsste ich, dass Minho spätestens nach drei Tönen rangeht. Unso überraschter war ich, dass er gar nicht abhob.

Min-Hyung
last online: 5 minutes ago

Hey, Hyung! Kann ich vorbeikommen?
Minho?
Hyung?
Hey!
Mach mir keine Angst!
Ich weiß, dass du das liest.
Du bist immer online!
Hast du sebst gesagt!
Lee!
Hyung!
Okay, das reicht. Ich komme jetzt zu euch rüber!

Ich klopfe ungeduldig an dem Dorm von Minho und Han. Nachdem niemand antwortete rüttelte ich an dem Knauf. Verwundert zucke ich zurück, als sie wirklich aufging.

"Leichtsinnig...", jammere ich.

Dann trete ich ein und schrie laut auf. Am Küchenboden liegt ein leichenblasser Minho. Sein Shirt ist an der rechten Seite blutrot gefärbt und mein dramtisches Ich bezeichnet das Blutgerinnsel am Boden als rießige Rote Pfütze. Eine Blutlacke. Schnell rief ich den Notruf und versuchte mein bestes den letzten Erste Hilfe Kurs in Erinnerung zu rufen.

Mit einem Knarren öffnet sich eine Tür vor mir und Jisung tritt aus seinem Zimmer. Emotionlos schaut er uns herunter.

"Du musst ihm am Rücken Lagern und etwas unter seine Kniekehlen schieben...", meinte Han emotionlos, bevor er sich wieder auf sein Handy konzentrierte und wortlos das Zimmer verließ.

"Du kannst so ein Arsch sein, weißt du das?!", schrie ich ihm wütend hinterher.

Hello, my lovely Maypops!
Meine kleinen Genies, wie gehts euch? Es tut mir Leid, dass mein letztes Chapter kurz war, dieses ist jetzt wieder normale Länge und da die Urlaube jetzt eine Pause haben, werde ich wieder aktiver updaten. Habt Spaß beim Lesen und Leben! (Boah, klingt das depri)
Btw, hat noch jemand Olympia geschaut?